Hallo,
ich habe mir gründlich überlegt, ob ich überhaupt noch hier schreiben soll – und was ich mir eigentlich erhofft hatte, als ich mich hier angemeldet und meine Situation offengelegt habe.
Erhofft hatte ich mir auf jeden Fall Motivation, (Selbst-)‘Kontrolle‘ und Tipps. Was kam fühlte sich für mich nach Bewertung und Demotivation. Ich hatte manchmal das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. Einige der Tipps finde ich klasse und werde sie– wenn ich soweit bin – dankbar für mich prüfen. Denn die meisten kommen für mich zu früh. Es geht bei mir (derzeit) nicht darum, wie ich Ordnung halten kann; jetzt geht es mir nur darum, wie ich Ordnung & Sauberkeit in meine Wohnung bekomme.
Erkenntnis: 1) Jeder tickt anders; 2) Motivaton kann und muss durch mich selbst erfolgen; 3) es braucht keine Plattform zur Selbstkontrolle Stift und Block tun es auch; 4) Lob und Anerkennung von außen tun gut, die innere Zufriedenheit ist aber weitaus wichtiger.
Der Grund, weshalb ich mich entschlossen habe, mich wieder zu melden ist der, dass das vielleicht jemand liest, der wie ich ‚tickt‘ und dem meine Erfahrungen helfen und evtl. sogar motivieren. Auch wenn ich nicht mehr über jeden Gang zum Mülleimer berichten, sondern nur noch Zwischenstände mitteilen werde.
So wie jetzt, wo ich stolz verkünden kann: Meine Küche ist blitzeblank & ordentlich inkl. neuem PVC-Boden und in den Schränken gibt es sogar Freiraum (1/3 - 2/3)!
„Ich seh dich da bildlich vor mir, wie du da sitzt und mit einer Zahnbürste oder einem Stahlschwämmchen das letzte Dreckatom in einem Stahlkorb bekämpfst - während um dich herum der Rest der Wohnung im Chaos versinkt. .“ -> Es war das Stahlschwämmchen. ;) An diesen Satz musste ich heute denken und in mich hineinschmunzeln, denn ich habe das unverständliche Kopfschütteln direkt vor mir gesehen, als ich meine 2 Bastkörbe vom ‚letzten Dreckatom‘ (die Vorstellung gefällt mir sehr gut! :D ) befreit habe.
-Liebe Numi, den Anfang Deiner letzten Nachricht ‚zerpflücke‘ ich mal, damit die unterschiedlichen Sichtweisen deutlicher werden. -
„Wenn es so ist, dann würde ich sagen, dir stellt gerade dein Hang zum Perfektionismus ein Bein.“ -> Zwar komme ich dadurch etwas langsamer voran, jedoch ist das Ergebnis für mich umso schöner. Außerdem habe ich festgestellt, dass mir das Aufräumen und Putzen viel mehr bzw. überhaupt erst Spaß macht, wenn ich dabei meinem Hang zum Perfektionismus nachgeben darf. Bildlich gesprochen ist es kein Gegner, sondern vielmehr mein Partner auf dem Weg zur Ordnung. :)
„Ich vermute, du glaubst, dass du einmal richtig gründlich Ordnung schaffen und vor allem perfekt putzen musst, als Neustart sozusagen, und dass du dann hochmotiviert bist, diesen hohen Standard aufrecht zu erhalten.“ -> Genau so! Ich bin sogar fest davon überzeugt!
„Du sagst, du willst den Wettlauf gegen das Chaos gewinnen - indem du schneller läufst, härter kämpfst, dich mehr ins Zeug legst. Das klingt logisch. Ist es aber nicht.“-> Für mich schon.
„Damit kannst du vielleicht einmalig gewinnen.“ -> Einmal Olympia zu gewinnen ist ein großer Sieg. Meine Wohnung sauber und ordentlich zu bekommen, hat für mich die gleiche Bedeutung.
„Aber du kämpfst nicht gegen ein Chaos, das von Kobolden geschaffen wurde, sondern gegen eins, das von dir geschaffen wurde. Du kämpfst also im Grunde gegen dich selbst.“ -> Wenn, dann kämpfe ich gegen mein Verhalten, welches dazu geführt hat, dass es (jetzt noch) in meinem Wohn- und Schlafzimmer so aussieht, wie es gerade dort aussieht.
„Wenn du Pech hast, ist dein Enthusiasmus schon morgen ganz verebbt - und was dann?“ -> Dann habe ich zumindest die Freude und den Stolz einer tadellos sauberen Küche sowie die Erkenntnis, dass sich mein Einsatz gelohnt hat. Und wenn ich es einmal geschafft habe, kann ich es immer wieder erfolgreich tun. Aber Gegenfrage: Was, wenn ich Glück habe? Was dann? ;)
„Wie lang hat es gedauert, seit deinem letzten Motivationsschub? Mindestens genauso lang musst du auf den nächsten warten.“ -> Wo steht das denn? Diese Theorie halte ich – mit Verlaub – für Blödsinn.
„Wie wird die Wohnung dann wohl aussehen? Ob du dann überhaupt noch mal die Kraft findest, anzufangen? Ich weiß es nicht, du weißt es wahrscheinlich auch nicht - also solltest du dieses Risiko doch lieber nicht eingehen, oder?“ -> Ich kann in meiner Putz- & Aufräumaktion keinerlei Risiko erkennen. Alles was ich jetzt schaffe, bringt mich weiter und motiviert mich weiter. Soll ich hinter meinen Möglichkeiten zurückbleiben aus Angst es nicht zu schaffen und es dann evtl. gerade deshalb tatsächlich nicht zu schaffen? DAS Risiko ist mir groß!
Was mir hilft ist Musik und Tiki Küstenmacher:
Vergessen Sie den Blocker gegen das Entrümpeln
Warum leide ich am Messie-Syndrom? Ist das eine Fehlfunktion bestimmter Hirnregionen? Habe ich ein schweres Kindheitstrauma? Alle diese Fragen sind Blocker gegen das Entrümpeln.
simplify-Tipp: Werfen Sie diese Fragen über Bord. Niemand ist durch ihre Beantwortung weitergekommen und hat das Messie-Syndrom über Bord geworfen. Warum Sie Messie sind und Hilfe beim Aufräumen brauchen, ist egal. Sie wollen keiner mehr sein. Das ist das Einzige, was zählt.
Sie leiden am Messie-Syndrom - pfeifen Sie auf die anderen Probleme
"Ja, wenn das Chaos in der Wohnung nur mein einziges Problem wäre!" Sie haben ein schlimmes Verhältnis zu Ihren Eltern. Chronische Geldsorgen. Sie fühlen sich wertlos. Sind oft krank. Kurzum: Ihr Messie-Syndrom ist nicht das einzige Problem.
simplify-Tipp: Alle diese Probleme müssen auch gelöst werden. Aber die hindern Sie nicht daran, Ihr Messie-Syndrom ein für allemal loszuwerden. Jetzt geht es nur ums Aufräumen.
Selbstverständlich geht es nicht immer reibungslos: Ich habe vor zwei Tagen etwas suchen müssen und habe angesichts des Drecks und des Chaos fast hyperventiliert und habe mich heulend schlafen gelegt. Aber schon gestern, als ich in der fast fertigen Küche stand, kam die Zuversicht zurück. Heute ist die Küche fertig und gerade für die allerletzten Handgriffe musste ich mich enorm überwinden. Aber solche Aufgaben und Momente gibt es auch im Berufsleben. Da schaffe ich es für Fremde, da bekomme ich es doch auch für mich hin!
Jetzt sind alle Lappen gewaschen, der Staubsaugerbeutel ist ausgewechselt und der Müll in der Tonne. Somit kann das neue Projekt „Wohnzimmer“ morgen frisch starten. Ich freue mich direkt darauf! :) In diesem Sinne: http://youtu.be/9W1TZQC09jE
VG