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versteinert und ausweglos
Hallo an euch,
ich habe mich hier angemeldet in der Hoffnung wieder zurück zu finden in ein halbwegs normales Leben.
Vor sehr vielen Jahren wurde mir bewusst das auch ich ein Messie bin. In meiner Familie und dem Verwandtenkreis gibt es etliche. Ist es genetisch bedingt?
Unordentlich war ich schon immer, seit ich denken kann quasi...aber Erinnerungen sind ja nur lückenhaft vorhanden.
"Aufräumen" funktionierte immer nur wenn sich kurzfristig Besuch ankündigte, dann aber in einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit, ansonsten war mein Kinderzimmer eigentlich ein Chaosberg mit einem Weg von der Tür zum Bett.
Ich bin jetzt um die 40 und mein Leben ist vor einigen Jahren zusammengebrochen ohne das ich es wirklich realisiert habe.
Ich gehe konsequent einer Vollzeitarbeit nach und versuche meinen Haushalt irgendwie hinzubekommen.
Mittlerweile ist es so das ich fast alle Freunde bis auf eine sehr hartnäckige Person verloren habe, weil ich mich isoliert habe.
Bin umgezogen weil ich keinen Lärm mehr ertrug bzw. die kleinsten Geräusche mich wahnsinnig gemacht haben..... um festzustellen dass so isoliert die Ruhe auch ein Fluch ist.
Es gab Zeiten da war ich super glücklich wenn ich ein Beratungsgespräch in einem Fachgeschäft führen konnte nur um einfach mal irgendwie mit jemand zu reden.
Ich lebe seit über 10 Jahren alleine mit meinen Katzen. Dadurch ist Sauberkeit auch nicht immer so einfach umzusetzen.
Ein gutes habe ich dennoch. Ich habe gelernt mich von Dingen zu trennen. 1x im Jahr miste ich aus und bringe vermeintlich alles was ich nicht brauche weg. Natürlich ist alles bei weitem nicht alles was weg könnte, aber es sind Teilerfolge.
Mein Auto ist meist in einem Zustand als würde darin einer wohnen, an meinem Esstisch ist oft nur ein Stück frei für Frühstück und meine Küche ist der Chaosort schlechthin in meiner Whg. Und jeden Tag räume ich erneut dort auf, schaffe es auch aber eben irgendwie jeden Tag.
Ich habe mich hier angemeldet um wieder auf die Beine zu kommen und nicht noch die letzte Freundin zu verlieren die einfach durch mich auch absolut an ihrer Grenze ist.
Mein Nickname sagt das aus wie ich lebe. Für nichts Zeit, immer das Gefühl mache ich jetzt das, bereue ich nicht das andere gemacht zu haben.... und eigentlich habe ich für niemand Zeit weil ich ja noch so viel zu erledigen habe......
Fragen 2 Leute an ob man was zusammen machen will bin ich total überfordert.
Nicht entscheiden können, es allen recht machen wollen sind meine großen Schwächen.
LG
Herzlich willkommen no- time! 🌻
Du sagst etwas total wichtiges - das sich nicht entscheiden können ist eine heftige Bremse beim Aufräumen und entrümpeln. Mich bremst es sogar beim Einkaufen aus! (Was eigentlich gut ist.)
Kaum ist die Auswahl zu groß kann ich mich nicht entscheiden ...
Liebe @no-time 🌸, auch ich heiße dich ganz herzlich willkommen im Forum und hoffe, du wirst einen guten Austausch hier haben..
@Duplo (lecker! :) schrieb:
"Du sagst etwas total wichtiges - das sich nicht entscheiden können ist eine heftige Bremse beim Aufräumen und entrümpeln."
Das stimmt total, die Fülle macht Entscheidungen schwer. Es ist sogar erwiesen, dass Kleinkinder bei einem Überangebot an Spielzeug eher nicht mehr spielen.
Ich habe das Gefühl, wir meinen es eigentlich gut, wollen uns z. B. umfassend informieren, sammeln 'alles' zu einem Thema und dann erschlägt es uns, schlägt irgendwie zurück.. - und wir haben nicht viel davon.
Und sind Dinge oder Informationen erst einmal bei uns gelandet, verlassen sie uns so schnell nicht mehr, können wie sie nicht mehr loslassen, wieso auch, wir hatten ja Gründe sie zu uns zu holen.
Und ehrlich gesagt finde ich das grundsätzlich eine angenehme Eigenschaft von uns. Mir geht die Wegwerfmentalität vieler Menschen schon solange ich denken kann etwas gegen den Strich, es hat den Charakter von "was schert mich mein Begehren und Interesse von gestern?". Es kommt mir nicht sehr wertschätzend vor. Insofern finde ich @Draculara 's Beitrag gut, wir schonen tatsächlich oftmals Ressourcen. Mein ökologischer Fußabdruck bspw. ist ziemlich klein würde ich behaupten (abgesehen von meinen recht weiten beruflichen Fahrtwegen).
"Wehret den Anfängen", auch wenn wir ja weit über das Anfangsstadium hinaus sind, aber bei allem Zuwachs wäre es schon gut, ganz genau zu überlegen, ob wir dieses oder jenes wirklich brauchen oder wollen, uns eben zu "entscheiden" - dieses schlimme Wort.
Ja, wahrscheinlich haben viele von uns eine schwere Entscheidungsschwäche, ich habe das schon als Kind empfunden, "wie traurig, mit jeder Entscheidung dafür ist gleichzeitig eine Entscheidung gegen vieles andere verbunden." Manchmal führt auch das zur Starre, zur "Versteinerung", jede einzuschlagende Richtung schmerzt bereits in der Vorstellung, was also tun...?
Auswahl treffen - gaaaanz schwierig. Führt bei mir oft zu einem dusseligen Alles-oder-nichts-Prinzip, entscheiden geht einfach kaum.., aber ich arbeite hart daran, hilft ja nichts.., ich möchte das unbedingt verbessern. Ich stelle es mir schön vor, wenn alle Dinge, die mich umgeben auch benutzt werden, nur Kleidung da ist, die getragen wird, nur Informationen, die so gut sortiert und archiviert sind, dass sie mir und anderen dienen........
Ich setzte hier mal einen Punkt. Ich glaube, das Uferlose, das Kein-Ende-finden ist auch eine grundsätzliche Eigenart von vielen von uns.
Und Punkt! Oh man..
Einen schönen Abend an alle
Lina*
PS: Ah, @Königin, du hast dich inzwischen dazugesellt :)
"2. Nur blöd, wenn man dann denkt: 'Ach, dann nehme ich beide'."
Allerdings!!
Oder gleich alle drei oder vier oder.... 😨
.... und - wieso nicht mal wieder? - @Messie :) 👋
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
@no-time
Liebe no-time,
auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Messie-Forum!
Ich gehe mal davon aus, dass Du Dich wie die meisten Forums-Mitglieder dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlst?
Bei Deinem Nickname kam mir zuerst der Gedanke, dass Du keine Zeit mehr zu Verlieren hast, um endlich zu leben und glücklich zu sein!
Zumindest geht mir das gerade so!
Das mit dem Hochgeschwindigkeits-Aufräumen kurz, bevor jemand zu Besuch kommt, kenne ich auch noch sehr gut!
Inzwischen habe ich es durch Selbst-Überlistung geschafft, einen berufsbedingt halb-öffentlichen Bereich in unserem Haus zu schaffen, der meist aufgeräumt und einladend ist. Da müssen dann höchstens mal ein paar Sachen beiseite geräumt werden, bevor andere Menschen in unser Haus kommen. Das erleichtert zumindest einiges im Alltag.
Vorgestern kam zum Bespiel ein Klempner vier Tage früher als angekündigt, weil unsere Kloschüssel seit einer Reinigung undicht war, und ich konnte ihn leichten Herzens in unser Bad lassen. Kurz zuvor war nämlich Übernachtungsbesuch da, so dass aktuell gerade "nur noch" die Küche, mein Schlafzimmer, Büro und der Kellerbereich verschließbare Messie-Zonen sind in unserem großen Haus.
Für die Küche habe ich mir jetzt vorgenommen, dass sie zumindest, wenn bei uns Yogakurse sind (mehrmals die Woche), aufgeräumt ist, damit ich nicht immer so peinlich darauf achten muss, dass sie dann geschlossen ist, wenn unsere Yogaschüler*innen kommen. Da arbeite ich gerade intensiver dran.
Das ist tatsächlich eine Motivations-, Disziplin- und Gewohnheitsfrage, für uns Messies noch mehr als für alle anderen.
In puncto Motivation braucht es nach meiner Erfahrung eine glaubhafte überzeugende Sinnhaftigkeit und neue Er-Kennt-nis!
Da für mich - wie für einige andere hier offensichtlich auch - ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck quasi ein Lebenscredo ist, stelle ich schmutziges Geschirr immer zuerst ins Spülbecken und wasche es mit dem Wasser, das ich zum Hände- oder Gemüsewaschen brauche, vor, bevor ich es in die Spülmaschine einräume. Das führte letztendlich dazu, dass die ganze Spüle immer mit schmutzigem Geschirr vollgeräumt und zum Ärgernis aller nicht mehr richtig zu nutzen war.
Inzwischen habe ich erkannt, dass das letztendlich mehr Arbeit, Energie und Lebensfreude kostet, weil das Geschirr nach ein paar Tagen letztendlich verfetteter ist als zu Beginn.
Ich arbeite auch mit alten Zitronenschalen und Teebeuteln zum Vorreinigen.
Aber ich achte jetzt mehr darauf, dass ich möglichst zeitnah das Geschirr vorreinige und direkt in die Spülmaschine räume. Das reduziert die Konflikte in der Familienküche und schafft damit natürlich auch Er-Leichter-ung und mehr Lebensfreude bei mir.
Aber wie bereits erwähnt, langjährige Gewohnheitsmuster lassen sich nur langsam und durch geschickte neue Motive /Antriebe in neue bessere Gewohnheiten ändern.
Auch den Zusammenbruch im Leben kenne ich - wie viele (oder sogar alle?) Messies hier - bestens!
Bei mir wurde mein Messie-Syndrom mit der Geburt meiner vier Kinder innerhalb von fünf Jahren zur echten Dauer-Last.
Nach der Geburt meiner ersten Tochter und nach der Geburt meiner Zwillinge fünf Jahre später habe ich auch noch teilzeit in der Pflege gearbeitet, um einen halbwegs geregelten Tagesablauf zu haben und wieder unter anderen Menschen zu sein. Allerdings habe ich schließlich Nachtdienst im Krankenhaus gemacht, um tagsüber meine kleinen Kinder versorgen zu können. Das funktionierte natürlich überhaupt nicht mehr. Alles zusammen hat dann letztendlich zum kompletten Zusammenbruch und zum Scheitern meiner ersten Ehe geführt. Seitdem war mein Leben nur noch ein mehr oder weniger chaotisches Über-Leben und die Glücksmomente Raritäten.
Meine Kinder sind inzwischen alle vier erwachsen. Die Zwillinge, die bei der Scheidung 2 1/2 Jahre alt waren, sind gerade 21 Jahre alt geworden. Ich lebe seit 13 Jahren in einer neuen Beziehung / bin zum zweiten Mal verheiratet. "Zufälligerweise" wieder mit einem Mann, der im Sternzeichen der Jungfrau geborgen ist, also das Gegenteil eines Messies!
Das bringt nicht nur Hilfe und Erleichterung, sondern auch viel Konfliktpotential.
Auch das Thema Freund*innen ist bei mir - wie wohl bei den meisten Messies - ein relevantes. Ich schaffe es einfach nicht, dauerhafte Freundschaften zu pflegen. Echte vertrauensvolle Gespräche kann ich nur mit meiner zweiten und dritten Tochter führen, was natürlich auch kein Idealzustand ist. Die älteste Tochter, die als Kind arg unter dieser schlimmen Lebensphase zu leiden hatte, hat vor zwei Jahren den Kontakt zu mir abgebrochen, was mich auch unterschwellig weiterschmerzt.
Mein Mann ist - trotz unzähliger Bekanntschaften - irgendwie auch ein Eremit. Aber ihn stört das überhaupt nicht. Er meint immer, es reicht doch, dass wir zwei uns haben. Aber wenn es in unserer Beziehung hakelt, wie gerade wieder, nimmt bei mir das Gefühl der Einsamkeit wieder einen großen Raum ein. Depressionen sind in unserer Familie auch ein Thema.
Ich hatte gerade im Ursachen-Thread - inspiriert durch Greta Thunberg - die Frage reingebracht, inwieweit das Thema Autismus bzw. Asperger-Syndrom als abgeschwächte Variante unter uns Messies eine Rolle spielen könnte, da viele wie Du offensichtlich auch unter Vereinsamung leiden, was auch ein typisches Merkmal beim Autismus-Spektrum ist.
Ich glaube, es ist wert, dass wir gemeinsam hier nochmal genauer hinschauen, ob es da zumindest bei einigen einen Zusammenhang geben könnte.
Ich merke jedenfalls, dass ich mich einerseits nach mehr wertvollen sozialen Kontakten sehne (an netten oberflächlichen mangelt es mir nicht!).
Andererseits, wenn ich die Gelegenheit dazu habe, mache ich gerne auch wieder einen Rückzieher, weil mich dauerhafte intensive Beziehungen auch schnell überfordern, selbst wenn sie außerhalb meines Wohnbereichs stattfinden. Ich denke und fühle viel nach und erlebe vieles deutlich intensiver als andere, so erscheint es mir. Verkehrs-, Maschinen- und Baulärm ist für mich eine große Be-Lastung.
Auch empfinde ich, dass ich bei anderen, wenn sie mich kennenlernen, erst einmal häufig Interesse wecke, weil ich ihnen so außer-gewöhnlich erscheine (z.B. nicht krankenversichert, fast vegan und quasi drogenfrei lebend usw). Aber nach längerem Kontakt nehme ich auch wahr, dass ich als merkwürdig, anstrengend und sonderbar erlebt werde. Das habe ich bereits in der Grundschule so empfunden.
Seitdem ich als Yogalehrerin und Heilerin tätig bin, wird mein Anderssein quasi als (relativ erfolgreiches) Programm der Lebens-Hilfe von zahlreichen Menschen geschätzt.
Gestern meinte meine jüngste Tochter, ich würde immer so viele wertvolle Tipps an andere weitergeben. Warum ich dann selber so unglücklich wäre...
Zum Thema Auto:
Da achte ich sehr darauf, dass das weitestgehend ordentlich und sauber aussieht.
Jede*r hat so seine Stärken und Schwächen, aber vielleicht ist das ein kleiner überschaubarer Teilbereich für viele Messies, um mit dem Aufräumen / Putzen anzufangen. Denn so ein Auto wirkt ja auch nach außen. Und die Frage der Außenwirkung hat ja auch etwas mit eigener Wert-Schätzung zu tun:
Was bin ich mir wert? Wie möchte ich sein? Wie möchte ich von anderen gesehen werden?
Dabei geht es weiniger um "Mehr Schein als Sein", sondern vielmehr um die eigene Vision, den geheimen Traum, der noch in uns schlummert wie im Dornröschenschlaf und endlich wachgeküsst werden möchte, um sich langsam aber sicher zu verwirklichen!
Sonnige Grüße Dir und allen Mitlesenden an diesem herrlich sonnigen Sonn-Tag!
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