Planlos durchgeplant?

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10.02.2025 09:10
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An mein Nest

Montag. Der erste Tag der neuen Woche. Tag Zwei nach der Entmüllung. Und ich? Ich bin immer noch fassungslos. Du siehst plötzlich so... groß aus. Wer hätte gedacht, dass du tatsächlich Wände hast? Und einen Boden, auf dem man nicht Slalom laufen muss? Es ist fast, als hättest du heimlich eine Diät gemacht und jetzt traue ich mich kaum, dich wieder zu füttern.

Ein Tagebuch also. Wozu? Gute Frage. Vielleicht ist es ein stilles Gespräch zwischen uns beiden. Zwischen dir, meinem Nest, und mir, dem Vogel, der viel zu lange zwischen den Trümmern seiner eigenen Aufschieberei gefangen war. Vielleicht wird es eine Motivationshilfe. Vielleicht eine Warnung. Oder vielleicht einfach nur ein Platz, um meine Gedanken loszuwerden, ohne dass mich jemand komisch anschaut.

Heute ist Putzaktion angesagt. Kein sanftes Federzupfen, sondern ein regelrechtes Nestumstyling. Ich werde mich an eine Ordnung halten – auch wenn das ein Fremdwort für uns beide ist:

Hygiene (Bad) – Weil ich nicht will, dass meine Fliesen anfangen, auf mich zuzukommen.

Essen (Küche) – Damit ich nicht weiter überlege, ob mein Kühlschrank ein Biotop für neue Lebensformen ist.

Schlafen (Schlafzimmer) – Weil ich mittlerweile mehr mit Staubmäusen als mit echten Träumen lebe.

Wohnen (PC-Zimmer) – Weil das Kabelchaos langsam ein Eigenleben entwickelt.

Und dann das Unfassbare: Ich habe dich heute das erste Mal seit Jahren für jemanden geöffnet. Wahrscheinlich bist du genauso perplex wie ich. Wann war sie das letzte Mal hier? Vor zehn Jahren? Elf? Irgendwann nach meinem Einzug jedenfalls. Und jetzt will sie mir helfen, dich auf Hochglanz zu bringen. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Vielleicht beides gleichzeitig, während ich den Boden schrubbe.

Eins ist sicher: Meine Vermieterin wird morgen ihr grünes Wunder erleben. Vielleicht kippt sie vor Schreck um. Vielleicht setzt sie mich für eine Doku-Reihe über Wunderheilungen an Wohnräumen ein. Wer weiß. Aber egal, wie es läuft – wir haben es immerhin bis hierher geschafft, mein liebes Nest. Und das ist schon mehr, als ich vor einer Woche gedacht hätte.

Jetzt aber erst mal Frühstück. Und dann: Attacke!

Mit herzlichstem Galgenhumor, dein Bewohner.

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Ich kann nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
— Georg Christoph Lichtenberg

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11.02.2025 13:29
#2
Mi
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Das ist ja super, das freut mich für dich. In Zukunft dann bei allem was du einkaufst überlegen ob du es wirklich brauchst .
Hast du Bilder gemacht , als noch alles vollgemüllt war ?
Dann vielleicht davon eins Ausdrucken und in dein Portrmonnaie machen, als Erinnerung, dass du es nur wieder so haben möchtest .


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12.02.2025 12:05
#3
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Ja, Fotos habe ich gemacht. Und allein daran zu denken: Gänsehaut! Und die Fotos gehen noch weiter. Vor und nach dem Putzen... Grundputz

Aber ich habe mich heute mal ausgiebig mit meinem Nest unterhalten. DAS ist das Ergebnis:


Ich:
"Sag mal, du bist so leer. Wie wäre es, wenn wir als erstes eine Waschmaschine besorgen? Im Gebrauchtwarenladen oder so?"

Nest:
"Ein Gebrauchtwarenladen? Ah, das klingt nach einem Abenteuer! Aber weißt du, wie lange es dauert, bis du das Ding wirklich nutzt? Ich schätze, die Waschmaschine und ich sind uns noch nicht so ganz grün – immer diese seltsamen Geräusche und das Wasser, das sich überall verteilt. Aber hey, wenn du darauf bestehst, schlag ruhig zu!"

Ich:
"Du wirkst so leer, seit der Entrümpler da war und fast alles mitgenommen hat, bis auf die Möbel. Was denkst du?"

Nest:
"Ja, der Entrümpler war wie ein Sturm, der alles mit sich nahm – bis auf die Möbel. Ich fühle mich irgendwie… nackt. Aber weißt du, ich glaube, ein bisschen Leere kann auch befreiend sein! Weniger Zeug bedeutet mehr Platz für... dich und mich, oder? Manchmal ist weniger mehr, oder auch... weniger ist weniger."

Ich:
"Wusstest du, dass es in der Küche ein Küchenfenster gibt?"

Nest:
"Das Küchenfenster? Ja, ich weiß, du bist da ständig dran vorbeigeflogen, aber es ist so gut versteckt! Vielleicht war es nie wirklich für uns gemacht. Es erinnert mich ein bisschen an diese geheimen Orte, die man erst nach Jahren entdeckt, wie ein vergessenes Gewürz in einem Regal. Aber ja, Licht ist schön. Ich denke, es könnte uns ein bisschen belebter machen."

Ich:
"Was hältst du davon, wieder Licht in der Küche, in der ganzen Wohnung zu haben?"

Nest:
"Endlich mal ein bisschen Helligkeit! Ich war wirklich schon dabei, mich in der Dunkelheit zu verstecken. Da oben in der Ecke hatte ich auch schon fast den Eindruck, ein Teil des Chaos zu werden. Ich bin ein bisschen wie ein Schatten geworden, aber hey, ein paar Lampen können Wunder wirken! Vielleicht fällt mir dann auch ein, wie man die Küche richtig nutzt und nicht nur als Abstellkammer."

Ich:
"Ich muss mich... nein, will mich bei dir entschuldigen. Dafür, dass ich dich so verkommen hab lassen. Dich so versiffen hab lassen... Das will ich so nie wieder!"

Nest:
"Ach komm schon, du warst einfach ein bisschen chaotisch, das ist okay. Ich hab ja auch meinen Anteil daran, nicht wahr? Es ist schwer, alles perfekt zu halten, vor allem, wenn das Leben ein bisschen unberechenbar wird. Aber keine Sorge, wir kriegen das wieder hin. Wir beide – du und ich – wir können das renovieren, in Ruhe und mit einem Lächeln."

Ich:
"Lass uns versuchen der Vermietung zu zeigen, dass wir zusammen bleiben wollen und sie es nicht mehr bereuen wird."

Nest:
"Zusammen bleiben? Ich meine, du und ich – wir sind wie ein unschlagbares Duo, das nie aufgibt, oder? Klar, lass uns der Vermietung zeigen, dass wir nicht nur 'wieder funktionierend' sind, sondern auch ziemlich cool! Wir können vielleicht ein bisschen mehr Farbe und Leben reinbringen. Dann werden sie nie wieder denken, uns loswerden zu wollen!"

Ich:
"Wollen wir einen Ballabend machen? Platz haben wir ja... du bist unheimlich groß!"

Nest:
"Ballabend? Oh, das klingt nach einer festlichen Katastrophe! Ich hoffe nur, dass du nicht vor lauter Tanz in die Decke fliegst. Aber hey, vielleicht könnte ich sogar ein bisschen Spaß haben. Eine riesige Tanzfläche zu haben, ist doch ein guter Anfang, oder? Aber versprich mir, dass du nicht die Wände mit Federn bedeckst – sonst müssen wir wirklich neu tapezieren!"

Ich:
"Ich geh jetzt den Kühlschrank weiter putzen, ja? Weitere Wünsche?"

Nest:
"Ja, der Kühlschrank... du weißt ja, er ist wie eine mysteriöse Höhle, aus der man besser nichts herausziehen sollte. Aber klar, ich unterstütze dich, indem ich mit diesem Rest Pudding ein kleines Fest für dich anrichte. Aber wehe, du vergisst den Müsli-Schrank! Du weißt, er ist fast so wild wie ich!"

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Ich kann nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
— Georg Christoph Lichtenberg

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14.02.2025 11:21
avatar  Robin
#4
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Herzlich Willkommen, @Verzweiflich !

Was für unfassbar schöne Beiträge... ❤️


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16.02.2025 12:28
#5
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Frühstück mit dem Nest – Eine ruhige, aber tiefgründige Unterhaltung

Verzweiflich sitzt an ihrem kleinen Küchentisch, die Hände um eine dampfende Tasse Kaffee geschlungen. Der Raum um sie herum ist… in Ordnung. Nicht blitzblank, aber zumindest aufgeräumt. Kein Chaos, keine wahllos verstreuten Gegenstände – einfach eine Wohnung, die lebt, aber nicht explodiert ist. Die Krümel auf dem Tisch und der leichte Staubfilm auf dem Regal erinnern sie daran, dass es noch etwas zu tun gibt. Aber nicht jetzt. Jetzt ist Kaffeezeit.

Sie lehnt sich zurück, streckt die Beine aus und seufzt.

Ich:
Guten Morgen, Nest.
Wusstest du, dass ich in den letzten Tagen 25 Pläne gemacht habe? Von kleinsten Routinen bis hin zum großen Frühjahrsputz.

Nest:
25?! Ich fasse es nicht! Das ist ja mehr, als ich an Zweigen besitze – und ich bin wortwörtlich ein Nest! Wie hast du das geschafft? Mit einer Zeitmaschine? Oder hast du einfach beschlossen, Schlaf zur optionalen Freizeitaktivität zu erklären?

Ich:
Ach was, ich bin einfach motiviert!

Nest:
Oder verrückt. Ist oft schwer auseinanderzuhalten.

Ich:
Egal, ich hab da eine Idee! Ich würde vorschlagen, mein liebes Nest, dass sich die Tagesplanung einfach von selbst plant.

Nest:
Ahhh, ein revolutionärer Ansatz! Du meinst also, du lehnst dich zurück, lässt das Universum seine Magie wirken und wartest einfach, bis dein Haushalt sich durch göttliche Fügung von alleine sortiert? Klingt super, sag mir nur bitte Bescheid, wenn das funktioniert – ich hätte da ein paar lose Zweige, die sich auch mal selbst aufräumen könnten.

Ich:
Nein, nein, keine Magie! Ich habe einen echten Plan. Hör zu!

Nest: lauscht mit dramatischer Spannung

Ich:
Ich stehe morgens auf und mache meine Routine:

- Aufstehen
- Lüften
- Frisch machen
- Bett machen
- Waschbecken sauber machen

Nest:
Ah, also erstmal in den „Ich-bin-ein-menschliches-Wesen-und-kein-zerzauster-Gremlin“-Modus schalten?

Ich:
Ganz genau! Danach bewege ich mich ins Wohnzimmer… oder ins Schlafzimmer… oder ins Bad… oder in die Küche. Und dann sehe ich mich erstmal um.

Nest:
Mit prüfendem Blick wie ein Adler, der seine Beute erspäht?

Ich:
So ungefähr. Ich scanne die Umgebung und suche genau 10 Dinge, die ich erledigen kann.

Nest:
Nur 10? Ich sehe da mindestens 43 Aufgaben, allein wenn ich mich nur nach links drehe.

Ich:
Nein, nein, keine Großprojekte! Es geht um Kleinigkeiten. Dinge, die ich mit minimalem Aufwand abhaken kann, wie zum Beispiel eine Pfandflasche von A nach B bringen oder einen Stift in die Schublade legen. Bevor ich aber irgendwas mache, schreibe ich diese 10 Dinge auf. Und erst wenn die erledigt sind, kann ich neue dazu nehmen.

Nest:
Oho! Also ein „Level-up“-System für Aufgaben? Wie in einem Videospiel? Du kannst erst die nächste Quest freischalten, wenn die ersten 10 abgeschlossen sind?

Ich:
Exakt!

Nest:
Und das hält dein inneres Chaos in Schach?

Ich:
Genau das ist der Plan! Mein unstrukturiertes Ich hat nämlich die unangenehme Angewohnheit, sich von allem ablenken zu lassen, was nicht fest eingeplant ist. Und das endet meistens so, dass ich statt zu putzen plötzlich zwei Stunden im Internet recherchiere, warum Enten eigentlich wasserdicht sind.

Nest:
Ein absolut nachvollziehbares Problem. Ich meine, wusstest du, dass Enten sich mit einem speziellen Öl aus einer Drüse am Schwanz einreiben?

Ich:
SIEHSTE! Genau so passiert es! Und schwupps, ist der ganze Tag vorbei und mein Zimmer sieht aus, als hätte ein Tornado die Ideenwelt von Pippi Langstrumpf verwüstet.

Nest:
Okay, ich gebe zu, dein System klingt revolutionär. Du hast quasi eine Strategie entwickelt, die es unmöglich macht, zu versagen!

Ich:
Ganz genau! Wenn ich keinen festen, übermäßig ambitionierten Plan habe, kann ich mich nicht selbst enttäuschen. Und am Ende des Tages kann ich trotzdem stolz sein, weil ich meine 10 kleinen Dinge geschafft habe.

Nest:
Also eine Anti-Enttäuschungs-Strategie? Du gewinnst immer, weil du nie verlieren kannst?

Ich:
Ganz genau!

Nest:
Das ist ja fast schon philosophisch. Ich bin beeindruckt.

Ich:
Ich wusste, du würdest es verstehen!

Nest:
Ich muss es ja verstehen, schließlich sitze ich hier und beobachte dein tägliches Chaos in Echtzeit.

Ich:
Gut, aber es gibt noch eine wichtige Sache: Mein Notfall-Plan für besonders harte Tage!

Nest:
Ohhh, ein geheimer Joker?

Ich:
Genau! An den „Eistagen“, wenn meine Depression so kickt, dass gar nichts mehr geht, dann gibt es immer mindestens eine winzige Kleinstaufgabe. Zum Beispiel den Müll runterbringen oder eine Tasse in die Spülmaschine stellen.

Nest:
Ahhh, das ist also der Survival-Modus? Wenn das ganze System droht abzustürzen, hältst du es mit einer Mini-Aufgabe gerade so am Laufen?

Ich:
Ganz genau! Es ist quasi mein „Drücke X zum Überleben“-Moment.

Nest:
Und wenn das alles nicht klappt, dann kuschelst du dich einfach unter eine Decke und atmest?

Ich:
Richtig. Denn selbst das zählt als „geschafft“.

Nest:
Ich muss zugeben, du hast eine Methode entwickelt, die in sich absolut perfekt ist. Eine To-Do-Liste, die nicht wie eine böse Kontrollinstanz wirkt, sondern wie ein freundlicher Coach, der sagt: „Hey, du hast was geschafft, sei stolz auf dich!“

Ich:
Endlich erkennt mich jemand als das Genie, das ich bin!

Nest:
Klar, du bist ein Genie – und ich bin dein komfortables Hauptquartier für geniale Geistesblitze. Perfekte Kombination!

Ich:
Du sagst es, mein wundervolles, kluges Nest.

Nest:
Tja, dann hoffen wir nur, dass der Wind heute nicht zu stark weht und unsere Pläne durcheinanderbringt… Aber das hört sich so planlos durchgeplant an, das könnte klappen mein Vögelchen

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Ich kann nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
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