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Antrieb umprogrammieren und Routinen etablieren - Auf gehts!
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Zitat von numi im Beitrag RE: Hallo
Bei einer Antriebsstörung ist zunächst gar nicht wichtig, woher man die hat, sondern, wie man sie schleunigst los wird. Überschrieben wird das falsche Verhaltensmuster immer gleich. Zunächst gilt es, zu differenzieren, ob man ein "antriebsgestörter" oder ein "wertbeimessungsgestörter" Typ ist. Natürlich gibt es auch Mischformen, aber auch bei denen empfiehlt sich, zuerst an der Antriebsstörung zu arbeiten; sie zu beseitigen ist die Grundvoraussetzung, sich dem Loslassen widmen zu können, wenn das auch ein Thema ist (Wenn ich mich nicht aufraffen kann, einen Gegenstand in die Hand zu nehmen, und darüber nachzudenken, warum ich an ihm festhalte, statt ihn zu entsorgen, wird meine Wohnung auch dann nicht besser, wenn mir klar geworden ist, warum ich den Gegenstand behalte).
Meiner Laien-Meinung nach bist du bei den "fehlerhaften Leistungs- und Belohnungsprozessen" ein "Typ 5", der Typ, der sich problematische Belohnungen beigebracht hat (oder dem sie beigebracht wurden, is aber letztlich ebenfalls unwichtig). Das klingt jetzt sehr verharmlosend, und muss auch nicht richtig sein, aber so wie ich Persönlichkeiten mit autoaggressivem Verhalten kennengelernt habe, geht es dabei selten um Bestrafung, sondern eher um Belohnung. Der Schmerz bietet Erleichterung, ein "Gefühl, lebendig zu sein" und Ähnliches, und das ist womöglich eine (etwas poetischere) Beschreibung der Ausschüttung von Glückshormonen.
Ich sollte an der Stelle einschieben, dass ich eine sehr pragmatische, technische und logische Betrachtung dieser Dinge vertrete. Ich glaube, dass man irrationalem Verhalten mit Logik entgegen wirken kann, aber man muss verstehen, dass es nicht die eigene Logik sein kann, wenn diese zur Zeit aus irgendeinem Grund irgendwie verdreht ist, und einem deshalb falsche Entscheidungsgrundlagen bereitstellt.
Ich sage auf gar keinen Fall, dass man sich durch gezielte, geplante Verhaltensänderung einfach so selbst heilen kann, aber ich bin überzeugt, dass sich das auch bei schwerwiegenden Problemen positiv auswirkt. Eine Verbesserung ist noch keine Heilung, aber sie ist eben eine Verbesserung der Lebenssituation, und das kann auch für den eigentlichen Heilungsprozess nie etwas Schlechtes sein.
Also, falls ich Recht habe, und du irgendwie dein Belohnungszentrum darauf konditioniert hast (oder es von anderen darauf konditioniert wurde), Schmerz als Belohnung zu empfinden, dann ist das ein guter Grund, es "einfach mal" auszuprobieren, den fehlerhaften Prozess durch den Korrekten zu überschreiben.
In der Therapie wird einem ja immer viel darüber erklärt, dass man "beginnen müsse, sich selbst zu lieben", aber wie genau das funktionieren soll, ist immer irgendwie schleierhaft. Man kann nicht einfach aufstehen, den Knopf drücken und von heute auf morgen sagen: "Ach, was finde ich mich so toll und liebenswert!"
Meine Empfehlung ist daher, kleiner anzufangen, indem man "beginnt, korrekt zu sich selbst zu sein". Und zwar - rein basierend auf der logischen Annahme, dass man damit eine natürliche Hormonausschüttung in Gang setzen wird, die sich begünstigend auswirkt - auch gegen die "innere Logik", die einem sagt, dass das nicht funktionieren wird. Die Produktion der Hormone funktioniert ja offenbar tadellos, sie werden bloß für das falsche Verhaltensmuster ausgeschüttet. Und dass es "nicht funktionieren kann" sagt einem die verdrehte Logik, weil dafür die neuronale Verknüpfung im Gehirn noch nicht hergestellt worden ist.
Ich bin überzeugt, dass man ein falsches Belohnungsverhalten nicht dauerhaft unterdrücken kann, weil das zu viel Kraft kostet. Das habe ich an anderer Stelle schon mehrmals geschrieben, und deshalb hat mich deine schlichte Frage, ob es dich zu viel Kraft kostet, deine Autoaggression zu unterdrücken, aufhorchen lassen: Statt zu unterdrücken muss man ersetzen. Mit etwas Sinnvollem, mit etwas Normalem. Das kann ein paar Tage oder Wochen dauern, aber wir sind extrem anpassungsfähige Geschöpfe mit hochleistungsfähigen Gehirnen, und wenn in diesen ein Muster etabliert werden soll, das eigentlich als "Normalzustand" vorhanden sein sollte, dann geht das idR ziemlich flott. Einige hier im Forum machen damit gerade sehr gute Erfahrungen. Mit "korrekt zu sich selbst zu sein" ist gemeint, mit sich selbst Vereinbarungen zu treffen, an die sich "beide Seiten" halten müssen. Du machst mit dir aus, dass du für die und die Leistung diese oder jene Belohnung bekommst. Die Leistung muss erfüllbar sein, und die Belohnung muss wie vereinbart erfolgen.
Die korrekte Belohnung ist ermittelt, wenn sie ausreicht, um dich zu motivieren. Kannst du dich nicht motivieren, ist entweder die Leistung zu groß, oder die Belohnung zu klein. Da es viel schwerer ist, sich ständig riesige Belohnungen zukommen zu lassen, bietet es sich an, die Aufgaben sehr klein zu gestalten. Und mit klein ist gemeint, ihren Umfang extrem zu begrenzen. Für ein optimales Ergebnis (=neuronale Verknüpfung) ist es - wie bei Kindern - nötig, die Belohnung anfangs sofort erfolgen zu lassen, damit sie mit der Leistung in Zusammenhang gebracht werden kann. Also frage nicht, wo du anfangen sollst, sondern frage, wo es enden soll. Vollbringe eine Leistung von 1-5 Minuten und belohne dich sofort dafür. Sage dir nicht "Tropfen auf den heißen Stein", sondern sage: "Beginnende Selbst-Umerziehung!" Eine große Leistung, auf die eine große Belohnung erfolgt, ist dabei nicht so effektiv, wie 50 kleine Leistungen, auf die 50 kleine Belohnungen erfolgen.
Bei jedem korrekten Leistungs-Belohnungsprozess werden neue neuronale Verknüpfungen gebildet, und das Gehirn lernt: "Auf Leistung folgt Belohnung. Leistung erbringen ist was Gutes!"
Versperrst du dir dazu noch zeitweilig strikt jeden Weg, anders als durch Leistung an deine Belohnungen zu kommen, wirst du merken, wie dich dein eigener Kopf, der sonst immer gegen dich zu argumentieren schien, plötzlich auf deine Seite schlägt, und anfängt, dich zu überreden, dies, das, jenes zu tun, damit du an deine Belohnung kommst. Dann ist die Leistung nicht mehr etwas, was du "musst", sondern was du "willst". Dann passiert das mit den Ausreden und Entschuldigungen von selbst nicht mehr. Denn du suchst nicht mehr nach Gründen, es nicht zu tun, sondern du suchst nach Dingen, die du tun kannst. Genau diese Erfahrung machen hier inzwischen viele.
Wow, numi, ich bin begeistert und danke dir.
Wie machst du das? Du erklärst solche komplexen Sachen für mich völlig nachvollziehbar. Auf die Idee, dass mein "Dahinschlumpfen" derart erklärbar ist wäre ich nicht gekommen.
Hast du denn schon mal daran gedacht, dein Wissen in einem Buch zusammenzustellen? Mir hilfst du jedenfalls damit total viel.
Ich hatte noch niiiiiiiiieeeeeeeeeee so lange eine durchgehende Grundordnung, wenn auch erst in einem Stockwerk.
Aber ich bin dabei an anderen Stellen Sachen zu sortieren und auszumisten, doch das Erdgeschoss räumt sich quasi schon fast von selbst auf. ;-))
Ich bleibe am Ball, und freue mich immer wieder von dir zu lesen.
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Dankeschön, liebe Carry, für dieses wirklich liebe Kompliment :)
ich glaube, es gibt schon eine Menge Bücher zu dem Thema, aber das Problem besteht in dem Punkt:
"Auf die Idee, dass mein "Dahinschlumpfen" derart erklärbar ist wäre ich nicht gekommen."
Ganz genau: Man kommt einfach nicht auf die Idee, dass es sich um eine Störung handeln könnte. Eigentlich in vielen Fällen sogar nur eine leichte Störung, eigentlich kaum mehr als eine Schwäche. Gesellschaftlich wird das schlicht als "Faulheit" bezeichnet. Selbst hier im Forum hatten wir bis vor nicht allzu langer Zeit noch den Abgrenzungsbegriff "Liederling". Also, welche Person sollte an welchem Punkt ihres Lebens die Entscheidung treffen, sich so ein Buch zu kaufen? Ich glaube, dass heutzutage mehr Leute auf die Idee kommen, das zu googeln, was sie kennen (in dem Fall "Messie Hilfe" oder Ähnliches), dann hier landen, und dadurch die Infos bekommen. Wir haben ja auch jeden Tag wahnsinnig viele Besucher, die nur lesen, und sich (noch) nicht trauen, sich anzumelden und selbst was zu schreiben.
Ich habe mich in den letzten 1,5 Jahren dem Thema Belohnung über das Thema "Faulheit ist Überforderung, Überforderung ist Angst" und über das Thema "Teufelskreise" angenähert, und die hängen auch alle ganz eng zusammen. Schlussendlich musste ich meine persönliche Situation von vor ~10 Jahren wieder und wieder analysieren, da gab es einen "blinden Punkt" in meiner Verhaltensänderung, wo ich lange Zeit nicht wusste: "was genau hast du anders gemacht als vorher?", und es deshalb auch nicht genau erklären konnte. Inzwischen ist es mir klar, und ich kanns erklären.
So leicht tue ich mich mit dem Erklären also eigentlich gar nicht; viele meiner Texte sind lang und anstrengend, weil ich mich durch das Schreiben auch erst dem Verstehen annähern muss. Erst dann kann ich es immer schlichter verpacken.
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