Es wird Zeit, etwas zu ändern!

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19.02.2015 20:16 (zuletzt bearbeitet: 19.02.2015 20:19)
avatar  miracle
#1
mi
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Hallo zusammen!

Ich lese hier schon eine Weile mit und habe mich heute entschlossen, mich auch hier anzumelden.

Ich bin schon lange bemüht, endlich einmal richtig Ordnung in meine Wohnung zu bringen. Aber "richtig Ordnung" ist eben auch schon wieder so eine Sache... Meine Ansprüche sind da sehr hoch und so verzettel ich mich immer wieder. Es geht immer ein bisschen voran, aber irgendetwas anderes bleibt währenddessen auf der Strecke. So verlagert sich das Chaos in meiner Wohnung von A nach B.
Aber immerhin habe ich den Eindruck, insgesamt kleinere Fortschritte zu machen: Meine ganzen Papiere sind inzwischen geordnet und abgeheftet. Ich habe Bücher, CDs und DVDs aussortiert und verkauft. Ich habe alle möglichen KrimsKrams-Schubladen und -Kisten sortiert, vieles daraus weggeworfen, das Übrige in kleinere Döschen sortiert und thematisch zusammengepackt (Knöpfe, Pailetten, Perlen, Nähzeug, etc.). Ich habe alle alten Zeitschriften (4 Stehordner) weggeworfen und wenn, dann vorher nur Seiten mit guten Rezepten herausgetrennt und diese in einem Ordner gesammelt.

Was bleibt, sind aber Berge an Klamotten. Schöne, neue Kleidung ist genau das, was ich in meiner Kindheit und Jugend schmerzlich vermisst habe. Ich habe immer nur die alte Kleidung meiner älteren Geschwister und Cousins/Cousinen oder von den Töchtern von Bekannten aufgetragen. Dazu habe ich von meiner Mutter diese schreckliche "Das ist noch gut, das schmeissen wir nicht weg!"-Einstellung eingeimpft bekommen.
Sobald ich eigenes Geld hatte, habe ich angefangen maßlos Kleidung zu kaufen. Zwar habe ich durch das Kaufen keine Schulden angehäuft, aber es sind über die Jahre tausende Euro hineingeflossen und das Geld fehlte mir dann oft für andere Dinge (Reisen, Unternehmungen, andere größere Anschaffungen). Rücklagen habe ich dadurch auch nicht bilden können.
Und jetzt könnte ich das Geld eigentlich viel besser gebrauchen und habe diese ganzen Dinge als Ballast an den Hacken. Es ist viel zu viel, um es in meinem Kleiderschrank unterzubringen. Deshalb stehen im Schlafzimmer seit Jahren Wäschekörbe mit Klamotten. Ich habe Vakuumbeutel mit Kleidung unter dem Bett verstaut. Und ausgemistete Sachen türmen sich im Keller in mehreren Umzugskartons und Müllsäcken. Vier große Müllsäcke voll Kleidung habe ich zur Kleiderspende gebracht. Den Rest wollte ich nach und nach übers Internet verkaufen. Mit einem Teil ist mir das gelungen (2 Umzugskartons). Aber irgendwie ist das alles recht mühselig und zeitaufwändig und im Keller sind die Sachen vorerst "aus den Augen aus dem Sinn". Dazu kommt, dass die Kleidung in der Wohnung den viel größeren Druck auf mich ausübt:
Ich lebe mit meinem Partner zusammen. In unserer alten Wohnung hatte ich ein eigenes Zimmer, in dem ich meine Kleidung sammeln konnte. Jetzt haben wir allerdings nur noch ein Wohn- und ein Schlafzimmer. Ich weiß, dass meinen Freund die Kleiderberge nerven. Er sagt es mir ständig. Er schimpft, wenn er im Keller etwas holen will und alles mit meinen Klamotten-Kisten zugestellt ist. Und ich finde es unfair, dass er für diese Wohnung den gleichen hohen Mietanteil zahlen muss wie ich und unter meinem Chaos leiden muss. Ich finde es ja selbst nicht schön, wie es im Schlafzimmer aussieht und schäme mich dafür, will nie, dass Besucher die komplette Wohnung sehen.
Immerhin ist es immer sauber bei uns. Das ist mir sehr wichtig und darauf achte ich sehr. Ich schiebe dann eben die Kleiderberge hin und her, um überall saugen und wischen zu können. Aber ein Dauerzustand ist das auch nicht und ich will es ändern.
Ich erhoffe mir hier gar nicht, [i]die[/i] Lösung schlechthin zu finden, aber ich wäre schon heilfroh, wenn ich mich einfach mal mit Menschen austauschen könnte, denen es ähnlich geht.

Liebe Grüße, miracle

Alles was Du hast, hat irgendwann Dich. (aus: "Fight Club")

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19.02.2015 22:12 (zuletzt bearbeitet: 19.02.2015 22:21)
#2
Ta
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Hallo miracle !
Willkommen in der Runde ! Beeindruckend, wie klar und ehrlich Du an das Thema rangehst......da gibts kein Zaudern und kein Zögern,
es ist, wie es ist.........
Wenn Du schon eine Weile mitliest, dann hast Du hoffentlich verstanden, dass es ein paar Fragen gibt, die sich beinahe jeder Messie stellen sollte.
Woher kommt das, dass ich so bin wie ich bin ? Was sind die Gründe dafür ? Muss das so bleiben ?
Und dann fängt man mit dem ersten Schritt an: dem Schlachtplan. Oder man sucht sich erstmal eine freie Ecke und macht drei Haufen,
1. Kann weg, 2. das behalte ich , 3. weiss noch nicht........und "Kann weg" kommt sobald als möglich ausser Haus......."weiss noch nicht"
kann in den Keller und kommt später dran.

Ich finde es jedenfalls sehr nachvollziehbar, dass Du Dein verfügbares Einkommen lange Zeit in Kleidung gesteckt hast.
Gut auch, dass Du wahrnimmst, dass Dein Partner leidet........neuerdings sind ja manche Paare sogar bereit,
dass jeder seine Wohnung behält, weil eben die Ordnungsliebe seeehr unterschiedlich ausfällt.......das nur nebenbei angemerkt.

Mehr kann ich Dir nicht raten.
Aber was brauchst Du eigentlich ? Rat ? Eigentlich weisst Du ja wie es funktioniert, denn der Anfang ist ja schon gemacht,soweit ich verstanden habe.
Eher vermute ich, Du möchtest Ermutigung ? So alleine denkt man , man ist der einzige Messie und das macht es nicht leichter.....stimmts ?
In realen Begegnungen davon zu erzählen, verbietet die Scham, stimmts ? Aber irgendwo muss es ja mal raus ,oder ?
Das versteh ich, denn deswegen bin ich ja auch hier.........die halten mich hier bei der Stange mit ihren klaren Statements und
klugen Fragen. Das hat mir geholfen, umzudenken.......dass ich eben nicht nur negativ von mir denke.....naja, alles andere liest man in Der Weg ist das Ziel ?!


Grüssele Mausohr


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20.02.2015 19:03 (zuletzt bearbeitet: 20.02.2015 19:19)
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#3
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Hallo miracle,

auch von hier herzlich Willkommen hier im Forum :)


Im Gegensatz zu Mausohr vertrete ich die Theorie, dass es für den Betroffenen zu Beginn nicht so wichtig ist, was die Ursachen sind. Ursachenforschung ist imho mehr etwas für Angehörige. Wenn sie verstehen, warum ihr Ehemann/Schwiegermutter/Nachbar so tickt, wie er tickt, fällt es ihnen leichter, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Statt Wut und Frust können Verständnis und Mitgefühl wachsen - und daraus kann ein würdiges Miteinander entstehen. Ein solches Klima ist für die meisten Betroffenen sehr, sehr hilfreich, um ihre Probleme leichter bewältigen zu können.

Ich finde es wichtiger, das, was immer schief läuft, genau zu benennen, und eine Möglichkeit zu finden, statt dem eingeübten, falschen Verhalten, ein neues, besseres Verhalten an den Tag zu legen. Wenn du hier schon eine Weile mitliest, dann kennst du sicher schon den Ausdruck "Teufelskreis", und dass man ihn sowohl unter- als auch durchbrechen kann.

In deinem Fall sah der Teufelskreis bisher so aus:

Du kaufst Kleidung, obwohl du sie nicht brauchst. Ganz schlicht.
Und daraus resultieren dann viele Folgeprobleme (neue Teufelskreise, die "aufgehen"). Du kannst Kleidung entsorgen, zwar für deinen Geschmack zu langsam, aber es geht. Das ist ein großer Pluspunkt für dich. Ich denke, beim Abwickeln der Entsorgung (im weitesten Sinne, also verkaufen, verschenken, wegwerfen) fehlt dir vor allem die Übung, und noch wichtiger: Erfolgserlebnisse, die dich motivieren, weiter zu machen, und dabei durchaus auch zügiger zu arbeiten.

Wichtig ist vor allem, jetzt keine neue Kleidung mehr zu kaufen, dann kann sich dein Problem über kurz oder lang nur verbessern (Logik).
Du hast geschrieben, dein Vorsatz ist, nur noch 2x im Jahr Kleidung kaufen zu gehen. Ich weiß aber nicht, inwiefern dir das bisher bereits gelungen ist. Mich würde interessieren, ob du bestimmte Auslöser dafür hast, Kleidung zu kaufen. Also jetzt mal unabhängig davon, ob du das schon seit einer Weile nicht mehr gemacht hast. Denn meine Befürchtung wäre, dass du irgendwann trotz aller guten Vorsätze wieder zugreifen könntest, und dich von diesem Rückschlag entmutigen lässt, mit deinem bisherigen, sehr, sehr guten Weg weiterzumachen. Du hast ja, so wie ich das lese, die "Kleine Steine - Große Steine-Methode" angewendet, also dich dem Problem mit der Kleidung über Umwege genähert (Papiere, CDs usw) bzw bist da teilweise wohl noch dabei?

Ich finde den Thread von Franca auch für dich sehr interessant. Franca hatte das Problem mit Gratis-Zeitschriften. Es war für sie ein Kampf, diese Zeitschriften NICHT mehr mitzunehmen. Als sie begann, sich für das nicht mitnehmen gebührend zu belohnen, wurde es viel einfacher, zu widerstehen. Weil sie die Belohnung, die sie sich für ihren erfolgreichen Widerstand in Aussicht gestellt hatte, mehr wollte, als die Zeitschrift.

Also: In welchen Situationen erwacht in dir das Bedürfnis, Kleidung zu kaufen? Wenn du zum Beispiel frustriert bist, wenn du verärgert bist, bei Gehaltseingang, aus Langeweile, oder wenn du an einem Laden vorbeikommst und schöne Kleidung siehst? Vielleicht möchtest du einfach mal erzählen, wie so ein typischer "Shopping-Anfall" bei dir abläuft?

Ich glaube, dass die Auslöser (nicht aber, worin die wiederum begründet sind, das ist etwas, womit man sich später auseinander setzen kann) von Bedeutung sind, um den für dich passenden Unterbrecher zu finden - also eine alternative Handlung anstelle Kleidung zu kaufen - mit der du dich AUCH gut fühlst; jedoch ohne den später eintretenden Katzenjammer.


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21.02.2015 09:31
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#4
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Hallo Miracle,

herzlich willkommen hier im Forum.[smile]

Du hast ja schon viel geschafft und bist auf gutem Weg. Ich hoffe, dass Dir das Teilen hier genauso hilf wie mir, um weiter zu machen, auch wenn's manchmal wirklich mühselig ist.

Ich habe mir angewöhnt, als Motivation mehr auf meine Erfolge zu schauen und nicht so sehr das große Ganze zu bedenken, was noch vor mir liegt.

Mir gefällt es besonders, dass Du Deine gehortete Kleidung als Ballast bezeichnest. Mit diesem Wort bin ich heute Morgen aufgewacht(smile). Ja, fort mit dem Ballast.... Die Zeit ist gekommen, etwas zu ändern.

LG Franca


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22.02.2015 19:49
avatar  miracle
#5
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Ich danke Euch für die lieben Willkommensgrüße! [smile]

@Tante Mausohr:
Danke für Deinen lieben Worte! Bis ich so ehrlich zu mir selbst sein konnte, ist aber auch viel Zeit vergangen.
Das Chaos begleitet mich seit ca. 10 Jahren und mit dem Kaufen ging es vor 6 oder 7 Jahren los, ab da war natürlich noch viel mehr Chaos. Wobei das so auch nicht ganz richtig ist: Vorher habe ich eher kleinere, preiswertere Dinge gekauft, vor allem Kosmetik. Das konnte ich dann aber nach und nach gut aufbrauchen, weil ich irgendwann einen Kauf-Stopp für Kosmetika eingelegt habe. Vieles ist immer noch da, aber da ich seit 1,5 Jahren jetzt kaum noch Kosmetik gekauft habe, hat mein Kaufdrang da auch irgendwie nachgelassen. Ich hoffe, dass ich das bei der Kleidung auch noch schaffe.

Früher habe ich mich einfach immer nur dafür geschämt, so unordentlich zu sein und es aber auch nicht weiter hinterfragt. Als Messie habe ich mich auch ganze lange Zeit nicht gesehen. Man kennt ja aus dem Fernseh immer nur die krassen Beispiele und so bin ich ja nicht. Dass Messietum schon viel früher beginnt und ganz andere Formen annehmen kann, war mir lange gar nicht so bewusst.
Was "normales" Kaufverhalten ist, war mir auch lange Zeit nicht klar. Ich habe früher einfach so gut wie gar nichts bekommen, vieles vermisst und wenn ich materielle Wünsche geäussert habe, häufig von meinen Eltern "Das ist doch viel zu teuer!" zu hören bekommen. Mit eigenem Geld wollte ich mir dann endlich einmal alles erfüllen, was ich mir früher so sehnlichst gewünscht habe. Teilweise merkt man das auch an meinen Käufen, weil sie sehr unüberlegt waren. Welche erwachsene Frau kauft noch Taschen oder T-Shirts mit Disney-Figuren? Aber ich wollte so etwas immer gerne haben und habe es mir dann halt selbst erfüllt, als ich endlich konnte. Wirklich benutzt habe ich die Sachen dann meist gar nicht oder nur selten. Aber das erklärt nur das Kaufen. Mit dem Kaufen ist das Chaos ja nur teilweise erklärt (weil einfach mehr Sachen als Platz da sind).
Die wirklichen Gründe bin ich gerade erst dabei zu verstehen. Ich lese im Moment "Selbsthilfe für Messies" von Rainer Rehberger. Ich habe einfach gespürt, dass es Zeit für mich wird, sich einmal mit der Thematik auseinanderzusetzen, weil mir Kaufen und Chaos über den Kopf gewachsen sind. Und in diesem Buch erkenne ich mich so häufig wieder! Ich merke, wie es mich ans Denken bringt und ich anfange mich selbst und mein Handeln zu hinterfragen und zu überlegen, wie ich mich ändern kann. Und das ist auch der Grund, weshalb ich mich hier angemeldet habe. Ich glaube, dass ich von dem Austausch mit anderen nur profitieren kann. Und natürlich ist es auch schön, wenn man auf Menschen trifft, die nachvollziehen können, wie es einem geht, wieviel Kraft das alles kostet und dass man eben nicht einfach nur der Faulpelz ist, dem alles egal ist... und vor denen man sich vor allem nicht dafür schämen muss, so zu sein, wie man ist. Wir haben es uns ja alle nicht ausgesucht so zu sein.

Wie gesagt: Mit den Hintergründen setze ich mich gerade noch sehr auseinander. Aber ich glaube, es hängt schon viel damit zusammen, dass ich so erzogen wurde, dass ich
sehr obrigkeitshörig bin, mich schnell unterordne, nicht traue, jemandem zu widersprechen. Das Messietum ist meine Form des stillen Widerstands. Diese trotzige "Machichnicht!"-Haltung kenne ich von mir. Ich fühle mich eigentlich permanent unter Druck gesetzt, hatte lange Zeit deswegen auch starke Schlafprobleme, weil ich immer dachte, dass ich allen Anforderungen zu 101% gerecht werden muss und dass der Tag dazu eigentlich viel zu kurz ist und ich nicht schlafen "darf", wenn nicht alles perfekt erledigt ist. Dann habe ich irgendwann angefangen, die Wohnung zu vernachlässigen und mir das auch "zu gönnen". Auf der Arbeit könnte ich niemals einen Auftrag liegenlassen, weil ich viel zu große Sorge um Konsequenzen hätte. Aber zu Hause erlaube ich es mir, etwas einfach nicht zu tun, dass eigentlich getan werden müsste.
Ich denke, dass es bei mir in diese Richtung geht... Freue mich aber auch sehr, wenn mir hier vielleicht noch mehr Literatur zu dem Thema empfohlen werden kann!

@numi:
Auch Dir lieben Dank für Deine Worte und die guten Ansätze!
Dass ich mich mit Kaufen und Chaos in einem Teufelskreis befinde, denke ich so oft. Wie vorangehend beschrieben, hatte ich das alles schonmal mit Kosmetik. Dass ih dann wirklich nur noch begrenzt gekauft habe, hat mir sehr geholfen. Ich habe angefangen, Drogerien bewusst zu meiden und jetzt, nach 1,5 Jahren, habe ich gar keinen Drang mehr, Kosmetik zu kaufen. Ich kann an Drogerien blind vorbei gehen. Was mir aber auch sehr geholfen hat, war beim Kauf von Kosmetik verstärkt auf Inhaltsstoffe und ethische Hintergründe zu achten. Ich kaufe fast nur noch Naturkosmetik und keine Kosmetik, die nicht tierversuchsfrei hergestellt wurde oder in der Palmöl (bzw. kein Bio-Palmöl) enthalten ist, aufgrund der Regenwaldabholzung. Ich weiß noch nicht genau, was mir bei der Kleidung helfen könnte. Bei manchen Ketten kaufe ih aufgrund der Produktionsverhältnisse auch nicht mehr. Ich muss mich in der Hinsicht vielleicht einfach noch ein bisschen mehr informieren, weil ethische Gründe mich vom Kaufen gut abhalten können.
Die Auslöser für das Kaufen sind bei mir unterschiedlich, aber ich denke, häufig hat es schon etwas kompensatorisches: Langeweile, innere Leere, Frust - aber auch als Belohnung für Erfolge oder weil ich der Meinung bin, dass ich mir etwas "gönnen" darf. Anfangs bin ich immer durch die Geschäfte gezogen, weil ich damals noch neben einem großen Einkaufszentrum gewohnt habe und täglich dran vorbei kam. Shoppen gehen war mein Hobby und ich hatte teils Freundschaften, die sich nur darauf bezogen. Durch einen Umzug in eine andere Stadt hat sich das dann gelegt. Die Freundschaften sind zerbrochen oder haben jetzt andere Dimensionen angenommen und bestehen nicht mehr nur auf Shoppen. Das finde ich gut. Mein Kaufverhalten hat sich jetzt fast komplett auf Online-Käufe verlagert. Seit ich eine Kreditkarte habe, hat es sich nochmal gesteigert, deshalb überlege ich auch schon, sie wieder zu kündigen. In der ersten Woche nach Gehaltseingang und der ersten Woche nach der Kreditkartenabrechnung (Monatsmitte) kaufe ich inzwischen gar nicht mehr (außer Lebensmittel). Ich habe vor einiger Zeit gelesen, dass man das einfach meiden soll, um nicht in einen Kaufrausch zu verfallen und muss sagen, dass es wirklich gut hilft.
Aber wenn ich dann etwas sehe, was mir gefällt, ist es so, dass in meinem Kopf ein Film abläuft. Ich stelle mir dann eine Situation vor, in der ich diese Sache tragen würde: Z.B. wie ich in diesem Kleid morgens an der Ostsee auf der Veranda eines Ferienhauses stehe und es im Wind flattert. Oder wie ich in einem anderen Kleid in einem Straßencafé in Venedig einen Espresso trinke, etc.. Das diese Situationen aber wahrscheinlich gar nicht eintreten und ich aufgrund meines Kaufverhaltens gerade gar nicht das Geld hätte, um an die Ostsee oder nach Venedig zu reisen, blende ich dann aus. Das klingt alles total bescheuert, aber ich habe in dem Moment einfach diese Bilder im Kopf, wie das Leben sein könnte, wie ich es gerne hätte. Und das Kleid dann zu kaufen und zu besitzen, bringt mich dem scheinbar etwas näher. Manchmal kaufe ich auch Dinge, die mir zu klein sind oder unvorteilhaft für meine Figur, weil ich dann denke, dass ich es schaffen kann, abzunehmen und wie toll ich dann darin aussehen würde.Irgendwie muss ich es schaffen, schon beim Kauf mehr darüber nachzudenken, ob mich dieses Kleidungsstück wirklich näher an meine Träume und Wünsche bringt.

In diesem Jahr habe ich mir bisher 1 Basic-Top gekauft (ich hätte es am liebsten in 5 verschiedenen Farben gekauft, konnte mich aber selbst überzeugen, erst einmal nur eins in der schönsten Farbe zu nehmen und zu prüfen, ob die Qualität auch in einigen Monaten noch gut ist, oder es dann bereits die Form verloren hat). Außerdem habe ich noch 1 Paar Sandalen gekauft. Ich weiß, dass es schwachsinnig ist, im Januar Sandalen zu kaufen... Aber sie waren so schön, ich hatte sie schon länger im Auge. Und dann habe ich vom Versandhaus einen Rabattcoupon bekommen und da geht mit mir leider immer alles durch... Ich konnte mich zurückhalten und nicht noch mehr bestellen. Darauf bin ich schonmal stolz. Vorsorglich habe ich auch schon alle E-Mail-Newsletter von Versandseiten gekündigt, damit ich erst gar nicht mehr mit Rabatt-Aktionen in Berührung komme. Privat habe ich schon einige Seiten komplett gesperrt. Das hat aber dazu geführt, dass ich auf der Arbeit in der Mittagspause häufig in Internetshops gesurft habe. Dazu kommen dann noch Kataloge oder Gutscheine per Postversand, die mich wieder zum Schauen animieren und dann Wünsche wecken. Ich überlege gerade, was für mich eine gute Motivation wäre, solche Kataloge einfach ungesehen zu entsorgen. Z.B. zehn oder zwanzig Kataloge ungesehen wegwerfen und ich darf mich mit etwas belohnen... Die Schwierigkeit ist bloß, dass mich momentan kaum noch etwas reizt außer Kleidung.
Ganz verbieten möchte ich mir den Kauf von Kleidung aber auch nicht, weil ich befürchte, dass ich dann irgendwann wieder maßlos werde oder dass meine Gedanken dann nur noch um Kleidung kreisen. Hilfreich war es bei der Kosmetik z.B. wirklich, dass ich immer wusste, dass ich etwas kaufen darf, wenn es unbedingt sein muss. Aber dass ich jeden Kauf zuvor mit meinem Freund abspreche. Der hat ein ganz gutes Auge dafür, was notwendig ist und was nicht. Aber ich fühle mich so schwach, wenn ich jetzt mit der Kleidung wieder zu ihm hingehen würde und ihn bitten würde, nur noch gemeinsam mit mir Kleidung zu kaufen, bzw. meine Käufe vorher alle abzusegnen. Andererseits könnte es wirklich helfen. Die zwei festen Daten habe ich mir deshalb eingeräumt, damit ich jeweils zur Sommer- und zur Wintersaison doch noch etwas kaufen kann, was ich evtl. dringend brauche. Im Winter werde ich z.B. wirklich einen neuen Wintermantel brauchen. Diesen Winter habe ich mich mit einem dünnen Mantel und einer Steppweste darunter beholfen, aber der Winter war auch mild. Eigentlich bräuchte ich tatsächlich einen neuen, dickeren Mantel, falls der nächste Winter sehr hart wird.
Im Mai habe ich Geburtstag. Für den Einkauf möchte ich wirklich nur das Geld verwenden, das ich zum Geburtstag geschenkt bekomme. Im November feiern wir einen traditionellen Feiertag, zu dem man sich auch neue Kleidung holt. Deshalb habe ich dieses Datum gewählt. Außerdem ist es ein wenig "Belohnung", da man zu diesem Feiertag auch die Wohnung aufräumt, putzt und mit Lichtern schmückt. Wenn ich das geschafft habe, möchte ich mich dafür gern belohnen. Aber vielleicht mit einem festgesteckten Budget, um nicht zu viel zu kaufen. Für diesen Feiertag alles herzurichten gelingt mir übrigens jedes Jahr, zwar mit Ach und Krach, aber es geht. Vieles verschwindet dann im Keller, aber die Wohnung ist aufgeräumt und sauber. Aber ganz schnell häuft sich wieder Kleidung an oder Papiere, die ich längere Zeit nicht abhefte. In diesem Jahr möchte ich zu dem Fest aber nicht nur die Wohnung, sondern auch den Keller aufgeräumt und sortiert haben.

@Franca:
Vielen Dank auch für Deine Worte!
Ich denke, dass Du Recht hast und versuche das auch zu verinnerlichen, dass ich auf Erfolge schaue und nicht auf Misserfolge. Ich versuche auch, alles, was bisher schiefgelaufen ist, so positiv wie möglich zu sehen.
Ja, ich habe viel Geld für Kleidung ausgegeben, die ich nicht gebraucht hätte. Aber ich habe das Geld wenigstens nicht für Alkohol, Tabak oder Drogen ausgegeben. DAnn wäre es auch weg, aber ich hätte noch dazu meinem Körper geschadet.
Und ja, ich konnte dadurch keine finanziellen Rücklagen ansparen. Aber ich habe auch keine Schulden gemacht.
Ich möchte jetzt gerade einfach einen Neuanfang starten. Und deshalb sehe ich die ganze Kleidung als Ballast. Ich will vieles davon auch gar nicht mehr tragen, weil es mich beim Tragen wahrscheinlich immer daran erinnern würde, welche Fehler ich früher gemacht habe (mit der blinden Kaufwut) und wie schlecht es mir damals eigentlich ging, dass ich nichts anderes hatte, als zu kaufen.

Alles was Du hast, hat irgendwann Dich. (aus: "Fight Club")

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