Warum soll ich aufräumen? Für mich doch nicht.

Ja, genau das ist der Punkt, das ist auch das, was Vogelfrei erlebt hat. Und ich auch. Wenn man es sich selbst nicht wert ist, sondern man es eigentlich nur für die anderen macht, und ansonsten eben nicht. Und dann greift man zu dem Trick, sich immer mit anderen Menschen zu umgeben, um sich für sie zusammenzureißen. Aber wenn man nie die Gelegenheit dazu erhält, allein zu leben, wie soll man da auch nur die Chance haben, diese Selbstwertschätzung bzw Selbstverantwortung zu entwickeln? (Ich sag ja nicht, dass es bei jedem klappt, aber ich finde, jeder sollte zumindest eine Chance dazu bekommen).

Ja, genau. Ich reiße mich nur für die anderen zusammen. Ich wasche mir täglich die Haare nur für die anderen, ich schminke mich nur für die anderen. Ich ziehe ordentliche Klamotten an - nur für die anderen. Die Wohnung ist sauber - nur für die anderen.
Wäre ich alleine zuhause, würde ich die Haare vielleicht nur alle 2-3 Tage waschen. Schminken? Bloß nicht! Ich hasse die vergeudete Zeit. Und Klamotten? Ich kann auch eine Woche denselben Kram anziehen, sagen wir mal Wäsche und Socken ausgenommen. Es kommt keiner und reißt mir die Jeans vom Leib, nur weil ich sie eine ganze Woche getragen habe.
Tja, es hapert einfach mit der Selbstwertschätzung. Ich habe so viel versucht und immer wieder nur einen Tritt in den Allerwertesten bekommen, Verluste, Krankheiten. Ich bin es einfach leid, mir noch "irgendwofür" den Aller.... aufzureißen, um doch wieder nur einen Tritt in denselben zu bekommen. Oder ganz einfach: Wäre mein jetziger Mann und mein Sohn nicht, hätte ich längst aufgegeben. Und nur wegen der beiden, bin ich auf "meiner Suche" auf dieses Forum gestoßen, um nun doch noch irgendetwas ins Positive zu wenden.
LG Messiemaus

Arschtritte hab ich auch wahrlich genug in meinem Leben bekommen. Aber ich hab genau die umgekehrte Schlussfolgerung daraus gezogen: Ich mach das alles jetzt FÜR MICH. Ich will mich wohlfühlen, ich will nett aussehen, ich will gut riechen, ich will in einer Umgebung leben, die mir gefällt. Sicher könnte ich auch tagelang in den gleichen Klamotten oder mit fettigen Haaren rumlaufen. Ich fall auch nicht tot um, wenn ich ungeschminkt Brötchen kaufen oder das Kind in den Kiga bringen soll. Ich muss auch nicht alles sofort putzen und aufräumen. Der Punkt ist, dass ich mich so aber nicht wohlfühle. Mal nen Sonntag, liebend gern. Wenn ich krank bin, schert es mich auch nicht. Aber wenn ich morgens aufstehe und die Küche sieht aus wie explodiert, im Klo sind Bremsstreifen, der Wäschetrog quillt über, und aus dem mit Zahnpasta verspritzten Spiegel glotzt mir Gollum entgegen, dann geht es mir echt beschissen. Es ist meine Entscheidung, ob ich dann gleich wieder ins Bett gehe, mir die Decke über den Kopf ziehe und über all das nicht nachdenke (hab ich lang genug so gemacht...), oder ob ich die Ärmel hochkremple und was dagegen unternehme.

Hallo von jemanden der auch noch ziemlich neu hier ist :3

Natürlich ist das auch schon mal was, dass du hier bist. Diesen Schritt zu tun und sich hier zu registrieren und einfach auch nur mal "hi" zu sagen, fand ich persönlich ziemich schwer schon allein wegen der Thematik des Forums. Man könnte das jetzt als mutig bezeichnen. Die Ironie in deiner Vorstellung finde ich übriges fast schon bewundernswert ich hab' mich das nicht getraut.

Übrigens: das soll jetzt kein Gemecker sein oder so, aber irgendwie wirken in dem Thread einige Antworten ziemlich am Thema vorbei. Wäre vielleicht übersichtlicher, wenn man für solche Korrespondenzen einen eigenen Thread erstellt, jetzt so rein leserlich./backseat moderation.

Ich seh nicht, dass das am Thema vorbei ist. Für mich war der Hauptproblempunkt des Startpostings, dass Vogelfrei von sich sagt, dass sie nicht allein leben kann, weil sie sonst verwahrlost, und wir haben uns darüber unterhalten, wie man sich der Vorstellung, allein zu leben, anders (positiver) annähern könnte. Denn dass es nichts bringt, sich immer wieder an andere zu hängen, und sie in diese persönliche Verwahrlosungsproblematik mit hinein zu ziehen, hat Vogelfrei bereits selbst sehr deutlich offengelegt, indem sie mit einer gewissen Selbstverachtung und Härte über sich spricht, und darüber, dass die anderen die richtige Entscheidung getroffen hätten, sich von ihr zu distanzieren. Ich würde mich sehr, sehr gern mit Vogelfrei selbst weiter darüber unterhalten, und was sie zu dem bisherigen Meinungsaustausch denkt, aber sie ist bisher nicht wieder darauf eingegangen - dafür aber andere, die für sich auch etwas aus den Überlegungen zum Allein leben mitnehmen konnten.