Bei meiner Schwester ist es so, dass sie am Anfang ihrer Ehe noch in der 3-Zimmer-Wohnung eine Rumpelkammer hatte. Die hat sie schnell zum Gästezimmer umfunktioniert. Dann haben sie ja das Haus bauen lassen. Sie hatte Asthma, allergisches, und der Arzt stellte eine Allergie gegen Hausstaubmilben fest. Das heißt, sie ist deshalb so kleinlich sauber und ordentlich, weil ja alles supersauber sein m u s s. Aber der Wille dazu ist ihr wohl doch angeboren. Sie fand es auch schrecklich bei uns zuhause, hatte aber einen besseren Draht zur Mutter als ich, weil ihre Generation ja in den 70ern groß geworden ist. Bei meiner Geburt war die Mutter 41. Deswegen verstanden wir uns nicht.

Ich habe kein gutes Verhältnis zu meiner Schwester, weil sie mich mit ihr allein gelassen hat, obwohl sie wusste, dass meine Mutter unberechenbar war. Sie erzählte einmal meinem Schwager, sie wäre gegen den Kirchenvorstand tätlich geworden, als es hieß, der Mitgliedsbeitrag im Gesangsverein sei um 2 DM erhöht worden. Und doch ließ sie mich zurück in dieses schreckliche Hexenhaus. Weil ich mich selber dafür schämte, habe ich auch nie erzählt, was sich die Erzeugerin mir gegenüber geleistet hat. Kann ich auch gar nicht aufschreiben.

Aber ich habe mich im Stich gelassen gefühlt. Sie interessierte nur das eigene Leben und ihre eigene Familienplanung. Was ihrer kleinen Schwester passierte, interessierte sie nicht. Als ich klein war, wurde ich von ihr immer wieder verhauen, nur weil ich Musik hören wollte und dazu dann das langweilige Bett verließ. Darum war sie wohl der Meinung, Ohrfeigen & Co. müsste man schon einstecken. Ein einziges Mal habe ich mitgekriegt, wie sie selber von meinen Eltern Dresche kriegte, sie hatte einen Freund und meine Mutter ging auf sie los mit: "Du Flittchen". Genau wie bei mir, als ich endlich 18 war und es vom Gesetz her ja durfte. Vorher hatte ich immer Angst, einen Freund mit nach Hause zu bringen. Dann wäre das mit den Ohrfeigen noch früher gekommen.