Gegen den Kaufrausch

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21.01.2024 17:42 (zuletzt bearbeitet: 21.01.2024 19:05)
avatar  Robin
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Hallo,

in einem anderen Thread erwähnte ich ja schon, dass bei mir in der Wohnung die Stapel nicht ohne mein Zutun gewachsen sind und die Erkenntnis, dass die Bude voll ist, auch nicht dazu geführt hat, dass ich jetzt spontan das Interesse am Kaufen verloren hätte. Obwohl es sich natürlich schon verringert hat durch den Anspruch, hier die Gesamtmasse meines Besitzes zu verringern und nicht zu erhöhen.

Und ich gehe davon aus, dass auch bei anderen die Dinge nur selten gegen ihren Willen ins Haus getragen werden. (Jaja, ich hör euch ja schon im Geiste alles aufzählen, was euch aufgenötigt wurde, aber lenkt bitte nicht vom Thema ab - wer nicht grade wie @Anna1111 einen kompletten Messie-Haushalt geerbt hat, hat sich doch wohl das meiste selbst angeschafft!)

Deshalb starte ich hier mal eine Sammlung und einen Austausch über Methoden, wie man dem Drang, etwas zu kaufen, beikommen kann. Unterdrückung und Moralkeulen bitte eingepackt lassen! Ebenso natürlich auch Begründungen, weshalb man das tut. Das alles darf gern in einen anderen Thread gepostet werden, weil hier geht es um Methoden gegen den Kaufrausch.

Zum Einstieg ein Video, in dem 9 Methoden empfohlen werden:

https://youtu.be/M-XBPz0N5Eg?si=-ecNr4IWygmQiLZ8

Da es auf Englisch ist und m.E. besonders hilfreich, habe ich sowas wie eine übersetzte Inhaltsangabe geschrieben:

1. Dankbarkeit praktizieren: Erhöht die Zufriedenheit mit dem, was man hat. Das macht nicht nur (erwiesenermaßen) glücklicher, sondern verringert auch den Drang, mehr/Neues zu kaufen.

2. Regelmäßig den Kontostand betrachten: Wenn er gut ist, freut man sich und will sich das nicht versauen. Ist er mies, bringt einen das ganz natürlich dazu, dass man die Lage nicht noch verschlimmern will. E.L. empfiehlt, täglich 1-2 mal oder vor jedem Einkauf (wer kein Online-Banking macht, wird das nicht so oft machen können, aber für mich nehme ich mir vor, zumindest grob informiert zu bleiben - das wäre schon ein Fortschritt!).

3. Sich vergnügen: Der Drang zu shoppen kommt meist auf, wenn wir einen kleinen Dopaminkick benötigen. Je mehr man sich dieses Bedürfnis auf andere Art erfüllt, desto weniger "muss" man kaufen.

4. Decluttern / Ausmisten: Wenn man Stunden damit verbringt, auszusortieren und rauszuschleppen, ist das Letzte, was man will, sich wieder unnützen Kram reinzuschleppen. Dazu kommt, dass man beim Ausmisten all die tollen Dinge wiederfindet, die man verkramt hat. Und weil z.B. der Inhalt eines Kleiderschranks gleich viel wohlgefüllter wirkt, wenn man alles rausgeschmissen hat, das man gar nicht anziehen will. Außerdem shoppt man oft (insbesondere Klamotten), um sich gepflegter zu fühlen, und da hat Ausmisten dieselbe Wirkung.

5. Shoppen durch eine andere sinnlose Tätigkeit ersetzen: Eine Ablenkungsstrategie ist immer gefragt, wenn der Zugang zum Kaufen als bloße Beschäftigung allzu leicht ist. Das betrifft insbesondere Leute, die per Smartphone irgendwas im Internet bestellen. Man kann z.B. stattdessen einfach was spielen. (Nuja - diese Strategie hab ich schon entdeckt in Bezug auf Pausen und Wartezeiten unterwegs - ich kaufe jetzt mehr Dinge, die man gleich aufessen kann, und schleppe die als zusätzliches Hüftgold mit mir rum...)

6. Wartezeit: Meist vergeht der Drang, irgendwas zu kaufen, wenn man es aufschiebt. Das ist eine überaus wirkungsvolle Methode bei *allem*, was man sich abgewöhnen will!

7. Sich mit anderen zusammentun, die dieselben Ziele haben.

8. Eine Liste von Dingen machen, die man erreichen will. Das können materielle Dinge sein, auf die man sparen will, oder Ziele, die man erreichen will. Wenn man den Drang zu einem Impulskauf verspürt, kann man diese Liste rausholen und den Gegenstand, den man spontan haben will, mit dieser Liste vergleichen.

9. Die Dinge nüchtern betrachten: Wenn wir etwas kaufen wollen, machen wir uns oft Illusionen darüber, wie nützlich der Gegenstand ist. Die skeptische kleine Stimme, die einem z.B. erzählt, wie viele derartige Gegenstände schon ungenutzt im Haus rumliegen oder dass das Ding so aussieht, als ob es schwer zu reinigen ist,, sollte ermuntert und nicht zum Schweigen gebracht werden.


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21.01.2024 18:06
avatar  Sybille
#2
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Da die Punkte ja ohnehin nicht allgemeingültig sind, ergänze ich Mal Punkt 10, der sicherlich nicht jedermans Sache ist, mir persönlich aber durchaus gute Dienste leistet:

Vollen Preis zahlen , statt Schnäppchenjagd.
Ich weiß natürlich, dass das Geld überall knapp ist und man froh ist, wenn man etwas "20% reduziert" bekommt. Kennen wir alle. Ich habe allerdings den Eindruck, dass dieses "Oh, XYZ ist gerade reduziert, das werde ich irgendwann ganz sicher brauchen, Kauf ich schonmal" dazu führt, dass man Vorräte anlegt, die man vielleicht nie wieder nutzt (zB. weil man die Sachen vergisst, oder nicht findet, zu- oder abnimmt, weil Lebensmittelmotten über das Essen herfallen, weil sich Mode/ Geschmack/ Hobbys ändern, weil Dinge veralten, weil man sie gerade nicht zur Hand hat, weil...) Und so hat man dann nicht 20% gespart. Sondern 80% verschwendet.
Ich habe daher aufgehört nach Sonderangeboten zu spähen, sondern kaufe mir das was ich brauche, wenn ich es brauche. Ganz ehrlich? Ich habe nicht den Eindruck, dass es in Summe teuerer ist, wenn man die Schnäppchen-die-man-letztlich-doch-nie-gebraucht-hat mit rechnet.


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21.01.2024 18:32
#3
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Wenn etwas Neues gekauft wird, muss etwas Altes weg! Das ist eine echte Hürde, für alle, die gerne sammeln.


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21.01.2024 19:14
#4
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ich kaufe nicht wegen dem Kick, sondern aus Angst, XY ist schon leer, Z finde ich einfach nicht und kaufe es dafür neu. So habe ich den Eindruck, ich kaufe nicht wegen des Gefühls, etwas zu haben, sondern aus Angst, etwas nicht zu haben.

Seit einigen Jahren beobachte ich in den Läden ein immer mehr verschmälertes Sortiment. Wenn ich früher einen Staubsauger brauchte, bin ich einfach zu Real gefahren. Brauchte ich ein Kabel, einfach zu Media Markt oder oft hatten sie das auch bei Real.

Wenn ich heute so was brauche, und noch kein Gerät im Schrank für solche Fälle, dann klicke ich ins Internet. Ich brauche keinen Kick, sondern nur einen Klick. Das wird auch der Grund sein, warum immer mehr Läden pleite gehen, von den steigenden Mieten mal abzusehen. Wie wollen sie Kunden anwerben bei fehlendem Angebot?

Es freut mich gar nicht, dass alles so bequem geworden ist, es erschreckt mich, dass die Leute zur Bequemlichkeit getrieben werden dadurch, dass sie im Laden nichts mehr finden. Und Experten raten dazu, wegen dem Co2-Ausstoß und dem Benzinverbrauch nicht öfter als nötig in die Stadt zu fahren.

Gleichzeitig schlagen Gesundheitssysteme Alarm, dass sich die Leute immer weniger bewegen und immer übergewichtiger werden. Ein Teil davon liegt eben daran, dass man nur noch online shoppen geht.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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21.01.2024 21:04
avatar  Robin
#5
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Komisch, ich habe ein ganz anderes Bild von der Welt, in der ich lebe. Z.B. *weiß* ich gar nicht, wie groß das Angebot via Internet überhaupt ist. Wenn ich mal irgendwas davon zu sehen kriege, ist das immer nur ein winziger Ausschnitt... Ich glaube, das Ganze zu diesen Ausschnitten würde mich maßlos überfordern. Zum anderen - selbst wenn ich dort mal was finde, würde ich mich gar nicht *trauen*, es mir schicken zu lassen! Weil...

1. Es käme ja doch nie bei mir an. Die Paketboten hier sind seltsam. Die bringen es fertig, die Benachrichtigungen von außen an die Klingelschilder von Mehrfamilienhäusern zu hängen. Und zwar ohne Skrupel auch dann, wenn ein bloßes Handausstrecken reicht, um den Zettel vom Bürgersteig einer Einkausstraße aus einzusammeln.
2. Mieter, die Pakete für ihre Nachbarn annehmen, lernen die überhaupt erst kennen und fragen selbstverständlich nicht bei der ersten Begegnung nach dem Perso.
3. Weder die Zustellerfirma noch die Firma, die das Paket losgeschickt hat, haften für den Verlust. Denn sie sind selbstverständlich hochwild darauf, Gewinne zu machen ohne irgendwelche Verluste wie z.B. die Herstellungskosten für die bestellte Ware. Richter geben ihnen darin meist recht, denn sie können sich bessere Anwälte leisten als ich.

Wie ich das Leben mit einem derartigen Pessimismus überhaupt ertrage? Mit Humor und indem ich jeden Moment genieße, in dem ich in Frieden leben kann. Das sind zugegebenermaßen die meisten... Ich versuche also, den Begegnungen mit diesem Wahnsinn möglichst aus dem Weg zu gehen.

Außerdem weiß ich: Die Leute würden nicht so viel bestellen, wenn nicht aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz das meiste ankäme. Womit erwiesen ist: Wir dürfen uns auf weitere Wunder freuen, denn es gibt ja welche! 🤩


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