Meine Mutter ist seit fast 15 Jahren ein Messie

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19.08.2013 07:33 (zuletzt bearbeitet: 19.08.2013 07:37)
#1
do
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Hallo Gleichgesinnte.
Nun ist es nach Jahren soweit, dass ich das Thema angehen kann. Seit dem Tod meines Vaters ist meine Mutter ein Messie (ich war noch relativ klein und habe keine erinnerungen an die zeit...). Eigentlich wurde es über die Jahre immer schlimmer. Auch das Verhältnis in der Familie wurden von Jahr zu Jahr immer herzloser. Da ich mich auch gar nicht an diese Zeit erinnern kann, vermute ich, dass das alles wohl für mich auch ein traumatisches Erlebnis darstellte bzw darstellt welches ich komplett verdränge anscheinend. Meine Mutter redet auch nicht bzw wir redeten nie über den Tod, aber sie erzählt heute noch voller Freude Geschichten von der Zeit vor dem Tod meines Vaters. In meiner Kindheit hatte ich noch weitere Probleme wie zB Mobbing. Ich verdrängte alles und hatte daher keine Kraft um mich damit auseinanderzusetzen. Ich hab Borderline und bin überfordert mit zwischenmenschlichen Beziehungen, versuche jedoch gerade meine Vergangenheit aufzuarbeiten (bin anfang 20). Zu meiner Mutter habe ich keinen Draht aber ich möchte ihr unbedingt helfen. Ich bin ihr jüngstes Kind und meine drei Brüder (zu denen ich auch keinen Draht habe), haben bis jetzt nicht versucht ihr zu helfen soweit ich weiß. Ich habe Angst, dass wenn ich ein solch persönliches Gespräch mit meiner Mutter führe, ich nicht mit ihrer Reaktion umgehen kann und sich ihre Situation dadurch nur verschlechtert, weil ich zB einen Nervenzusammenbruch kriege. Wie soll ich das Thema angehen? Sie äußerte mir gegenüber schon ein paar male Suizidgedankenund ich kann in meiner Verfassung so schwer damit umgehen. Ich würde so gern ihr helfen damit sie wieder richtig lebt und sich nicht nur mehr aufs 'Haben' konzentriert. Sie kauft oft sinnloses Zeug, schmeißt nichts weg und finanziell könnte sie auch besser gestellt sein. aber ich weiß nicht ob ich das alles schaffe. Außerdem wohne ich nicht mehr daheim. Ich wohne einige Stunden entfernt und bin gelegentlich 'zu Besuch' hier. Was wird mich erwarten?
Danke erstmal, dass ich mein Herz hier ausschütten kann und hoffentlich auf etwas Verständnis treffe.

Doris.


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19.08.2013 10:52
avatar  IBI
#2
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Liebe Doris,

danke für Teilen und Zeigen.

Ich für mich habe die Einstellung, dass ich erst den grossen Teil meiner Themen gelöst haben will, ehe ich andere unterstütze.
Bzw. wenn ich unterstütze, dann in Bereichen, in denen ich meine Verarbeitung mache und meine Erfahrungen teilen kann.
Und dann kann ich diese denjenigen anbieten, die sie haben wollen.
bei denjenigen, die sie als überstülpt erleben, wird die hilfe nicht ankommen, so gut der andere das meint.

ich mag dir mal eine frage stellen. deine antwort im Forum darauf ist freiwillig.
welches Bedürfnis willst du dir erfüllen, indem du deiner mutter helfen willst?
ich rate und vermute mal: du fühlst dich hilflos, das elend deiner mutter mit anzusehen, und um das nicht zu müssen, versuchst du ihr zu helfen. das Bedürfnis wäre möglicherweise deine Hilflosigkeit zu kompensieren.
ich rate weiter: du hast grosse angst sie zu verlieren und indem du ihr vielleicht hilfst, könnte dir dieser verlust erspart bleiben. also versuchst du deine Ängste zu kompensieren?

wenn ich dir einen tipp geben kann: kümmere dich weiter um deine Themen und deine sozialen kontakte und verbessere diese, dann kannst du möglicherweise, deine gewonnene Energie mit viel weniger angst in die Unterstützung deiner mutter lenken. jetzt lese ich auch eine sehr grosse Überforderung für dich. ich denke, der Zeitpunkt für dich ist jetzt nicht der richtige.
das ist mein eindruck, den ich aus deinen worten gewinne.
und geniesse deine fortschritte, du hast viele schöne jahre, die du geniessen kannst, vor dir.

viele grüsse
sonja


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29.08.2013 23:39
avatar  Kayla
#3
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Hallo Doris!
Ich weiß, es klingt hart, aber das einzige, was du tun kanst ist, nichts zu tun. Wenn kein vernünftiges Gespräch nutzt und nicht selbst Hilfe gesucht wird, geht jeder Versuch ins Leere. In Deutschland darf man sich in aller Ruhe tot müllen, solange den Nachbarn nicht die Kakerlaken auf den Pelz rücken.
Selbst Suizidankündigungen nutzen da nix, da wird man mit dem Hinweis einen Therapeuten auf zu suchen abgewimmelt.
Kümmere Dich um Dich selbst und hoffe, dass die Vereinsamung auf Deine Mutter irgendwann genügend Druck aufbaut, dass sie selbst in die Puschen kommt. Nahezu alle Menschen, die hier im Forum schreiben, habens ja auch geschafft, also - Hoffnung gibt es immer.
Übrigens hätte mein Sohn deinen Text (außer Suizidgedanken) vor einigen Jahren genau so schreiben können und es wäre berechtigt gewesen. Trotzdem hätte nichts, was er damals hätte tun können, mich in irgendeiner Weise veranlasst etwas zu ändern. Das musste ich schon selbst hinbekommen.

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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03.06.2014 02:58 (zuletzt bearbeitet: 03.06.2014 03:01)
#4
Mi
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Hallo zusammen,

auch ich traue mich erst nach langen 25 Jahren öffentlich über das Thema zu sprechen. Meine Eltern haben sich vor sehr langer Zeit getrennt und seit dem ist meine Mutter an "Nicht-Aufraumen-Können" erkrankt. Auch mir fällt es oft nicht leicht Ordnung zu halten. Ich möchte hier aus meiner Perspektive schreiben, da ich die anderen Situationen zuwenig kenne, um darüber zu urteilen.
Für mich stellt die Situation, das meine Mutter kaum jemanden in ihre Wohnung lässt und es nicht bessonders wohnlich darin aussieht, eine große Belastung dar. Auch, das ich ihr nicht helfen kann, die vielen Dinge wegzuschmeißen, macht mich ohnmächtig.
Was nun zuerst da war, die familiären Probleme, oder das (Gefühls-) Chaos, ist natürlich eine Ratte, die sich in den Schwanz beißt. Das, was mir bleibt, ist ein klitzekeines Fünkchen Hoffnung, auf ein "normales" Familienleben und mein Leben zu leben und das wars. Mehr ist halt nicht drin. Ausser zu versuchen, die Menschen und Dinge da zu akzeptieren, wo die Menschen sie hingelegt haben.
Vielleicht ist es das, was mich von meiner Mutter unterscheidet. Sie möchte gerne alles für sich regeln und ich denke mir, lass uns doch eine gemeinsame Lösung finden, dann haben wir beide was von.Aber in dem Punkt verstehen wir uns anscheinend nicht.

Ich wünsche allen kleinen und großen Chaoten viel Kraft und Mut. Ordnung ist das halbe Leben und die andere Hälfte Chaos :-)

Mike


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03.06.2014 07:54
avatar  Cat
#5
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Mike, ich glaube, es muss wirklich von ihr selbst kommen, alles andere wird vermutlich wie ein Negativurteil auf sie wirken.
Sei einfach für sie da, treffe dich mit ihr woanders als in ihrer Wohnung und gib gut auf dich selbst acht, dass du nicht ihre Krankheit in deinem Leben wiederholst.

Ach so und das Dings mit "normal"... meistens sieht es nur nach außen so aus, so normal, so gediegen, so herrlich glatt, so leicht und frisch ....
Wenn man genauer hinschauen könnte sind diese Normalen oft diejenigen, die die nicht Normalen genau dort hin gebracht haben wo sie sind, weil sie die eigentlich Herzlosen sind.


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