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Alle Jahre wieder.....
#6
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Guten Morgen!
Zuerst einmal Glückwunsch zum Erledigen einer Aufgabe, die du dir vorgenommen hast, und das Folgen lassen einer vereinbarten Belohnung!
Was den Rest betrifft...uff.
"Ist das denn bei "Normalos" instinktiv, erst die Arbeit, dann das Vergnügen?"
Es ist anerzogen.
"Das sind jetzt vielleicht etwas seltsame Gedankengänge"
Nicht für jemanden, bei dem die neuronalen Verknüpfungen bisher nicht geformt wurden. Dein Gehirn versucht sich etwas vorzustellen, das es nicht kennt.
"Andersrum gefragt, würde ich keine Aufgabe erledigen, müsste ich die Verabredung mit der Freundin, den Kinobesuche, etc. dann absagen?"
Theoretisch ja. Praktisch ist das eine Belohnung, die ich für den Anfang aus genau dem Grund nicht wählen würde. Kleiner anfangen, kleiner belohnen.
"Ich weiß, wenn ich es jetzt noch machen würde, wäre es erledigt und ich hätte morgen keinen Stress."
Dafür hast du heute den zehnfachen Stress mit diesen Gedanken.
"So etwas bindet ja auch Kapazität, ständig die Dinge vor sich her zu schieben, als sie gleich zu erledigen und daher ständig daran denken zu müssen."
Das ist richtig. Gedankenkapazitätsbindung = Stress. Es wäre daher wünschenswert, dass dir bestimmte Dinge zur Gewohnheit werden, um die mentalen Ressourcen für wichtigere Dinge freizusetzen. Doch das erfordert Übung (konstantes Handeln), und konstantes Handeln setzt die Korrektur von Leistung und Belohnung voraus.
"Und obwohl ich das weiß, warum mache ich es dann nicht? Warum tue ich mich so schwer daran?"
Weil du nicht richtig mit positiven Verstärkern arbeiten kannst.
"Übrigens, das Schälchen Heidelbeeren, das ich mir als Belohnung zusammen mit dem gemütlichen Schauen meiner Serie gönnen wollte, steht schon gerichtet da. Und obwohl ich mich einerseits frage, was einen eigentlich davon abhalten sollte - wenn derjenige nicht selbst -, sich die Belohnung zu genehmigen ohne vorher die Aufgabe zu erledigen,"
Das zu bemerken ist enorm wichtig. Richtig, wer, wenn nicht du selbst - kann dir denn in diesem Bereich deines Lebens eine Belohnung genehmigen - oder vorenthalten? Du bist der Mensch, der sich belohnt oder bestraft, der sich seine Leistung würdigt, oder sich selbst versklavt. Versklaven kannst du dich schon super^^
wäre mir durchaus zuzutrauen, die Heidelbeerchen eher vergammeln zu lassen und mir "folgerichtig" die Belohnung zu versagen, weil ich ja nicht alle meine Aufgaben erledigt habe, statt meine Vorgabe rückwirkend meiner Leistung anzupassen und meine Teilleistung belohnen, nach dem Motto: "Deine Sachen hast Du zwar nicht gerichtet, aber zumindest ist das Geschirr gespült".
Fehlschläge sind normal. Der Gedankengang müsste lauten: "Die Heidelbeeren haben mich nicht ausreichend motiviert, um beides zu tun". Hier kann es helfen, zeitlich zu begrenzen, und nach der Hälfte der Zeit den Fortschritt zu überprüfen, und nötigenfalls nachzuverhandeln.
Mehr dazu
"Wäre ja auch schade um die Beeren...."
Essen kann zu den problematischen Belohnungen gehören. Gerade wenn du sagst, dass du zu viel isst, ist das riskant. Bei Schlampinchen ist die Kosmetik-Belohnung riskant, aber sie hat es mit Genuss verknüpft: Nicht das Kaufen, sondern das Anwenden und Genießen steht jetzt im Vordergrund. An Essen ist also grundsätzlich nichts falsch, sofern man sich beibringt, zum einen das "richtige" Essen, und zum anderen die maßvolle Menge beizubringen. An dem Problem arbeite ich auch. Ich belohne mich mit Süßigkeiten, und bringe mir deshalb zur Zeit bei, mich auf einen Tag in der Woche, und eine entsprechend kleine Menge Süßigkeiten zu beschränken, und an anderen Tagen andere Belohnungen zu wählen.
"Oder wäre die Anpassung der Vorgabe kontraproduktiv?"
Nein, das ist ein wichtiges Ziel: Zu lernen, deine Leistung an deine Leistungsfähigkeit anzupassen.
"Würde das nicht ein falsches Signal setzen, in die Richtung, die Belohnung gibt's auch nach nicht oder nur teilerbrachter Leistung!?"
Ja, würde es, aber wie gesagt: Fehlschläge/Fehleinschätzungen sind am Anfang normal. Das hieße, die Aufgabenstellung muss überarbeitet werden.
"So läuft jetzt nebenbei die Serie, ich krieg ja eh nichts mit, und wenn ich sie verpasst hätte, wärs auch kein Weltuntergang. Demnach ists vielleicht nicht die richtige Belohnung!?"
Ich würde eher sagen, es ist dein typisches Muster, dir die Belohnung für unperfekte Ergebnisse zu verweigern, und damit das nicht so weh tut, erklärst du dir selbst, dass es nicht so wichtig war. Ist aber bloß eine Vermutung.
"Eine Pause, wenn quasi der ganze Tag aus Pause besteht?"
Superwichtiger Satz. Der gehört zu "Typ 3" - du nimmst sie wirklich alle mit :D
D.h. Die Person nimmt sich positive Verstärker/Belohnungen, ohne diese an vorher zu erfüllende Bedingungen (Leistungen) zu knüpfen. Solche Betroffenen liegen morgens oft sehr lange im Bett, schlafen auch tagsüber, gehen abends sehr spät schlafen, und betreiben einen (teilweise) exzessiv zu nennenden Lebensstil: sitzen zu viel am PC, hängen nur am Smartphone, gehen ständig aus, kaufen, trinken, essen, statt sich um ihre dringenden Angelegenheiten zu kümmern. Sie haben durch diesen Lebensstil massive Probleme damit, positive Verstärker zu finden, um sich für unangenehme Aufgaben in Bewegung zu setzen, da es sich bei dem, was dafür nötig wäre, um "gigantische Super-Verstärker" handeln müsste.
Meine Idee, wie du versuchen könntest vorzugehen, ist schon unter "Mehr dazu" verlinkt: Die Normalo-Methode. Das, was du hier quasi nebenbei von deinen Lebensgewohnheiten preisgibst, scheint mir nämlich ziemlich weit im Extrembereich. Bevor du Gewohnheiten etablieren kannst, müsstest du erst einmal Normalität etablieren. Dabei kann vielleicht auch meine Geschichte helfen, die im zweiten Teil von Kleine Steine - Große Steine zu finden ist. Die ungeöffneten Briefe lassen grüßen ;)
"Auch habe ich das Gefühl, dass eine Pause nie wirklich Pause ist, weil eben noch hundert andere Dinge darauf warten, erledigt zu werden und ich in Gedanken schon bei dem nächsten bin."
Jein. Du gönnst dir ja die Pause nicht. Will heißen, du verbietest dir selbst, die Pause zu genießen, mit der Begründung, dass die Leistung noch nicht erbracht wurde. Und mit Leistung meinst du genau genommen "alles". Das wird besser, wenn du deine Aufgabenstellungen klar und deutlich verhandelst, d.h.auf erfüllbaren Umfang begrenzt.
"Es gibt fünf Typen (Reinformen)"
Wie gesagt, es gibt auch Mischformen, und du bist eine ganz wilde Mischung. Es gibt manchmal auch noch gratis andere, die Situation verschlechternde Problematiken dazu. Aber bevor man über die nachdenkt, probiert man am besten zuerst aus, ob diese Selbstkorrektur-Methode was nutzt. Glücklicherweise ist der Prozess eigentlich immer derselbe, egal, wie wild die Mischung war. Die Gedankenarbeit, bevor man es ausprobieren kann, die ist das eigentlich Schwierige.
#8
Hallo Numi,
ich bin völlig überwältigt, wie viel Zeit Du Dir nimmst, um auf meine Postings zu antworten. Herzlichen Dank dafür....
Das mit den Belohnungen ist mir noch nicht so richtig klar, also eigentlich ja schon, das muss vielleicht nur einfach noch etwas wirken. Ich frage mit nur, was ich dann eben mit den Treffen mit Freunden mache. Sie nicht als Belohnung deklarieren und wahrnehmen. Oder diese solange streichen, bis ich den Aufgaben gewachsen bin, die diese Belohnung rechtfertigen?!? Allerdings glaube ich, dass diese für mich eher eine weitere Aufgabe sind, die "erledigt" werden muss, und daher nicht wirklich als Belohnung für mich taugen. Denn oft empfinde ich die Interaktion mit anderen Menschen als anstrengend und es kostet mich dann häufig Überwindung, diese Treffen wahrzunehmen, ich weiß aber ja, dass ich nicht immer absagen kann, um nicht komplett (sozial) isoliert zu sein. Trotzdem beschreiben mich die Menschen in meinem Umfeld als offen und kontaktfreudig.... Und die Abende sind ja dann auch immer wieder schön. Tatsächlich sollte meine Belohnung dann wohl wirkliches Nichtstun sein, da ich oftmals selbst für meine Lieblingsbeschäftigungen zu erschöpft bin.
Den Normalo-Beitrag habe ich gelesen ebenso wie Deine eigene Geschichte. Und bin beeindruckt, ein leuchtendes Beispiel dafür, dass es geht, Schritt(chen) für Schritt(chen) und Hoffnung und Zuversicht gibt. Und ich muss gestehen, dass Erledigen der Aufgabe "Unterlagen für morgen richten", zu der ich mich nach langem Ringen dann doch noch bewegen konnte, hat mich so dermaßen glücklich, stolz und erleichtert gemacht, wie die beschriebene 51. Liegestütze (Die Normale-Methode). Nochmals danke für diese ausführliche "Betriebsanleitung".
Ich trage mich mit der Idee, ein quasi Online-Tagebuch zu schreiben, Steine und Steinchen festzulegen, und Resultate zu posten. Schwarz auf Weiß die eigenen Erfolge zu lesen, wird für mich wahrscheinlich ein zusätzlicher positiver Verstärker sein.
Etwas habe ich schon beherzigt: Nach dem Aufstehen Bett gemacht .
Weiter geht's damit, meinen Häschen Platz zum Hoppeln zu schaffen und dann zu Frühstücken - halbe Stunde Arbeit!
Viele Grüße,
Lost
#9
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"Etwas habe ich schon beherzigt: Nach dem Aufstehen Bett gemacht"
Top! Das war ziemlich mutig. Du hast es "einfach" ausprobiert, was aber vermutlich bedeutet, dass du die Handlung zuerst wieder auf Handgriffe reduzieren - also von den Gedankengängen entkoppeln - musstest, die damit normalerweise für dich verbunden sind. Ein großer Schritt!
Was das Nichtstun betrifft, glaube ich, bist du auf dem richtigen gedanklichen Weg. Ich glaube, du kannst schon lange gar nicht mehr richtig abschalten, weil du es eben nie als "verdient" empfindest. Trotzdem kennst du die "Pause" als "angenehme Situation" - also als Belohnung. Die Pause als erste, kleine Belohnung im Wechselspiel mit durchhaltbaren Arbeitsphasen oder Kurzaufgaben kann ich mir daher auch ziemlich gut vorstellen.
Dir auch noch einen schönen Tag!
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