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Kontakt zum Enkelkind
@Anneli
Ich danke dir für deine Antwort und deine Ehrlichkeit. Ich hoffe sehr, dass ich dich mit meinem Beitrag nicht belastet habe und möchte unter gar keinen Umständen den Eindruck erwecken, ich schäme mich für sie als Mensch. Ich vermute ihre Psyche gleicht einem Labyrinth aus Trauer, Zorn, Enttäuschung und Verzweiflung und vermute auch, dass bei ihr weit mehr diagnostiziert werden würde. Das ist auch wirklich nicht mein Punkt, weshalb ich verständnislos (geworden) bin. Sie stellt sich ja nicht den Tatsachen, sie jammert. Irgendwie sind immer die anderen oder bestimmte Umstände Schuld daran, dass es bei ihr nicht läuft.
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich als Kind darunter schon gelitten habe, dass vieles bei ihr so kompliziert gewesen ist. Aber dass ich ihr für vieles auch von Herzen dankbar bin und weiß, dass ich ohne ihre Hilfe niemals so weit wie jetzt gekommen wäre, das weiß sie und das sage ich ihr auch.
Gerade ihre guten Eigenschaften und Talente machen es mir so schwer, dieses Leben, was sie führt, zu akzeptieren. Sie ist eine richtige Künstlerin und malt und zeichnet auf hohem Niveau, ich liebe ihre Bilder. Aber das macht sie bloß noch ganz selten, eigentlich nur noch, wenn jemand sie darum bittet ein Portrait anzufertigen und für sich selbst tut sie das gar nicht mehr, obwohl es ihr doch immer so viel gegeben hat. Es ist als würde sie von etwas gefressen und immer tiefer vertilgt werden. So will keiner seine Mutter sehen!
Ihre Kritik an mir ist oftmals so seltsam, dass ich auch da eine Störung vermute. Z. B. war sie mal gerade am gehen und wir standen noch in meiner offenen Wohnungstür, als gerade ihre Mieterin zur Haustür reinkam und die Treppen nach oben huschte. In genau diesem Moment rief sie, laut genug, um sicher zu sein, die Mieterin hat es gehört, ich solle doch bitte mal meine Wohnung lüften, es riecht so wahnsinnig schlecht bei mir. Ich bestreite zwar, dass es schlecht gerochen hätte, aber selbst wenn es wirklich so gewesen wäre oder sie es wirklich so empfunden hätte, dann sagt man das ja aus Höflichkeit unter vier Augen und wartet nicht noch auf Zuhörer und ruft das dann durchs Treppenhaus. Nun, diese Zeiten sind vorbei, da ich aus ihrem Haus ausgezogen und damit nicht mehr in ihrer Reichweite bin. Die Konsequenz von Vorfällen wie diesen ist, das ist nämlich regelmäßig passiert, dass ich sie von meinem Zuhause fernhalten möchte. Besuche sind dadurch äußerst anstrengend.
Die Frage hier ist bloß, ob dieses Verhalten in irgendeinem Zusammenhang mit dem Messie Syndrom steht oder ob da etwas ganz anderes oder auch gar nichts dahinter steckt. Dazu komme ich zu keinem Schluss
@Nucleolus: Es ehrt dich sehr, dass du dir Gedanken darüber machst, ob mich deine Worte belastet haben könnten, aber das musst du nicht. Ich bin erwachsen und selbst dafür verantwortlich, bei was ich zulasse, dass es mich belastet. Wenn ich merke, dass mich Worte berühren, gibt mir das die Chance zu ergründen, warum das so ist. In deinem Fall ist das ganz einfach: Ich habe selbst Kinder und du bist mein Spiegel. Man macht sich nicht bewusst, was man seinen Kindern antut und wenn einem das bewusst gemacht wird, ist das natürlich nicht ganz ohne. Um es noch mal ganz klar zu sagen: Du bist nicht daran schuld, wenn es mir, deiner Mutter oder sonst jemand schlecht geht! Und es liegt nicht in deiner Verantwortung!
Ich weiß nicht, was deiner Mutter passiert ist und das werden wir auch nicht aufdröseln können. Außer ihr kann dir auch keiner sagen, WARUM sie dich vor einer Nachbarin so vorführte. Wollte sie der Nachbarin "durch die Blume" mitteilen, dass diese mal wieder lüften muss? Wollte sie verschleiern, dass sie die Fenster nicht mehr auf bekommt? Was auch immer ihre Gründe waren, natürlich war es daneben und unter der Gürtellinie. Und genau darüber mache ich mir Gedanken. Du bist bald selbst für einen kleinen Menschen, der sich noch nicht selbst helfen kann, verantwortlich. Unterschätze nicht, wie viel Kraft du dafür brauchst. Die Schwangerschaft und die Hormone, die du durch sie produzierst, helfen dir dabei. Es ist eine Vorbereitungszeit, die dir helfen soll, dein Leben neu zu ordnen. ABER, du hast keine Zeit mehr, um für deine Mutter verantwortlich zu sein.
Schau in den Spiegel, du blutest und deine Verletzungen sind durch einen Menschen entstanden, der dir sehr nahe steht und von dem du mit Recht Schutz erwarten konntest. Das ist passiert und lässt sich nicht mehr ändern. Rede mit deiner Mutter, wenn du kannst. Setze den Fokus aber auf dich und deine Verletzungen. Lass nicht mehr zu, dass ihre Probleme deine Probleme sind sondern mach deine Probleme zu ihren Problemen. Sie ist deine Mutter und diese Verpflichtung eingegangen indem sie dich ausgetragen hat. Wenn du es schaffst, versuche ihr zu verzeihen und die unguten Erinnerungen an deine Vergangenheit zu akzeptieren. Sag ihr ehrlich, wie du dir das weitere gemeinsame Leben vorstellst. Hey, es ist nur fair, dass du auch mal die Richtung angibst, da ist nichts Verwerfliches dran.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und dass du ganz schnell das Pflaster findest, das du jetzt brauchst.
GLG,
Anneli
#13
Gold
Silber
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@Nucleolus, gerne gebe ich Tipps. und meine nächsten wäreN: wie empfindet sie denn zB den Baderaum oder den Boden, die Zetteln, etc.? jedoch nicht it "sauber, ordentlich, chaos, etc.", sonder mit anderen Worten umschrieben, zB fühlt sie sich darin wohl? was genau empfindet sie als "ihren Stil" beim Sammeln der Zettel? wie empfindet sie, dass sie was notiert, dann jedoch nicht wiederfindet?
eine andere Idee wäre: sie hat doch leere Schränke, Kästen, Regale und so. was wenn sie diese nicht reinräumen mag, die sie vielleicht teils minimalistisch leben versucht? also sie Möbel an sich nicht mag und diese dann rumstehen und sie "Einrichtung" anders empfindet? (wäre nur mal so eine Idee...)
zB wenn ich Angebote in Zeitschriften sehe, wie günstig doch zB 64-teilige Geschirr-Sets sind. diese in verschiedenen Mustern zu haben wären ...ähm, warum 64-Teile von irgendwas kaufen? da müsste ich doch Dauerparties feiern, um das alles zu benutzen. mir reiche immerhin auch zB 3 von jedem. das gäbe es dann nur einzeln und teurer. die Freundin meinte mal "ist doch günstiger, und hast mehr Inhalt". stimme zwar, jedoch was mache ich damit? es in der Lade verstauen?
oder einen Geschirrspüler anschaffen, weil ich dann denke "habe noch mehr Geschirr, warum gleisch abwaschen. och, Dreck klebt zu fest, mal in der Maschine waschen". und dann steht wieder ein Gerät mehr rum, die Luftfeuchtigkeit steigt von normale 70% auf höher und das Wischen des Kondenzwassers kommt erneut auf.
ich dachte mir auch: was machen, wenn es so kleine Einzelstücke wie ich benötige, gar nicht gibt? zB Kühlfach oder Tiefkühlmöglichkeit (nur je 1 Fach) ...bliebe mir dann nur eine einzelne oder Kombibox?
meine Idee wäre auf deine Frage bezogen noch: was meint sie denn, inwiefern sie das Notierte wiederfinden oder nutzen mag? was wenn sie es einfach als Hobby sieht, es notiert zu haben. als würde sie dann zB den Worten beim TV lauschen oder die Zeitschrift bis auf's letzte Wort gelesen zu haben und sie es einfach komplett haben mag. und es sich einfach richtig anfühlt ...und ihr das Wiederfinden gar nicht so wichtig wäre?
@Rainbow-Cloud
Ich habe deinen Text mehrmals durchgelesen und mir auch sorgfältig durch den Kopf gehen lassen. Ich erkenne, was du damit meinst und empfinde diese mögliche Schlussfolgerung auch als etwas logisches, halte es aber in dem Beispiel mit meiner Mutter als eher unwahrscheinlich.
Die leeren Schränke sind eher so ein Aufschubproblem, so eine Kette von Gedankensätzen. Ich würde ja alles ganz sauber einräumen, aber... Aber der letzte Schrank ist noch nicht aufgebaut, aber die letzten Tage waren so anstrengend, aber es geht eben noch nicht, aber ich kann das ja auch noch morgen tun. Aus morgen wird nächste Woche, aus nächster Woche wird nie.
Ganz sicher fühlt sie sich nicht wohl darin, aber sie fühlt sich, so scheint es, dafür auch nicht wirklich verantwortlich. Ich höre oft, sie würde ja, aber.. Ich glaube, sie hat das für sich akzeptiert und entzieht sich damit aber auch ein wenig der Verantwortung, die sie dritten gegenüber zwangsläufig hat. Damit meine ich z.b. ihre Vermieter, die ihr eine frisch renovierte und sanierte Wohnung überlassen haben und die sie nun verkommen lässt. Klar kann man (und das würde sie jetzt auch sagen) argumentieren, was geht's die Vermieter an, ob der Mieter seine Socken farblich sortiert oder wie bei Hempels unterm Sofa lebt? Ich sage aber, es geht ihn ab dann etwas an, ab dem sein Eigentum, in dem Fall die Wohnung, so beschädigt wird, dass er im Endeffekt wieder dafür aufkommen muss. Dann meine ich ihre Kinder damit, die sie entweder dazu zwingt sich in eine verdreckte Wohnung zu setzen oder den Kontakt aufs Mäßigste zu reduzieren, ihre Enkelkinder, bis jetzt hat sie schon zwei von meiner Schwester, die Oma immer seltener besuchen kommen und ihr künftiges Enkelkind Nummer drei, dem ich aus gesundheitlichen Gründen einen Aufenthalt in dieser Wohnung nicht zumuten kann.
Diese Notizen scheinen für sie etwas elementar notwendiges zu sein. Wozu sie genau dienen, ob es eine Art Zwang oder Kontrolle ist, etwas Wort für Wort aufgenommen zu haben oder etwas ganz anderes, weiß ich nicht wirklich. Ich weiß aber, und da darf ich gar nicht stärker darüber nachdenken, dass sie diese Zettel und ausgerissenen Seiten und Fetzen auch nutzt, um ihre doch sehr komplexe Gedankenwelt auf Papier zu bringen. Ich hätte mir niemals angemaßt, diese Zettel zu studieren, aber das tat sie schon, als ich ein Kind war, und im Bad neben dem Klo dann diese Notizen lagen. Als Kind war ich unbedacht genug und habe das dann angesehen. Zudem flogen in der Wohnung all diese Zettel Kreuz und quer in der Gegend herum und ob man will oder nicht, einzelne Wörter oder Symbole springen selbst im Vorbeigehen eben doch mal ins Auge. Daher weiß ich, dass es so eine Art Tagebuch für sie sein muss. Tragisch daran ist, dass sie trotz des schwer vertraulichen und intimen Inhalts nicht dazu in der Lage war, diese Stapel vor der Räumung ihrer Wohnung durch Fremde (!) entweder zu vernichten oder in ihre neue Wohnung zu schaffen. Von meiner Schwester habe ich erfahren, dass sie die Zügel kurz vor knapp dann völlig entnervt doch noch in die Hand genommen hat und mit ihr in einer Nacht und Nebel Aktion nochmal einen großen Berg voller privatester Dinge aus der alten Wohnung geschafft hat.
Ich sehe sie als ein trauriges Abbild dessen, was sie sich ursprünglich mal von ihrem Leben erhofff hat. Dass sie eine einsame Person ist und die äußere Verwahrlosung der Wohnung nur ihre innere Verwahrlosung spiegelt, ist mir und ganz bestimmt auch ihr bewusst.
@Anneli
Auch dir noch einmal ein aufrichtiges Danke für deine offenen Worte.
Keinesfalls möchte ich diejenige sein, die anklagend mit dem Finger zeigt und meiner bösen Mutter für alles Schlechte die Schuld in die Schuhe schiebt. Aber so wie du sagst, dass du als Mutter in mir einen Spiegel siehst, so sehe ich den Anteil meiner Erziehung in einer Problematik, die bis heute besteht. Das ist ein langer Weg bis zu dieser Erkenntnis gewesen, war aber notwendig. Und ein Teil dieser Erziehung ihrerseits kommt auch von dem Teil von ihr, der ihr Leben hat völlig entgleisen kann. Insofern trage ich gewisse Teile davon auch in mir.
Um es auf den Punkt zu bringen, ich habe mit soziophobischen Problemen und lange Zeit auch mit einer Essverhaltensstörung zu tun, die gerne mal im Weg stehen. Sie dominieren mich nicht (oder fast nicht), aber ich wechsle oft in den Schauspielmodus, ziehe ein Programm durch und quäle mich durch einen Abend in Gesellschaft. Je nachdem klappt nicht mal das und ich entziehe mich, isoliere mich oder blamiere mich durch mein Verhalten. Ist selten, hat's aber schon gegeben, dass bei mir absolut gar nichts mehr ging. Meine Mutter ist von Natur aus ein grundängstlicher Mensch. Alles ist gefährlich, unseriös oder zu riskant. Bevor ein Schritt gemacht wird, muss hundert mal hinterfragt werden. Das hat sie mir wohl schon ganz automatisch anteilig mitgegeben. Aber ich bin ja nicht sie und hab noch mehr außer ihrer Veranlagung in mir und damit hat sie nie so ganz gekonnt. Ein Beispiel ist ihre Prägung wegen ihres Äußeren. Obwohl meine Oma zeitlebens Rank und schlank war, haben all ihre Kinder von klein auf ein Gewichtsproblem gehabt. Für meine Mama als Mädchen war das Aussehen auf andere Weise wichtig als für die Söhne. Auch sonst entspricht sie einfach nicht der gängigen Schönheitsnorm, sie weiß das, sie hat auch leider sehr viel negatives dadurch erlebt. Das ist aber ihre Geschichte! Nun bin ich an sich gänzlich anders geraten, keine Miss World, aber ich komme wieder deutlich stärker nach meiner Oma. Vom Äusseren wie vom Charakter. Und ich glaube an diesem Punkt leben zwei Seelen in ihrem Körper. Einerseits würde es ihr das Herz brechen, wenn es ihren Kindern schlecht geht, andererseits hat sie auch einen richtigen Hass. Bevor ich das Haus verließ, um mich mit Freunden zu treffen, fast immer ein prüfender Blick.
"SO willst du nach draußen gehen?"
"Lachen dich die anderen so nicht aus?"
"Also XY könnte das so ja tragen, du aber nicht"
Auch wenn ihre Meinung für mich schon lange nicht mehr das Maß aller Dinge war, hat es mir dann doch den ein oder anderen Tag ruiniert. Und auch bei allen anderen Lebensbereichen war es so, immer die Skepsis, kannst du das wirklich? Meinst du, er/sie mag dich überhaupt oder tun die nur so, also wer das so zu dir gesagt hat, der lügt dich an. Das kannst du aber nicht tun, traust du dir das wirklich zu? Dieses stetige hinterfragen und infrage stellen meiner eigenen Wahrnehmung hat mit Sicherheit seinen Teil dazu beigetragen, dass ich mir und damit den anderen Menschen nicht mehr trauen kann.
Damit möchte ich bloß erklären, weshalb der Frust doch so deutlich zum Vorschein kommt. Denn es betrifft nicht nur sie alleine, sie zieht auch andere mit sich hinab.
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