Meine Vorräte an Bekleidung sind langsam aufgebraucht und ich muß mir fast alles neu kaufen. Das führte mich durch diverse Kaufhäuser, wo ich schon seit Jahren nicht mehr war (gut, wegen Corona waren es wohl bei den meisten 2-3 Jahre.)

Schon seit langem gibt es ja diese Shop-in-Shop-Konzepte, wo jeder Scheiß bunt gemischt auf einem Haufen liegt und fünf Meter daneben dasselbe nochmal. Ich sags euch, Kaufhäuer sind Messieläden! Früher waren da 10 Meter Hosen, mit ordentlichen Schildchen nach Größen sortiert. Dasselbe mit Hemden et cetera. Heute zum Beispiel bei C&A: Ein Kleiderständer mit grauen Sakkos, grauer Hose, grauer Weste und ein Hemd. Alles identisch, bis auf die Größe. Daneben zehn weitere Kleiderständer nach diesem Prinzip, nur mit jeweils einem anderen Modell. Ich stehe also in einer Halle und es gibt gerade mal zehn verschiedene Anzüge. Aber ich muß einen Kilometer laufen, um jeden einmal aus der Nähe gesehen zu haben. Als ob ein Reifenhändler seine Modelle wild in der Halle verstreuen würde.

Früher wäre ich zu meiner Sondergröße gegangen und hätte die kläglichen drei Sachen die da hängen, begutachtet und hätte dann den rosa Anzug mit grünen Sternen genommen, weil der doch besser aussah wie der grüne mit orangenen Streifen.

Bei den Schuhen ganz ähnlich, die Modelle stehen verstreut herum und bei den meisten gibt es meine Größe gar nicht. Ich muß aber trotzdem bei jedem Schuh schauen, welche Größen verfügbar sind. Hemden und Hosen gibt es nur im jeweiligen Markeneck zusammen mit Jacken, Geschirrtüchern und Grillschürzen des Herstellers, irgendwas mit Marketing halt.

Also ich war am Ende meiner Einkaufstour völlig erschöpft und erschlagen und wollte nur noch raus aus diesem Chaos. Gefunden habe ich natürlich nichts. Und ich dachte mir, so muß sich jemand fühlen, der gestalterisches Talent hat und mathematische Formeln bearbeiten soll. Also wahrscheinlich bin ich Klamottenlegastheniker: Wenn ich die Sachen anschaue, kann ich kein klares Bild erfassen und es ist unfaßbar anstrengend.

Ich trage so selten Kleider. ;)
Manchmal paßt mir bei Hosen bzw. Sakkos 98 oder 102. Das Problem ist aber, daß diese Größenangaben heute Schall und Rauch sind. Neulich zwei ältere Anzüge in 98 anprobiert, der eine eher zu weit, der andere so knalleeng, daß ich nichtmal in das Jackett reingekommen bin.

Ein schöner gefundener 52er-Anzug hat zwar vom Rumpf her ungefähr gepaßt, aber natürlich erwartungsgemäß von der Arm- und Beinlänge nicht. Den könnte ich aber nicht einfach im Netz in 98 kaufen, sondern die müßten alle vor mir hängen. Und wahrscheinlich könnte ich entweder die richtige Länge oder den richtigen Umfang wählen, aber nicht beides gleichzeitig.

Bei Jeans hat mir mal eine von einer abseitigen Marke hervorragend gepaßt, seither kaufe ich die immer wieder mal gebraucht. Und keine hat je wieder richtig gepaßt, trotz gleicher Größe und Marke. Also reines Glücksspiel. Dazu kommt, daß ich bei den Jeans Länge 35 bräuchte, die es nicht gibt. 34 ist zwei Zentimeter zu kurz, was man sieht, und 36 ist drei zu lang, was man erst recht sieht. Früher hat sie meine Mutter dann kürzer genäht, aber erstens brechen einem da regelmäßig die Nadeln ab in dem dicken Stoff, und zweitens ist es dann keine Ziernaht, sondern nur normales dünnes Garn, was man halt auch sieht.