Über den Perfektionismus und die Problemlosigkeit, mit der er bei dir daheim anfangen kann, zu putzen, staune ich gar nicht. Das ist ein echter Klassiker. Es liegt wohl gerade am Perfektionismus, dem man für sich als Standard setzt. Wenn ein perfektionistisch veranlagter Messie etwas ordnen und reinigen will, dann mit 110% Ergebnis, aber es ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit, und er wird sozusagen darin gefangen, unablässig 100% zu wollen, aber nicht zu können. Zum Beispiel würde einer gern einen perfekten Schrank für seine CD-Sammlung bauen, und diese alphabetisch sortieren, am besten mit cooler Beleuchtung. Es hakt aber schon daran, keine Wand freiräumen zu können, an die man irgendeinen Schrank für die CDs stellen könnte, geschweige denn, den perfekten Schrank. Bevor er es nur halb macht, verschiebt er es dann lieber auf "später", und lässt die CDs "erstmal" in Kartons. Dass aus "erstmal" irgendwann Jahre werden...tja...das ist dann halt so. Aber würde er sich mit weniger zufrieden geben, und die CDs irgendwo hinstellen - damit wäre er auch nie zufrieden und glücklich. Wenn er sich mit einer unperfekten Lösung zufrieden gäbe (wie es die Normalos tun würden) hieße das, das Projekt aufzugeben, und das ist mit einem unerträglichen Gefühl des Versagt habens verbunden.
Wenn ein solcher Messie dann bei jemand anderem daheim ist, setzt er dort oft nicht diesen Standard der Perfektion. Dort ist es für ihn auch okay, eine Durchschnittslösung zu finden, eine umsetzbare Lösung, die vielleicht nur 70% von dem darstellt, was er für sich selbst gern hätte. Nicht, weil er den anderen weniger schätzt, sondern weil er vielleicht tief innendrin irgendwie meint, dass er nur dann selbst Wertschätzung erfährt, wenn er ein 110% Ergebnis abliefern kann.
Kannst du mit der Deutung irgendwas anfangen? Ich hoffe, es beruhigt dich allein schon ein wenig, dass dieses "schizophrene" Verhalten eigentlich für viele Messies "ganz normal" ist.
