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Traumatisiert?
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@Hatifa
Liebe Hatifa!
Zitat von Hatifa im Beitrag #6
Daß sich so etwas tief in eine Kinderseele gräbt, ist erwiesen.
Oh ja, sehr sogar, das war ein riesiger Erzieherischer Fehler. Ich frage dich ob du da in dir Felder siehst in denen dies noch weiter verankert ist die deinen Verhaltensmuster auslösen. Das ist eine kurze doch ich finde elementare Frage die der Schlüssel sein kann zu den Ursachen die dich ausmachen, dich lenken, fühlen und denken lassen.
Ich bin gespannt auf dich,
herzlichst
Emin
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Ich habe Deinen Beitrag gelesen und ich stimme "ratlos" zu. Zunächst ist es einmal wichtig, sich zu vergegenwärtigen, was "Trauma" bedeutet: man ist von einem katastrophalen Ereignis getroffen worden und konnte damit nicht fertig werden, weil entweder niemand mit sowas ohne Hilfe fertig werden kann, oder weil die konkrete Person - aus welchen Gründen auch immer - damit nicht fertig wird. Für den ersten Teil der Definition werden meistens die Shoa-Überlebenden herangezogen, es gilt aber im Prinzip für alle Kriegsopfer und Opfer von Naturkatastrophen. Es kann über Jahrzehnte ganz gut kompensiert sein, und dann plötzlich aufgrund eines "Triggers" wieder aufbrechen. Ich habe das selber erlebt: ich war wegen burnout im Bundeswehrkrankenhaus, zusammen mit einer alten Dame. Eines Tages ging ich zum Einkaufen, als T-Shirt trug ich ein blauweiß geringeltes russisches Soldatenunterhemd, das mir meine russischen Kameraden geschenkt hatten. Als ich vom Einkaufen zurückkam, sah ich, daß die alte Dame vollkommen zusammengebrochen war, und sich ein Arzt und zwei Schwestern um sie bemühten. Durch mein Hemd war sie daran erinnert worden, daß sie als 16-Jähriges Mädchen 1945, beim Sturm auf Berlin, von Rotarmisten in einen Keller verschleppt worden und von 25 Rotarmisten hintereinander vergewaltigt worden war. Und dafür, daß eine konkrete Person nicht mit einem Ereignis fertig werden kann ... ja, ein dreijähriger Junge kann das nicht. nicht ohne professionelle Hilfe. Ich rede hier nicht als Ärztin, sondern als Betroffene - ich habe nämlich eine anerkannte Wehrdienstbeschädigung. Ich war der erste weibliche Militärbeobachter der Bundeswehr, war im Kaukasus und habe Furchtbares erlebt: eine Wiederbelebung, wobei mir ein betrunkener Freischärler eine entsicherte Waffe an den Kopf hielt, eine Wöchnerin, die ich behandelt habe, und die ich dann an einen tobenden Mob ausliefern musste, weil die gedroht hatten, sonst unsere Einheit zu stürmen und uns alle umzubringen. Die Frau wurde wenig später umgebracht. Das war bei mir eine Reihe von an die 50 solcher Ereignisse, wobei ich nicht sagen will, daß jemand, bei dem es ein einzelnes Ereignis war, "nur" ein Ereignis war. Einen Kollegen von mir hat es bei einem einzigen Ereignis erwischt: er war an der Exhumierung von Opfern von Srebrenica beteiligt. Als man ein kleines Skelett mit Basketball-Schuhen Größe 32 (!) barg, also einen ermordeten kleinen Jungen, kam er damit nicht mehr klar. Ein anderer Kollege war bei der Exhumierung der ermordeten Kosovaren von Racak dabei und das hat für ihn gereicht. Ich hatte das Glück, daß mein Dienstherr mittlerweile dafür sensibilisiert ist, obwohl die BW auch noch viel zu wenig Spezialisten hat - ich allerdings hatte das Glück, daß eine davon in meiner Nähe war. Es hat aber ziemlich lange gedauert, bis ich damit klar kam.
Es tut mir sehr Leid, Messie, daß Du das erleben musstest und wenn es noch so lange nachwirkt, denke ich, auch ich sollte zu professioneller Hilfe raten. Ich persönlich halte den Zusammenhang zwischen der persönlichen Katastrophe und dem Messietum zwar nicht für zwingend, aber das muss ein Therapeut herausfinden. Ich denke auch, Messie bleibt man sein ganzes Leben. Nicht umsonst begrüßen sich die AA's ja immer mit "ich bin Alkoholiker", auch, wenn sie schon Jahre lang nichts getrunken haben. (Woher ich das weiß? Ich hab auch mal gesoffen...). Zum Therapeuten schreib ich im nächsten Beitrag was.
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Ich würde - zwar können Ratschläge auch Schläge sein,aber ich mach es trotzdem - zu einem auf Psychotraumatologie spezialisierten Arzt oder Psychologen raten. Vor "Heilpraktikern für Psychotherapie möchte ich ausdrücklich warnen, denn die haben meistens keine Supervision, d.h, niemanden, der sie überwacht, ob sie denn damit klarkommen. Außerdem: der "Heilpraktiker für Psychotherapie" ist ein abgespeckter Heilpraktiker, der noch weniger Ausbildung hat. Könnt Ihr Euch an Nidal Hassan und das Attentat von Fort Hood erinnern? https://de.wikipedia.org/wiki/Amoklauf_in_Fort_Hood. Hassan hat auch traumatisierte Soldaten betreut, tagein, tagaus. Ich habe mich mal mit Psychiaterkollegen darüber unterhalten und die waren sich alle einig, daß da wohl die Supervision gefehlt hat. Der Mann dürfte wohl eine sog. sekundäre Traumatisierung erlitten haben ...
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Ich schließe mich an dieser Stelle direkt bei Jacaranda an.
Die Voraussetzung für die einjährige Ausbildung zum Heilpraktiker ist „25 Jahre alt und Hauptschulabschluss“.
Das ist nicht wirklich hoch gegriffen.
Es gibt zwar Heilpraktiker für Psychotherapie, die eine akademische Ausbildung haben. Sozialarbeiter und Psychologen zum Beispiel. Aber auch wenn jemand jede Fortbildung mitnimmt die für ihn zugelassen ist, so kann ein Facharzt mit der entsprechenden therapeutischen Ausbildung viel fundierter arbeiten. Selbst wenn auch hier nicht jeder ein Meister seines Faches sein kann, ist es doch ein ganz anderer Hintergrund.
Deine Lebensgeschichte, liebe Jacaranda, berührt mich sehr.
Und zu dir, Messie schreibe ich später etwas. Da möchte ich vorher mit dir direkt sprechen bevor ich etwas schreibe.
Ich halte dich übrigens keineswegs für einen Messie im klassischen Sinn.
Um die Frage noch zu beantworten: ja, meine Kindheit war ein Trauma. Vermutlich von Anfang an, spätestens aber vom 5. bis zum 18. Lebensjahr. Da meine Psyche so "gnädig" ist, das meiste im Dunkel der Verdrängung zu verschleiern hab ich das Thema Therapie für mich inzwischen aufgegeben. Den Zusammenhang zwischen Erlebtem und seit 40 Jahren gelebtem Messietum finde ich bis heute nicht. Der einzige Gedanke, der mir dazu immer mal wieder kommt: wo Chaos ist darf ich sein. Mein Elternhaus war steril und durfte von uns Kindern nicht genutzt werden. Also nur die Kinderzimmer. Das Einzige was mir klar ist, sind die Existenzängste. Ich habe viele Jahre weit unterm Existenzminimum gelebt, dazu auch noch nach dem Motto erzogen: eine Schraube darf man nicht wegwerfen...
Dazu kommen extreme Erschöpfung und Antriebsstörung, die überwiegend gesundheitlich bedingt sind. Ergibt unterm Strich die permanente uneffektive Beschäftigung mit "Aufräumen wollen, aber nicht können".
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