Ich danke Euch für die lieben Willkommensgrüße! [smile]
@Tante Mausohr:
Danke für Deinen lieben Worte! Bis ich so ehrlich zu mir selbst sein konnte, ist aber auch viel Zeit vergangen.
Das Chaos begleitet mich seit ca. 10 Jahren und mit dem Kaufen ging es vor 6 oder 7 Jahren los, ab da war natürlich noch viel mehr Chaos. Wobei das so auch nicht ganz richtig ist: Vorher habe ich eher kleinere, preiswertere Dinge gekauft, vor allem Kosmetik. Das konnte ich dann aber nach und nach gut aufbrauchen, weil ich irgendwann einen Kauf-Stopp für Kosmetika eingelegt habe. Vieles ist immer noch da, aber da ich seit 1,5 Jahren jetzt kaum noch Kosmetik gekauft habe, hat mein Kaufdrang da auch irgendwie nachgelassen. Ich hoffe, dass ich das bei der Kleidung auch noch schaffe.
Früher habe ich mich einfach immer nur dafür geschämt, so unordentlich zu sein und es aber auch nicht weiter hinterfragt. Als Messie habe ich mich auch ganze lange Zeit nicht gesehen. Man kennt ja aus dem Fernseh immer nur die krassen Beispiele und so bin ich ja nicht. Dass Messietum schon viel früher beginnt und ganz andere Formen annehmen kann, war mir lange gar nicht so bewusst.
Was "normales" Kaufverhalten ist, war mir auch lange Zeit nicht klar. Ich habe früher einfach so gut wie gar nichts bekommen, vieles vermisst und wenn ich materielle Wünsche geäussert habe, häufig von meinen Eltern "Das ist doch viel zu teuer!" zu hören bekommen. Mit eigenem Geld wollte ich mir dann endlich einmal alles erfüllen, was ich mir früher so sehnlichst gewünscht habe. Teilweise merkt man das auch an meinen Käufen, weil sie sehr unüberlegt waren. Welche erwachsene Frau kauft noch Taschen oder T-Shirts mit Disney-Figuren? Aber ich wollte so etwas immer gerne haben und habe es mir dann halt selbst erfüllt, als ich endlich konnte. Wirklich benutzt habe ich die Sachen dann meist gar nicht oder nur selten. Aber das erklärt nur das Kaufen. Mit dem Kaufen ist das Chaos ja nur teilweise erklärt (weil einfach mehr Sachen als Platz da sind).
Die wirklichen Gründe bin ich gerade erst dabei zu verstehen. Ich lese im Moment "Selbsthilfe für Messies" von Rainer Rehberger. Ich habe einfach gespürt, dass es Zeit für mich wird, sich einmal mit der Thematik auseinanderzusetzen, weil mir Kaufen und Chaos über den Kopf gewachsen sind. Und in diesem Buch erkenne ich mich so häufig wieder! Ich merke, wie es mich ans Denken bringt und ich anfange mich selbst und mein Handeln zu hinterfragen und zu überlegen, wie ich mich ändern kann. Und das ist auch der Grund, weshalb ich mich hier angemeldet habe. Ich glaube, dass ich von dem Austausch mit anderen nur profitieren kann. Und natürlich ist es auch schön, wenn man auf Menschen trifft, die nachvollziehen können, wie es einem geht, wieviel Kraft das alles kostet und dass man eben nicht einfach nur der Faulpelz ist, dem alles egal ist... und vor denen man sich vor allem nicht dafür schämen muss, so zu sein, wie man ist. Wir haben es uns ja alle nicht ausgesucht so zu sein.
Wie gesagt: Mit den Hintergründen setze ich mich gerade noch sehr auseinander. Aber ich glaube, es hängt schon viel damit zusammen, dass ich so erzogen wurde, dass ich
sehr obrigkeitshörig bin, mich schnell unterordne, nicht traue, jemandem zu widersprechen. Das Messietum ist meine Form des stillen Widerstands. Diese trotzige "Machichnicht!"-Haltung kenne ich von mir. Ich fühle mich eigentlich permanent unter Druck gesetzt, hatte lange Zeit deswegen auch starke Schlafprobleme, weil ich immer dachte, dass ich allen Anforderungen zu 101% gerecht werden muss und dass der Tag dazu eigentlich viel zu kurz ist und ich nicht schlafen "darf", wenn nicht alles perfekt erledigt ist. Dann habe ich irgendwann angefangen, die Wohnung zu vernachlässigen und mir das auch "zu gönnen". Auf der Arbeit könnte ich niemals einen Auftrag liegenlassen, weil ich viel zu große Sorge um Konsequenzen hätte. Aber zu Hause erlaube ich es mir, etwas einfach nicht zu tun, dass eigentlich getan werden müsste.
Ich denke, dass es bei mir in diese Richtung geht... Freue mich aber auch sehr, wenn mir hier vielleicht noch mehr Literatur zu dem Thema empfohlen werden kann!
@numi:
Auch Dir lieben Dank für Deine Worte und die guten Ansätze!
Dass ich mich mit Kaufen und Chaos in einem Teufelskreis befinde, denke ich so oft. Wie vorangehend beschrieben, hatte ich das alles schonmal mit Kosmetik. Dass ih dann wirklich nur noch begrenzt gekauft habe, hat mir sehr geholfen. Ich habe angefangen, Drogerien bewusst zu meiden und jetzt, nach 1,5 Jahren, habe ich gar keinen Drang mehr, Kosmetik zu kaufen. Ich kann an Drogerien blind vorbei gehen. Was mir aber auch sehr geholfen hat, war beim Kauf von Kosmetik verstärkt auf Inhaltsstoffe und ethische Hintergründe zu achten. Ich kaufe fast nur noch Naturkosmetik und keine Kosmetik, die nicht tierversuchsfrei hergestellt wurde oder in der Palmöl (bzw. kein Bio-Palmöl) enthalten ist, aufgrund der Regenwaldabholzung. Ich weiß noch nicht genau, was mir bei der Kleidung helfen könnte. Bei manchen Ketten kaufe ih aufgrund der Produktionsverhältnisse auch nicht mehr. Ich muss mich in der Hinsicht vielleicht einfach noch ein bisschen mehr informieren, weil ethische Gründe mich vom Kaufen gut abhalten können.
Die Auslöser für das Kaufen sind bei mir unterschiedlich, aber ich denke, häufig hat es schon etwas kompensatorisches: Langeweile, innere Leere, Frust - aber auch als Belohnung für Erfolge oder weil ich der Meinung bin, dass ich mir etwas "gönnen" darf. Anfangs bin ich immer durch die Geschäfte gezogen, weil ich damals noch neben einem großen Einkaufszentrum gewohnt habe und täglich dran vorbei kam. Shoppen gehen war mein Hobby und ich hatte teils Freundschaften, die sich nur darauf bezogen. Durch einen Umzug in eine andere Stadt hat sich das dann gelegt. Die Freundschaften sind zerbrochen oder haben jetzt andere Dimensionen angenommen und bestehen nicht mehr nur auf Shoppen. Das finde ich gut. Mein Kaufverhalten hat sich jetzt fast komplett auf Online-Käufe verlagert. Seit ich eine Kreditkarte habe, hat es sich nochmal gesteigert, deshalb überlege ich auch schon, sie wieder zu kündigen. In der ersten Woche nach Gehaltseingang und der ersten Woche nach der Kreditkartenabrechnung (Monatsmitte) kaufe ich inzwischen gar nicht mehr (außer Lebensmittel). Ich habe vor einiger Zeit gelesen, dass man das einfach meiden soll, um nicht in einen Kaufrausch zu verfallen und muss sagen, dass es wirklich gut hilft.
Aber wenn ich dann etwas sehe, was mir gefällt, ist es so, dass in meinem Kopf ein Film abläuft. Ich stelle mir dann eine Situation vor, in der ich diese Sache tragen würde: Z.B. wie ich in diesem Kleid morgens an der Ostsee auf der Veranda eines Ferienhauses stehe und es im Wind flattert. Oder wie ich in einem anderen Kleid in einem Straßencafé in Venedig einen Espresso trinke, etc.. Das diese Situationen aber wahrscheinlich gar nicht eintreten und ich aufgrund meines Kaufverhaltens gerade gar nicht das Geld hätte, um an die Ostsee oder nach Venedig zu reisen, blende ich dann aus. Das klingt alles total bescheuert, aber ich habe in dem Moment einfach diese Bilder im Kopf, wie das Leben sein könnte, wie ich es gerne hätte. Und das Kleid dann zu kaufen und zu besitzen, bringt mich dem scheinbar etwas näher. Manchmal kaufe ich auch Dinge, die mir zu klein sind oder unvorteilhaft für meine Figur, weil ich dann denke, dass ich es schaffen kann, abzunehmen und wie toll ich dann darin aussehen würde.Irgendwie muss ich es schaffen, schon beim Kauf mehr darüber nachzudenken, ob mich dieses Kleidungsstück wirklich näher an meine Träume und Wünsche bringt.
In diesem Jahr habe ich mir bisher 1 Basic-Top gekauft (ich hätte es am liebsten in 5 verschiedenen Farben gekauft, konnte mich aber selbst überzeugen, erst einmal nur eins in der schönsten Farbe zu nehmen und zu prüfen, ob die Qualität auch in einigen Monaten noch gut ist, oder es dann bereits die Form verloren hat). Außerdem habe ich noch 1 Paar Sandalen gekauft. Ich weiß, dass es schwachsinnig ist, im Januar Sandalen zu kaufen... Aber sie waren so schön, ich hatte sie schon länger im Auge. Und dann habe ich vom Versandhaus einen Rabattcoupon bekommen und da geht mit mir leider immer alles durch... Ich konnte mich zurückhalten und nicht noch mehr bestellen. Darauf bin ich schonmal stolz. Vorsorglich habe ich auch schon alle E-Mail-Newsletter von Versandseiten gekündigt, damit ich erst gar nicht mehr mit Rabatt-Aktionen in Berührung komme. Privat habe ich schon einige Seiten komplett gesperrt. Das hat aber dazu geführt, dass ich auf der Arbeit in der Mittagspause häufig in Internetshops gesurft habe. Dazu kommen dann noch Kataloge oder Gutscheine per Postversand, die mich wieder zum Schauen animieren und dann Wünsche wecken. Ich überlege gerade, was für mich eine gute Motivation wäre, solche Kataloge einfach ungesehen zu entsorgen. Z.B. zehn oder zwanzig Kataloge ungesehen wegwerfen und ich darf mich mit etwas belohnen... Die Schwierigkeit ist bloß, dass mich momentan kaum noch etwas reizt außer Kleidung.
Ganz verbieten möchte ich mir den Kauf von Kleidung aber auch nicht, weil ich befürchte, dass ich dann irgendwann wieder maßlos werde oder dass meine Gedanken dann nur noch um Kleidung kreisen. Hilfreich war es bei der Kosmetik z.B. wirklich, dass ich immer wusste, dass ich etwas kaufen darf, wenn es unbedingt sein muss. Aber dass ich jeden Kauf zuvor mit meinem Freund abspreche. Der hat ein ganz gutes Auge dafür, was notwendig ist und was nicht. Aber ich fühle mich so schwach, wenn ich jetzt mit der Kleidung wieder zu ihm hingehen würde und ihn bitten würde, nur noch gemeinsam mit mir Kleidung zu kaufen, bzw. meine Käufe vorher alle abzusegnen. Andererseits könnte es wirklich helfen. Die zwei festen Daten habe ich mir deshalb eingeräumt, damit ich jeweils zur Sommer- und zur Wintersaison doch noch etwas kaufen kann, was ich evtl. dringend brauche. Im Winter werde ich z.B. wirklich einen neuen Wintermantel brauchen. Diesen Winter habe ich mich mit einem dünnen Mantel und einer Steppweste darunter beholfen, aber der Winter war auch mild. Eigentlich bräuchte ich tatsächlich einen neuen, dickeren Mantel, falls der nächste Winter sehr hart wird.
Im Mai habe ich Geburtstag. Für den Einkauf möchte ich wirklich nur das Geld verwenden, das ich zum Geburtstag geschenkt bekomme. Im November feiern wir einen traditionellen Feiertag, zu dem man sich auch neue Kleidung holt. Deshalb habe ich dieses Datum gewählt. Außerdem ist es ein wenig "Belohnung", da man zu diesem Feiertag auch die Wohnung aufräumt, putzt und mit Lichtern schmückt. Wenn ich das geschafft habe, möchte ich mich dafür gern belohnen. Aber vielleicht mit einem festgesteckten Budget, um nicht zu viel zu kaufen. Für diesen Feiertag alles herzurichten gelingt mir übrigens jedes Jahr, zwar mit Ach und Krach, aber es geht. Vieles verschwindet dann im Keller, aber die Wohnung ist aufgeräumt und sauber. Aber ganz schnell häuft sich wieder Kleidung an oder Papiere, die ich längere Zeit nicht abhefte. In diesem Jahr möchte ich zu dem Fest aber nicht nur die Wohnung, sondern auch den Keller aufgeräumt und sortiert haben.
@Franca:
Vielen Dank auch für Deine Worte!
Ich denke, dass Du Recht hast und versuche das auch zu verinnerlichen, dass ich auf Erfolge schaue und nicht auf Misserfolge. Ich versuche auch, alles, was bisher schiefgelaufen ist, so positiv wie möglich zu sehen.
Ja, ich habe viel Geld für Kleidung ausgegeben, die ich nicht gebraucht hätte. Aber ich habe das Geld wenigstens nicht für Alkohol, Tabak oder Drogen ausgegeben. DAnn wäre es auch weg, aber ich hätte noch dazu meinem Körper geschadet.
Und ja, ich konnte dadurch keine finanziellen Rücklagen ansparen. Aber ich habe auch keine Schulden gemacht.
Ich möchte jetzt gerade einfach einen Neuanfang starten. Und deshalb sehe ich die ganze Kleidung als Ballast. Ich will vieles davon auch gar nicht mehr tragen, weil es mich beim Tragen wahrscheinlich immer daran erinnern würde, welche Fehler ich früher gemacht habe (mit der blinden Kaufwut) und wie schlecht es mir damals eigentlich ging, dass ich nichts anderes hatte, als zu kaufen.