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Messie & Wahrnehmung
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@Wolfram1 @IBI ich hatte vergessen, zu erwähnen, dass ich statt Täter lieber Opfer bin. Dann wird ein Schuh draus. Aber ich habe auch schon dran gedacht, mich mehr gewehrt zu haben oder jemand anderem davon zu erzählen. Und bin auf die Angst gestoßen, die mauscheln ja mit meinen Eltern, die Tanten, und meine Schwester ja auch, und den Lehrern konnte ich auch nicht vertrauen, denn der Fisch stinkt vom Kopf, sagen Experten über Mobbing. Es hätte also leicht nach hinten losgehen können. Dann war da auch die übernommene Meinung, Angst zeigen heißt Schwäche zeigen. Mit der Schwäche bietet man dann eine breitere Angriffsfläche. Gefühle durfte ich überhaupt nicht zeigen. Erst mal hätte keiner den Grund verstanden, und die Überlegenheitsgefühle dürften die anderen noch fröhlicher gemacht haben, oder sie hätten mich einfach ausgelacht.
Einfach wegzulaufen von zuhause, wäre meine einzige Hoffnung gewesen, dem Alptraum zu entkommen. Aber ich habe nachgedacht und kam zu dem Schluss, dass ich wieder eingesammelt und zurück gebracht worden wäre. Dann hätten sie mich nur noch zuhause eingesperrt. Die Flurtür abgeschlossen. Hätte ich mich am Baum runter gehangelt. Wäre der Baum gefällt worden.
Das hatte ich gemeint. Die Opferrolle ist moralisch gesehen besser als die Täterrolle. Man hat nicht so viele Schuldgefühle wie der Täter. Und ich meinte, man muss nicht von der Opferrolle in die Täterrolle schlüpfen. Das hatte ich auch damals gar nicht vor, stellte mir aber vor, es zu tun, die alle zu verprügeln, und fühlte mich bei dem Gedanken daran wohl. Das muss den Attentätern in Schulen wie Erfurt, Winnenden usw. auch im Kopf rum gegangen sein, als sie dafür eine Waffe mitgenommen haben. Aber die Gewissensbisse später und die enge Zelle, in der man nicht mal allein ist, hätten mich schon davon abgehalten. Ich wollte ja in die Freiheit und nicht in ein (anderes) Gefängnis.
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Zitat von Draculara im Beitrag #11
Man hat nicht so viele Schuldgefühle wie der Täter.
Bin mir nicht sicher, ob du stattdessen als Opfer jede Menge Schamgefühle und Angst hast.
Die Opferrolle mag vielleicht die "einfachere" sein, doch sie trägt sehr viel verborgene Verantwortung, denn wenn es beispielsweise zum Mobbing kommt, hast du Verhaltensweisen an den Tag gelegt, die unbewusst die Täter dazu eingeladen haben.
@IBI
Das finde ich jetzt aber echt nicht okay, Opfern von Mobbing die Schuld zuzuweisen! Klar war irgendwas an denen, was dazu "eingeladen" hat... Jegliche Andersartigkeit lädt eine bestimmte Sorte Typen zu sowas ein. Und das Anderssein kann man eventuell gar nicht abstellen.
Ich finde, man sollte lieber mal danach fragen, was krank ist bei Leuten im Kopf, die es nötig haben, sich irgendjemanden zu suchen, auf dem sie rumhacken können.
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Zitat
Das finde ich jetzt aber echt nicht okay, Opfern von Mobbing die Schuld zuzuweisen!
Verantwortung und Schuld liegen nah beieinander, das ist wahr.
Und möglicherweise ist das Anderssein (mir gefällt diese Wortwahl) nicht "abstellbar".
Ich wurde oft gemobbt und ständig haben sich Wiederholungen (=Trauma) gezeigt.
Wenn die gemobbte PERSON, sich entscheidet für ihren Anteil VERANTWORTUNG zu übernehmen und diesen erforscht, so kann sie aktiv Einfluss nehmen und diese Muster eines Tages stoppen.
Schuld tragen diejenigen, die in unserer Kindheit nicht genügend Verantwortung für ihre eigenen alten Dramen übernommen und sie uns auf diese Weise vererbt haben. Ein Erbe, das wir leider nicht ablehnen können.
Kinder können die Verantwortung nicht tragen, doch als Erwachsene kann ich diese Verantwortung übernehmen und mich dem stellen und einen Ausstieg aus dem Dramadreieck schaffen.
Verantwortung beinhaltet für mich eine Aktivität (Bewegung), Schuld ist für mich passiv (Opfer).
Letzte Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen, weil sich meine mir sehr bekannte Vorstufe eines weiteren Mobbingdramas gezeigt hat (Trigger sind nicht aufgelöste Traumen). In dieser Hinsicht bin ich in meinem eigenen Dramadreieck gefangen.
Ich bin Täter, weil ich unbewusste Handlungsweisen in mich trage, die mein Gegenüber "abschrecken", mein Gegenüber wendet sich von mir ab und triggert die alte "Verlassenheitsangst" und mache mich zum Opfer und probiere mich zu retten, in dem ich diese unbewussten Handlungsmuster aufzudecken versuche und am Ende drehe ich meine Runde in diesem traumatisierten Kontext. Viele würden aufgeben und sich in die hilflose Opferrolle zurückziehen, doch ich gebe nicht auf, einen Ausweg aus diesem Dramadreieck zu suchen, da habe ich eine sehr grosse Ausdauer.
So wie ich als Kind Ausdauer lernen musste, all die Fehler, die die Eltern und andere Bezugspersonen machten und damit verschuldet haben, auszuhalten und mich in der Opferrolle zu finden, weil ich damals nicht in der Lage war, mich zu wehren (ich konnte weder sprechen noch gehen), was ich heute als Erwachsene kann.
Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass das Anderssein nicht abstellbar ist, so bin ich fest davon überzeugt, dass sich Möglichkeiten bieten mit dem Anderssein in der Gesellschaft umgehen zu lernen ohne das sich das Mobbingdrama ständig wiederholt.
Wenn ich diese Wiederholungen stoppen kann ohne dauernd in das ängstliche Vermeidungsmuster abzudriften, das die Wiederholung mitunter auslöst, habe ich mein Trauma integriert.
Ich bin es mir wert, diesen Ausweg zu finden und mich aus diesem "entwürdigenden" Muster, zu dem ich selber beitrage, zu befreien. Die Lösung dazu finde ich dort, wo ich bisher nicht gesucht habe, und ich finde sie in Begleitung von Menschen.
Was ich keinem abnehmen kann:
Die Wahl für die Verantwortungsübernahme und zu sich zu stehen oder sich beschuldigt zu fühlen und weiterhin in der Opferrolle zu bleiben.
Diese beiden sehr verwandten Begriffe "Verantwortung und Schuld" unterscheiden zu lernen und sie jetzt formulieren zu können ohne zu wissen, ob ihr versteht, was ich meine, war ein langer wichtiger Weg.
Zitat
Ich finde, man sollte lieber mal danach fragen, was krank ist bei Leuten im Kopf, die es nötig haben, sich irgendjemanden zu suchen, auf dem sie rumhacken können.
All diese Menschen übernehmen keine Verantwortung für sich und handeln aus ihrer Tätereigenschaft heraus und fühlen sich schnell mächtig und stark, weil sie die hilflosen Opfer unbewusst wahrnehmen.
Dieser grosse Teil der Menschheit trägt dazu bei, dass all die Traumatisierungen über Generationen weiter getragen werden und wir transgenerationale, gesellschaftliche Themen schaffen und manche dieser Täter werden sehr mächtig und traumatisieren die Gesellschaft weiter.
Ist bequemer darauf zu warten, das andere etwas tun.
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Zitat
Wenn die gemobbte PERSON, sich entscheidet für ihren Anteil VERANTWORTUNG zu übernehmen und diesen erforscht, so kann sie aktiv Einfluss nehmen und diese Muster eines Tages stoppen.
Da will ich mal fragen: Wofür übernimmt die Person die Verantwortung? Und lastet die Verantwortung nicht stark auf ihr? Vielleicht bleiben wir Opfer, weil uns die Verantwortung zu groß ist, um sie tragen zu können. Für andere können wir sie sowieso nicht übernehmen. Und hier liegen Schuld und Verantwortung nahe beieinander. Man denke an die Frage: "Wer ist dafür verantwortlich?"... dass es schief gelaufen ist, dass ein Schaden entstand, usw.
Können wir uns für alles, was im Leben schief läuft, die Verantwortung geben? Da denke ich an die lustige Frage am Nikolaustag: "Na, was hat dir der Weihnachtsmann alles in die Schuhe geschoben?"
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