Kind in Messie-Familie - was tun?

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09.01.2012 22:20
avatar  niki
#1
ni
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Die Familie meines Ex-Freundes hat ganz offensichtlich ein Messie-Problem: Mutter und Schwester haben ein geräumiges Haus im Verlaufe der zehn Jahre, die ich sie kenne, nach und nach "vollgehortet"; betroffen sind neben dem Haus selbst auch eine Doppelgarage sowie der Platz davor und auch viel Platz rund ums Gebäude. Vor sechs Jahren bekam die Schwester einen Sohn. Diesem wunderbaren kleinen Jungen fehlt es an nichts, er wird geliebt und gefördert - er hat in diesem Haus aber auch nicht ein kleines Fleckchen, das nur ihm gehört, keinen Rückzugsort, außer der Matratze, auf der er nachts schläft, im - natürlich - pickepackevollen Zimmer seiner Mutter, die alles, wirklich alles, saubere Wäsche, dreckige, gerade Gekauftes, vor langer Zeit Gekauftes ...stehen und fallen lässt, wo es gerade passt. Für das Kind spielt sich alles ab 16 Uhr - so lange ist er in der offenen Ganztagsbetreuung seiner Grundschule - im kaum mehr zu betretenden Wohnzimmer ab. Seine Mutter, eine völlig liebenswerte, umgängliche und kreative Person, die sich endlos in Details verlieren kann, ohne jeglichen Blick fürs "große Ganze", arbeitet nachts als Pflegekraft, seine Oma ist gesundheitlich angeschlagen, wenn auch nicht bettlägerig, sein Onkel - mein Ex-Freund - hat alle Hände voll damit zu tun, der Familie das Dach über dem Kopf zu erhalten, indem alles Finanzielle und jede Entscheidung diesbezüglich über seinen Schreibtisch laufen. In diesem Haus gibt es zahlreiche Zimmer, die nicht benutzt werden, weil sie aufgrund völliger Überfüllung nicht mehr zu nutzen sind. Ich habe meinen Ex-Freund, der als einziger in der Familie noch klarzusehen scheint, mehrfach gebeten, etwas zu unternehmen, womit ich meinte, Hilfe zu suchen, da mir bewusst ist, dass es hier nicht mit bloßem Aufräumen getan ist - von den hierfür anfallenden horrenden Kosten einmal ganz abgesehen -, doch es passierte nichts. Ich vermute, dass er sich aus Überforderungsgründen mit der Situation arrangiert hat; letztlich geht es hier um ein ebenso kompliziertes wie enges Familiengefüge, dessen "Untiefen" ich weder ausloten kann noch will. Es geht aber eben auch um einen sechsjährigen Jungen, der meiner Ansicht nach nicht in einer solchen Umgebung aufwachsen sollte. Heute endlich habe ich mich ohne Nennung des Familiennamens mit dem Kinderschutzbund in Verbindung gesetzt, um eine erste unabhängige Meinung einzuholen. Es dauerte nicht lange, bis der Begriff Jugendamt fiel, womit ich natürlich halb gerechnet hatte. Einerseits möchte ich, dass den Menschen in diesem Haus geholfen wird, denn professionelle Hilfe ist zweifellos vonnöten, andererseits möchte ich keine Katastrophe heraufbeschören, in der der Junge den Menschen die er liebt und die ihn lieben, entrissen wird, sollte es wirklich zum Schlimmsten kommen. Welche Möglichkeiten habe ich als Außenstehende, mit der Familie ins Gspräch zu kommen, bevor mir wirklich keine Wahl mehr bleibt, als das Jugendamt einzuschalten? Oder weiß hier irgendjemand aus verlässlicher Quelle, wie das Jugendamt in einem solchen Fall agiert? Danke für die eine oder andere Rückmeldung!


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26.03.2012 12:24
#2
sa
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Liebe niki, hallo!
Wirklich eine große Hilfe werde ich wohl nicht für Dich sein, eigentlich bin ich selber auf der Suche nach Hilfe, aber ich möchte Dir trotzdem von meinem Freund erzählen. Ich bin erst vor einem Monat zu ihm gezogen, kennen tue ich ihn seit 2010, und daß seine Mutter ein Messie ist und er in einem Messiehaushalt aufgewachsen ist, weiß ich seit Juli 2011. Er ist mittlerweile 33 Jahre alt und hat sein ganzes Kinderleben und seine gesamte Jugend hindurch erlebt, wie seine Mutter alles gesammelt und die Wohnung damit überfüllt hat, teilweise auch Dinge aus dem Sperrmüll anderer Leute "gerettet" hat, und wie es im Gegenteil dazu bei Schulfreunden und Studienkollegen zu Hause zuging, wie aufgeräumt und ordentlich dort alles war. Dadurch hat er natürlich schon mitbekommen, daß bei ihm zu Hause etwas nicht in Ordnung war. Ich bin die erste nicht direkt-verwandte Person, die das Haus betreten durfte, und ich war schon ziemlich wie vom Blitz getroffen. Er hat sich zwar immer geschämt und konnte daher nie Schulfreunde mit nach Hause bringen, aber es ist dennoch sein zu Hause, in dem er aufgewachsen ist und er hat sich trotz allem zu einem wunderbaren, ordentlichen und intelligenten Mann entwickelt, der sehr fürsorglich, liebevoll und verantwortungsbewußt agiert. Seit ca. 1 Monat sind wir dabei in unserer wenigen Freizeit Keller und Dachboden langsam und gegen Widerstand seiner Mutter zu entrümpeln und seither bekomme ich öfters Dinge von ihm zu hören wie "bin froh, daß Du da bist", "alleine würde ich mich da nicht gegen durchsetzen", "wird Zeit, daß das alles rauskommt" und dergleichen. Sicher war das alles in der Kindheit nicht einfach für ihn, ich denke aber, daß er auch keinerlei Schaden davongetragen hat und sich VIELLEICHT gerade dadurch zu so einem lieben, verantwortungsvollen und fürsorglichen Menschen entwickelt hat.
Liebe Grüße aus Österreich!! :-)


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09.04.2012 19:00 (zuletzt bearbeitet: 09.04.2012 19:02)
avatar  Sammler
#3
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Es mag ja sein, dass es Menschen gibt, die so eine Kindheit halbwegs unbeschadet durchstehen, aber das Risiko zu erkranken ist enorm. Körperlich auf jeden Fall (Asthma), und die Entwicklung wird auch gefährdet durch die soziale Isolation. Die Schlussfolgerung, dass die Persönlichkeitsentwicklung positiv beeinflußt finde ich abwegig, das ist kein Argument.

Ein zugestopftes Haus wird verdrecken und nach und nach Ungeziefer anziehen sieht man bloß nicht. Ein Haus voller Staub und Drecksnester. Das sollte man nicht schönreden. Erwachsene können sich aussuchen, dort solange zu leben, bis der Leidendruck groß genug ist etwas zu ändern und sich Hilfe zu holen. Kinder sind absolute Opfer ohne Wahlfreiheit.

Liebe zeigt sich auch darin, eine kindgerechte Umgebung zu schaffen, die das Kindswohl nicht gefährdet. Im Zweifel würde ich das Jugendamt informieren, letzlich für die Mutter DIE große Chance, endlich aufzuräumen. Vermutlich braucht sie eine Therapie.


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09.04.2012 23:13
avatar  Luana
#4
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hallo,

Ich frage mich nur wer den den Maßstab dafür setzt ab wann eine Messie Wohnung schädlich für ein Kinde ist?
Was ist mit Rauchenden Eltern? Ist da das Asthma Risiko geringer?

Ein verpeilter, junger Sozialpädagoge der noch seine letzte Studentenbude im Kopf hat geht wahrscheinlich gleich wieder und lässt nur die Visitenkarte da.
In die Akte kommt Kind gehts gut.

Eine Machtgeile mit Putzwahn und beste Freundin der Gesundheitsamtstante dreht in der gleichen Wohnung total ab und schreibt ein Briefchen an den Richter, kindeswohl gefährdung.
Ein schnelles Jugendamt und Gericht brauch dann etwa 4 Wochen.

Die Drecksnester sind bis dahin nicht weg.
Ob das Asthmarisiko dann in der Rauchenden Pflegefamilie sinkt? Im Heim wird er selbst zum Raucher, auch Drogen sind bei Heimkindern recht beliebt.
Ob es seiner Psyche dann besser geht?

LG



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12.04.2012 09:53 (zuletzt bearbeitet: 12.04.2012 10:03)
avatar  Sammler
#5
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Hallo Luana.

Grunsätzlich wird in Deutschland das Passivrauchen viel zu lasch gehandhabt, vor allem das in Autos. Aber ist das ein Argument dafür, einem Kind jede Ordnungsstruktur zu verweigern und das damit kleinzureden? Nein! Ein schlechtes nehmen und damit das andere rechtfertigen finde ich nicht zielführend.

Ich finde Deine Darstellung SchwarzWeiß. Raucherhaushalte sind sehr Schädlich, immer mehr Eltern begreifen das und rauchen nur in Abwesenheit der Kinder. Das Chaos einer Messiewohnung ist allgegenwärtig.

Mein Eindruck: Verharmlosung ist der Tenor Deines Beitrages. Aber andere Meinungen sind das gute recht derjenigen, die sie vertreten. Ich finde, eine (selbst-)kritische Betrachtung ist wichtig. In meinen Augen wird einem Kind geschadet, wenn es zwischen Dreck und Chaos aufwächst. Und 4 Wochen Wartezeit sind kein Problem, wenn vorher Jahre vergingen und anschließend etwas geschieht.

Beste Grüße


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