Hallo Bessie!
Danke für deinen Willkommensgruß!
Überhaupt möchte ich euch allen gerne sagen, wie dankbar ich für eure Unterstützung bin - auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen ;-)
Auch die älteren Beiträge in diesem Forum sind sehr hilfreich!
Es hat sich viel getan in der letzten Zeit. Davon wollte ich euch nun berichten.
Ich bin ein Mensch, der meint, seine Probleme für sich zu behalten und alleine lösen zu müssen. Ich denke, weil ich einfach nicht möchte, dass andere meine "Fehler" erkennen. Doch dieses Mal musste ich einsehen, dass dieser Berg in der kurzen Zeit, die mir leider nur gewährt wurde, alleine nicht zu bewältigen ist. Ich glaube, es war das Schwierigste, das ich bisher machen musste, doch ich habe mich - mit viel Mühe und einer Heidenangst!! - überwunden und meiner Mutter und ihrem Freund anvertraut. Als ich ihnen die Wohnung gezeigt habe, konnten sie ihren Schock natürlich nicht verbergen, aber als der überwunden war, haben wir sofort losgelegt. Die ganze Aktion hat nur 6 Stunden gedauert. Ich musste also feststellen, dass das schon was ganz anderes ist, wenn man zu dritt ist, als wenn man nur alleine ist. Vor allem, da ich alleine angesichts der großen Menge stets die Motivation verloren habe. Doch da kann meine Mutter ganz schön motivierend sein ;-). Wir haben den ganzen Müll in große Säcke gepackt und auf den Hänger geladen. Herausgekommen sind über 50 blaue Säcke nur mit Müll!! Der Hänger war natürlich übervoll, von daher wäre ein Container wohl doch besser gewesen. Da hatten wir uns etwas verschätzt, aber es hat ja noch geklappt. Haben alles als Restmüll bei der Mülldeponie abgeladen und mussten im Endeffekt ca. 80 € zahlen.
Meine Nachbarn haben bestimmt mitbekommen, dass da irgendeine große Aktion gelaufen ist, haben uns aber nicht darauf angesprochen. Erst vorhin bin ich meinem Nachbar unter mir begegnet und ich hatte schon Angst, ob er Fragen stellen würde oder so etwas, aber er war ganz normal und freundlich wie immer. Hat gefragt, wie es mir so geht und ein bisschen Smalltalk gehalten. Komplett müllfrei ist meine Wohnung leider noch nicht. Die Kammern sind frei und oberflächlich ist die Wohnung sauber, doch ich muss gestehen, dass sich in meinen Schränken immernoch viel Chaos versteckt. Für den Vermieter und Besuche wird das allemal reichen, deshalb lastet dieser Druck schon einmal nicht mehr auf mir, doch nach und nach sollte ich mich natürlich auch darum kümmern.
Meine Mutter behandelt mich auch nicht anders als früher. Sie hat mir keine Vorwürfe oder so etwas gemacht, weil sie wusste, dass ich das selbst schon genügend getan habe und sogar angeboten, regelmäßig vorbei zu kommen und mir falls nötig zu helfen. Wir haben Vorher-Nachher-Fotos gemacht, die ich meinem persönlichen Versteck für den Fall aufbewahre, dass ich wieder in alte Verhaltensmuster verfalle. An dieser Stelle nochmals danke für den Tipp, Biggi!!
Einerseits fühle ich mich erleichtert und von einer großen Last befreit. Ich freue mich darauf, wieder spontan Leute empfangen zu können. Gestern hat mich eine Freundin gefragt, ob wir nicht mal wieder einen DVD-Abend bei mir machen wollten, weil sie schon so lange nicht mehr bei mir war und ich habe mit Freude "Ja" sagen können :-). Sonst habe ich ja immer Ausreden erfunden.
Aber andererseits... ich weiß, das klingt merkwürdig und vielleicht liegt das ja nur daran, dass ich mich erst wieder daran gewöhnen muss, aber etwas unbehaglich fühle ich mich jetzt schon in meiner Wohnung. Es wirkt jetzt alles so groß und leer, irgendwie "nackt". Dadurch komme ich mir so ungeschützt und angreifbar vor. Daher bin ich in meinen Gefühlen zur Zeit etwas zweigeteilt. Kennt das Jemand von euch?
Na ja, vorläufig ist erst einmal alles wieder gut, aber ich muss auch gestehen, dass ich nach wie vor Angst habe, dass das nicht so bleibt. Ich war schon einmal an diesem Punkt und habe nicht sehr lange durchgehalten. Ich weiß, das ist alles nur eine Frage des Willens, doch in meinen schlimmeren Phasen habe ich oft keine Kraft, diesen Willen aufzubringen. Das mit den "Phasen" sollte ich vielleicht auch noch erklären: seit einigen Jahren schon wechseln sich bei mir gute und schlechte Phasen ständig ab. Mal gibt es eine Zeit, in der ich hochmotiviert, optimistisch und ständig gut gelaunt bin und dann schlägt das auf einmal völlig um und es folgen diejenigen, in denen ich ständig müde, kraft- bzw. lustlos und gleichgültig bin. Na ja, ich denke mal, so etwas wird wohl jeder mal haben ;-)
Andererseits gibt es jetzt einen Unterschied, denn dieses Mal habe ich jemanden, der mir dabei hilft. Ich überlege zur Zeit, ob ich mich meinen besten Freunden irgendwann vielleicht auch noch anvertrauen sollte, doch im Moment bin ich noch nicht so weit. Zuerst einmal muss ich die Ereignisse der letzten Zeit in Ruhe verarbeiten. Ich bin ein absoluter Gewohnheitsmensch und kann mit großen Veränderungen in der Regel nicht so gut umgehen, deswegen muss ich erst einmal wieder in meinen normalen Alltag reinfinden.
Fürs Erste gibt es für mich also folgende Dinge zu tun: den noch versteckten Müll nach und nach beseitigen, ohne neuen anzuhäufen, das alte, größtenteils leider unbrauchbar gewordene Geschirr entsorgen und neues kaufen und die 5 übriggebliebenen großen Säcke mit Plastik-Pfandflaschen loswerden, ohne den Rückgabeautomaten im Super- oder Getränkemarkt zu überlasten ;-)
Drückt mir die Daumen!
Liebe Grüße
Jessi