Womit anfangen..
Auch bei der Vorstellung ein Problem.
Bin 70 Jahre und Messie. Kann mir das aber erst seit kurzem eingestehen. Nachdem ich 20 Wochen in einer psychosomatischen Klinik stationär war. Wegen Depression. Da kam dann -zu meinem Leidwesen- das Thema Messie zur Sprache. Damals war es mir noch sehr unangenehm darüber zu sprechen. Es half mir, dass eine gleichaltrige Mitpatientin das gleiche Problem hatte. Ich ging insgesamt nur deshalb in die Klinik, weil meine beiden Töchter (geb.81 und 84) ratlos und unglücklich waren, dass ich mich seit 2 Jahren völlig in meiner Wohnung verkrochen hatte (Lieferservice für Lebensmittel usw.) Ich nahm damals an, dass ich eine Sozialphobie hätte. Da ich aus Scham meine Kinder in den vergangenen Jahren nicht in meine Wohnung gelassen hatte sowie Panik gezeigt hatte, als sie kommen wollten, um zu "helfen", merkte ich, dass ich beim Abholen meines Antidepressiva-Rezeptes eine stationäre Aufnahme akzeptieren sollte.
Fiel mir einerseits schwer, dann kam aber eine Erleichterung. Weil vieles zur Sprache kam, was mich lange belastet hatte. Seelisches. Seit der Kindheit. Und meine Neigung, vieles aufzuheben und zu horten, mit Kindheitserlebnissen zusammen hing. Mein großes Problem der Scham konnte auf dem Hintergrund von sexuellen Übergriffen in Kindheit und Jugend geklärt werden. Ich erwähne dieses Wort "Scham" deshalb, weil ich vor 2 Tagen, den angesagten Besuch des berüchtigten Heizungsablesers hatte (jeder hier weiß sicherlich, was das bedeutet), und diesem Tag nach meiner Heimkehr aus der Klinik gelassen entgegen gesehen hatte. Kein Anzeichen von Scham mehr... Was mich sehr verwundert -und natürlich auch erleichtert- hatte. Bei mir sieht es in der Wohnung wahrhaft grässlich aus... habe mir vorhin im Web einige Fotos von ähnlichen Wohnungen angesehen, was ich früher nicht konnte, und denke, das könnte auch bei mir sein.
Nur dass ich --dank der Klinik-- aktuell viel Energie und Selbstvertrauen habe und das eine oder andere "mache" ... wobei ich merke, dass ich mich bereits wieder "verzetteln" kann. Ok... ich merke es...
Habe mir zum Glück als erstes für meine Zuhause-Aktionen einen Termin bei der hiesigen Selbsthilfe-Gruppe organisiert. Und letztes Mal auch die oben erwähnte ehemalige Mitpatientin mit genommen. Dort sind alles "Betroffene".. und es hat gut getan, Gleichgesinnte zu sprechen. Ich habe für die kommenden Termine bereits meinen Kalender präpariert ICH WILL WAS TUN !!
Hatte mir dort ein Büchlein ausgeliehen "Das Messie-Syndrom" Plädoyer für eine Blickwendung. Von Marianne Böningk-Schulz. Das hat mich sehr berührt... Vieles dort stimmt mit meinem Verständnis völlig überein.
Leider habe ich ja nun keine "Methode" o.ä. erlernt während meines Klinikaufenthaltes, wie man mit Zauberhand die Wohnung "aufräumen" kann. Offenbar gibt es das nicht... obwohl ich vorhin nur knapp einem Kaufrausch re. Anti-Messie-Bücher entgangen bin.
Es ist zu verlockend, wenn in einem Buch angepriesen wird, dass man in ...Tagen eine schöne Wohnung hat, also messie-frei..
Haha.
Dennoch wünschte ich mir, mehr zu wissen, wie man -- d.h. Menschen, wie ich -- aus dem Sumpf heraus kommen kann.
Deshalb freue ich mich, dass ich euch gefunden habe :)
Gruß
Gabriele aus Ludwigsburg

Danke, liebe Henni, für die freundliche Begrüßung!
Gerade du als Angehörige weißt dann um die Probleme...
Ich wäre so glücklich, wenn ich --in absehbarer Zeit-- in der Lage wäre, meine Kinder mal wieder in die Wohnung einladen zu können.
Mein eines Enkelkind wird 3 Jahre alt... sie war noch nie hier.. und fragt, wann sie mal zur Oma darf..
da könnte ich nur weinen..
Und ihr Schwesterchen, 2 Monate alt,... wie wird es da sein?
Ich sehe wirklich Berge vor mir.
Lange hatte ich mich daran gewöhnt. Mich damit arrangiert.
JETZT kann ich es nicht mehr..
Das ist ein Problem.
Wo anfangen?
Ich weiß, nicht verzagen... nein, mach ich nicht...