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Eigentlich doch gar nicht so schlimm - mein Fragebogen
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. Handelt es sich bei dem "Mess" in der Wohnung des Betroffenen eher um Berge irgendwelcher gesammelten Objekte, oder eher um Müll/Essensreste/Dreck?
Vielfältige Sammelleidenschaft
Sammelt u. a. Zeitungen, die noch irgendwann gelesen werden sollen. Scannt einiges ein... kommt aber überhaupt nicht nach. Möchte alles archivieren. Zeitungsausschnitte, Fotos etc.
2. Wer lebt noch mit dem Betroffenen zusammen? Du selbst, andere Angehörige, Kinder, Haustiere? Worin bestehen deiner Meinung nach die für diese Mitbewohner problematischsten oder belastendsten Einschränkungen im Alltag?
Frau und zwei Kinder
3. Wie sieht ein typischer Tag im Leben des Betroffenen aus?
Steht relativ spät auf - widmet sich einer Zeitung. Alles wird ganz genau gelesen - schafft aber meist nicht alles... also kommt die Zeitung auf den Stapel. Arbeit. Mittag Imbiss mit Zeitung. Kommt recht spät aus der Arbeit. Schläft bis spät in die Nacht vor dem Fernseher.
4. Gibt es diagnostizierte, vermutete oder bereits ausgeschlossene Erkrankungen/Störungen, die entweder als Auslöser in Frage kommen, oder die Situation verschärfen? (zum Beispiel Depressionen, ADS/ADHS, Traumata, aber auch Gehbehinderung, hohes Alter, Demenz, Rückenleiden....)
Nein
5. Weiß der Betroffene, dass er ein Messie ist (es reicht nicht, es ihm mal gesagt zu haben, wenn er das vehement bestreitet)? Wenn ja, hat er schon mal versucht, dagegen anzugehen? Wie ist das verlaufen?
Ich denke ja! Ich habe allerdings das Gefühl, dass jede Aktivität dankbar angenommen wird, um sich nicht mit den vielen Dingen beschäftigen zu müssen. Hat aber beim Räumen des Hauses seiner Mutter auch vieles verschenkt. Das funktioniert aber nur unter Druck. Jetzt ist das Haus geräumt (zum Teil in unseren Keller) ... jetzt eilt nichts mehr.
6. Oft gibt es wiederkehrende Konflikte zwischen dem Betroffenen und engen Angehörigen. Wie verläuft ein solcher, typischer Konflikt genau? Wer sagt oder tut was, wie reagiert der andere, wie wird die Konfliktsituation beendet?
Ich spreche ihn auf seine Stapel an ... er wird laut und agressiv... dann schweigen wir beide.
7. Weißt du etwas über die Kindheit bzw das Elternhaus des Betroffenen?
Wohl nicht ganz unproblematisches Verhältnis zur Mutter. Auch später... sie mischt sich in Beziehungen ein. Dann aber recht enges Verhältnis und intensive Betreuung bis zu ihrem Tod (Anfang 2015)
8. Liegt ein "extremer Verwahrlosungsgrad" vor? Merkmale: Können die Bewohner des Hauses in ihren Betten schlafen? Sind die Sanitäranlagen benutzbar? Können sich die Hausbewohner etwas zu essen zubereiten? Werden normale Lebensmittel verarbeitet, oder solche, von denen eine Gesundheitsgefährdung ausgehen könnte? Funktionieren warmes Wasser, Strom und Heizung?
Hat eigenen Bereich unterm Dach. Derzeit aber auch im Keller einiges eingelagert! Ist bei Banalitäten zum Teil extrem pingelig und ordentlich.
9. Besteht der Verdacht auf Selbstgefährdung (z.B. Suizidgedanken oder -absichtserklärungen, Verweigerung oder Vergessen von lebenswichtigen Medikamenten) oder andere bedenkliche Verhaltensweisen? Einfach benennen, auch wenn du nicht sicher bist.
Nein
10. Besteht der Verdacht auf Fremdgefährdung bzw Gefährdung fremden Eigentums? Z.B. offen liegende Steckdosenanschlüsse, wenn Kinder im Haushalt leben, Tiere, an denen Anzeichen von Verwahrlosung zu erkennen sind, Bausubstanzbeschädigung durch Schimmelbefall, Ungeziefer
Nein
11. Erzähle das, wonach wir noch nicht gefragt haben. Warum bist du heute hierher gekommen? Wie geht es dir zur Zeit, und wie geht es dir jetzt im Moment? Was möchtest du loswerden? Was findest du, sollten wir sonst noch über den Betroffenen, über dich, oder über euer Verhältnis zueinander wissen?
Befinde mich in einem Teufelskreis. Es nervt schon, wenn er nur eine Zeitung in die Hand nimmt. Möchte unbedingt an einer Verbesserung der Beziehung arbeiten. Habe den Eindruck, um so schlechter es läuft, um so mehr wird angehäuft.
12. Deine Fragen - zum Messiesyndrom im Allgemeinen? Zu deinem Fall im Speziellen? Kannst du formulieren, was du dir von deinem Besuch hier erhoffst, erwartest oder wünschst?
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"Ich habe allerdings das Gefühl, dass jede Aktivität dankbar angenommen wird, um sich nicht mit den vielen Dingen beschäftigen zu müssen."
Das klingt nach unserem Typ 6. Was meinst du?
Der "Drückeberger" - sinnfreie, nie endende Beschäftigung
Diese Betroffenen wursteln den lieben langen Tag an vergleichsweise unwichtigen Dingen herum, die sie sich als Vorbedingung gesetzt haben, bevor sie andere, wichtigere Dinge in Angriff nehmen können. Sie belügen sich aber fast immer selbst, und zwar dahingehend, dass sie diese anderen Dinge gar nicht angehen wollen. Meistens, weil sie Angst davor haben, sich dieser Aufgabe zu stellen, beziehungsweise, weil sie sich davon überfordert fühlen, oder weil sie sich vor Schmerzen und Erschöpfung scheuen, die sie damit verbinden - was sie aber nicht zugeben können. Nicht mal vor sich selbst. Darum darf auch die Vorbedingungs-Aufgabe nie enden; ihr Unterbewusstsein steuert permanent dagegen, und greift nach jedem Strohhalm, um sich davon abzuhalten. Sie sind hervorragend darin, die Nichterfüllung dessen, was sie sich vorgenommen haben, ungefragt vor anderen (und damit letztlich sich selbst) ausführlich zu begründen, und häufig auch, die Schuld dafür auf andere zu schieben (jedoch meist eher mit einem begründenden, als einem wertenden Charakter), was ihnen den Blick auf die wahren Ursachen, sich besagter Aufgabe nicht zu stellen, verwehrt - und damit auf die Lösung, sich mit den Gründen auseinander zu setzen, warum sie sich vor dieser speziellen Aufgabe (manchmal ist es auch eine wichtige Entscheidung) drücken, und stattdessen lieber etwas anderes machen.
Typischer Satz: "Ich wollte eigentlich den Kleiderschrank ausmisten, weil ich das machen muss, damit der Bereich frei wird, damit ich die Kartons da hin stellen kann, die momentan (=seit 4 Jahren) meinen Schreibtisch blockieren, damit ich dann endlich mal meine Steuererklärung machen kann, die ich dringend machen müsste, aber dann klingelte das Telefon, und ich sollte noch unbedingt Kartoffeln für meine Tante kaufen. Als ich bei der Tante war, musste ich natürlich noch ein wenig mit der quatschen. Als ich dann wieder daheim, und gerade dabei war, das erste Fach durchzugucken, wurde mir auf einmal total schwindelig, und da habe ich mich sicherheitshalber hingelegt, und später wollte ich dann aufstehen, aber da hatte ich dann Kopfschmerzen, und als die Kopfschmerzen dann endlich weg waren, war es schon nach 18:00, und ab 18:00 schlafen die Kinder der Nachbarin, da konnte ich natürlich keinen Krach mehr machen, also wurde das heute wieder nix."
Wichtigste Selbsthilfemaßnahme: Herausfinden, wovor man sich immer wieder drückt, und dann gezielt daran arbeiten, diesen Knotenpunkt platzen zu lassen. In unserem Beispielsatz wäre das etwa nicht der Kleiderschrank, und auch nicht, der nervigen Tante Grenzen zu setzen, sondern die Steuererklärung.
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Die Kombination damit, alles archivieren zu wollen, deutet darauf hin (alles reine Küchenpsychologie, wohlgemerkt!), dass er nach irgendeiner Form von Sicherheit sucht. Ich stocher jetzt mal wild ins Blaue: Kennt er vielleicht einen Fall von Demenz, der einen schweren Verlauf annahm? Oder hat er eher noch Projekte mit diesen archivierten Dingen vor (von Steuererklärung über Fotoalbum über Rezeptbuch, Historienrecherche), gibt es da vielleicht "Lieblingsthemen", die auf versteckte Wunschträume hindeuten würden (Reiseberichte, Automagazine...)...oder wird von Busfahrkarte bis Werbeprospekt wahllos alles aufgehoben?
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über die Teufelskreise in Konfliktsituationen hatten wir ja schon angefangen zu sprechen.
"Ich spreche ihn auf seine Stapel an ... er wird laut und agressiv... dann schweigen wir beide."
Was würde geschehen, wenn du ihn nicht ansprechen, sondern anfangen würdest, die Stapel selbst zu sortieren? (Vermutlich nichts Gutes, aber was genau?) Kommt es vor, dass du ihn fragst: "Kann ich dir dabei etwas helfen? Wie sollte deiner Meinung nach meine Hilfe aussehen? Soll ich vielleicht etwas vorsortieren, lochen, abheften, für dich das Scannen übernehmen, den nächsten Stapel aus dem Keller holen?"
Oder - noch banaler? "Möchtest du was zu trinken? Soll ich mich zu dir setzen, und dir Gesellschaft leisten? Wollen wir nachher zusammen essen, oder willst du lieber weitermachen?"
Kannst du dir solche oder ähnliche Szenarien in deinem momentanen Belastungszustand überhaupt noch vorstellen?
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Wie geht es dir denn jetzt überhaupt?
Was hast du zum Ausgleich für diesen belastenden Alltag? Kommst du mal raus? Hast du noch Hobbies? Wie belohnst und motivierst du dich selbst, um einen solchen Tag durchzustehen?
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Dass ich die Stapel sortieren würde, brächte gar nichts. Ich wüsste ja nicht mal nach was. Es sind oft einfach Artikel, die er noch genauer lesen möchte... aber natürlich nicht dazu kommt. Außerdem Würde ich da ja seine "Ordnung" durcheinander bringen.
Ich habe einiges an Hobbies und Aktivitäten, denen ich nachgehe!
Seit ich versuche, nicht mehr ständig an ihm herumzunörgeln, hat sich die Situation etwas entspannt. Er ist ja eigentlich auch sehr aufmerksam und liebevoll... auch zu den Kindern! Er weiß auch, dass mich seine Sammelwut belastet! Zum Glück respektiert er meist die Gemeinschaftsräume!
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"Außerdem Würde ich da ja seine "Ordnung" durcheinander bringen."
Ich habe durch Beobachtungen im eigenen Umfeld die Erfahrung gemacht, dass jemand, der solche Sätze von sich gibt, massive Probleme hat, funktionierende Ordnungssysteme zu erschaffen. Man kann sich womöglich trotzdem recht leicht auf schon bestehende Ordnungssysteme einlassen (also zum Beispiel in der Arbeit das Büro-Ablagesystem befolgen, oder in der Firmenwerkstatt Ordnung halten), aber man kann keine eigenen, funktionierenden Systeme erstellen. Meine Theorie ist, dass bei solchen Personen Ablageort und Gegenstand miteinander im Gedächtnis zusammen abgespeichert werden, um sie wiederfinden zu können.
Meine Erfahrung im Umgang mit solchen Menschen ist Folgende: Zuerst bricht Panik aus, wenn man sich einmischt, aber wenn man ihnen die Angst nimmt, dass man etwas wegwerfen würde, und man ihnen das System erklärt, nach dem man vorgeht, und sie das System verstanden haben, können sie es befolgen - was ihren Sortierprozess erheblich beschleunigt.
Wenn es sich auch bei euch so verhält, ist es kein Wunder, dass du nicht weißt, wonach du sortieren sollst, weil du sein System nicht durchblickst, weder nach welchen Kriterien er sammelt, noch nach welchen er sortiert. Aber nach irgendeinem System kann man immer sortieren.
Mein Vorschlag wäre, zum Beispiel Folgendes auszuprobieren: Versuch herauszufinden, wie sich der Papierwust sinnvoll sortieren ließe (thematisch, chronologisch, oder "Zeitschriften / Korrespondenz/ Fotos...) Stell ihm mehrere Ablagekörbchen oder Kartons hin, die du passend beschriftest (und eine Ablage für Altpapier), und dann schau, was er tut?
Wenn der Typ 6 passt, dann steckt ja vermutlich irgendeine Angst oder Überforderung dahinter. Jetzt ist die große Frage: Drückt er sich mit dem Fernsehen vor dem Papiere sortieren, oder drückt er sich mit dem Papiere sortieren vor irgendwas anderem (oder beides)?
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