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Selbstwertschätzung inkl Aufräumgeschichte von Bessie
Hallo Ihr Lieben,
wo war ich? Ach ja zurück zum Bad.
Wie ich schon sagte, ich hatte alles gleich zumindest im Dutzend, wenn nicht noch mehr. Ich hatte einen "Haufen" Haarbürsten, Kämme, Spangen, sooo viele Sorten Shampoos, die ich nicht vertrug und X Styling-Produkte, die ich aber wirklich nie brauchte. Diese Sachen konnte ich aussortieren, denn meine eine Kollegin war eine gelernte Frisörin, die noch privat viel "Haare" machte. Es kostete mich dort noch mehr Überwindung sie zu fragen, ob sie die Sachen mal durchsehen möchte, ob sie was davon brauchen könnte. Sie meinte, ich solle es mitbringen, sie schaut sich das mal an.
Ähm, wie drück ich es aus? Die Kollegin sah etwas skeptisch aus der Wäsche und in diesem Moment dachte ich, man, hättest Du sie lieber nicht gefragt, ABER wie sich rausstellte, war sie nur überrascht wie viel das war und wieviele verschiedene Produkte und Firmen. Sie hat sich gefreut und hat alles mitgenommen, puh, mein Herzschlag normalisierte sich wieder.
Wieso ist es so schwer, Dinge die ich selber nicht möchte weiter zu verschenken? Denn nur weil ich es nicht vertrage oder mir etwas nicht gefällt, so kann es für jemand anderen ja durchaus brauchbar oder wertvoll sein! Wieso bin ich bei solchen Aktionen, wie mit den Mädchen oder der Kollegin so "Scham behaftet", ich begehe doch kein Verbrechen, wenn ich einen anderen frage, ob er/ sie etwas gebrauchen kann. Ich möchte nie, dass jemand denkt, ich will ihm/ ihr meinen alten Krempel aufdrücken! Dazu muss ich noch sagen, dass ich alles superordentlich entstaubt, abgewischt/ abgewaschen habe, bevor ich es weiter gegeben habe.
So, nun war ich schon mal richtig viel "losgeworden", aber es war auch hier mit guten und miesen Gefühlen behaftet. Die guten waren, Freude über mehr Freifläche und Übersichtlichkeit. Die schlechten waren, Angst falls ich so etwas doch mal brauche, es mir nicht wieder kaufen zu können und die Leere der Flächen auszuhalten. Es war nicht leicht für mich, nicht gleich wieder in einen Drogeriemarkt zu stürmen und nachzukaufen, aber ich lernte auszuhalten und auch hier die Erfahrung zu machen, es passiert nichts Schlimmes, wenn weniger rumsteht, dass war absolut notwendig um von diesen unsinnigen, nicht notwendigen, wirklich ständigen Einkäufen von Kosmetik wegzukommen!!!
Denn, ich hatte noch sehr viel anderes, was ich reduzieren musste, um freier leben zu können. Ich hatte Handwaschlotions, Handcremes, Duschgels, Körperlotions, Deosprays (ich benutze seit Jahren nur Sticks, kaufte aber immer mal wieder ein Spray) und Gesichtscremes in Übermengen.
Nachdem ich gaaanz langsam ein Gefühl dafür bekam, was ich denn nun realistisch verbrauche, wurde mir auch hier klar, dass ich Jahre dafür brauchen würde. Aber da wieder so ein Ehrgeiz, ich wollte sichtbare Ergebnisse und zwar schnell!! Ungeduld, kaum zu ertragen.
Wie sollte ich damit verfahren? Wegschmeissen? Kann ich einfach nicht, es sind Chemikalien, die die Umwelt belasten, also blieb nur das Aufbrauchen!
Wieder sah ich mir alles an, dann habe ich entschieden, von den Handwaschlotionen behalte ich nur 2 Spender, die ich schön finde und wenn die leer sind, wollte ich sie mit meinen Parfümierten Duschgels befüllen um damit meine Hände zu waschen. Auf dem Körper habe ich diese parfümierten Sachen nicht vertragen, aber ich mochte die Düfte und Hände waschen, dachte ich, müsste doch damit gehen. Ging auch!!!
Von den vielen Handcremes wollte ich keine behalten, ich benutze immer eine bestimmte Lotion für meine Hände tagsüber, die fettet nicht und alles andere waren unnötige Fehlkäufe, also weg damit!!
Ich nahm mal wieder eine Plastiktüte voller Zeugs mit zur Arbeit und verteilte "heimlich" einfach auf den Damen WC´s Waschlotionen und Handcremes, stellte noch 2/3 Deosprays hinzu und ... alles wurde benutzt. Die Sachen, die ich übrig hatte, stellte ich in meine unterste Schreibtischschublade und füllte bei Gelegenheit nach. Hierzu muss ich noch sagen, dass diese Sachen allesamt meistens Angebotskäufe im Drogeriemarkt waren, also vom Geldwert her auch zu verkraften.
Bei meinen Gesichtscremes sah die finanzielle Investion schon anders aus, diese Sachen waren zum Teil recht teuer gewesen, aber auch hier habe ich eben vieles nicht vertragen, aber wegschmeissen konnte ich diese Sachen auch nicht, angebrochene Cremes weitergeben wollte ich nun wirklich nicht und vom rumstehen wurden sie ja auch nicht besser, also beschloss ich mir immer eine Dose ans Bett zu stellen und damit abends vorm schlafen gehen meine Hände einzucremen, so wurden auch diese Sachen langsam weniger.
Bis heute habe ich alles höchstens noch in 3 facher Ausführung stehen, mit einer Ausnahme: Duschgels! Ich weiß nicht warum, aber weniger als 10-12 verschiedene Sorten kriege ich einfach nicht hin, anscheinend brauche ich bei diesem Produkt eine Auswahl, aber wenn das alles ist ... nicht so wild! Ich habe das jetzt einfach für mich als kleine Schwäche oder große Leidenschaft hingenommen und auch hier habe ich sie alle dekorativ hingestellt und freue mich daran, es macht mir Spass und der steht mir zu!!!
Ich habe auch noch ein großes Bild für mein Bad gefunden, eine Gebirgsschlucht mit einem Wasserfall, alles ziemlich düster gehalten, aber hinten über dem Wasserfall wird´s hell, aufgehende Sonne.
Das ist mein Bild der Hoffnung, der Lichtstreifen der ins dunkle fällt, ich liebe es!! Ich bin in meiner Chaoswohnung auch aus der finsteren Schlucht herausgeklettert ins Licht, oder andersherum heute fällt das Licht in meine dunkle Schlucht, erhellt sie und wärmt mich. Ich habe dieses wohlig, warme Gefühl lange Zeit in meinem Leben gesucht, überall gesucht, ich hätte niemals gedacht, es in mir und meiner Wohnung zu finden, aber es ist so, meine Wohnung ist mir ein zu Hause geworden, meine Zuflucht und meine Wärmekammer, hier kann ich auftanken. Ich hätte vor ein paar Jahren jeden für verrückt erklärt, der mir gesagt hätte, ich würde eines Tages solche Sätze über meine Wohnung sagen.
Der Wandel war gewaltig!!!
Und dann ... ich hatte einen Balkon, also will ich den auch benutzen können, aber da lag auch nochmal ein Berg voll Arbeit, denn der war groß, ging über die gesamte Breite der Wohnung ... aber dazu komme ich später
... nun denn :-) , dann nehm ich Euch mal mit auf meinen Balkon ...
mein Balkon war sehr groß und ich hätte dort eine wunderbare Möglichkeit gehabt draußen zu sitzen, denn ich war ja jetzt gern zu hause und hatte auch absolut kein Bedürfnis mich in irgendwelchen Lokalen "herumzudrücken" so wie vor meiner Entmüllungsaktion. Die Tage wurden wieder wärmer und ich bin gerne draußen, also wollte ich das endlich umsetzen. Auch diesmal war der Anfang so schwer.
Immer wieder stand ich in der Balkontür und überlegte 1000 Möglichkeiten, aber ich konnte nicht anfangen. Ich dachte, schmeiss nur einen Blumentopf weg, dann hast Du einen Anfang und wenn er noch so winzig ist. Es ging nicht!!!
Das ging schliesslich soweit, dass ich vom Fenster auf den Balkon sah und weinte. Ich merkte nun ja auch mit vollem Bewustsein, was an Räumlichkeiten nicht in Ordnung war, es störte mich nicht nur, es machte mich fertig. Ich wollte es so gerne ändern, konnte aber nicht ein Teil in die Hand nehmen, eine für mich schlimme Zeit. Der Juni verging, warm, sonnig, mit lauen Abenden und ich heulte und handelte nicht- grausam-!
Manchmal sehnte ich mich in dieser Zeit direkt danach zurück im totalen Chaos zu versinken, aber es wie früher,- nicht zu merken!!
Nur, ich war nun schon so viele Schritte gegangen, konnte den Stillstand nicht akzeptieren und konnte nicht "vorwärts gehen".
Aber auch diesmal kam mir Anfang Juni ein Zufall zur Hilfe. Ich war beim Arzt, musste ewig warten und hatte fast alle Zeitschriften von vorne bis hinten gelesen. Dann wurde die Frau, die vor mir dran war aufgerufen, sie hatte eine eigene Zeitschrift und fragte mich, ob ich die haben möchte, klar wollte ich!
Ich weiß heute nicht mal mehr welche Zeitschrift es war, aber darin waren ein paar Seiten, wie man sein Balkon verschönern konnte. Das Titelbild war in allen Einzelheiten erklärt, also die Umsetzung und ein Vorher/ Nachherbild. Ein öder Betonbalkon (wie meiner, nur in leer ;-)) wurde in ein, hm, sagen wir mal "Freiluftzimmer" verwandelt.
Ich wusste sofort, so ähnlich will ich das auch haben!!! Ich will! Ich will! Ich will!
Trotz meiner sonst jetzt seeehr vorsichtigen Einkauferei machte ich einen Fehler, ich kaufte am nächsten Tag nach Feierabend alles, was ich auf dem Balkon haben wollte, incl. Farbe, Bank. Sessel, 2 sehr große Blumenpötte usw., ich hatte wohl einen Kaufrausch. Bis ich das alles vom Auto ins Wohnzimmer geschleppt hatte, war es mal wieder spät geworden, also gut, dann halt der nächste Tag.
Schon am nächsten Morgen merkte ich, das geht schief. Mein Wohnzimmer war wieder vollgestellt- Hiiilfeee!!- und ich hatte ja noch keinen Platz geschaffen für die Sachen, die da nun rumstanden. Sie standen fast bis Ende Juli(!), ich hätte um Haar meine Ordnung in der gesamten Wohnung eingebüsst, das Chaos breitete sich ganz langsam, schleichend wieder aus. ABSOLUT FATAL ! ! !
Irgendwann kam meine Freundin zu Besuch, sie sah sich um und meinte, naaaa, wieder auf´m Rückzug?? Als sie weg war, sah ich mich um, NEIN(!) nie wieder will ich "dahin" zurück. Ich räumte auf, als ob das am nächsten Tag staatlich verboten würde, machte sauber, als ob ich sonstwen zu Besuch bekäme und ...
... fing noch am selben Nachmittag mit der Balkonräumung an!!!
Man, soo viele kleine Blumentöpfe, hatte ich nicht schon so viele entsorgt?? Alte Stapelstühle, schrecklich unbequem zum sitzen, ein abgebauten Tisch, Blumenbänke- und Hocker. Alte Blumenerde, verschimmelt. Tüten mit Malersachen, alte Farbeimer, Besen, Dekozeugs- ohne Ende, ein Polstersessel, sogar ein alter Tannenbaum, samt Ständer *lol*, Altkleidersäcke (ach nee wirklich?) und noch soo vieles mehr- furchtbar!!!
Das damals von meinem Zeugs nie was über die Brüstung gefallen ist, wundert mich bis heute. Naja vielleicht fiel auch was und ich hab´s gar nicht gemerkt und irgend ein Nachbar hat was weggeräumt, was weiß ich, ich halte da alle Optionen für möglich :-))
Wie bekommt man nun diesen ganzen Müll durch die Wohnung nach draussen?? Mist, gerade war wieder alles sauber und nun schleppte ich diesen ganzen Ramsch dadurch! Egal, Du kannst es wieder sauber machen, bring es raus, es ist wichtig, sonst versumpfst Du wieder!!! Wohin damit?? Damals hat sich keiner beschwert, als ich Sachen VOR meinen Keller stellte, also machte ich es wieder so. Eigentlich wollte ich vorher aussortieren und einiges wegschmeissen, aber ich merkte, dass schaffst Du nicht noch zusätzlich!! Es geht gerade einfach nicht!! Oberstes Gebot: Der Balkon muss völlig entleert werden, also mach das auch!!!
Ich war mal wieder völlig fertig von X-Mal Treppauf- Treppab, aber irgendwann war auch das letzte Teil unten, bis auf diesen Scheißpolstersessel!!! Und nun??? In meine Diele, dort verbreitete er sofort einen "wunderbaren" Geruch!!! Neee, das geht nicht, also raus ins Treppenhaus. Und jetzt?? Auch hier war ich die ganze Zeit nie auf die Idee gekommen, jemand um Hilfe zu bitte, aber es war mir unmöglich das Teil alleine zu schleppen. Wen sollte ich fragen, ob er/ sie mir dieses Stinketeil mit nach unten tragen würden?? Und in den Keller konnte ich dieses übel riechende Etwas ja auch nicht stellen!!
Also machte ich im Treppenhaus das Fenster auf und hoffte das Beste, eine Lösung hatte ich noch nicht. Keine 10 Minuten später klingelte es, mein Nachbar von oben: es wäre eine Sauerei son stinkendes Ding im Treppenhaus zu plazieren, ich sollte gefälligst zusehen, den zu entfernen und wenn ich nicht dann würde er aber mal so richtig und überhaupt.
Ich brach in Tränen aus, er wurde versöhnlich, legte mir seine Hand auf die Schulter und meinte, so hätte er´s ja nun doch nicht gemeint und ich soll mich doch bitte beruhigen.
Tat ich auch und zusätzlich hatte ich einen Geistesblitz, ich murmelte etwas von einem Bekannten, der das Ding holen wollte und mich versetzt hätte und dass ich nun gar nicht wüsste, was ich damit machen soll. Mir kamen schon wieder die Tränen, denn ich wusste ja wirklich nicht, was ich mit dem Sessel machen sollte.
Er war schon sehr alt und kam kaum noch selber die Treppen hoch, aber er hatte einen Neffen im Nebenblock, den wollte er anrufen und ihn bitten, mir zu helfen. Der "Neffe" kam, selber schon ein älteres Kaliber, aber zu zweit schafften wir den Sessel nach unten. Nun stand er vor der Haustür, da konnte er auch nicht bleiben, also quetschten wir ihn zwischen 2 Müllcontainer und ich machte einen Zettel dran, dass er in den nächsten Tagen entsorgt werden würde. Damit hatte ich Ruhe und ein paar Tage Zeit um mir zu überlegen, was ich nun damit mache.
Oh, schon wieder so spät, ich muss leider weg, über die Fertigstellung berichte ich Euch demnächst
Liebe Grüße an alle hier, Bessie
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Liebe Bessie,
danke für die Fortsetzung.
Du hast bei deiner Bad-Aktion erwähnt, dass es dir sehr schwer gefallen ist, Kosmetikprodukte zu verschenken. Zunächst bewundere ich deine Kreativität mit der du Lösungen gefunden hast, diese Sachen nicht in den Abfall zu befördern, sondern eine weitere Verwendung ermöglicht hast, die dir vermutlich nicht viel Zeit gekostet hat, dafür vieeeeel Überwindung. Es war dir also wichtiger, die Artikel, die noch zu gebrauchen waren, dass sie gebraucht werden können als sie einfach wegzuschmeissen. Ich vermute, dass du mit dieser Lösung vielen Betroffenen aus dem Herzen sprichst und ihnen Mut machst, dass Menschen "Hilfe" annehmen können.
Ich mag noch einen "drauf" setzen. Was denkst, hätte deine Lösung funktionieren können, wenn du die Dinge versucht hättest zu verkaufen? Es gibt viele Menschen, die probieren mit vielen Dingen Geld zu machen. Naja, ich gehöre nicht unbedingt dazu - ich bin auch auf dem Verschenken- Modus und ich kann mir vorstellen, dass die meisten von uns Betroffenen, die Dinge lieber verschenken als verkaufen (vieles haben wir selbst nicht gekauft, sondern irgendwoher gefunden oder geschenkt bekommen). Und doch frage ich, warum wir uns nicht trauen, Geld dafür zu nehmen, geschweige denn, uns trauen, (fremde) Menschen anzusprechen, etwas von uns abzunehmen? Ich bin der Ansicht, dass es mit unserem niedrigen Selbstwertgefühl zusammenhängt. Ich vermeide das Ansprechen, indem ich das meiste, was ich weggeben will, zum Trödelhaus gebe.
Was ist es, dass wir den Dingen vielmehr einen höheren Stellenwert beimessen als uns selbst?
Ich nehme an, deine Wohnung hältst du bereits seit einigen Jahren in einem Zustand, wie du ihn dir geschaffen hast. Wie hast du gelernt die Leere auszuhalten? Inzwischen, so kann ich mir vorstellen, ist die Leere kein Thema mehr für dich. Stimmt meine Annahme?
Du hast geschrieben, dass du inzwischen verheiratet bist. Wie macht ihr es, dass die Wohnung so aussieht, dass es für euch beide stimmt?
Ich frage, weil mein Freund und ich diesbezüglich sehr unterschiedliche Ansichten haben. Alles was auf dem Boden liegt, ist seiner Meinung nach, Müll. Er ist gut im Wegwerfen, auch wenn die Dinge noch funktionstüchtig sind. Ich halte den leeren Boden kaum aus. Was die Einrichtung angeht, so legt er wenig wert darauf, seine Wohnung schön zu haben. Unnötiges Geld ausgeben, wenn Vermieter für gewissen Kosten zuständig sind, macht er nicht. Ich weiss nicht, wie er handelt würde, wenn es sein Eigentum wäre. Bis jetzt halten sich unseren unterschiedlichen Ansichten in Grenzen, da wir jeder eine eigene Wohnung haben, aber wenn wir gemeinsam eine hätten.... uuh, da sehe ich viel Potential für Streit.
Was deinen Balkon angeht, so verstehe ich dich, dass du die Strategie "kaufe erst das neue Material und beginne danach aufzuräumen" nicht empfehlen kannst, weil es zu viel auf einmal ist und gleichzeitig zu viel Platz benötigt. Wenn du dich deinem Balkon noch einmal widmen wolltest (nein, ich weiss, dass du das nicht willst - einmal im Gedankenspiel), würdest du deine Vorgehensweise ändern?
Was war es, dass du nicht beginnen konntest zu räumen? Ich rate mal und du kannst sagen, ob ich richtig liege: könnte es sein, dass du nicht beginnen konntest, weil dir zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, wie dein Balkon nachher aussehen sollte und einfach nur LEERE ohne folgende Idee du zu diesem Zeitpunkt nicht aushalten konntest?
Ich merke, dass mir greifbare Ziele wichtig sind. Ein Bild malen ohne dass ich eine ungefähre Vorstellung habe, wie es aussieht oder was es beinhaltet, ist mir fast unmöglich. Manchmal kann ich etwas ins "Blaue" machen, doch dann ist mein Ziel darin, die angebrochenen Materialien aufzubrauchen und zu nutzen, demnach ist wieder ein Ziel was mich bewegt. Geht es dir auch so?
Und wenn ich dich anspreche, dann in der Hoffnung, dass du antwortest und das stellvertretend machst für die vielen die mitlesen und sich bis jetzt nicht getraut haben, sich hier öffentlich zu äussern. Also wer auch immer hier liest, viele meiner Fragen, sind auch an euch gerichtet, sofern ihr bereit seid, euch mit so tiefgehenden Fragen auseinander zu setzen. Das braucht auch viel Mut.
Jetzt bin ich gespannt, welche Hürden du bei der Fertigstellung deines Balkons überwunden hast und ob es eine Aufräum-Einweihungsparty gegeben hat mit deinen Freunden?
Viele Grüsse
Sonja
ja, so ist das, eine Antwort wirft 10 neue Fragen auf *kicher*.
Hm, warum nicht etwas verkaufen? Ganz genau kann ich das gar nicht sagen, aber in der Chaos-situation wollte ich so schnell wie möglich weiterkommen, ich denke ich hätte mich verzettelt, wenn mich auch noch mit der ORGANISATION des Verkaufes hätte rumschlagen müssen, so war es einfacher.
Leere aushalten ist merkwürdiger Weise immer noch ein Thema. Ich habe gerade Dennis seinen Thread gelesen und kann alles sehr gut nachempfinden. Oft kommen Gedanken wie: ich hab gar nichts mehr was ich aufräumen/ aussortieren KANN.
Andererseits habe ich auch heute noch Zeiten, in denen das Chaos einfach wieder entsteht, nicht so gravierend, aber ich muss eine ständige Wachsamkeit an den Tag legen. Es reicht eine größere Lieferung Klamotten und schon wirds schwierig, wenn die Kartons rumstehen, Plastikverpackungen rumliegen usw., denn wenn was reinkommt, muss im Gegenzug muss was raus, ergo Entscheidungen fällen- immer noch anstrengend. Und außerdem muss ich in regelmäßigen Abständen Küchenschubladen, Handtasche, Schminksachen, Schuhkommode usw. durchsehen und mich zwingen auch das eine oder andere auszusortieren.
Zum zusammen leben kann ich nur sagen, wir mussten beide ein hohes Maß an Toleranz/ Akzeptanz für unsere "Schwächen" einräumen und ich neige manchmal dazu, wenn er leichten Herzens z.B. eine Plastiktüte wegwerfen will, meine ich diese noch weiterverwenden zu müssen, manchmal diskutieren wir bis zum Streit.Wir haben auf Gegenseitigkeit einen Satz als "Stoppmittel"
*Du hast recht es kann weg, nur für mich kann es JETZT noch nicht weg, ich brauche noch Zeit*
Dieser Satz entschärft bei uns solche Situationen und jeder bemüht sich so nah wie es ihm möglich ist sich dem Standpunkt des anderen anzunähern. Meistens funktioniert das gut.
Zur Balkonstrategie muss ich sagen, erst mal "LEEREN"- aushalten üben- dann die Leere mit etwas füllen, was besser zu einem passt. Ich würde es nicht nochmal umgekehrt machen, denn das kostet zu viel Energie.
So, jetzt mach ich mal beim Balkon weiter, er war nun leer, das Wetter zu obermies um draußen was zu machen und ich hatte nicht so sehr den handwerklichen Plan. Ich wollte einen Holzboden, eine Bank, die mit einem Bogen "überdacht" war und auf die Balkonbrüstung sollten solide befestigte Stahlkörbe, in denen dann einzelne Töpfe sicher stehen, ein kleiner halbrunder Tisch sollte ebenfalls an der Brüstung montiert werden und an die Hausmauer wollte ich 3 Hängekörbe. Ich wusste, wie das alles am Ende aussehen sollte, aber ich hatte weder Bohrmaschine noch sonstiges geeignetes Werkzeug.
Ein paar Tage später brachte ich Müll runter und ..... der Sessel war weg!!! Ich konnte mein Glück kaum fassen, ein Problem hatte sich in Luft aufgelöst!!! Wer den wohl gebrauchen konnte???
Auf dem Rückweg traf ich meine Nachbarin von unten, wir kamen ins Gespräch und redeten auch über Gärten und Balkone. Ich sagte ihr, dass ich einiges auf meinem Balkon machen wollte, aber eben kein handwerkliches Geschick dafür hätte. Sie meinte, dass ihr Sohn gerade ohne Arbeit wäre und ob er sich das mal ansehen soll, vielleicht könnte er das umsetzen. Erst wollte ich aus alter Gewohnheit ablehnen, aber irgendwas hielt mich zurück und ich sagte, dass es mich freuen würde, wenn er das eventuell machen würde.
Am nächsten Abend kam er bei mir vorbei, hörte sich meinen Plan an, schaute sich das Material an und nannte mir "seinen Preis". Gut, wir waren uns einig. Als er dann mit der Arbeit begonnen hatte, war es mir irgendwie unangenehm, dass jemand (obwohl gegen Bezahlung) MEINE Arbeit machte. Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben, einerseits war ich froh, dass es endlich weiter ging andererseits war es nicht MEIN Weiterkommen.
Wie die Arbeiten vom Balkon fertig waren und ich das erste Mal auf dem Balkon stand, war da wieder das Gefühl, ja, alles sehr schön, aber nicht MEIN Balkon!! Das MEIN Gefühl kam erst, als ich meine neuen Stühle (mit "alten" Sitzkissen) aufgestellt hatte und Blumen gepflanzt hatte. In den 3 Körben auf der Brüstung waren nun 9 mittelgroße Töpfe und statt meiner früheren gefühlten 100 sonstiger kleiner Töpfe, hatte ich jetzt 3 Große auf dem Boden stehen, für Gemüse!! Und ich legte mir noch eine schöne Lichterkette zu, war wie auf `ner Gartenparty im Sommer :-).
Langsam gewöhnte ich mich an meinen Balkon, NEIN(!) ich fing an ihn zu *lieben*, ich saß abends wahnsinnig gerne mit einem Buch da draußen und irgendwann kam die erste Nacht, wo ich dort auch schlief !!!
Nun hatte ich nur noch 2 Riesenbaustellen meinen Dachboden, meinen Keller und die Bereiche davor!!
Ich mochte meine Wohnung, liebte meinen Minigarten auf dem Balkon und die Nächte draussen. Mein Leben lief sozusagen "rund", alles war schön ........bis ....... mein Vater und meine Stiefmutter zu Besuch kamen, aber davon schreibe ich Euch beim nächsten Mal
liebe Grüße an Euch alle, Bessie
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Liebe Bessie,
danke für deine Antworten zu meinen Fragen.
Dass du fast etwas vermisst, dass du aufräumen kannst, finde ich beeindruckend. Zu mindestens den Gedanken.
Ich hätte geglaubt, es ist Zeit für anderes da, wenn man sich nicht mehr so intensiv wie früher mit dem Aufräumen beschäftigen muss. Da trügt meine Annahme wohl. Und weil man vielleicht trügerische Annahmen in sich trägt, bin ich sehr froh, wie du und Dennis uns wissen lasst, welche Konsequenzen nach dem Aufräumen sein können.
Es gibt sooo wenig Literatur (ich habe keine gefunden), in der erfolgreich aufgeräumte Wohnungen vorkommen und gleichzeitig bestehen bleibende schwierige Themen erwähnt werden. So schön aufgeräumte Wohnungen sein mögen, es wird sich nicht alles, was uns Betroffenen schwierig erscheint, dadurch auflösen. Vielen Dank für diesen realistischen Teil.
Schade, dass es dir wie ein ZWANG vorkommt, wenn du Kleidung, Schminksachen und anderes durchsehen musst. Du willst dein erreichtes Aufräumstadium erhalten, da kann das theoretisch kein Zwang sein. Ich schreibe mit Absicht theoretisch, denn deine gefühlte Wahrnehmung ist die von ZWANG und in meinem Erleben wirkt sie stärker als das was der Verstand weiss.
Ich danke ebenfalls sehr für den Beziehungstipp und euren Stoppsatz. Mir tut es gut zu lesen, dass Friede Freude Eierkuchen immer wieder erneut erarbeitet werden müssen und wie es zum LEBEN dazu gehört.
ich denke, manchmal hebe ich einfach zu weit ab, in dem Sinne, dass ich die Realität wie sie ist, mir wegwünsche und nur noch Friede Freude Eierkuchen will, doch eben das ist zu weit abgehoben und nicht möglich...
Viele von uns Betroffenen haben das Gefühl wir müssen etwas alleine machen und können. Deine Umsetzung auf dem Balkon mit deinem Helfer, der DEINE Arbeit macht und du dafür also sozusagen nicht die Belohnung ernten darfst, gibt mir sehr zu denken. Jedenfalls entnehme ich das so aus deinen Worten.
Die Garderobe hast du doch ebenfalls von einem Fachmann bauen lassen. Was ist daran anders als wenn du einen Fachmann bittest, dir Teile von deinem Balkon herzurichten?
Ja, schon wieder ein Frage.
Dieses Phänomen mit "MEINE ARBEIT" und gekaufte Arbeit und so beschäftigt mich sehr, denn ich kann viele Dinge nicht wegschmeissen und loslassen, wenn MEINE ARBEIT bzw. ENERGIE darin steckt. Mir fällt es sehr schwer, Bilder die ich gemacht habe zu verkaufen, denn dann ist meine ARBEIT weg und mir fehlt die Erinnerung an diese LEISTUNG.
Hast du schon etwas von den verschiedenen MESSIE-Typen nach Sandra Felten gehört? Ich würde mich zum Typ sentimentaler Messie einordnen.
Ja, draussen auf dem Balkon übernachten finde ich etwas feines, aber bevor die Nachbarn was weiss ich von mir denken, bin ich meistens, wenn die Vögel angefangen haben zu zwitschern, wieder ins Bett...., geht halt nur, wenn ein Balkon und der dazugehörige Platz vorhanden ist. Toll, dass du deinen Balkon geniessen konntest. Das konnte ich auf meinem Balkon auch. Ich hatte sogar mal ein Vogelnest auf dem Balkon und hab ihn trotzdem benutzt, auch wenn die Vogeleltern das nicht so toll fanden. Jedenfalls kamen sie nicht zum Füttern, wenn ich auf dem Balkon war.
Du kündigst den Teil an als deiner Vater und deine Stiefmutter dich besucht haben.... wie alt warst du als deine Mutter gegangen ist (Scheidung, Verstorben oder was sonst noch so sein könnte)? Ich suche wieder nach Gemeinsamkeiten von Betroffenen und mein Teil dazu ist, dass ich 12 Jahre alt war als mein Vater starb und meine 4 Geschwister waren alle jünger.
Nun freue ich mich auf die nächsten Etappen deiner Geschichte und vielleicht kannst du den Feiertag morgen nutzen.
Liebe Grüsse
Sonja
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