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Wie öffnet man einem Messie am Besten die Augen?
#6
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Hallo,
das mit den Fotos ist aber eine gute Idee.
Ne Freundin von mir hat so ihren Mann vom Alkohol wegbekommen.Partypeople, und er hat immer bis zum Exzess gesoffen, und da entgleisen dann doch die Gesichtszüge.
Jedenfalls hat sie dann immer schön Bilder gemacht von der Party und er im Extremsuff drauf. Und anschliessend die Bilder entwickelt und in fröhlicher Runde gezeigt....
Erst war er sauer, aber als er dann merkte, dass er jedesmal so drauf war, ist ihm dann doch irgendwann ein Licht aufgegangen.
Und hat es dann echt geschafft alkfrei zu sein.
Also mein Ex und ich haben schon seit 10 Jahren eine Digitalkamera, also bevor das mit der Verwahrlosung anfing. Aber er hat auch immer wieder Bilder gemacht, so dass ich mir dann angewöhnt habe den Speicher regelmässig zu kontrollieren und alles wieder zu löschen. Aber Erkenntnis hat das nicht gebracht.
Meine ganzen Zeitungsausschnitte... alle meinen bisherigen Jeans... überhaupt alles was man irgendwann noch gebrauchen könnte.
Und die 1.Messie Sendung habe ich dieses Jahr im März gesehen. Aber eben es waren nicht die Wohnungen die Erleuchtung brachten, sondern die Reaktionen der Messies. Wie sie sich geben und wie sie sich im Film vom geben her verändert haben. Da hab ich mich wiedergespiegelt gefühlt. Wenn es darum geht herzugeben, oder etwas nicht findet, wenn man meint es müsste doch da sein.... ach....
Mich würde auch interessieren was aus den Fernseh Messies wird.
Jedenfalls, dass ich jetzt was ändern will, hängt zum grossen Teil auch damit zusammen, dass ich die Sachen retten will.
Wenn ich so weiter mache, kommt irgendwann der Punkt wo man Tabula rasa machen muss.
Und bei dem Gedanken schnürts mir irgendwie die Kehle zu....
Na ja, wir werden sehen. Hab ja noch Handlungsspielraum, Betonung liegt aber auf noch....
Sende erst mal viele Grüsse und allen viel Kraft
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Hallo Ihr Lieben!
"wie öffnet man einem Messie am Besten die Augen?"
Für alle "Gäste" die sich durch das lesen der Beiträge auf die ein oder andere Weise selbst erkennen können, ist das Forum allein schon ein Weg.
Wie ich schon mal geschrieben habe, waren beiläufige kommentare eines Freundes "augenöffnend". Warum auch immer. Die Zustände habe ich schon mein ganzes Leben. Mal mehr (schlimm, schlimmer, wie im Fernsehen) mal weniger (normale Junggesellen-Bude). Aber immer Chaos.
Bilder sind tatsächlich auch bei mir wichtig gewesen. Ich weiß gar nicht, was mich geritten hat, aber kurz vor dem Umzug im November habe ich eine (panik-) entmüllung gestartet, damit meine Freunde beim Umzug wenigstens nur noch "normales" Chaos vorfinden. trotzdem kam die besagte Bemerkung "bist aber grad noch am Messie vorbeigekommen".
ich habe (allerdings nach der entmüllung) Fotos gemacht. Keine Ahnung warum. irgendwie hat es da bei mir angefangen, das ich SEHE, was vor mir liegt. Ignorieren konnte ich bis dahin perfekt.
Nur so am Rande; Ich war einige Tage nicht im Forum "online".
Grund: Ich bin stationär im Bezirkskrankenhaus gelandet. Mit Polizeiaktion, Sanitätern und allem drum und dran. Stark Selbstmordgefährdet.
Ja, bin ich.
Seit ich die Augen AUF habe, sehe ich das wirkliche Chaos meines Lebens. Und halte es schier nicht mehr aus. vor sechs jahren habe ich mit Alkohol/Drogen aufgehört. War Clean. habe ALLE meine Probleme auf den Alk zurückgeführt. Den habe ich überwunden, verstanden und als abstinenter Suchtkrankenhelfer in mein "neues" Leben als Arbeitsgrundlage integriert. Suchtberater, Gruppenleiter, Prävention, alles mit Erfolg.
Aber jetzt werde ich nicht mehr den Fehler begehen, etwas ausserhalb von mir selbst (alkohol) als ursache zu sehen. ICH bin es, der ein Problem hat. Nicht meine Schulden, nicht irgendwelche selbstverursachte Gewissensbisse machen mir zu schaffen; das sind nur die FOLGEN irgendeiner schwerwiegenden Störung meiner Psyche.
Was genau mir fehlt, muss ich noch herausfinden. Messie ist schon mal ein Punkt. Angsstörung kommt dazu. Depressionen sowieso. (In der Arbeit/in Gesellschaft merkt davon übrigens niemand was davon)
Ich habe den Doc`s und Psych`s hier klargemacht, dass ich nicht mehr in mein "altes" Leben zurückgehe. damit habe ich abgeschlossen.
Ich habe einen ähnlich radikalen Kurs mit Alkohol geschafft. Ich bin zäh. Damals konnte ich etwas "beim Namen nennen" und dadurch "bekämpfen", aufarbeiten.
Das -und nichts anderes- mache ich jetzt auch wieder. Aber dieses Mal gehe ich bis zur Ursache. Zu mir selbst. Ich will mich verstehen, will meine echten Probleme "beim Namen nennen" können. Nur so kann ich aus meinem inneren Chaos raus.
Meine Augen sind auf. es ist nicht schön, was ich sehe. Der Zustand meiner Wohnung (eigentliches Thema in diesem Forum) ist nur eine Folge. Das ist mir bewusst geworden. Wie andere mit Ihrem "Chaos" umgehen, will ich -und darf meiner Meinung nach keine- beurteilen oder gar vergleichen. Mir ist es schnuppe, ob es "schlimmere" Schicksale oder häusliche Zustände gibt. Für mich zählt ja doch nur MEIN Leben. und ich will nicht mehr so leben.
Also lasse ich mir jetzt wieder helfen. fällt mir teilweise schwer, aber es gibt keine Alternative. Ich bin ein guter Kerl. Ich möchte auch wieder glücklich sein. Ich möchte andere glücklich machen.
In diesem Sinne,
Allen Lesern ganz viel Kraft auf Ihrem ganz eigenem Weg!
lg,
exBuddha
#8
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Hallo ExBuddha,
dramatisch zu lesen was passiert ist.
Du scheinst grad noch im freien Fall zu sein.
Aber die Geburt hast Du hinter Dir. Glaube Du brauchst das.
Ja, es ist verdammt nochmal nicht einfach nach der Erkenntnis.
Die Flucht vor sich selber ist beendet.
Aber sich selber zu ertragen ist noch mal ne Spur heftiger.
Bin ja im Moment in ner ähnlicher Situation.
Erst die Erkenntnis, dann die Überlegung was mach ich jetzt.
Hab mir ja einen Wochenplan vorgenommen, der mich motivieren sollte mehr um mich selber zu kümmern. Kein Arbeitsplan, ein Erholungsplan um Kräfte zu tanken.
Bis jetzt habe ich es nur geschafft regelmässiger früher ins Bett zu gehen, nicht mehr auf zu sein, bis ich im Sitzen einnicke.
Nun ja, selbst das zeigt schon eine Wirkung.
Am Anfang habe ich fest und tief geschlafen, paar Tage darauf war ich dann schon erholter, sodass ich nicht mehr gleich eingeschlafen bin.
Und dann kamen sie wieder die Schatten aus der Vergangenheit. Die Schmerzen, die Trostlosigkeit... , aber die hab ich ja eigentlich schon mal therapiert... so dass mich das nicht so aus dem Gleichgewicht gebracht hat.
Heule vor mich hin und ertrage es, bis ich dann irgendwann einschlafe.
Und am nächsten Tag geht es wieder normal weiter.
Inzwischen kommen Dinge der letzten Jahre hoch, ungeklärtes nach der Therapie. Wo ich immer mit der Flucht nach vorne reagiert habe. Den Tiefschlag relativ schnell abgehakt, und nach vorne gestürmt. Weiter, weiter.. immer weiter. Nicht in der Depression versinken.
Ja, das ist die Situation im Moment. Auch das ertrage ich noch. Bis jetzt habe ich aus der Gedanken und Gefühlsflut immer noch ein treffendes Resumee gefunden.
Mal schauen, was da noch so alles hochkommt und ob ich bei allem selber ein Fazit ziehen kann.
Das Einzige was mir aber aufgefallen ist, zum ersten Mal will ich nichts mehr wissen, nichts neues hier haben.
Diese kostenlosen Zeitungen, die ganze Werbung landet ungelesen, gleich im grossen Altpapiersack. Kenn ich so von mir nicht.
Aber die Stimmung ist schon im Keller. Weil der Rest sticht einem ja noch jeden Tag ins Auge.
Bitte versteh mich nicht falsch, und ich möchte Deine Problematik auf keinen Fall verharmlosen, doch ich beneide Dich ein bisschen, dass Du den Sprung ins Kalte Wasser hinter Dir hast, den Cut.
Bin noch nicht soweit und probiere das grosse kalte Wasser zu umwandern...
Wünsche Dir auf alle Fälle alles Gute, auf dass es jetzt ohne grosse Umwege bergauf geht.
Irgendwie habe ich das Gefühl es ist der Weg den Du brauchst.
Schicke noch Kraft und gute Gedanken, auch an Luana.
Bis dann
#9
[quote]Kannst Du mir bitte einen Messie zeigen, der sich zum Normalo entwickelt hat?
Die paar Ausnahmen (zwei oder drei unter Hunderttausend) sind Bestätigung der Theorie.
[/quote]
Dann bin ich so eine Ausnahme.
Ich war schon immer ein Messie, schon als Kind. Die Augen musste man mir nicht öffnen, ich wusste, dass das so nicht richtig sein kann. Ich habe dieses Problem auch nie in den Griff gekriegt. Ich wollte, aber konnte nicht, totale Handlungsblockade. Auch ich hatte mehrere Radikal(aufräum)kuren, Umzüge und Neuanfänge hinter mir, nichts hat genützt. Auch die ganzen Ratgeber zu diesem Thema haben mir nicht geholfen. Dann ist etwas geschehen, das mein Leben auf den Kopf gestellt hat: Ich wurde schwanger. DAS war bei mir der ausschlaggebende Punkt, der meine Blockade gelöst hat. Plötzlich konnte ich ausmisten, für mein Kind. Das Kind brauchte ein Kinderzimmer. Das Zimmer war da, aber zugemüllt. Ich habe zuvor schon tausende Male versucht das Zimmer zu räumen, vergeblich, jetzt ging es plötzlich, innerhalb von 4 Tagen war das Zimmer leer und konnte in ein Kinderzimmer umgewandelt werden. Wichtig war mir : ich muss es selbst tun. Hilfe hatte ich aber dennoch. Mein Mann hat die ganzen Müllsäcke weggeschafft, die bei der Aktion zustande kam. Der Rest der Wohnung kam dann auch noch dran, bis zur Geburt war ich fertig. Das komischste war, dass all diese Dinge plötzlich keine Bedeutung und keinen Wert mehr für mich hatten. Nach der Geburt unseres zweiten Kindes bin sind wir dann in eine größere Wohnung umgezogen, bei der Gelegenheit wurden Keller und Dachboden antrümpelt. Das ist nun 5 Jahre her und seitdem hat das Chaos bei mir keine Chance mehr.
[quote]Aber jetzt werde ich nicht mehr den Fehler begehen, etwas ausserhalb von mir selbst (alkohol) als ursache zu sehen. ICH bin es, der ein Problem hat. Nicht meine Schulden, nicht irgendwelche selbstverursachte Gewissensbisse machen mir zu schaffen; das sind nur die FOLGEN irgendeiner schwerwiegenden Störung meiner Psyche.
[/quote]
Jein. Seitdem ich das ganze überwunden habe, weiss ich ebenfalls, dass das Messie-Syndrom nur ein Symptom ist, eine Begleiterscheinung für ganz andere Probleme. Es ist nur das auffälligste Symptom und wird dann auch gerne als Ursache beziehungsweise Hauptproblem gesehen. Es ist meiner Meinung nach aber nicht unbedingt die Folge einer schwerwiegenden psychischen Störung. Natürlich kann es so sein, aber ich halte das nicht für zwingend. Ich habe in der Familie ebenfalls einen Messie, wo die Hauptursache eine schwere Depression mit Suizidgefährdung ist. Ausgelöst wurde das ganze durch den Tod des Ehepartners.
Bei mir wiederum sehe ich das anders. Ich war nie depressiv oder anderweitig ersthaft psychisch erkrankt. Ich weiss nicht wie ich es beschreiben soll, es war als wäre ich mit meinem Leben nicht im reinen, als hätte ich meinen Platz im Leben noch nicht gefunden. Das hat sich geändert und damit hat sich der Messie in mir in Luft aufgelöst. Ich habe in den Ratgebern (meistens von Ex-Messies geschrieben) gelesen, dass es jeden Tag wieder harte Arbeit ist nicht in alte Verhaltensmuster zurückzufallen, aber ich kann das nicht bestätigen. Es war harte Arbeit das ganze Chaos zu beseitigen, aber es fällt mir jetzt nicht schwer die Ordnung zu halten. Das war früher anders, also denke ich, dass ich jetzt wirklich "geheilt" bin.
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