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Aufräumen durch Fremdeinwirkung
#26
Hallo ihr Lieben,
ich hab da mal ne Frage: Nachdem ich den gesamten Thread gerade gelesen habe, hatte ich den Eindruck, dass zu Beginn dieses Threads die Fremdeinwirkung als durchaus positiv beschrieben wurde, da sie hilft den inneren Schweinhund zu überwinden.
@Draculara
Du hast sogar selbst folgenden Beitrag geschrieben:
Zitat von Draculara im Beitrag #4
Ja, ohne Druck läuft nix! Das kenne ich auch. Es müssen sich erst Handwerker ankündigen, bis ich den Trampelpfad im Arbeitszimmer erweitere bzw. den Raum säubere. Und meist verlagert sich die Unordnung in den Keller und auf den Balkon.
Also ich interpretiere diesen Beitrag so, dass du quasi eine "Implusmotivation" brauchst, die im Grunde nur von außen kommen, um mit dem Aufräumen zu beginnen. Letztendlich haben doch auch @ave und @ninchen2906 diese Fremdeinwirkung gespürt. Ich verstehe auch, dass diese Fremdeinwirkung als sehr unangenehm empfunden wird. Aber z.B. bei ave hat dies doch zum Erfolg geführt und bei ninchen wird es auch dazu führen - da passen doch alle hier im Forum auf.
In den letzten Beiträgen wird diese Fremdeinwirkung in meiner Interpretation als negativ beschrieben...
Aber ist es nicht vielleicht sogar so, dass dieser Implus von außen die einzige Möglichkeit ist, um eine Veränderung bei sich zu erzeugen. Eine Veränderung, die man sich schon lange gewünscht hat, aber erst dadurch realisieren konnte?
Oder verstehe ich hier etwas falsch?
LG T
PS.: Ninchen ich lese auch bei dir mit und wünsche dir alles gute für die nahe Zukunft
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Hallo @TopTotty
Dass sich gezwungenermaßen was verändert, das ist auch bei mir immer vorübergehend der Fall. Vorübergehend deshalb, weil man nach dem Besuch in der Wohnung wieder weiter macht wie gehabt. Man räumt auf, aber nicht für sich selbst, weil man selbst eine gemütliche Umgebung will, sondern, weil andere dort hin kommen, fremde Leute, die nicht wissen dürfen, dass wir Messies sind. Wir räumen quasi für Andere auf, und da liegt der Hase im Pfeffer nach meiner Meinung. Was wir für andere tun, das wird auch immer nur für andere getan. Entweder, damit wir ins Forum schreiben können, was wir alles gemacht haben, oder damit Fremde in die Wohnung dürfen.
Wenn wir dauerhaft vom Chaos weg wollen, dann müssen wir selbst diese Sehnsucht nach einem schönen Zuhause haben. Nicht, weil wir wieder mal eingeladen waren und es wieder so schön aussah wie im Möbelhaus, und bei uns siehts aus wie in der Gerümpelgarage. Sondern weil wir eine schöne Umgebung sehen wollen, wenn wir die meiste Zeit dort verbringen. Dass wir sie dann erst einmal damit verbringen, dort Ordnung zu schaffen, Sachen weg zu bringen oder weg zu werfen. Dann haben wir eine Chance, dass es auch so bleibt, wie es ist. Nicht, weil ja wieder die Hausverwaltung irgend einen Handwerker oder Ablesefritzen hin schicken könnte. Oder weil der Dachdecker ja kommt und der Nachbar die Post sammelt, wenn wir im Urlaub sind. Sondern, weil wir das wollen, nicht weil wir uns zwingen.
Von außen kommen Zwänge, die wir auch wie Zwänge empfinden. Wenn wir gezwungen sind, aufzuräumen, tun wir das nicht, weil es ja solchen Spaß macht . Wir tun das, damit wir nicht auffliegen, und weil die Gesellschaft Menschen wie uns als Parasiten und lästige Schlamper bezeichnet. Es ist nun mal leider so. Die kommen rein, rümpfen die Nase und gehen wieder. Wir sind für die Abschaum. Wir räumen auf, weil wir das nicht sein wollen, weil es uns verletzt, wenn die Leute so reagieren.
Das hat aber so was von einem Kind, das geklautes Spielzeug vor den Erwachsenen versteckt, denn dann verlagert sich das ganze Chaos nur in den Keller. Anschließend holen wir die Sachen wieder rauf, die wir brauchen, und kleistern alles nach alter Manie wieder zu. Das meinte ich damit, wenn ich sage, solche Besuche sind Zwänge, das ist keine Motivation. Das ist Angst vor den Reaktionen auf unser Messietum.
Draculara
http://www.draculara.de
http://messie.bplaced.net/messie
Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen
Mein Bild ist irgendwie so:
Damit man "erfolgreich" aufräumt, dazu müssen mehrere Faktoren zusammenkommen und auch bestehen bleiben. Emin als "trockener" Messie schreibt ja auch manchmal, dass man ständig auf sich aufpassen muss, damit man nicht zurückfällt....
Aber ganz besonders schwer ist doch der Anfang! Ich denke immer, dass doch viele Betroffene schon etwas ändern wollen, aber vielleicht sich einfach nicht überwinden können, zu beginnen. Wenn also der grundsätzliche Wille zur Veränderung da ist, dann könnte man doch äußere "Fremdeinwirkung" als Impuls nutzen. Klar ist diese Fremdeinwirkung ein Ereignis, dass mir nicht gefällt und ich habe deshalb eine negative Einstellung dazu. Aber es muss irgendwie gelingen, dass man dieses Negativgefühl abzustreifen lernt. Dann ist doch das Ergebnis dieses Ereignisses etwas positives - auch wenn es aus einem Zwang heraus geboren wurde. Vielleicht verbinden viele Betroffene mit Zwängen eine durch und durch negative Assoziation. Ja okay Zwang ist nicht schön, gefällt mir in der jeweiligen Situation auch nicht, aber ich weiß, dass ich dann am Ende einen positiven Mehrwert dadurch habe.
Z.B. Schule: Ich glaube, alle Kinder hassen doch irgendwann einmal, diesen Zwang schreiben lernen zu müssen. Aber wenn wir das früher nicht trotzdem gemacht hätten, könnten wir uns heute hier nicht austauschen...
Ich glaube, wenn die Fremdeinwirkung zum richtigen Zeitpunkt kommt, führt dies zum befreienden Impuls. Der Betroffene schafft es dann nachhaltig dieses negative Zwanggefühl zu überwinden. Zum falschen Zeitpunkt (oder von der falschen Person) führt Fremdeinwirkung zur Blockade und Isolation. Ich muss gerade gestehen, dass das hier Geschriebene vielleicht nicht nur mein "Glaube" ist, sondern auch meine Hoffnung.
Ich hoffe, dass es irgendwann einen Zeitpunkt gibt, bei dem z.B. meine Frau eine Fremdeinwirkung als positiven Impuls aufnehmen kann. Vielleicht verhält sich die Sachlage bei meiner Frau aber auch ganz anders, ich weiß es einfach nicht.
T
Ich denke, es kommt auf die einzelne Person und deren Verhalten an. Handwerker, Vermieter, Nachbarn, Verwandte etc. alle vermitteln einem das Gefühl, es muß alles sauber und aufgeräumt sein, gewisse Dinge sammelt man nicht.
Die Familie meines Mannes rümpft über uns nur die Nase. Meine Schwägerin hat ja nur teure Sachen, weil nur diese qualitativ hochwertig sind. Sie sammelt Ritzenhoff und keine Ahnung was. Das ist toll. Meine Schwiegereltern haben irgendwelchen Nippes in Massen, die Ecken und Schränke quillen über. Das ist toll.
Wir sind Horror- und Sci Fi-Fans, haben viele Bücher, Lego, Filme, Figuren. Das ist schlecht. Die waren sogar der Meinung, jetzt wo das Kind da ist, muß all das schreckliche Zeug weg.
Meine Mutter und mein Bruder sind auch nicht gerade begeistert, aber sie akzeptieren uns so wie wir sind. Meine Mutter steht mir moralisch immer bei, helfen kann sie nicht, weil sie zu weit weg wohnt. Das will ich aber auch nicht, sie muß eh in ihrem Alter viel zu viel arbeiten, weil die Rente nicht reicht.
Für Familie (mit Ausnahme meiner Familie), für Handwerker, Postboten etc. räume ich auf bzw. sorge dafür, das der kurze Blick in unseren Flur nicht zum Stadtgespräch wird.
Das ist auf Dauer anstrengend und belastend, weil es nicht um uns geht, sondern um die anderen. Die, denen unsere Interessen, Gesundheitszustand, Beweggründe völlig egal sind. Dabei sind die gar nicht perfekt, die wollen nur von ihrem eigenen Versagen ablenken.
Dann gibt es Menschen, die einen verstehen. Hier im Forum fühle ich mich verstanden und akzeptiert. Das gibt mir die Kraft für mich etwas zu ändern. Und ich habe durch Euch schon einiges geschafft. Auch das Pärchen, das am Wochenende bei uns wahr, nimmt uns wir wir sind. Kein Wunder, wir leben ähnlich und finden die selben Sachen gut. Von Euch allen gibt es kein böses Wort, kein Vorwurf. Es gibt Ratschläge, Tipps, Hilfestellung.
Lange Rede, kurzer Sinn. Es gibt negativen und positiven Druck. Mir hat bis jetzt aber nur der positive Druck von Euch wirklich geholfen.
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