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Loslassen aus verschiedenen Perspektiven
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Liebe Alle,
seit einige Tagen beschäftigt mich das Thema Loslassen.
Wenn jemand stirbt oder uns verlässt oder wir gekündigt werden oder andere Dinge von uns wegschmeissen, dann ist das ein Loslassen, das von aussen kommt, mit dem ich umgehen MUSS.
Wenn ich jemanden verlasse oder selber kündige und selber etwas wegschmeisse, dann ist das ein Loslassen, für das ich mich freiwillig entschieden habe.
Beide Richtungen gehören zum Leben.
Doch die Richtung, bei der ich etwas Loslassen MUSS, ist diejenige, die mir zu schaffen macht, denn ich habe nicht gelernt, damit angemessen umzugehen, das angemessen zu verarbeiten und das darin enthaltene MUSS anzunehmen und umzusetzen.
Irgendetwas bereitet mir in den letzten Tagen starkes Bauchweh mit Krämpfen, das ich bis jetzt nicht benennen kann. Meine Vermutung: es hängt mit der Angst vor dem loslassen MÜSSEN zusammen. Wenn ich das MUSS wahrnehme, setze ich meinen Widerstand dagegen ein. Und wenn ich diesen aktiviert habe, wie kann ich die Situation angemessen verarbeiten? Eine "Zwickmühle", in der ich mich bereits viele Jahre befinde.
Kennt ihr auch Zwickmühlen dieser Art?
Viele Grüsse
Sonja
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Hallo Sonja,
einen interessanten Punkt sprichst Du da an. Ich habe letztens ein Buch geschenkt bekommen von Jemandem, der um meine Situation weiß.es heißt "magic cleaning". Dort kommt auch (verstärkt!) das Thema "Trennung" im Sinne von wegwerfen vor.
Einen Tipp hatte die Autorin, der mir selbst viel gegeben hat, als ich vor meinem viel zu vollen Schrank mit nix anzuziehen stand. Alles auf einen Haufen "werfen", und die Dinge raussuchen, die "bleiben" dürfen. Auf diese Weise ist es keine "bewußte" Trennung, kein "wegwerfen", keine "Trennung" in dem Sinne, sondern eine "Rettung" der Dinge, die bleiben. Und es nimmt auch den Druck des "müssens", oder?
Hallo Sonja! (Pfff, ich verwechsle ständig die beiden "Chaos" Sonja und Biggi)
Ich denke, ab einem gewissen Lebensalter hat da jeder seine Erfahrungen dazu. Da sterben die Großeltern, die Eltern, die Kinder gehen aus dem Haus, man muss aus der gewohnten Umgebung wegziehen, vielleicht eine Wohnung aufgeben, in der man viele Jahre gelebt hat, sich vielleicht beruflich verändern, auch viele Träume in Bezug auf die Gestaltung des eigenen Lebens verabschieden sich in die Unmöglichkeit ...
Wie man damit klarkommt? Weißt Du, ausgerechnet in einem Onlinespiel bin ich da mal über einen Satz gestolpert (der wohl eigentlich aus einem Film stammt) "Der Tod ist eine Tür und die Zeit ist ein Fenster."
Ich fand das Bild schön. In einem Zug sitzen, aus dem Fenster schauen, wie Dinge vorbei ziehen, lernen, schöne Bilder im Herzen zu bewahren, aber neugierig zu bleiben auf das Neue, was man sieht. Das war mir im Leben eigentlich immer der größte Trost, wenn es um Loslassen ging, das Wissen, dass jedes Loslassen, so schmerzhaft es auch sein mag, mich, mein Leben verändert, nicht nur Türen schließt, sondern auch neue öffnet.
Momentan geht es mir so mit meiner Mutti. Im nächsten Jahr wird sie zu meinem Bruder ziehen. Da schließt die Möglichkeit aus, "mal eben" am Wochenende rüber zu ihr zu fahren. Es ist für mich ein schmerzhafter Gedanke, dass nun, auf Grund ihres Alters und der zukünftigen Entfernung zwischen uns, der Tag unausweichlich immer näher rückt, an welchem man sich das letzte Mal sieht.
Aber es wird auch ein Ende vieler Sorgen sein. Mutti lebt nun allein in meiner Geburtsstadt, aus der sie selbst nicht einmal stammt. Wenn etwas passieren sollte, würde es mindestens einen Tag dauern, bevor einer von uns dort wäre. Das ist dann anders, sie hat wieder jemanden nahe bei sich.
Und für mich heißt das, nenn es brutal oder gefühllos, aber es ist nur pragmatisch, dass ich nicht mehr im Hinterkopf damit rechnen muss, von einer Minute auf die Andere alles um zu stürzen, stehen und liegen zu lassen und hin zu fahren.
Es macht mir den Gedanken leichter, auch selbst, in die andere Richtung, in die Nähe zu einem meiner Kinder zu ziehen, was ich gern tun würde und dann auch guten Gewissens tun kann.
Ich hasse Abschiede noch immer. Und jeder davon stürzt mich in ein schlimmes Loch. Doch das bedeutet doch nicht nur, dass man etwas verliert. Es bedeutet doch auch, dass man eine Sache als wichtig im Leben wahrgenommen hat. Und das ist etwas Gutes. Eigentlich tun mir eher Menschen leid, die keine Probleme mit dem Loslassen haben, denn ich denke, wer Dinge problemlos "abhaken" kann, der hat nicht viel ihm Leben gehabt, das ihm wert war.
Alles Liebe
Kay
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Hi Funzo,
Magic cleaning wartet in meinem Bücherregal darauf gelesen zu werden.
ja, pespektivenwechsel können sehr hilfreich sein, wobei aus meiner sicht, das MÜSSEN nicht ausgehebelt ist. denn alles was du nicht für dich retten willst, was machst du damit in der Konsequenz?
hi kay,
ja, das ist so.
ich kann neues entdecken, wenn ich platz schaffe, indem ich altes loslasse.
der teil in dem ich von aussen zum loslassen gezwungen werde, verändert mein leben sehr krass und unerwartet und dieser teil macht mich sehr unsicher.
die Unsicherheiten des lebens mag ich nicht, auch wenn ich weiss, dass jeder damit konfrontiert wird.
vielleicht habe ich eine verlustangst, vielleicht heisst sie auch unsicherheitsangst und eindeutig fehlendes vertrauen ins leben und das alles, was ich brauche und alles was geschieht, genau das ist, wie es vom Universum vorgesehen ist, wobei ich meinen aktiven teil daran habe.
viele grüsse
sonja
Ach Sonja. Das Schlimme an den Unwägbarkeiten des Lebens ist doch, dass sie zu einem großen Teil gar nicht so "überraschend" sind, wie wir sie empfinden. Wir wissen von vielen, dass sie auf uns zukommen. Wir wissen nur nicht, wann. Das ist das Eklige daran. Ich kann auch in anderer Beziehung immr besser mit Problemen umgehen, die sich direkt vor mir aufbauen, als mit welchen, bei denen ich weiß, dass sie sich unausweichlich, heimlich still und leise anschleichen und irgendwann, wenn ich nicht mal daran denke, zuschlagen werden.
Ich glaube, damit sind wir gar nicht so allein. Wie viele Menschen trennen sich von einem Partner, wenn sie das Empfinden haben, dass dieser sich ohnehin von ihnen löst? Warum tun sie das, statt um die Beziehung zu kämpfen? Weil ich mit einer Trennung die Fäden in der Hand behalte, selbst losslasse und nicht "losgelassen werde".
Gerade im Zeitalter der Handys und Computer, die die Illusion vermitteln, immer und überall sein gesamtes Leben unter Kontrolle zu haben, leiden immer mehr Menschen unter der Angst vor Kontrollverlust, was zu Vermeidungsverhalten, Schlafstörungen und anderen Zivilisationskrankheiten führt.
Aber Leben IST Veränderung, ist Loslassen, ist Trennung, ist Risiko. Es ist das, was Leben überhaupt erst definiert.
Ich habe auch Angst vor manchen Dingen, die kommen könnten oder definitiv kommen werden. Ich bemühe mich lediglich ganz bewusst, diese Dinge auch wirklich kommen zu lassen und sie nicht herbei zu beschwören. Es macht mir das Heute kaputt, wenn ich schon Angst vor dem Morgen habe.
Und nein - das gelingt mir lange nicht immer ;-).
Kay
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