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Amor vacui?
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Kynika, weil es dein Thread ist und weil ich den Titel gerne in die "abschweifende" Antwort an Lynda einbinden wollte, habe ich die Fragen aufgebracht.
Danke für deine Perspektive auf LEERE.
Sehr spannend, denn meine Erfahrung mit Leere löst eine innere Bedrohung in mir aus.
Es ist knapp 4 Jahre her, da wohnte ich vorübergehend in einer grossen möblierten Wohnung, 3 Minuten Fussweg von der Stempeluhr entfernt.
Ich hatte Kleidung mitgebracht und einige Malutensilien und meinen PC.
Mein Vorhaben war, NICHTS für diese Wohnung extra zu kaufen.
Bis auf einem kleinen Schränkchen, einem Gymnastikball und einer Bettlampe ist mir das Vorhaben gelungen. Ich hatte natürlich meine Blumenkästen auf dem Balkon. Die brauchte ich um mich.
Mir ging es in der relativ aufgeräumten und spartanisch eingerichteten Wohnung täglich schlechter. Ich wurde müder und müder und müder und begann Depressionen zu entwickeln.
Das habe ich schnell gespürt, doch der Grund dafür war mir nicht klar.
Das Lesen in dem Buch "Entwicklungstrauma heilen" hat mir die Erhellung gebracht, bis ich den Zusammenhang meiner aufkeimenden Depression mit der optisch leeren Wohnung herstellen konnte.
Ein langes Gespräch über das Gefühl der LEERE mit einer guten Freundin hat mich damals unterstützt, dass ich die Wohnung nicht überfüllt habe und die Menge der Gegenstände wie ich damals vorhatte, gleich geblieben ist.
Ich konnte die Leere ein stückweit spüren und fühlen, womit ihr Bedrohlichkeitsanteil etwas sank.
Allerdings habe ich in der Küche, vieles auf der Anrichte stehen lassen und nicht in den Schrank geräumt, um optisch ein "Wohlfühlchaos" zu haben, dass mich nicht ständig an die LEERE erinnert.
Ach ja, kochen brauchte ich in dieser Zeit nicht. Die Kantine war 2 Minuten von der Wohnung entfernt und das Essen war lecker. Abendessen habe ich mir manchmal mitgenommen oder es gab Brot mit Wurst.
Fast jeden Abend sass ich am Laptop und habe an meiner Biografie geschrieben, die ich bisher nicht Korrektur gelesen habe.
Leere kann die einen beflügeln, die anderen ängstigen und triggern.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch ein Trigger ist, wenn jemand ein Projekt beendet.
Hinter dem Projekt entsteht eine natürliche Leere. Eine Phase mit wenig bis NICHTS drin.
Diese Phasen sind für viele nicht leicht zu halten und ertragen.
Die Phase gibt es auch in einem der Körpermethoden, die ich in den letzten Jahren gelernt habe. Ich brauchte Hilfe und Co-Regulation, um diese ungewisse Phase halten und ertragen und beobachten zu lernen.
Es kann eine sehr chaotische Phase sein, wenn das Nervensystem sein bisheriges Chaos umstrukturiert und neu ordnet bevor es eine andere natürliche innere Ordnung hervorbringt.
Wenn jemand seine Wohnung renoviert, dann wird es chaotisch, weil der Inhalt des betreffenden RAUMES in alle anderen ausweichen muss, ehe der eine Raum eine anders geordnete Gestaltung erhält. Dieser eine RAUM ist für eine Weile LEER und enthält NICHTS.
Wenn es ohnehin bereits chaotisch ist, wird es in den Räumen noch chaotischer, um das Ziel zu erreichen.
Die meisten haben vorher eine grobe Vorstellung, wie der Raum im neuen Gewand aussehen kann.
Auf Körperebene, kannst du dir die grobe Vorstellung wünschen, doch der Körper spricht seine eigene Sprache und gibt dir die Antworten häufig anders als die grobe Vorstellung.
Du darfst dieses NICHTS und die LEERE abwartend beobachten und kannst aktiv wenig tun (ausser beobachten) und mit dem BLEIBEN wie es ist.
Bevor jemand sich damit innerlich beschäftigen kann, kann es sein, dass der Körper die Notbremse zieht und ein alt bewährtes Verhaltensmuster einsetzt, um genau diese emotionale Beanspruchung, die damit verbunden ist, zu unterdrücken....und schwupps zieht es dich zurück auf Los und das ersehnte Ziel lässt auf sich warten.
Mit LEERE sein zu können und LEERE lieben zu können, will gelernt werden und braucht Zeit.
Vielen Dank für diesen interessanten Perspektivaustausch!
Ich kann das, was du schreibst, gut nachvollziehen und es entspricht ja auch dem Phänomen des Horror vacui.
"Leerer Raum will gefüllt werden", heißt es in dem Kontext. Und das lese ich bei uns beiden heraus, nur eben unter verschiedenen Prämissen.
Neben der sehr spannenden Hintergrundsergründung nun auch ein kleiner Statusbericht zu meinen Bemühungen:
Es ist gerade sehr schwer für mich, meine Aufräum- und Putzpläne zu realisieren, da mir arbeitsbedingt schlichtweg die Zeit fehlt. Dennoch schaffe ich es mit kleinen Schritten, mich dem Ziel zu nähern.
Morgens wird weiterhin eine kleine Küchenecke aufgeräumt und geputzt, mittlerweile sind die Oberschränke und ein Unterschrank fertig.
Auf dem Weg zum Bahnhof komme ich an Recyclinghof und Tauschregal vorbei, sodass ich täglich einen Beutel füllen und wegbringen kann.
Am Abend widme ich mich eher den Erhaltungsarbeiten, spüle Geschirr, wische im Bad über die Oberflächen und sorge für einen möglichst entspannten Start in den Tag, indem ich alles dafür zurechtlege.
Bisher sieht es aus, als würde ich mein Küchenziel pünktlich erreichen, mit der Anzahl an Gegenständen bin ich nun zufrieden, jetzt muss ich "nur noch" richtig putzen und einrichten.
Was mich stört sind viele Makel durch abgeblätterte Beschichtung und Farbe an den Schränken, teilweise ist auch das Holz aufgequollen. Über Ideen, wie ich das kostengünstig und einfach verschönern könnte, bin ich dankbar.
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Zitat von Kynika im Beitrag #23
Was mich stört sind viele Makel durch abgeblätterte Beschichtung und Farbe an den Schränken, teilweise ist auch das Holz aufgequollen. Über Ideen, wie ich das kostengünstig und einfach verschönern könnte, bin ich dankbar.
Kommt auf das Zeitfenster an, das du dir dafür einräumen möchtest.
DIY bringt häufig neues Chaos und Staub mit sich, braucht Platz und kostet Zeit und schont die Umwelt und kann handwerkliche Begabung und Kreativität fördern und bringt Beschäftigung mit sich. Die neuen Materialien zur Verschönerung können ins Geld gehen ohne dass mensch es bemerkt.
Wenn du die alten Schränke gegen neue tauschst, ist es zeitlich die schnellere Version und das Chaos beschränkt sich auf "Schrank ausräumen" und nach dem Austausch in "Schrank einräumen". Manchmal kostet ein neuer Schrank nicht mehr als die DIY Materialien.
Da du irgendwo von der Vision eines Tiny Houses geschrieben hast, könnte es ein Schritt sein, den unschicken Schrank ganz aus der Küche zu verbannen und damit die nächsten Dinge aus deinem Leben zu tragen. - Es wäre ein riesiger Schritt, der zum jetzigen Zeitpunkt ggf. zu früh ist.
Wie auch immer deine grosse Vision aussieht, welche meiner gedanklichen Möglichkeiten dienen der Vision und was davon kannst du emotional am ehesten umsetzen?
Es kann sein, dass es weitere Varianten gibt, die dir einfallen werden.
Interessant: Robin gibt den tipp, Bücher zu wälzen, während es im Netz garantiert reichlich Videos zu dem Thema gibt, mit Anleitungen zu "Schrank günstig verschönern".
Sie wälzt in der Regel Videos zum Thema Persönlichkeitsentwicklung und Trauma durch und bietet den ein oder anderen Linktipp hier, während ich zu diesen Themen Bücher meistens lese.
So sind die Gewohnheiten sehr verschieden.
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