Hallo, bin neu hier, es überrascht mich positiv dass es ein Forum für Messies und deren Angehörige im Internet gibt, wie dem auch sei, ich werde mal meine Geschichte und meine Probleme dazu erzählen:
Wie der Titel schon sagt, es geht um meinen Vater.
Mein Vater lebt mit seiner Mutter alleine in einem Mehrfamilienhaus, mit großen Garten, dies war auch lange Zeit recht unproblematisch, da mein Opa zu Lebzeiten sehr dominant und auf Ordnung bedacht war. Seit seinem Tod 2001 ist jedoch alles in ein reines Chaos verkommen.
Mein Vater und seine Mutter bewohnen hauptsächlich nur die Hälfte der Räume im Erdgeschoss, einen Raum im Dachgeschoss und einen Kellerraum zum Wäsche waschen und zum heizen. Alle anderen Räume sind im Laufe der Jahre mehr und mehr unbewohnbar (mittlerweile auch unbetretbar) geworden. Mein Vater ist hierbei der Verursacher, zu seinen Hobbies zählen Flohmärkte, insbesondere Bücher, Wäsche und "Ramsch" bzw. "Kitsch". Nebenbei geht er auch auf den Sperrmüll um nach Möbeln zu suchen (zum großen Teil stehen diese im Garten) oder wühlt auf dem Wertstoffhof im Schrottcontainer. Kaputte Geräte werden prinzipiell aufgehoben, im Allgemeinen ist die Wohnungseinrichtung zwischen Vorkriegszeit und 70er Jahre einzuordnen.
Der Keller gleicht einem "Lager" für Bücher, er selbst ist stolz auf seine ca 7-8000 Bücher. Lesen tut er sie jedoch nie. Im Keller findet man noch Konservenbüchen aus der Nachkriegszeit, selbst gemachte Marmelade aus dem Jahre '71 ist auch noch massenweise vorhanden. Hamsterkäufe sind auch die Regel, beim Wäschewaschen muss man das alte Waschpulver meistens mit Hammer und Meißel aus dem Karton klopfen.
Das Dachgeschoss wurde 1999 von meinem Opa renoviert und sehr modern ausgestattet, jedoch konnte er wegen seiner kaputten Knie die Treppe nichtmehr hochgehen, so dass mein Vater sich damals schon ungehindert ausbreiten konnte. Heute laufen Mäuse en masse da oben spazieren, man bekommt teilweise die Türen nicht mehr auf, der Müll stapelt sich bis an die Decke.
Er begründet seine Sammelwut und seine Hamsterkäufe mit "hier kann man viel Geld sparen" oder "es tut mir in der Seele weh, was andere Leute wegwerfen". Dazu ist zu sagen, dass mein Vater eine gut bezahlte Arbeit hat, er rein objektiv gesehen nicht auf solche Aktionen angewiesen ist.
Allerdings lässt sich auch ein kultureller und körperlicher Verfall erkennen, mein Vater geht so gut wie nie mit Freunden weg, "sowas kann ich mir nicht leisten".Eine Beziehung hatte er seit der kurzen Ehe mit meiner Mutter (1992 geschieden) nicht mehr. Dazu hat er vor 2 Jahren (!) einen Nabelbruch und einen Riss der Achillessehne erlitten, diese sind bis heute unbehandelt. Seit diesen Vorfällen verkommt alles in einem Maße, das in keinster Weise mehr tragbar ist. Die Bäume im Garten wuchern unkontrolliert, der Gartenteich gleicht einer Schlammgrube, Rasen wird nicht gemäht usw... Vor 2 Jahren ist ein Baum von seinem Grundstück auf das Carport des Nachbars gefallen, das Theater kann man sich vorstellen.
Ich sehe hierbei das "Chaos" eher als ein Symptom, sein komplettes Leben verläuft irgendwie in falschen Bahnen. Sein ganzes Leben wird, soweit ich das erkennen kann, von unglaublich großen Zukunftsängsten bestimmt. Auch ist deutlich zu erkennen, das er unter Paranoia leidet, er ist der Meinung die Nachbarn beobachten ihn um ihn anzeigen zu können (wegen was frag ich mich?).
Auch meine kindliche Erziehung hat deutliche Spuren hinterlassen, hatte lange Zeit psychische Probleme. Der O-Ton seiner Erziehung war stets nach dem Motto "Du bist nur etwas wert, wenn du Leistung bringst". Mittlerweile habe ich gelernt damit umzugehen, allerdings ist man mit seinen Eltern, egal wie sie einen behandeln, sein Leben lang verbunden.
Jedenfalls habe ich ihn vor ein paar Wochen dadrauf angesprochen, wie er sich das mit seinem Haus so vorstellt, wenn er mal alt ist, ob er bis zum bitteren Ende in diesem Müll leben will. "Ja, DU wirst mir dann mal den Haushalt machen, wenn ich nicht mehr kann." Im Moment macht das seine 87-jährige Mutter, bei Krankenhausaufenthalten zeigt sich, dass er nicht in der Lage ist, einfachste alltägliche Dinge zu tun, wie zb. Essen kochen, Wäsche waschen, Staubsaugen usw. Auf die Antwort, dass ich erstmal vier bis fünf 9m³ Container auf den Hof stell und alles rausschmeiß, reagierte er panisch und aggressiv. Der Wille ihm zu helfen, ein normales Leben zu führen, ist bei mir vorhanden, und er könnte sich auch darauf verlassen. Ich kann es aber nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, ihm bei der Vervollständigung seines Chaos zu helfen.
Das Problem ist, dass er vollkommen uneinsichtig ist, es gar als Beleidigung auffasst, wenn man ihn vor Tatsachen stellt. Er ist psychisch krank. Jedoch kann ich ihm nicht helfen, wenn er in keinster Weise einsichtig ist.
Weiß jemand da Rat, ob es überhaupt möglich ist, in irgendeiner Form eine Veränderung oder wenigstens ein Stück Einsicht bei ihm zu gewinnen?.
Immerhin wirkt sich das ja auf sein komplettes Leben auf.
Danke schonmal im Vorraus für alle Antworten.