Guten Abend

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21.11.2024 09:07 (zuletzt bearbeitet: 21.11.2024 09:09)
avatar  Robin
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Hallo @Juliana ,

konkrete Ziele sind wichtig. Für den Anfang sollten sie klein und überschaubar sein. Bei mir merke ich es immer, wenn ich mir zu viel vorgenommen habe, daran, dass ich gar nicht erst anfange. Die Kehrseite ist, dass kleine Oasen der Ordnung immer wieder vom Krempel überwuchert wurden. Dieses Spielchen ging nun einige Jahre und am Ende sah es so aus, als sei ich in Wirklichkeit keinen Schritt vorwärts gekommen. 😭

Unter dem Druck einer anstehenden Renovierung habe ich mich nun für eine andere Methode entschieden: Ich zähle die Dinge, die rausgehen. Und mittlerweile auch die, die reinkommen. Und subtrahiere dann letztere von denen, die rausgehen. Also das ist dasselbe Prinzip wie beim Abnehmen das Kalorienzählen. Nur einfacher umzusetzen. Kalorienzählen finde ich schon eine Halbtagsstelle als Buchhalter oder so... Auch die Buchhaltung der Dinge habe ich eine Zeit lang aufgegeben, weil ich fand, dass ich meine Zeit besser damit verbringen sollte, die Wohnung auszumisten, statt Zeug zu zählen. Aber es zeigte sich, dass ich ohne Zählen nicht so konsequent dranbleibe. Ich schätze, es ist ein bisschen so wie bei diesen ganzen Computerspielen, die eigentlich völlig sinnlos sind, aber man kriegt irgendwelche Punkte oder gewinnt Spielgeld, was alles auch völlig sinnlos ist, weil man nichts dafür kaufen kann außer irgendwelcher Gimmicks innerhalb des Spiels, mit denen man dann wieder mehr gewinnt - aber der Quatsch sorgt dafür, dass einem das Spiel nicht langweilig wird! Natürlich setze ich gleichzeitig auch rationalere Ziele, z.B.: "Ich will am Ende nur noch das eine große Bücherregal auf dem Flur haben, und alle meine Bücher sollen da reinpassen, geordnet und einreihig." (davon bin ich noch ziemlich weit weg...); oder: "Der Kistenberg da muss weg." (ein Großprojekt, das ich schon fast abgeschlossen habe).

Die Kombination dieser zwei Herangehensweisen funktioniert für mich anscheinend am besten. Jedenfalls gehe ich jetzt auch die größeren Baustellen an und sorge dafür, dass es insgesamt weniger wird und nicht mehr.

Was die Entstehungsgeschichte angeht: Es gibt da wohl vielfältige Einflüsse. Vor allem aber leben wir in einer Konsumgesellschaft, in der nahezu das gesamte Umfeld uns vermittelt, dass man Probleme löst, indem man irgendetwas anschafft. Das sollte man m.E. nicht vergessen und nicht immer nur auf sich selbst schauen und suchen, was da "kaputt" ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass bei mir nichts Wesentliches kaputt ist. Ich bin nur ein oller Steinzeitmensch mit einer instinktiven Begeisterung für's Sammeln und Jagen, und einer instinktiven Vermeidung von unnötigen Anstrengungen wie z.B. Aufräumen und Putzen. ☺️

Und als Asperger-Autist besonders beharrlich darin, Tätigkeiten zu wiederholen, die mir Vergnügen bereiten, und solche zu meiden, die eher nicht so begeisternd sind. Und einer sensationellen Fähigkeit, zu übersehen, dass das Gesamtergebnis eher doof ist, weil ich halt mehr so auf die Einzelteile schaue. Hier sind viele Aspies... In der Gesamtbevölkerung ist die höchste Zahl von Menschen im Autismus-Spektrum, die jemals ermittelt wurde, zwei Prozent. Das war in England, wo sie tatsächlich mal versuchsweise eine Reihenuntersuchung an Kindern gemacht haben. Alle anderen Fachleute konnten diese hohe Zahl nicht glauben, wissen aber eigentlich rein gar nichts über die Dunkelziffer, weil sie immer nur diejenigen diagnostizieren, die zu ihnen in die Praxis kommen oder gebracht werden. Hier im Forum liegt der Anteil so eher bei 20-50 Prozent! Und dazu kommen die ADHS'ler, die ähnliche Schwierigkeiten mit der Verhaltenssteuerung haben (all das Zeug, wo der Frontallappen so eine Rolle spielt wie beim Orchester der Dirigent). Und Traumatisierte, bei denen diese Funktionen ebenfalls geschädigt sein können. Wobei ich Leute mit PTBS und dergleichen meine, also "klinische Fälle" in Abgrenzung davon, dass wir z.B. alle schon durch den Prozess der Geburt mehr oder weniger traumatisiert sind.

Verlustängste... Ein Buch, das ich grade als Hilfe nutze, empfiehlt, sich vor dem Ausmisten seine Ziele aufzuschreiben. Bzw. Motivationsgründe. Oh, Wahnsinn! Ich habe das am 12.11. gemacht und kann tatsächlich schon die ersten Punkte abhakten! Punkt 3 z.B.: "Ich möchte im Schlafzimmer heizen können." - der Ofen dort war viele Jahre unter einem Berg von Kisten, Schuhen, Taschen und sonstigem Krempel verborgen. Ich glaube, letzten Sonntag habe ich ihn in Betrieb genommen!

Ich finde, solche positiven Ziele helfen sehr, wenn es um die Abwägung geht.


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Gestern 23:52
avatar  Juliana
#7
Ju
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@ IBI
Sehr viele Anregungen deinerseits, es lohnt sich länger darüber nachzudenken, auch nochmal zu lesen 🙂
Ja, ich sortiere alleine aus. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Das ist tatsächlich auch tagesformabhängig. Anfangs hochmotiviert, nach Stunden wird es dann zäher. Mensch braucht Pausen und evt Erquickung durch einen anderen. Nicht nur alleine daran arbeiten, eine gute Idee. Ich habe mich erst kürzlich mit professionellen Aufräumern beschäftigt. Einige hier haben ja von Erfahrungen berichtet und einige waren auch positiv.
Oder mit einer guten Freundin? Mit der Familie geht es überhaupt nicht. Da kommen sofort Vorwürfe.
Im Moment läuft es aber allein recht gut.
Es gibt ein neues Kriterium nach der ich Kleidung aussortiere und das klappt ziemlich gut 🙂

@ Robin
Ja, ich bin definitiv Sammlerin und gejagt werden die Dinge auch :-D
In diesem Leben strebe ich wohl keinen Minimalismus mehr an, ich bin überzeugte Maximalistin. Aber im Moment bin ich Maximalistin in einem Ausmaß, dass mir selbst nicht mehr gefällt. Vieles ist so sehr verkramt, dass ich es gar nicht mehr nutzen kann. Und ich sammel ja überwiegend Nutzgegenstände: Kleidung, Schuhe, Accessoires, Schmuck, Kosmetik.
Dabei fällt mir ein, dass ich ranzig gewordenes Make up aussortieren muss, bzw prüfen, ob die Qualität noch stimmt.

Schön, dass du mit deiner Zähltaktik erfolgreich bist. Ich zähle auch sehr gerne und dokumentiere das auch.
Leider motiviert es mich aber nicht dahingehend, dass nur Dinge im gleichen Maß und weniger reingehen als reinkommen.
Schöne Dinge „verzaubern“ mich derart, dass die immer reinkommen, da habe ich noch keine Strategie gegen.

Ziele aufschreiben, definitiv! Ich frage mich, ob das Eintippen hier im Forum auch zählt. :-)
Ein echtes Tagebuch oder Journaling, hast du das schonmal getestet? Ich habe damit heilsame Erfahrungen gemacht, ich sollte es in Bezug auf „Weniger“ wieder aufnehmen.

Ich danke euch, ihr inspiriert mich.


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