Thema Aufräumen und dazugehörige Emotionen

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31.03.2022 19:02
avatar  Rosi
#1
Ro
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Hallo Allerseits,
ich hoffe, meine Frage wird nicht als unhöflich gewertet.
Ich bin Soz. Arb. im Ambulant betreuten Wohnen und betreue mit einem Kollegen einen Menschen, der unter dem Vermüllungssyndrom leidet.
Mein Kollege und ich gehen diese Sache unterschiedlich an. Ich versuche, in dem Klienten den Wunsch zu wecken, aufgeräumter zu leben. Ich habe mit ihm seine Erkrankung thematisiert und versucht ihm auch seine verschobene Wahrnehmung zu spiegeln. (was ist dreckig, was ist brauchbar). Ich versuche dabei sehr behutsam vorzugehen, um nicht übergriffig zu sein, was schon eine Gradwanderung ist.
Mein Kollege räumt auf, schmeißt weg und putzt.
Ich frage mich, was der richtig Weg ist. Wie geht man in unserer Position am Besten mit der Erkrankung um.
Ich frage wirklich, um dem Klienten bestmöglich zu helfen.
Grüße
Rosi


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01.04.2022 15:19
#2
Wo
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@Rosi

das hört sich alles so schrecklich an, dass ich da nicht drauf antworten konnte. Am besten Du und Dein Kollege lernen etwas mehr vom Messiesyndrom, indem Du hier die Beiträge liest, googlest, in anderen Messieforen liest, Über die Gründe des Messies nachdenkst. Wo ich 20 Jahre gebraucht habe, kann ich hier nicht alles wiederholen. Stichwort wäre z.B. Anerkennung, nicht die eigenen Gedanken an andere übertragen. Das ist schwer, aber nicht ganz unmöglich.

viele Grüße
Wolfram


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01.04.2022 15:33
avatar  Rosi
#3
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Danke, für Deine Antwort...
Wahrscheinlich sind wirklich sowohl mein Kollege als auch ich übergriffig.


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01.04.2022 16:14
avatar  Sally ( gelöscht )
#4
Sa
Sally ( gelöscht )
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Hallo Rosi,
habt ihr denn auch eine Möglichkeit zur Supervision? Gemeinsam im Team und gemeinsam mit den Menschen am Runden Tisch lässt sich m.E. nach vieles regeln.
LG


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01.04.2022 16:21 (zuletzt bearbeitet: 01.04.2022 16:23)
avatar  IBI
#5
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Hallo Rosi,

schwierig zu sagen, ob ihr beide übergriffig seid oder nicht.
Es gibt Menschen mit Vermüllungssyndrom, die dankbar sind, wenn andere ihren Müll entsorgen und klar Schiff machen.
Es gibt Menschen mit chaotischen Wohnungen, die es nicht gern haben, wenn du ohne ihr Einverständnis etwas wegwirfst. Sehr viele Messies wissen um den Inhalt ihres "Hab und Gutes" und sie wissen, dass sie etwas haben, selbst wenn sie selten in der Lage sind zu lokalisieren wo genau, sie erinnern sich sehr gut ans "es ist da".

In vielen Fällen sind Krankheitsbilder bzw. -syndrome ein Ausdruck für andere Ursachen. Für viele Messies spricht, dass sie bereits früh in ihrer Kindheit die ersten emotionalen oder andere Traumen erlebt haben.
Ich kenne einen Betroffenen, deren Mutter im hochschwanger mit Zwillingen zusehen musste, wie ihr Bruder erschossen wurde. Das ist für die Mutter extrem belastend und diese Belastung haben die ungeborenen abbekommen. TRAUMA und DRAMA pur für Säuglinge.
Ich selber habe glücklicherweise nicht so ein schlimmes DRAMA erleben müssen, doch ich vermute, dass bei mir bereits viel geschehen ist, während der Schwangerschaft meiner Mutter mit mir und im ersten Lebensjahr.
Das unbearbeitet, weil ich es nicht bewusst erinnern kann, und potenziert über meine Lebensjahre.....ah, die Wohnung sieht entsprechend chaotisch aus.

Ich weiss nicht wie ein Mensch mit Vermüllungssyndrom dazu kommen kann, sich selber mehr wert zu sein. Sein Selbstwertgefühl ist vermutlich wirklich kaum vorhanden. Für mich hat es stimmig geklungen, dass du probierst das Selbstwertgefühl aufzubauen. Und vielleicht ist es gut, wenn ihr Ressourcen entdecken könnt, die er nutzen kann.
Es kann sein, dass der Menschen keinen Zugang zu seinen eigenen Bedürfnissen hat und sie nicht benennen kann. Der Mensch hat zu seinem eigenen Schutz einen sehr grossen Teil seines Erinnerungsvermögens dissoziiert und abgespalten, weil er sein Leben sonst kaum aushalten kann.
Wenn er keine Bereitschaft hat, sich unterstützen zu lassen, dann helft ihr ihm kaum, ausser dass ihr die Vermüllung für Menschen die in seiner Umgebung leben, nicht weiter ausufern lasst.
Ich bedauere, ebenfalls nicht die lichtblickendsten Antworten bieten zu können.
Einiges ist sehr individuell und anderes hat viele Gemeinsamkeiten.

Vielleicht wäre es gut zu fragen, ob es ihm etwas ausmacht, wenn ihr für ihn aufräumt und wegschmeisst.

Der Nachbar meines Bruders ist Alkoholiker und die Wohnung muss wohl auch ziemlich vermüllt ausgesehen haben. Dort haben zwei fleissig aufgeräumt, mit ihm "Haushaltsvereinbarungen" getroffen und er zahlt dafür und seitdem scheint es einigermassen aufgeräumt zu sein.
Dieser Mensch hat ein für sich stimmiges Arrangement gebraucht.

Emotionen - ist der schwierigste Komplex in dem ganzen. Meist agieren sie willkürlich über ihr Herrchen oder Frauchen, weil unverarbeitete Traumen oftmals unregulierte Emotionslagen beinhalten.

Manchmal ist es nötig, übergriffig zu sein, weil die Gesundheit des Betroffenen sehr zu schaden kommt, dass man sie höher bewerten muss als die Bedürfnisse der Person. Hier gibt es gerade eine Familie bei denen machen die Behörden genau das.
Zum Wohl der Kinder werden sie auf ihre Art übergriffig und dennoch mit vollem Einverständnis der Eltern.

Vielleicht könntet ihr bei jemanden in die Supervision gehen, die sich mit traumatisierten Menschen auskennen und dort Informationen bekommen.
Michaela Huber scheint mit Messies gearbeitet zu haben.
Eine Situation mit vielen Gradwanderungen und den Kontrast, den ihr beiden bietet, der tut dem Betroffenen vermutlich am wenigsten gut. Probiert eine gemeinsame Linie zu finden, idealerweise eine, mit der der Betroffene umgehen kann.
Zum Schutze der Menschen in seinem Umfeld, Mitbewohner oder Nachbarn, solltet ihr ihm die Grenze aufzeigen, in der er mit seinem DESinteresse anderen gegenüber ungewollt übergriffig wird und die Grenzen anderer verletzt ohne zu Handeln.
Seine eigenen verletzt er auch dauernd, doch das kann er wählen. Andere verletzten ist langfristig kontraproduktiv.

Ich pflichte Wolfram bei: stöbert mal hier im Forum zu Beiträgen - auch im Teil bei Angehörigen. Das Spektrum von Chaos ist sehr breit hier.
Sally hat das mit der Supervision geschrieben, während ich meine Gedanken dargelegt habe. Ihr schliesse ich mich an.


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