Die Möchtegern-Minimalistin

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Gestern 11:22 (zuletzt bearbeitet: Gestern 11:32)
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Extremes Minimalismus-Experiment Tag 6

Erkenntnisse gesammelt. Und ein paar Gegenstände.



Das Bodenbett

In seinem vorigen Leben war mein Kopfkissen das Kissen, das mensch sich unter die Kniekehlen legt, um in Rückenlage gemütlich zu liegen.

Meine richtigen Kopfkissen waren zwei kleine Daunenkissen. Eins alleine war zu wenig. Selbst die beiden Kissen stützten meinen Nacken nicht richtig und verrutschten nachts ständig.

Um beim Start des Experiments zwei Gegenstände einzusparen, nahm ich nur das längliche Kniekehlenkissen aus Memory-Foam (Gedächtnisschaum - köstliches Wort) mit in mein Minimalistinnen-Leben.

Es entpuppt sich als das beste Kopfkissen meines Lebens. Nebenrollen: Sitzkissen auf dem blanken Parkett, Knieschonerkissen bei einer meiner morgendlichen Gymnastikübungen.


Die Körperpflege

Es ist so schön, ein Handtuch zu haben.

Beim automatischen Griff zum Handtuchhalter greife ich nicht mehr ins Leere.
Endlich wieder abfrottiert und wohlig trocken nach dem Duschen.

Der Badvorleger wäre willkommen, um trocken und warm darauf zu stehen, statt auf kalten Fliesen. Doch ich begnüge mich vorerst mit:

26. Universalhautcreme

Die mische ich in einem Gurkenglas aus drei handelsüblichen Cremes zusammen: Glysolid-Glycerincreme, unparfümierte Babylotion der DM-Hausmarke und einem nach Rosen duftenden Körperöl von Müller.

Zum Glück ist das Gurkenglas halbvoll. Sonst stünde ich vor der Gewissensfrage, ob ich jede Zutat einzeln und das Gurkenglas extra zählen sollte. Außerdem bräuchte ich zum Zusammenrühren der Cremes den Löffel, den ich mir immer noch nicht zurückgeholt habe.

Retinolserum fürs Anti-Aging mache ich übrigens selbst: Eine Tablette Vitamin A mit dem Messergriff in einer kleinen Schale mörsern. Mit zwei, drei Esslöffeln Wasser verühren und auf Gesicht, Hals, Dekolleté auftragen.

Für das Retinolserum fehlen mir derzeit das Messer und der Löffel. Schälchen habe ich. Weil meine hausgemachte Proteinpulvermischung in Portionsplastikdöschen abgefüllt ist, die ich nicht zähle, weil sie (wiederverwendbare) Lebensmittelverpackungen sind.


Das Putzen

Eine Maschine Wäsche gewaschen.

Normalerweise fülle ich die Industrie-Waschmaschine in der hauseigenen Gemeinschaftswaschküche bis zum Gehtnichtmehr.

Früher habe ich nachgetreten, um noch mehr hineinzukriegen. Das geht nicht mehr, seit die Hausverwaltung die Maschine nach einem Hochwasser auf einen Flutsockel gestellt hat.

Deshalb fühlte sich die übersichtliche Waschmaschinenladung heute dekadent an:
Handtuch, Salat-Abdecktuch und eines der beiden Outfits, also Slip, BH, Socken, Pullover, Levis.

Die kleine Wäschemenge hinterließ nur ein zartes Vlies im Flusensieb des Trockners.

Der Vorgang erinnerte mich an einen Perwoll-Werbespot in meiner Kindheit:
Eine Frau steckte einen dottergelben Flauschpullover erst in die Waschmaschine, dann in den Trockner, und freute sich über das kuschelige Waschergebnis.

Die Macher des Werbespots wussten, was sie taten: Die eingebaute Kükenassoziation des flaumigen gelben Pullovers. Und das Gefühl, im Luxus zu schwelgen, weil frau für einen einzigen Pullover die Waschmaschine und den Trockner anwarf.

Ich erinnere mich vierzig Jahre später immer noch daran, wieviel sündiges Vergnügen ich bei dieser Ressourcenverschwendung auf dem Fernsehbildschirm empfand.

Genauso war es heute. Es machte mir Spaß, die Waschmaschine spärlich zu befüllen. Es war seltsam beruhigend, beim Wäschezusammenlegen zu konstatieren:

Das ist mein Handtuch.
Das ist meine zweite Levis.
Das ist das Salat-Abdecktuch.

Überschaubarkeit. Das Gefühl, alles im Griff zu haben. Minimalismus tut gut.


Die Lesesucht

Meine gut gefüllten Sammelordner möchte ich mir im Lauf des Experiments alle zurückholen. Ich lese gerne darin.

Mein aktives Sammeln von Zeitschriftenartikeln und das Ausdrucken von Online-Texten betrachte ich dagegen als weitgehend beendet. Interessante Informationen notiere ich mir ab sofort kurz zusammengefasst per Hand in den entsprechenden Ordnern.

Heute zum Beispiel den ironisch auf den Punkt gebrachten Spruch:

Je älter der Mensch wird, desto mehr lebt er von dem, was er nicht isst.

27. Gesundheits-Sammelordner
28. Kugelschreiber
29. Textmarker

Eine Seite in meinem Ringbuchkalender riss aus:

30. Tesafilm


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