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Selbstwertschätzung inkl Aufräumgeschichte von Bessie
Hallo Biggi und Sonja!
Ich fühle mich wieder mal erwischt, auch wenn ich in dem Falle nicht gemeint war. Buchstaben auslassen und Buchstabendreher sind bei mir auch ganz groß an der Tagesordnung. Mein Problem ist, dass ich die Fehler oft auch beim Überlesen nicht sofort merke, sondern erst Stunden später, andererseits aber schlicht zu faul bin, die Texte erst in einem Progamm mit Rechtschreibprüfung zu tippen. Trotzdem gelobe ich Besserung.
Glasgraveur ... ach Du Schreck. Ich glaub, ich wäre mein bester Kunde. Es gab da, als meine Kinder noch kleiner waren, mal preisgünstig Einsteigergravursets zu kaufen und ich habe mit den Kids damals gefühlte tausende Gläser mit Namen, Blumen, Piepmätzen und was der Niedlichkeiten mehr sind, graviert. Wie bei allem anderen (ich sagte ja, ich bn ein entsetzlicher Kreativling), war das dann nimmer genug - die Vorlagen hatten ja alle. Ich musste unbedingt selbst Muster entwerfen und mich an ausgefalleneren Glasformen probieren (direkt dazu bekam man ja nur Wassergläser) und wie macht man das mit den goldenen Pünktchen auf den Gravuren?
Und schon war mein Chaos wieder ein wenig größer, weil noch eine Kiste mit Kram - nach einem Jahr fand ich, wie immer, den nächsten Berg auf den ich steigen konnte und die Sachen landeten im Schrank (wo sie, nebenbei, immer noch liegen, wie ich samstag gesehen habe, als ich die Werkzeuge durchsortierte).
Meine "Sucht" ist einfacher. Ich liebe nahezu alles was glänzt und glitzert.
Dazu gibt es noch eine lustige Geschichte zum frühen Morgen. Mein Großvater lebte in einer richtig traditionellen Ehe. Er war intelligent, feinsinnig, kunstbegeistert, meine Großmutter eine Hausfrau, die nicht besonders schlau aber unglaublich lebenstauglich war.
Das führte manchmal zu Konflikten, da Opa auch noch sehr introvertiert war. Wollte er mal in ein Museum gehen, musste ers allein tun ...
Als ich 4 wurde, entdeckte er dann die Lösung des Problems. Da meinte er nämlich, es sei an der Zeit, mir mal ein wenig Kunstliebe ein zu impfen. Der erste Versuch war Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel. Ich war begeistert. Dann kam das Grüne Gewölbe in Dresden. Da bin ich ihm verloren gegangen. Während er nämlich fasziniert durch die traumhaften Silberschmiedearbeiten bummelte, stand ich mit riesigen Augen vor zwei Pokalen, an denen absolut nichts Besonderes war, außer die tiefrote Farbe. Rubinglas ist noch heute der Topfavorit auf meiner Glasliebeliste.
Als nächstes war die Galerie Neue Meister dran. Mein erstes "echtes" Gemälde, dass ich je gesehen habe, war "Bathseba am Brunnen" - mit 4!!!. Großvater hat mir bestimmt eine halbe Stunde lang erkärt, was es darstellt, hinter uns versammelten sich schon andere Museumsbesucher und hörten mit zu :-D.
Der Witz daran ist, dass ich es tatsächlich verstanden habe, um was es thematisch bei diesem Bild ging.
Großvater hatte nun genug getestet, ich war reif für die bunte Welt der Kunst. Von Stund an ging er nicht mehr einfach in eine Galerie oder eine Oper, sondern er ging hin, um der Kleinen" das nah zu bringen" :-). Seine Welt war gerettet.
Für mich war es eine Zeit wie Alice im Wunderland. Das hat mich unglaublich geprägt.
Neben meiner normalen Arbeit habe ich noch ein winziges Gewerbe. Und dort habe ich auch mit Glitzerfunkel und Kunst zu tun. Nebenbei der einzige Sektor meines Lebens, in dem nie Chaos herrschte - meine Geschäftsbücher sind absolut vorbildlich.
Es überwiegt heute aber der Teil der Kunst, bei dem es um "sehen" oder "anfassen" geht. Gegen einige Arten oder ein großes Durcheinander von Geräuschen bin ich empfindlich geworden, sie verursachen bei mir Extremkopfschmerzen und tränende Augen. Trotzdem ist einer meiner größten Träume, es hat sich bislang irgendwie nie ergeben, mir irgendwann noch einmal den Ring der Nibelungen von Wagner in voller Schönheit (und Länge) an zu tun. Wagners Musik liebe ich abgöttisch.
Somit habe ich auch noch einen Grund verraten, warum ich mit meiner derzeitigen Arbeit sehr zufrieden bin und im Grunde genommen auch alt werden könnte.
Macht Ihr Euch eine Vorstellung, was für zauberhafte Kleinigkeiten oder auch echte Antiquitäten man in fremden Haushalten so zu sehen bekommt? Oft wissen die Leute gar nicht, was sie da haben. Aber für mich ist das, tschuldigung, wie visueller Sex - mir diese Dinge an zu schauen, oder auch sie anzufassen ist für mich ganz tief befriedigend, ohne, dass ich sie unbedingt haben möchte.
Andererseits freuen sich die Menschen natürlich, wenn man die Kleinigkeiten ihres Umfeldes bewusst wahrnimmt und sie dafür lobt. So ist beiden Seiten geholfen.
Wenn ich sagen sollte, was für mich die Vorstellung vom Paradies wäre - eine riesige alte Scheune voller altem Kram. Ich repariere ihn auch selbst. Damit könnte ich einige Ewigkeiten zubringen. Es darf ruhig auch staubig und dreckig sein. Das nehm ich in solchen Momenten eh nimmer wahr.
So. Auf an die Arbeit. Heute wartet ein englischsprachiger Kunde, das wird mit meinem Patchworkenglisch wieder lustig.
Habt einen schönen Tag
Kay
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Hallo Kay,
danke fürs einreihen in unsere Tippfehler-Gemeinschaft (der begriff gefällt nicht wirklich, einen besseren finde ich im Moment nicht).
hey, eine 4-jährige die opas kunstfreuden teilt und sooo viel gelernt hat und das verstanden hat. schlaues Kind und pfiffig vermutlich auch. da habt ihr euch beide gut ergänzt.
danke für die geschichte.
ich bin eher ein Kulturbanause.
rubinrote gläser entstehen durch die zugabe von eisen, falls dich das interessiert.
viele grüsse
sonja
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Huhu Ihr!
Echtes Rubinglas entstand früher durch Zusatz von Gold *grinst. So undiszipliniert und liederlich wie ich mit meiner Wohnung bin, so gründlich bin ich mit den Recherchen zu meinen jeweils zeitweiligen Hobbies. Bezogen auf Farbglas, bedeutete das, dass ich einen längeren und recht intensiven Briefwechsel mit dem Leiter des Farbglasmuseums in Lauscha hatte. Da hatten sich zwei Glitzerfanatiker gesucht und gefunden, ich habe ihm mit ebensolcher Begeisterung meine Fragenkataloge geschickt, wie er sie mir beantwortet hat (Ich glaub, der arme Mann träumt heute nch alb von mir).
Ich musste mal als Auftragsarbeit eine Webseite über Golf machen. Das werd ich nie vergessen, denn von diesem Sport hatte ich nun wirklich keine Ahnung ... zumindest bis zu dem Tag. Als ich damit fertig war, hab ich auf Sportkommentare in Fachchinesisch ( x Schläge über Par) bloß noch gegrinst - hatten wir schon. Zum Glück vergesse ich das meiste von dem Mist schneller als ichs gelernt habe, sonst sähe mein Kopf schon genau so aus wie meine Bude.
Ich sammle Wissensfetzen mit gleicher Begeisterung wie andere Briefmarken. Irgendwie sammle ich Sammlungen ... zumindest im Kopf. Es ist eine Katastrophe.
Der positive Aspekt daran ist, dass ich ein begeisterter und begnadeter Smalltalker bin.
O ja. Als kleines Mädel war ich begeistert von Märchen. Und die Kunstliebe meines Großvaters passte da perfekt rein. Selbstvertändlich mussten Prinzessinen aus solchen goldenen oder silbernen Tassen trinken, wie im grünen Gewölbe. Und meine kitschige Ader, die heute noch extrem ausgeprägt ist, befriedigten Bilder wie das Kreuz im Gebirge von C.D. Friedrich natürlich, selbst um den Preis, dass ich dafür in unserem langweiligen Kinderkreis teilweise ein bissie mehr aufpassen musste, weil ich sonst auf der Hälfte der Bilder wirklich nicht verstand, was sie darstellen.
Oder, anders ausgedrückt, meine lieben Kollegen sagen zu dem Thema in der Regel, dass ich, für einen alten Heiden, die Bibel ein bissie zu gut kenne. Ganz einfach - sie hat mich interessiert und ich fand sie immer spannend (außer den Genealogien, die würde ich am liebsten rausschneiden). Ich sag ja - meine Liederlichkeit gibts auch in meinem Kopf.
Was Buchstabendreher angeht, so gäbe ich einen guten Leonardo da Vinci ab. Ich kann Spiegelschrift genau so fließend lesen wie normal und wenn ich mit der linken Hand schreibe, schreibe ich, automatisch, auch in Spiegelschrift (sieht heute allerdings nicht mehr so toll aus, da ich das seit der Schulzeit nimmer geübt habe und eigentlich Rechtshänder bin). Damit verbunden neige ich zu Buchstabendrehern. Ausgelassene Buchstaben rühren allerdings meist daher, dass einfach meine Tastatur nicht empfindlich genug ist, wenn ich sehr schnell schreibe und im Büro schließen sie schon Wetten ab, ob ich eigentlich überhaupt so schnell denken kann, wie ich tippe *grinst.
Kann ich nicht, aber bitte verratet das nicht weiter. Ich schreibe einfach erst und lese dann nach, um raus zu finden, was ich denke.
Ich wundere mich immer wieder, dass es meine Partner immer mindestens 10 Jahre mit mir ausgehalten haben. Ich selbst würde mich keinen Tag ertragen, dann würde ich mich erwürgen.
So. Immerhin hab ichs heute noch geschfft, wieder einige Fotos ein zu scannen, nach zu bearbeiten und die Original dann endlich zu entsorgen. Nicht viel, aber etwas und Wäsche ist auch fertig. Und ich weiß sogar ganz genau, wo Wäscheleine und Klammerkorb sind ... juhu.
Habt einen entpsannten Freitag
Kay
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Hallo Leute,
ich habe eine Private Nachricht bekommen, die ich nach Abklärung mit Jolly hier posten darf.
Er hat mich wissen lassen, dass er die richtigen Knöpfe für die Threads nicht gefunden hat.
Hey Jolly, auf unkonventionellem Wege zustande gekommen, freue ich mich, dass du deine Ansichten mit uns teilen willst.
Danke.
Jolly schreibt mir:
Hallo,
seit heute bin ich neu in diesem Rahmen. Zum Thema "Selbstwert" habe ich verschiedene Gedanken, von denen ich allerdings nicht weiss, ob sie schon erörtert wurden.
Unser Selbstwert ist ja das Ergebnis unserer Selbstzuweisung.
* Ist dies die Zuweisung, die wir von einer/m oder mehreren Anderen erwarten (suggerierte Fremdbewertung)?
* Entspricht das einer Selbstkasteiung, weil ich/wir eventuell nicht allen Selbsterwartungen in einer Bewertungssituation entsprechen zu können
(Perfektionsdrang - vermutlich in dem Wunsch unangreifbar zu sein, nicht um den Hirarchiegewinn kämpfen zu müssen)?
Über unsere Fehler sind wir angreifbar, doch fehlerfreie Menschen existieren nicht. Ergo ist wichtig uns selbst zumindest derartige Fehler zu verzeihen, die wir Anderen nicht anprangern würden!
Gern würde ich von Fremden bewundert, darüber würde mein Selbstwertdefizit über Fremdwertschätzung kompensiert. Eine bessere Selbstwertzuweisung ist nachhaltiger, bedingt aber, dass ich meine Selbstabwertung reduziere.
Forschungsgebiet: Punkt(e) der Selbstabwertung zu ermitteln, eventuell deren historischen Erlebniszusammenhang, um die emotionale Tiefe zu reduzieren.
Auch wenn der "Eigenlob stinkt" kann ich mir meine Stärken klar machen, auch ohne diese im Zusammenleben zu betonen, zumindest um meine Selbsteinschätzung zu korregieren, dessen Wirksamkeit auch über die Häufigkeit entspechender Übungen zu verstärken.
Die gedanklichen Zusammenhänge erscheinen klar, doch die Umsetzung benötigt vermutlich doch viel Zeit, wenn die negative Prägung stark historisch und/oder traumatisch tief war.
Das sind die Ergegnisse meiner Überlegungen, doch die Umsetzung fordert bei mir viel Geduld.
Hat jemand alternative oder auch bestätigende Gedanken und/oder Literaturstellen?
Auf Rückmeldungen freut sich
Jolly
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