Guten Abend

Ich bin männlich und annähernd 40 Jahre jung. Und da ich mir nicht anders zu helfen weiß dachte ich mir ich versuch hier irgendwie mal mein Glück. Das letzte mal das ich mich so, sagen wir mal hilflos fühlte war glaube ich als ich mir das erste mal selbst die Schuhe zubinden musste als Kind. Ein riesiges Wollknäuel im Kopf und ich finde den Anfang zum aufwickeln nicht.
Zur "Problematik" :
Nach dem Eintritt der Arbeitslosigkeit vor einigen Jahren muss das Ganze begonnen haben, ganz schleichend weil ich grad nicht einmal genau sagen kann wann es losging. Ich habe mich vollkommen zurückgezogen und mich in der Wohnung "verschanzt". Das ging so weit das ich zB letztes Jahr gerade einmal ein einziges mal vor der Haustüre war. Und das auch nur weil ich zum Gericht musste. Selbst der Briefkasten, der sich im Haus befindet, wurde von mir nur maximal einmal im Monat aufgesucht.
Daraus ergab es sich das meine Wohnung, bis auf den Flur, total zugemüllt ist. Das Schlimme daran : Für mich war alles in bester Ordnung, es war für mich normal. Bis vor kurzem zumindest. Da kam "plötzlich" eine Gerichtsvollzieherin vorbei. Die hatte sich natürlich angekündigt aber durch meine seltenen Briefkastenleerungen ist mir das entgangen. Die ältere Dame betrat den Flur, bis dahin war noch alles in Ordnung. Bei Eintritt ins Wohnzimmer wurde sie auf einmal bleich um die Nase, ging rückwärts wieder heraus und ging lauthals schimpfend fort. Natürlich hat das die "liebe" Nachbarschaft mitbekommen. Seit diesem Moment haben sich für mich zwei Dinge grundlegend geändert. Zum einen wurde mir schlagartig klar das hier bei mir/mit mir irgend etwas nicht stimmt wenn selbst eine Gerichtsvollzieherin flüchten geht die doch sicherlich schon so einiges gesehen und erlebt haben muss. Und das andere was sich für mich änderte : Ich fühle mich in der Wohnung nicht mehr sicher. Ich weiß nicht wie ich das sonst beschreiben soll.
Ich habe mich daraufhin an die Telefonseelsorge gewandt weil ich mir nicht zu helfen wusste. Dort hatte ich im anonymen Chat irgendwie wenig Erfolg. Man ratterte eine Liste mit Internetseiten ab. Die meisten davon wurden das letzte mal vor 10 Jahren aktualisiert. Der einzig gute Tip war eine Anlaufstelle der Caritas. Nach einigen Tagen Kampf mit mir selbst habe ich mich überwunden und habe die Caritas aufgesucht und mein Problem dort erörtert. Dort konnte man mir auch nicht helfen, das würde deren Kapazitäten/Kompetenzen überschreiten. Da war also der nächste Tiefschlag.
Gestern kam dann der nächste Tiefschlag. Es war mal wieder Zeit den Briefkasten zu leeren. An der Haustür war eine Ankündigung des Vermieters das nächsten Monat die Wasserleitungen erneuert werden. Für mich hiess das im ersten Moment : "Ach Du Kacke, jetzt bekommt der Vermieter das Chaos hier mit und ich bekomm die Kündigung"
Ich hab daraufhin letzte Nacht fluchtartig die Wohnung mit Schlafsack verlassen. So traurig das auch klingen mag, meine erste Nacht als "Obdachloser" habe ich so gut geschlafen wie seit Jahren nicht mehr trotz all dieser Probleme die ich grad habe. Der Kopf qualmte erst wieder heut früh. Für mich steht auf jeden Fall fest : In diese Wohnung kann und will ich sicherlich nicht wieder zurück auch wenn ich weiß das Flucht nicht die beste Lösung ist.
Denn bis zur Erneuerung der Leitungen bekomme ich das Chaos nie und nimmer unter Kontrolle. Ein soziales Netzwerk habe ich schon lange nicht mehr. Die einzigen persönlichen Kontakte zu anderen Menschen beschränkten sich auf den Lieferservice für die Lebensmittel und Paketboten.

Was ich mir jetzt hier erhoffe :
Das verknotete Wollknäuel in meinem Kopf zu entwirren und einen Anfang zu finden. Was muss ich machen und bei wem?