Durch Zufall bin ich über das Diogenes-Syndrom auf dieses Video von Bibel-TV gestolpert.



Also ich denke darüber folgendes: Die Frau war Alkoholikerin. Um ihre Probleme ging es nicht, auch nicht darüber, wie ihr Mann als damals Co-Abhängiger damit umgegangen ist. Er hat sie nicht verlassen. Sie sollte ihn aber verlassen, weil sie seine Kartons nicht ertragen kann. Die ganze Zeit wird auf "die arme Frau" eingegangen, dass aber der Mann auch Probleme hat, darauf kamen sie nicht, und dass er auch Opfer bringen musste, als sie durch ihren Alkoholkonsum oder den -Entzug aggressiv wurde. Immer wird nur die Frau bedauert und ermutigt, die Koffer zu packen.

Wenn sie mit ihrem Mann mal darüber geredet hätte, was alles schief läuft auf beiden Seiten, hätte er vielleicht auch ehrlich gesagt: "Ich hab deine Launen mit dem Alk und deine Ausreden ertragen, warum erträgst du meine paar Kartons nicht?" Joyce Meyer, auch auf BibelTV, sagt ja immer wieder: "Nicht die anderen machen nur Fehler, du machst auch welche. Du kannst die anderen nicht ändern, du kannst nur dich selber ändern. Sieh nicht immer nur das Negative bei anderen, sieh auf dich selber." Wenn diese Rita mal da hin schalten könnte, sie käme auf die Idee, dem Mann eine Psychotherapie zu empfehlen.

Es wurde auch gesagt, dass sie beide wenig Geld haben und an der Armutsgrenze leben. Daran ändert eine räumliche Trennung nichts, macht es eher schlimmer. Ich könnte mir vorstellen, wenn die Frau auszieht, wird es mit dem Messie-Syndrom schlimmer. Dann muss der Mann einen Verlust verarbeiten, das kompensiert er möglicherweise mit mehr Gütern. Der Pastor hätte ja auch vorschlagen können, dass sich die beiden bei der Diakonie melden, damit ein Sozialarbeiter vorbei kommt. Bei der Bedürftigkeit brauchen sie die Hilfe von Diakonie oder Stadt auch nicht bezahlen. Wieder wird in den Medien auf die bösen, faulen Messies runter geguckt, und die armen Familienmitglieder, die der Sammelwut ausgesetzt sind. Was ist denn schlimmer: Ein Alki, der rum schreit und Sachen kaputt macht, oder ein Messie, der einen Schutzwall an Kartons aufbaut?

Meiner Ansicht nach ist die Frau auch nicht ganz unschuldig daran. Sie soll nicht so tun und vor den Medien damit prahlen, was sie an sich geschafft hat mit dem Bewältigen einer Sucht, und dann mit dem Finger auf den zeigen, der es nicht geschafft hat, was zu ändern. Finde ich irgendwie unfair. Der Mann hätte auch zu Wort kommen sollen.