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Die Möchtegern-Minimalistin
Spenden ist okay. Aber das kann man ja auch im Stillen. Der Spruch „Tue Gutes und rede darüber“ stammt ja aus der Werbebranche und ist eine Umkehrung des Bibelspruchs. Von da her finde ich, soll das jede/r hier anders handhaben, darüber reden oder nicht.
Entkrempeldienstag
Heute habe ich angefangen, meinen Gemischtwarenladen im Wohnzimmer zu entrümpeln: ein großes Regal auf Rollen, passgenau in der Wandnische. 1,60 x 1,60 Meter, aufgeteilt in 4 x 4, also 16 quadratische Fächer.
Inhalt: verschiedene Kleinkategorien. Die Kleinkategorien dank der Aufräumcoachin damals sortenrein getrennt.
Das erste Fach enthält meine Brettspiele. Die Scrabble Luxus-Edition behalte ich. Noch in diesem Jahr kann ich einen wortverspielten Freund zum Spieleabend einladen. So etwas gehört bald zu meinem Leben.
Die Schachfiguren habe ich ins Verschenkregal gebracht. Das Schachbrett aus Holzintarsien hat mein Onkel selbst gemacht. Es bleibt bei mir, weil ich die Haptik, den Lack und die tiefen, warmen Holzfarben mag. Das wird mein Tischuntersetzer für Stövchen, Kerzen und Co.
Bei den beiden Dominospielkästen habe ich mich vor der Entscheidung gedrückt und beide behalten. Das eine Spiel stammt aus meiner Kindheit und gehörte meiner Großmutter. Die andere, besser gearbeitete Version habe ich mir als Erwachsene gekauft.
Das zweite Fach beherbergt vier schwierige Kleinkategorien:
• Schlüssel und Schlüsselanhänger
• Portemonnaies und Brieftaschen
• Modeschmuck
• Schmuckaufbewahrungsbeutel
Ein riesiger Bund mit drei Dutzend Schlüsseln, deren Schlösser nicht mehr existieren. Ich hatte nie einen Schlüssel weggeworfen. Heute tat ich es. Alle sind weg. Und ich bin nervös, ob nicht vielleicht doch wichtige Schlüssel mit Schloss dabei waren... Egal. Weg ist weg. Leider fühle ich mich nicht befreit nach dieser Aktion. Obwohl ich vorher davon überzeugt war, hinterher sehr erleichtert zu sein.
Ich liebe die Funktionen von Schlüsseln. Sie schenken Sicherheit (mich ein- und die Welt aussperren) und Macht, weil sie Türen öffnen. Ich war so glücklich, als ich mit vierzehn oder fünfzehn einen eigenen Schlüssel für mein Elternhaus bekam. Ich war stolz darauf, in einem Gastrojob die Hüterin des Stornoschlüssels zu sein. Wenn mir draußen in der Welt unbehaglich zumute ist, umfasse ich meine Hausschlüssel in der Hosentasche. Das Wissen, dass ich bald in meine kleine Wohnburg zurückkehren und die Türe hinter mir abschließen kann, beruhigt mich sofort.
Ich behielt fast alle Schlüsselanhänger (rund zwei Dutzend), weil Schlüsselanhänger meine liebsten Accessoires sind. Auch wenn sie kaum jemand zu Gesicht bekommt.
Außerdem behielt ich alle Vorhängeschlösser. Und zwei nostalgische Schätze, deren Einsatzmöglichkeiten in unserer Zeit überschaubar sind:
• Ein Spezialvorhängeschlösschen für Wählscheibentelefone. So konnte man Anrufe empfangen, aber niemanden anrufen, weil es die Wählscheibe blockiert. So etwas war beliebt in WGs und bei Eltern von Teenagern.
• Und ein sogenanntes Steckschloss. Damit kann man in große Schlüssellöcher (z. B. in Zimmertüren) ein kleines Sperrschloss einführen und versperren. Wenn man befürchtet, jemand anderer könnte unbefugt einen Schlüssel zu der Türe haben, macht man ihm damit den Zugang unmöglich. Ich kann mich nur vage an meine Steckschloss-Situation erinnern. Es war irgendetwas Unangenehmes, das damit zufriedenstellend abgestellt werden konnte.
In der Schlüsselschachtel lag auch die mechanische Regatta-Stoppuhr meines Vaters. Und der schwimmfähige Schlüsselanhänger für seine Bootsschlüssel. Den hatte ich für ihn aus einem kleinen, dicken Stück Treibholz gemacht. Ich weinte.
In dem Moment hätte ich mir fast gewünscht, zu Emins Brechstangen-Methode fähig zu sein. Alles unbesehen aus dem Haus schaffen! Doch das ist mir nicht gegeben. Ich wäre für sehr lange Zeit traumatisiert, vielleicht für immer.
Als nächstes kam der Modeschmuck dran. Einiges konnte ich problemlos aussortieren, weil es überhaupt nicht zu mir passt. Den Großteil sortierte ich nur ordentlich. Ich habe die Ausschlusskriterien noch nicht parat, die das Weggeben leicht machen.
Im dritten Fach ist das Zubehör zum Anfertigen von Wirkstoffkapseln. Feinwaage, Kapselhüllen, Kaspelfüllapparat. Ich hatte für meine Eltern exakt abgewogene Mischungen aus Wirkstoffen hergestellt, mit deren Dosierungen nicht zu spaßen ist. Heute wollte ich mich von dem Zubehör noch nicht trennen. Letztlich werden diese Sachen aber aufgrund der Wiederbeschaffungsregel weichen müssen: Kannst du etwas für ein paar Euro problemlos schnell erneut kaufen, brauchst du es nicht "für den Fall, dass" aufzuheben.
Ich war enttäuscht, wie wenig ich heute aussortiert habe. Nur ungefähr Zeug im Gegenwert einer Schuhschachtel-Füllung. Trotzdem fühlt es sich gut an, dass die obersten vier Regalfächer jetzt sauber und aufgeräumt sind.
Herzlichen Glückwunsch zum aufgeräumten Regal und zur entkrempelten Altschlüsselsammlung, @Rica ! Ich kann deine Besorgnis bestens nachvollziehen, weil ich selbst einen Platz für Schlüssel hab, von denen ich nicht weiß, zu welchem Schloss sie gehören, und sogar ein paar davon am Schlüsselbund! Nein, von dem einen weiß ich, wozu er gehört - zu einem Türschloss, das ausgewechselt wurde. Die Hausverwaltung hätte die alten Schlüssel gern zurück, aber ich weiß nicht, wozu ich mir die Mühe machen soll. Also ignoriere ich das Thema, bis sie mich persönlich danach fragen. Vielleicht sollte ich diesem Schlüssel ein entsprechendes Schild hen verpassen, so lange ich das noch weiß. Denn bei den anderen gab es ja auch irgendwann mal einen Grund, warum ich sie habe. Und ich weiß auch, das letztlich die einzige Lösung ist, alle wegzuwerfen... Wenn man nicht eine Wohnung will, in der sich Zeugs befindet, von dem man nicht mal weiß, wozu es vielleicht benutzt werden könnte!
Das mit dem finanziellen Forenbeitrag sehe ich genauso. Niemand soll natürlich genötigt werden, darüber zu reden, aber... Die Werbebranche empfiehlt es ja nicht grundlos! 😁 Und ich sehe es auch mehr als eine Art Vereinsbeitrag als als Spende. Weil "spenden" heißt für mich sowas, wo man selbstlos (mit Geld) anderen hilft. (Es gibt auch Zeitspenden, oder Sachspenden.) Hier geht es aber um eine Rechnung für etwas, das wir kollektiv nutzen. Also so, wie in einem Verein z.B. eine Raummiete anfällt. Genauso wie übrigens bei Seminaren - selbst wenn der Seminarleiter seine Brötchen anderweitig verdient und es ehrenamtlich macht, fallen Raumkosten an! Deshalb werde auch ich weiterhin meinen Beitrag zahlen.
Zu dem Kram für das Anfertigen von Wirkstoffkapseln: Cool, wenn man das kann! Und "der Fall das" man mal krank wird tritt bei mindestens 95% aller Menschen ein. Du meinst, solches Werkzeug kann man sich leicht beschaffen? In der Apotheke?
Zitat von Robin im Beitrag #423
Und ich sehe es auch mehr als eine Art Vereinsbeitrag als als Spende. Weil "spenden" heißt für mich sowas, wo man selbstlos (mit Geld) anderen hilft. (Es gibt auch Zeitspenden, oder Sachspenden.) Hier geht es aber um eine Rechnung für etwas, das wir kollektiv nutzen.
Das beschreibt exakt, warum ich das Bedürfnis habe, einen Beitrag zur Forumsfinanzierung zu leisten.
Zitat von Robin im Beitrag #423
Zu dem Kram für das Anfertigen von Wirkstoffkapseln: Cool, wenn man das kann! Und "der Fall das" man mal krank wird tritt bei mindestens 95% aller Menschen ein. Du meinst, solches Werkzeug kann man sich leicht beschaffen? In der Apotheke?
Der verpönte Amazonashandel machts möglich.
In den vergangenen Tagen habe ich mit dem Minimalistinnen-Grundsatz gespielt:
Was würdest du tun, wenn du ohne diesen Gegenstand auskommen müsstest?
Ich möchte meine Smoothies und Salate mit selbst gezogenen Sprossen pimpen. Will mir aber jetzt noch keine Sprossenzucht-Ausrüstung kaufen. Weil mein Interesse an dem Thema vielleicht vorübergehend ist. Dann stehe ich, wie schon so oft bei anderen Dingen früher, mit einem weiteren Starter-Kit da, für das ich keine Verwendung mehr habe. Das ich aber auch nicht weggeben will, weil es nützlich und hochwertig ist.
Mein Platz raubendes Gemüse-Fermentier-Set! Nie benutzt und doch untrennbar mit mir verbunden. Ich wünschte, ich hätte es nie gekauft.
Deshalb sprießen jetzt in einer Tasse aus meinem Fundus mit geräumigem, zur Tasse gehörenden Edelstahl-Teesieb knackfrische Mungbohnensprossen.
In einer anderen Tasse keimt geschälter Buchweizen vor sich hin. (Geschält, weil die Schalen einen Giftstoff enthalten, der lupusähnliche Symptome auf der Haut verursacht.) Den Buchweizen habe ich in oben genannter Sprießtasse mit Teesieb erst gewaschen, dann eine halbe Stunde eingeweicht und dann in die andere, einfache Tasse ohne Sieb umgefüllt.
Buchweizen soll nach dem Einweichen nicht mehr gespült werden. Weil er sonst zum unappetitlichen Schleimer wird. Stattdessen rührt mensch ihn ab und zu mit einem Löffel um, um die Restfeuchtigkeit gleichmäßig zu verteilen.
Die Sprießtasse mit dem zugehörigen Teesieb war nun für den Start der Mungbohnen frei.
Mein vorläufiges Fazit: Bordmittel reichen als Starter-Kit. Vielleicht brauche ich gar keine Sprossenzuchtanlage zu kaufen.
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