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Alles wächst mir über den Kopf
Hallo, ich bin die Sophie und 56 Jahre alt. Ob ich ein Messie bin, weiß ich nicht, aber ich fühl mich so. Vieles passt auf mich, vieles aber nicht.
Als Kind und junge Frau war ich immer sehr ordentlich. Als Studentin litt ich an Magersucht, später an Bulimie, und dann an Binge eating. Dann war ich berufstätig und nach einem 11-Stunden-Arbeitstag (einschließlich Pendelzeiten) so kaputt, dass ich nur noch das Nötigste machte, und am Wochenende. Ich zog mit meinem Mann in eine schöne Wohnung, da war die Welt noch in Ordnung.
Dann wurden die Schwiegereltern hinfällig, und wir halfen ihnen vor und nach der Arbeit, Erst nur bei den schweren Sachen, wie Garten oder Putzen, dann wurde es immer mehr. Mai 1997 waren wir das letzte Mal in Urlaub. Wir mussten 2006 wegen Eigenbedarf aus der Wohnung raus und kauften uns ein Eigenheim. Die Renovierung machten wir am Wochenende und im Urlaub, bis heute sind wir nicht fertig. Dann starb der Ende 2012 der Schwiegervater und Schwiegermutter zog bei uns ein (alleine kam sie nicht mehr klar, körperlich und wegen Demenz), das war die Hölle. Ich hatte einen emotiional belastenden Job ("agile" Projektarbeit, falls das was wem sagt, dazu Beratung und Troubleshooting, als Frau in einer Männerwelt nie ganz anerkannt, immer mehr leisten als andere....), und wenn ich abends nach Hause kam, war das nicht mein Zuhause. Nachdem ich zwei Zusammenbrüche hatte, kam Schwiema ins Heim.
Im Job wurde es immer schlimmer, ich flehte unseren Personaler unter Tränen an, mich abzugruppieren auf einen anderen Job. Ich spürte schon den nächsten Burnout kommen. Ich bin vor Erschöpfung am Steuer eingeschlafen. Ich bekam dann einen Aufhebungsvertrag. Das war eine Erlösung. Nach 45 Jahren unter Leistungsdruck und Angst war ich frei und hoffte auf Wiederherstellung. Meine Wohnung, der Garten ("Ein Schandfleck!") und ich selbst waren völlig vernachlässigt. Ich war seit 3 Jahren nicht mehr beim Frisör. Und Waschen wird auch überbewertet. Zeitgleich erkrankte meine eigene Mutter (mein Vater ist schon lange tot) an Krebs, und ich musste öfter mal die 400 km einfache Fahrt zu ihr fahren, da ich nicht wusste, wie lange sie noch lebt. Sie ist jetzt gestorben, das ist auch eine Erlösung.
Eigentlich sollte ich mit frischem Mut ans Aufräumen gehen, aber ich KANN es nicht. Das Zeug aus meinem und seinem Haushalt, aus der Haushaltsauflösung seiner Eltern, und demnächst aus der Haushaltsauflösung meiner Mutter türmt sich überall. Den Krempel aus dem Job hab ich vor Monaten in eine Ecke gefeuert, da müsste ich auch mal dran, ach und die Unterlagen aus dem ersten und zweiten Studium hab ich auch noch, angefangene Handarbeitsprojekte, der Kleiderschrank voll mit Zeug, das nicht mehr passt (Stichwort Binge Eating), ich trage seit Monaten dieselben zwei Jeans/Sweatshirts wechselweise. (Wenigstens wasche ich noch Wäsche) Und der Garten ist eine Fortsetzung des Dschungels mit anderen Mitteln. Wenn ich die Blätter auf dem Gehweg gefegt habe, bin ich so fertig, dass ich den Rest des Tages heulend auf dem Sofa liege. Mein Mann hilft mir nicht. Du bist ja jetzt arbeitslos, da hast du doch Zeit. Du sitzt doch nur zu Hause rum.
Ich hoffe, hier in dem Forum irgendwie einen Knopf dran zu bekommen, wie ich die Kurve kriege, bevor ich ganz versumpfe. Weil, eigentlich bin ich ein ordentlicher Mensch, und ich leide sehr unter dem Chaos.
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Liebe @Sophie
schön, dass du bei uns bist. Auf den ersten Blick hört es sich nach Burnout und chronischer Überforderung/Erschöpfung an. Schade, dass dein Mann das nicht sehen kann. Du brauchst Erholung und viiel Abstand zu allem, bevor du dich mit neuen Kräften wieder allem widmen kannst. Hast du die Möglichkeit irgendwo eine Weile abzutauchen? Es müssen ja nicht gleich die Malediven sein. Einfach ein Ort, wo die Seele baumeln kann und du dein Inneres sortieren kannst.
Schau erst mal, dass es dir gut geht. Die Frage, ob du ein Messie bist, ist im Moment nicht so wichtig.
Ganz liebe Grüße von
der Kräuterfrau
Danke für eure lieben Worte. Abtauchen geht leider nicht, will ich auch gar nicht. Ignorieren macht es ja nicht besser, im Gegenteil.
Irgendwie bin ich ja doch ein verkappter Messie. Meine Mutter war definitiv ein Messie wie aus dem Bilderbuch), und ich wollte nie so werden wie sie... Als ich noch jung und "besitzlos" war, ging es gut mit Aufräumen und Putzen. Mittlerweile ist der tägliche Zuwachs an Chaos und Krempel größer als meine tägliche Beseitigungsfähigkeit. Ich kann halt nichts wegwerfen, und den Spruch "Das räum ich später weg" kennt sicher jeder. "Später" kommt aber nie. Deshalb hoffe ich, bei euch Chaos-Experten Tipps und Verständnis zu finden, etwas mentale Unterstützung halt.
Man sieht sich in einem anderen Unterforum.
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Liebe @Sophie
Zuspruch und Verständnis wirst du hier auf jeden Fall finden. Das Thema Chaos/Ordnung ist ein lebenslanges Thema. Solange du nicht stehen bleibst, bist du doch jedenfalls auf einem guten Weg. Wenn deinem Mann was nicht passt, darf er selber Hand anlegen 😉
Alles Gute,
die Kräuterfrau
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