Umgang mit Kritik und mögliche Folgen und mögliches Selbstmitgefühl

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23.06.2013 14:05
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Liebe Alle,

ganz im Gegensatz zur Selbstwertschätzung will ich diesmal mein Bewusstsein schärfen zum Thema Kritik und insbesondere zu Selbstkritik.

Ich finde es traurig zu bemerken, wie viele kritische Bemerkungen ich in der Kindheit gelernt habe und aus den eigenen Lebenserfahrungen noch viele ergänzt habe und immer wieder anwende, ob bewusst oder unbewusst sei einmal dahin gestellt.
Jetzt könnte ich wieder mit mir schimpfen, dass ich dauernd so viele kritische Gedanken denke, aber das führt in einen sogenannten Teufelskreis. Wie kann ich einen Engelskreis erreichen? Wahrnehmen, dass ich mich kritisiere - hey und das ist ziemlich anstrengend, wenn wir genau das so kennen gelernt haben und als normal empfinden. Manchmal ist es hilfreich, wenn wir andere fragen, wie sie etwas einschätzen, um anhand des Fremdbildes unseren Eindruck verändern zu können.
Wenn jemand etwas Positives zu mir sagt, kann ich das oft nicht annehmen bzw. glauben.
Ich halte mein Gegenüber für Unehrlich und einen Lügner, weil ich meiner gedachten Wahrheit glauben schenke. Tja und gleichzeitig melden meine kritischen Gedanken wie unpassend ich die positive Bemerkung des anderen finde.
Und was erlebt unser Gegenüber, der versucht hat uns aufzubauen und positives zu senden? Der erlebt, dass seine Aussagen als wertlos bei uns ankommen und fühlt sich vielleicht ebenfalls zurückgewiesen und langfristig kein Interesse mehr uns Wertschätzendes mitzuteilen. Energie, die beim anderen mehrfach nicht ankommt, spare ich mir, bevor ich langfristig Frust erlebe, wenn ich in der Rolle des Gegenübers auftrete. Wieder ein Verhalten, das unseren Teufelskreis unterstützt?
Also zurück zum Engelskreis: Eine weitere der vielen Herausforderungen ist, das Gesagte anzunehmen und stehen zu lassen wie es ist und möglicherweise mit einem "Danke" zu quittieren.

Wenn ich andere kritisiere, dann erhebe und stärke ich mich gefühlsmässig und gleichzeitig erniedrige ich denjenigen, den ich kritisiere und Menschen mögen es sich gleichwertig zu fühlen (und nicht kleiner gemacht zu werden).
Ich kann Kritik äussern, wenn ich gleichzeitig, das was ist mit Anerkennung wertschätze und respektiere.
Wenn ich mich kritisiere, dann stärke ich mich und gleichzeitig erniedrige ich mich (ich finde diese Strategie ziemlich schräg und unnatürlich - wieder eine Kritik?). Wenn dem so ist, dann behandle ich mich alles andere als gleichwertig. Hey, das veranlasst mich traurig zu werden.

Und wenn ich denke wieder etwas "falsch oder schlecht" gemacht zu haben, dann kann ich das wahrnehmen und mich dafür bedauern, dass ich so denke und traurig darüber sein, dass ich sehr früh ein solches Denken gelernt habe. Ein anderer Tipp ist, diese Gedanken fliessen zu lassen und anschliessend zu ignorieren, doch damit habe ich persönlich keine Erfahrung gesammelt.
Ich versuche derzeit herauszufinden, was genau der andere äussert oder macht oder .... und wie ich darauf reagiere mit Gedanken und Gefühlen - hey Leute, das ist harte Arbeit diese Beobachtungsaufgabe zu leisten, obwohl das ziemlich simpel klingt.
Einige meiner kritischen Gedanken sind so schlimm und erniedrigend, dass ich mir selber Angst mache. Und welche das sind und wie genau ich das mache, das zu entdecken ist eine grosse Herausforderung. Tja, wenn ich merke, dass ich mir die Angst selber mache, könnte ich wieder mit mir schimpfen - und den Teufelskreis schüren...
Oder ich kann das Wahrnehmen und wieder traurig darüber sein, dass ich das so lange und so super gelernt habe (ein wenig Selbstironie finde ich recht aufheiternd). Und ich weiss, dass hier viele Menschen sind, die diese Fähigkeiten ganz ähnlich entwickelt haben und ich also nicht alleine mit diesen Erfahrungen bin. Ich versuche so gut ich kann freundlich zu mir zu sein, wenn ich diese Verhaltensweisen wahrnehme und kann dadurch in den Engelskreis eintreten. Dieser gedankliche Teil nennt sich übrigens Selbstmitgefühl.
Es gibt ein Grundprinzip, dem wir folgen können und gleichzeitig können wir die Worte es Grundprinzips so für uns verändern, dass wir das angenehm empfinden und es zu unserer bewusst gewordenen Situation passt:
Grundprinzip:
Dies ist ein Moment des Leidens (beispielsweise das Wahrnehmen, dass ich kritisch und herablassend und abwertend über mich denke)
viele Menschen kennen diese Art des Leidens (ja Leute, die Verbindung zu Gleichgesinnten schafft Entlastung)
Möge ich freundlich zu mir sein und akzeptieren und respektieren, dass ich so denke (denn Vergangenes können wir leider nicht verändern, aber langfristig die Art wie wir darüber denken) und mir damit so viel Selbstmitgefühl geben wie ich kann, denn jeder Teil Selbstmitgefühl ist wertvoll für mich.

Meistens habe ich sehr viel Mühe, wenn ich gedanklich versuche die dritte Zeile anzunehmen. Wie bereits zuvor erwähnt, es ist harte Arbeit mit dem Einsatz von "einfachen" Mitteln.
Wenn mir das gelingt, dann spüre ich eine innere Entlastung und grosse Erleichterung. Die Wiederholung macht es möglich.

Je häufiger, desto schneller, doch da bewirken bereits wieder andere meiner Gedanken gegenteiliges und diese habe ich bis jetzt nicht identifizieren können. Und Leute, auch wenn das wieder traurig ist, so weiss ich, dass ich nicht alles auf einmal machen kann und der Zeitpunkt kommen wird, um mich bewusst mit diesen Gedanken zu beschäftigen. Und ich möchte wetten, sie beinhalten etwas, dass ich kritisiere und bis jetzt für "normal" gehalten habe.
Und mit dieser Art der Formulierung versuche ich freundlich zu mir zu sein und mir Selbstmitgefühl zu geben.

Und wenn ihr möchtet biete ich ein ähnliches Mantra an (in Klammern die gegenwärtige Formulierung) :
ich will sich sein (ich bin sicher)
ich will friedvoll sein (ich bin friedvoll)
ich will freundlich zu mir selbst sein (ich bin freundlich zu mir selbst)
ich will mich akzeptieren wie ich bin (ich akzeptiere mich wie ich bin)
ich will mein bisheriges Leben akzeptieren wie es war (ich akzeptiere mein bisherige Leben wie es war).

Es gibt Zeilen, die ich nur mit hohem Aufwand mir vorhersagen kann, weil ich es nicht gelernt habe, dass Menschen freundlich zu mir sind und mich akzeptieren. Je öfter ich das übe, desto angenehmer und leichter wird es, doch mit 3mal ist es nicht getan. Das mache ich bereits mehrere Monate mehr oder wenig intensiv - ich gönne mir Pausen, wenn ich mit diesen schmerzlichen Gefühlen nicht zurecht komme. Und wie gesagt, ich formuliere Worte, wie sie zu meinen erlebten Situationen für mich stimmig sind.

Weshalb nehme ich mir die Zeit und teile das alles mit euch?
Weil Teilen auch zum Erleichtern beiträgt und weil ich denke, dass viele von Euch meine Worte vertraut vorkommen und einige von euch möglicherweise Lust verspüren sich verändern zu wollen und vielleicht meine Tipps ausprobieren wollen.
Falls ihr eigene Tipps gefunden habt, die euch helfen, so bin ich sehr gespannt darauf, wie sie bei euch wirken, wenn ihr das mit uns teilen wollt.

Liebe Grüsse
Sonja


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25.06.2013 19:01
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Hallo Ihr Lieben, hallo Sonja

Deinen Text habe ich mehrmals durchgelesen.
Warum fällt es mir schwer zu antworten?
Verstehe ich? Ja, ich verstehe was Du ausdrücken willst.

Ich habe mich vor ein paar Jahren intensiv mit dem Thema Selbstannahme, Selbstliebe und sich selber verzeihen auseinander gesetzt. Zum einen bin ich wohl etwas "müde" geworden, denn es war und ist auch noch (selten aber eben doch manchmal) ein Thema.

Hm, mich selber anzunehmen konnte ich irgendwann, es war ein anstrengender und teilweise beängstigender Weg dorthin. Es waren viele kleine Schritte notwendig um dann ab einem bestimmten Zeitpunkt sagen zu können: So bin ich eben, das sind meine Schwächen und ich lerne jeden Tag besser mit mir zu leben. Stärken überhaupt zu erkennen war natürlich viel schwerer als Schwächen zu erkennen. Denn ich bin ja so ein übler Mensch, ich bestehe ja nur aus meinen Schwächen ;-) war meine feste Überzeugung und es war ein harter Weg, aber er war "gehbar"!

Selbstliebe war bei mir eine ganz andere Baustelle, aber wenn ich viel alleine bin und nur mich selber habe, dann wollte ich mich auch gern haben. Aber wie macht "man" das?
Da gibt's dann diese tollen Bücher, die vorschlagen: stelle dich vor einen Spiegel und erzähle Dir selbst, dass Du Dich lieb hast und was Du an Dir magst!

Soll ich Euch was sagen? Das geht, wenn man schon eine Weile auf dem Weg ist, aber am Anfang?
Mal ehrlich: Ich kann mich selbst nicht ausstehen?! Schon alleine diese Fresse, die mich da aus dem Spiegel anschaut?! Der soll ich was nettes sagen?!
Und diese Frisur?! Und gestern hat diese Type bei der Arbeit nur Mist gemacht, da kann sie auch nix?! Naja, usw und so fort.

Nee, meine Meinung ist, dass kann man am Anfang knicken, einfach weils nicht geht... ja doch sehr viel später geht's aber nicht am Anfang.

ABER etwas geht auch am Anfang: OK! Jaa, Ihr lest richtig, schaut in den Spiegel und wenn Ihr Euch seht: OK! Jedes Schaufenster, der Rückspiegel im Auto und immer wieder: OK!

OK geht, das ist nicht übertrieben und nicht abwertend, es ist OK und das reicht.
Ihr könnt's jetzt glauben oder auch nicht, es kommt der Tag da lächelt Ihr Euch an und noch ein paar Tage später, da freut Ihr Euch, Euch zu sehen!!

Nee, aufregen gilt nicht! Erst ausprobieren und dann meckern oder eben auch nicht!!
;-)

Dann gaaanz langsam fängt was Neues an, Ihr werdet es merken. Aber unsere Vergangenheit ist zäh und klebt an uns, wir werden sie nicht los, deshalb ist es ratsam verzeihen zu üben, besonders sich selbst gegenüber.
Ich schreibe Euch einen ähm sagen wir mal "harten" Satz auf, aber der trifft es genau:
Du KANNST Dir den Stacheldraht immer wieder durch den A.... ziehen, Du MUSST das aber nicht machen!

NEIN! Wir müssen das nicht. Wir sind nämlich... na(?) ... OK so wie wir sind!! Und mal ganz ehrlich, wir müssen mit uns leben und das Zusammenleben mit Menschen, die man mag ist immer liebevoller, toleranter, stressfreier und was weiß ich noch alles.

Also habt Euch gern, es lohnt sich und wer will, kann mich auch gern haben *kicher*

Grüße an all die vielen lieben Menschen hier, ja, ich meine Euch, Bessie

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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25.06.2013 21:36
avatar  IBI
#3
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Liebe Bessie und Leser,

vielen lieben Dank für deine Antwort und besonders, weil sie erkennen lässt, dass neben den optischen Aufräumaktivitäten viele andere Themen ebenfalls unser eigen sind.

Dein OK vor dem Spiegel - ich weiss nicht, ob mir diese Strategie liegt - doch ich merke, dass es mit dem Akzeptieren beginnt, denn das entdecke ich in deinem OK.

Wir können viele Dinge leider nicht verändern, auch wenn sie uns nicht gefallen. Und diese zu akzeptieren, sehe ich in deinem OK-Schritt.

Dann gibt es Dinge, die wir verändern können und einiges an Energie benötigen. Da finde ich es wichtig, annehmen zu können, dass wir nicht alles auf einmal leisten können und uns die uns wichtigen Themen heraussuchen und mit den übrigen "Baustellen" eine Weile weiterleben, wie sie sind und das in dieser Phase zu akzeptieren.
Wir hatten viele viele Jahre Zeit uns unsere Verhaltensweisen anzueignen und wir können lang trainierte Muster nicht übermorgen verändert haben, das benötigt auch langes Training über Monate und vielleicht Jahre. Doch diese Zeitspanne ist im Vergleich zu der ersten kürzer.

Ich habe eine Frage gelesen: Was würde ich in Angriff nehmen, wenn mein innerer Kritiker still bleibt und mich nicht mehr attackiert?...

Ich kann mir diese Frage nicht beantworten, doch ich kann einen Teil meines inneren Kritikers wertschätzen - den, der mich aufmerksam macht, dass ich mich entwickeln kann, dass ich mögliche Schreibfehler prüfe, bevor ich sie absende...und den Teil, mit dem ich mich völlig fertig mache, möchte ich leiser machen und seltener hören. Und um das zu können, denke ich, ist der Weg des Akzeptierens eine hilfreiche Übung.

Ach ja, liebevolle Worte von anderen annehmen und nicht weg reden oder ignorieren oder für Lügen halten, kann ebenfalls eine hilfreiche Übung sein, sein eigenes OK akzeptieren zu lernen.
Ich durfte heute dabei sein, wie ein Betroffener, dankbare und wertschätzende zu hören bekommen hat, die viele Freudentränen bei ihm ausgelöst haben, weil er sehr gerührt war, als er das unkommentiert angenommen hat (später hat er zugegeben, dass er seinen Impuls etwas zu sagen unterdrückt hat - super).

Viele liebe Grüsse
Sonja







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29.06.2013 00:32
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Hallo liebe Leser,

heute habe ich einen Brief geschrieben, in dem ich jemanden um Verzeihung gebeten habe zu etwas, das ich vor einem Jahr gemacht habe.
Das klingt einfach, war fürchterlich schwer und schlimm und traurig für mich begleitet mit fast unerträglichen Gefühlswallungen.

Einen Ausschnitt mag ich mit euch teilen:
... Während ich das schreibe und Tränen vergiesse, merke ich, wie schlimm das ist, weil ich das in meiner Kindheit so gelernt habe und ich diesen Preis bezahle, für das Verhalten, das meine Eltern mir beigebracht haben.
Sie konnten es nicht besser und ich kann es auch nicht besser.
Diese Einsicht tut einfach weh...

Vielleicht fragt ihr euch, was das mit Kritik zu tun hat. Wenn ich ein Verhalten gelernt habe, das mich unter anderem den Job gekostet hat, dann will ich doch was anderes können und bin alles andere als zufrieden mit mir.
Wenn ich das kritisiere, dann mache ich mich runter und klein und unsicher und...
Die Alternative ist das zu akzeptieren und als Teil meines Charakters hinzunehmen. Und mit diesen Fähigkeiten sehen, was ich daraus machen kann.

Und ich teile das mit Euch, damit ihr sehen könnt, welche Schritte hilfreich sein können, um Veränderung zu ermöglichen.
Und ich denke, als ich die Zeilen verfasst habe, habe ich versucht einen Teil davon zu verarbeiten und zu leisten.

Und während ich euch schreibe, erkenne ich, dass ich keine SCHULD habe, an meinem Verhalten (denn das haben andere mir beigebracht, die es wieder von anderen gelernt haben und die wieder - also ist eine Schuldzuweisung unmöglich). Doch leider hat es dazu beigetragen, dass ich jemand anderes sehr sehr sehr verletzt habe. Aus diesem Grund habe ich nicht einmal das Wort "entSCHULDigung" verwendet, sondern um Verzeihung und Vergebung gebeten und mitgeteilt, dass es mir leid tut.

Könnt ihr das nachvollziehen? Und falls ja, wie geht es euch damit?
Ja, ich hätte gerne die Bestätigung, dass ich nicht allein bin mit diesen unerträglichen Gefühlen und diesen entsetzlichen Erkenntnissen.

Und ich freue mich darüber, dass ich heute soweit bin und euch diese entsetzlichen Erkenntnisse benennen kann. Das ist der Teil, in dem ich gerade freundlich und sanft zu mir bin.

Viele Güsse
Sonja


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04.07.2013 19:50
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Hallo liebe Leser,

mein Kritiker hat mal wieder voll die Oberhand gewonnen. Jedenfalls im Kontext "Bewerbungen". Ich kann kein Stellenangebot lesen ohne sofort zu sagen, welche Aufgabenbereiche ich nicht kann.
Ich suche gerade den möglichen Gehilfen oder Gegenpol zu meinem Kritiker, damit dieser sich verkleinern kann und ich zu den Stellenangeboten auch das alles finden kann, was ich dafür brauche und denke gut zu können.

Hat jemand einen Tipp für mich, welcher meinen inneren Teile ich stärken könnte, um den Gegenpol zu etablieren?

Viele Grüsse
Sonja


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