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Die Möchtegern-Minimalistin
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@Rica
Ich habe dir das Zitat entfernt, so sieht es wieder besser aus.
LG Hatifa
Mein zweiter Entkrempel-Dienstag war lehrreich. Ich machte mir zwischendurch Notizen, um meine Erkenntnisse festzuhalten.
Dieses Mal war ich weniger streng. Ich entsorgte nicht für jedes Behalten-Ding das neunfache Volumen, sondern einfach nur neun andere Gegenstände. Doch ohne zu schummeln. Neun verbogene Büroklammern wegzuwerfen bedeutet nicht, dafür das Nähkästchen behalten zu können. (Das große, ausziehbare Nähkästchen zähle ich vorerst als Set und damit als ein Ding. Feinarbeit bei solchen Sachen kommt später, wenn die Wohnung wieder voll nutzbar und vorzeigbar ist.)
Meine Erkenntnisse:
1. Möbel zähle ich nicht mit. Ich betrachte sie vorläufig als zum "Set Wohnung" zugehörig. Quasi so, wie ich Einbauschränke (die ich nicht habe), Waschbecken, WC-Schüssel, Deckenlampen nicht zähle. Erst nach dem Entkrempeln befasse ich mich mit den Möbeln. Gucke, was weg kann, oder durch etwas anderes ersetzt werden soll.
2. Es läuft wohl darauf hinaus, dass ich jedes Mal die Gegenstände aus der vorangegangenen Sitzung auslöse. Denn während ich die Tauschware zum Weggeben zusammensuche, fallen mir ja viele neue Behalten-Dinge in die Hände. Die Sitzung würde kein Ende finden, wenn ich diese stetig neu dazukommenden Behalten-Dinge am gleichen Tag auslösen wollte.
3. Mit den Büchern befasse ich gesondert, nachdem ich alles andere entkrempelt habe. Denn so leicht ich bei den meisten Dingen entscheiden kann, ob sie bleiben oder gehen - bei Nichtbelletristik ist es bei jedem einzelnen Buch eine Qual.
Ich werde die Bücher im Kondostil entkrempeln. Und zwar kleinteilig nach Sachgebieten geteilt. Wenn ich zum Beispiel alle meine Bücher zum Themfeld "Minimalismus,/Aufräumen/Putzen/Inneneinrichtung" vor mir habe, traue ich mir zu, meine Lieblinge herauszufischen und mich vom Rest schmerzfrei zu trennen. Die Bücher-Entscheidungen werden nicht ganz so schnell und leicht fallen, wie bei anderen Kategorien wie Kleidung, Hausrat & Co. Doch es wird klappen.
4. Sobald ich die Mittelbarriere im Wohnzimmer aufgelöst habe, kann ich à la Kondo weitermachen. Weil ich dann genügend Platz dafür habe. Mein Zeug ist dank der Hilfe der Profi-Aufräumerin bereits weitgehend nach Kategorien auffindbar sortiert. Ich werde auf keinen Fall so streng sein, wie Kondo es vorschreibt: Sollte z. B. Monate nach dem Kleidungaussortieren irgendwo ein weiterer Karton mit Kleidung auftauchen, wird der nachträglich aussortiert, statt unbesehen entsorgt.
5. Nebenbei fiel mir die naheliegende Regel zur Türkontrolle ein: Jedes neue Teil, das ich in die Wohnung trage, muss im Flur bleiben, bis ich es mit neun wegzugebenden Dingen ausgelöst habe.
Nachdem ich aus dem Behalten-Karton der vorigen Sitzung heute die Bücher entfernt habe, blieben nur sieben Dinge, die ausgelöst werden mussten. 7 mal 9 sind 63 zu entsorgende Gegenstände, die ich schnell in der Mittelbarriere fand.
Noch eine Erkenntnis: Nachdem ich neulich ein Youtubevideo von Lenny Kravitz im Fitnessstudio gesehen habe, in dem er in hautengen Lederjeans Gewichte lupft, wurde mir heute klar, dass ich meine vielen gut sitzenden Levis 525 nicht zu entsorgen brauche, nur weil sie zu kleine Hosentaschen haben und mir der Stoff im Alltag zu elastisch und zu dünn ist. Ich verwende sie ab jetzt als Trainingshosen! ♡♡♡
Gestern beim Entkrempeln stand ich wieder vor meinem Kleiderbügelproblem. Ich finde keine Lösung dafür.
Neben selbst gekauften, perfekten Holzkleiderbügeln (mit ausgeformten, runden Schulterpartien und Querstange) besitze ich ein halbes Dutzend für mich emotional und ästhetisch wertvolle Holzkleiderbügel aus dem Elternhaushalt meiner Kindheit.
Damals bekam man beim Kauf eines Herrenanzugs statt schwarzer Plastikbügel die wunderschönen, ladeneigenen Holzkleiderbügel mit den in Brandschrift eingeprägten Namen der diversen Herrenbekleidungsgeschäfte mit nach Hause. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Kleiderbügel in die Hand nehme.
Doch ich brauche nur sehr wenige Kleiderbügel. Meine selbst gekauften Holzkleiderbügel sind universell einsetzbar aufgrund der auch für Strickwaren geeigneten "runden Schultern" und wegen der Querstangen.
Doch schon die ungefähr sechs Stück Erinnerungs-Kleiderbügel sind zu viele.
Welche behalten, welche weggeben? Emotionalen Wert über praktischen Nutzen stellen? Mich damit abfinden, zu viele Kleiderbügel zu haben?
Ein Luxusproblem, ich weiß. Doch es beschäftigt mich seit ungefähr zwanzig Jahren. Keine Lösung in Sicht.
Keine Chance. Bin Kondo-Faltfan. ;-)
Ich lege jetzt einfach mal fest: Falls ich Kleiderbügel weggebe, sind es welche von den selbst gekauften, neueren Bügeln. So etwas kann ich bei Bedarf wieder kaufen. Während die Kleiderbügel meines Vaters unersetzliche Exemplare sind.
Außerdem werde ich über pars pro toto nachdenken: Gibt es zwei, drei Lieblingskleiderbügel unter den Unersetzlichen, die ich zusammen mit zwei, drei der neueren Kleiderbügel behalte? Sodass es mir nicht wehtut, die weniger spektakulären der "antiken" und den Rest der neueren Bügel wegzugeben?
Außerdem überlege ich, "Minimalismus" zu meinem offiziellen und vorübergehend einzigen Hobby zu machen. Wenn ich Ausmisten zum Steckenpferd erhebe ("reframe"), bekomme ich wahrscheinlich suchtartig Lust, in jeder freien Minute meine Sachen durchzusehen.
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