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krankes (Familien)system
Hallo Ihr da draussen, Gut dass es Euch gibt und Danke für dieses Forum.
Mein Bruder -er lebt mit unserer 81 Jährigen Mutter zusammen- ist unter anderem ein Messie. Er hat nie wo anders gewohnt, als im Haus unserer Eltern. Vor 25 Jahren war das noch ein Schmuckstück, heute eine Ruine.
Zugrunde liegt ein krankes Familiensystem. Vor 18 Jahren bin ich selbst in eine 12 Schritte Gruppe gegangen- zuerst, weil ich meine Eltern und Bruder "in Ordnung" bringen wollte. ICH war ja gesund, nur eben total unglücklich, dass ich solche Angehörige hab.
Erst nach Jahren in diesen Gruoppen habe ich langsam langsam begriffen: Messietum ist eine nichtstoffliche Sucht, so wie Arbeitssuchcht, Beziehungssucht und so weiter. Ich leide zwar nicht unter der Messiesucht, doch unter Beziehungssucht.
Noch mehr Jahre hat es gedauert, dass ich langsam langsam fühlen konnte: sucht ist nicht von AUßEN in den Griff zu bekommen, jedenfalls ist das meine Erfahrung, meine Wahrnehmung.
Mein eigenes süchtiges Verhalten, Gedanken, Gefühle wahrzunehmen- eigentlich ist das meine Aufgabe und nicht, den Messie zu heilen oder etwas anderes. Doch jetzt kommt ein Angehörigenproblem: Angehörigenbeziehung sind ziemlich nah am Herzen, man kann sie nicht abhaken. Als Angehörige empfinde ich Ekel und Wut gegenüber der Lebensweise, und es ist ein großer Konflikt so negative Gefühle und Gedanken gegenüber Angehörige zu haben.
Als nächstes verunsichert es auch: Was kommt da eventuell oder bestimmt auf mich zu? Werde ich da mit in etwas hineingezogen, und muss ich vielleicht für etwas geradestehen, obwohl ich es doch nicht verursacht habe?
Lange Zeit hat mich das sehr sehr wütend gemacht. Dann bekam ich aber auch eine Abneigung gegen mich selbst. Was bist du nur für eine Schwester, dass Dir das seelische, gesundheitliche Leid Deines Bruders unwichtiger ist, als das, was mit Dir selbst vielleicht irgendwann einmal passieren wird???
Natürlich , es ist nicht ausgeschlossen, dass mein Bruder seinen Lebensstil ändert. Doch das sollte seine Hoffnung sein- nicht meine.
Sucht ist eine schwerwiegende Sache, die man nicht einfach "wegmachen" kann.
Und das geht auch nicht bei mir. Vor 18 Jahren habe ich den ersten Schritt für mich selber gemacht und gesehen, dass auch ich mich nicht von anderen Menschen in meinen Süchten ändern lasse. Und auch mein Verhalten zieht große Nachteile für ander Menschen nach sich. Es ist ein lebenslanger Prozess, so ist zu vermuten.
Letzendlich wäre ich höchstwahrscheinlich diesen Weg nicht gegangen, wenn das Leiden meiner Angehörigen mir mein eigenes Leid nicht deutlich gemacht hätte.
Danke, dass Ihr bis hierhin gelesen habt!
Yazdi
#2
Hallo Yazdi !
Kranke (Familien)systeme sind (mit)ursächlich für sehr viele körperliche und / oder seelisch/geistige Störungsbilder.
Diejenigen, die es betrifft als Angehörige wie als Betroffene, sind häufig auch diejenigen, die es erst als allerletzte überhaupt
merken oder wahrnehmen (können/wollen). Da steckt man dann als Angehöriger, der aufgrund zeitlicher,örtlicher Distanz die Dinge
aus einem gewissen Abstand ansehen kann, in einem Dilemma. Heilung kann ja nur geschehen, wenn der /die Betroffene auch
krankheitseinsichtig ist und selber Heilung will. Andererseits besteht natürlich eine gewisse Gefahr, dass man selber von dem
kranken Familiensystem krank wird, weil oder wenn man unbedingt darauf aus ist, dass die Familienbeziehungen immer harmonisch sein sollen.
Mir hat da ein Satz geholfen, den eine Ehefrau eines Messie hier mal schrieb : den Menschen lieben um das Symptom "Messie" oder ein anderes Problem herum,
denn der Mensch besteht ja nicht nur aus Messie, sondern es ist nur ein Teil von diesem Menschen.
Dadurch konnte ich im ersten Schritt anfangen, nicht nur und ausschliesslich schlecht von mir selber zu denken. Und ich erkannte auch, dass das (Vor)Urteil von
Menschen nicht das letzte Wort ist, sondern ein anderer - Gott - hat über mich und mein Leben das letzte Wort.
Ganz langsam wirds nun besser..............kleine oder grössere Rückfälle nicht ausgeschlossen, also dass mir's doch mal den einen oder andern Tag nicht gelingt,
am Ball zu bleiben und die eingeplanten Aufgaben zu erledigen. Aber ich ärgere mich nicht mehr darüber, sondern versuche es andern tag wieder von neuem.
So...........mehr weiss ich im Moment nicht zu erzählen........ausser, dass ich heute leider wenig zustande bringe...................vielleicht geht ja später am Nachmittag noch was.
Grüssele Mausohr
Hallo Tante Mausohr, danke für Deine Rückmeldung! Schön von Dir zu lesen, wie Du versuchst mit Dir selbst umzugehen. So verstehe ich Dich in deiner mail zumindestens.
Tja, das mit: Krankheitseinsicht und selber Heilung wollen..... Von meinen eigenen Süchten weiß ich nur, dass es mir guttut, wenn ich weiß, dass ich in der Abhängigkeit scheinbar keine Wahl habe. Es gibt dann nur genau EINEN Weg. Da gehen bei mir mittlerweile die Alarmglocken. So auch in der Beziehung zu meinem Bruder und meiner Mutter. Es ist so anstrengend zu erkennen, dass ich trotz starker Gefühle, die Möglichkeit habe auf verschiedenen Wegen mit diesen meinen nächsten Angehörigen umzugehen.
Natürlich leide ich darunter, dass die Beziehung sozial sehr sehr eingeschränkt ist. Aber mir ist es mittlerweile sehr wichtig geworden, mich nicht ständig als helfende Person anzubieten, sondern mich auch gegenüber meinen Angehörigen möglichst natürlich zu spüren und zu verhalten.
Das war früher ganz anders, als ich noch nicht an mir selbst gearbeitet habe.
Mittlerweile denke ich, dass Angehörige im kranken System sehr auf sich selbst sehen sollten, soweit es die Bedingungen zulassen. Ist schwer, denn der Sog: "Vielleicht strenge ich mich als Angehöriger nur nicht genug an" ist ungeheuer stark.
Dir einen schönen Tag und herzlichen Gruß
Mariam
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Dass der Angehörige am besten damit anfängt, an sich selbst zu arbeiten, sich selbst zu überdenken, und schließlich, seine persönliche Einstellung zu der belastenden Situation zu ändern, ist hier immer wieder Thema, habe ich auch selbst lernen müssen (wieder einmal, man vergisst sowas ja auch schnell und fällt wieder in seine alten Schemata). Nicht selten kommen sich Angehörige bei diesem Rat vor den Kopf gestoßen vor. Sie kommen her, wollen Hilfe für jemanden, der ihnen wichtig ist, und erfahren dann - mehr oder weniger durch die Blume - dass sie mit Teil des Problems sein sollen, und sie die Situation verändern können, indem sie selbst sich (bzw ihr eigenes Verhalten) ändern.
Das ist mitunter reine Logik, die aber vom Gefühlschaos unterdrückt wird, das man gerade durchlebt. Manche reagieren dann mit Rückzug, andere werden wütend. Man meint es gut, man möchte helfen, für den anderen da sein, und auf einmal heißt es: Das ist genau das Falsche.
Durch das ständige Wiederholen der Hilfsangebote wird auch die Problematik an sich immer wieder in den Mittelpunkt gerückt - zum Leidwesen des Betroffenen, dem es gut tun würde, wenn er davon mal ein wenig Abstand erhielte, und wenn er mal wieder spüren könnte, dass er nicht nur auf diesen einen negativen Aspekt seiner Persönlichkeit reduziert wahrgenommen wird, sondern, dass man auch seine positiven Seiten kennt und zu schätzen weiß. Dass er als Individuum wertvoll ist, und nicht nur eine Belastung für sein Umfeld.
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