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Schritt 2: "Das Lied über das warum's uns gibt" oder die bewusste Vorstellung im falschen Ordner, also hier - In Arbeit

Schreiben ist genau mein Ding, am Computer sitzen, die Gedanken los lassen, die Finger über die Tasten gleiten lassen und dann sehen, was dabei raus kommt. Normalerweise eine meiner leichtesten Übungen, heute spürte ich die Macht des weißen Blattes Papier und die Blockade war wieder mal da. Es ist aber auch nicht leicht, über sich selbst zu schreiben. Wie soll man all das, was einen ausmacht, in einem Post unterbringen? Tja, am besten wohl, indem man einfach anfängt. Also:

Hallo zusammen,
ich bin Anneli, gerade 55 geworden (Dezember Geburtstag), verheiratet, habe 3 erwachsene Kinder, 3 Katzen und einen Hund, bin von Beruf Grundschullehrer und Coach, bin Frau genug, um meine Berufsbezeichnung nicht verweiblichen zu müssen und ich bin ein antriebsloser Messie, der im Grunde seines Herzens Ordnung braucht, wie die Luft zum Leben. Und damit meine ich nicht so die übliche Ordnung, sondern eine genau strukturierte, in der jeder Gegenstand seinen Platz hat und nur dort stehen darf. Gleichzeitig bin ich ein olfaktorischer Mensch, der am liebsten die Luft waschen würde, damit sie besser riecht. „Häh,“ denkt sich jetzt der eine oder andere vielleicht, „wie passt das denn zusammen?“ Oh, das geht sehr gut, wenn man auf sich selbst keine Rücksicht nimmt.

Meine Kindheit und Jugend war kein Zuckerlecken, um es mal harmlos auszudrücken, aber das liegt erstens schon so lange zurück, dass es schon gar nicht mehr wahr ist, zweitens haben viele von euch sicherlich Ähnliches erlebt und drittens erklärt das zwar die Ursache meines Problems, aber wie heißt es so schön: Es gibt keine Probleme sondern nur Lösungen. Als Kind konnte ich mich natürlich nicht wehren, sondern nur erkennen, dass das, was mit mir passiert, falsch ist. Später habe ich für mich den Leitsatz festgelegt:

Ändere, was du ändern kannst!
Nimm hin, was du nicht ändern kannst!
Und sei klug genug, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Als Konsequenz davon, habe ich verziehen. (Meiner Meinung nach, ein ganz wichtiger Punkt) Sobald ich mich dazu aufgerafft hatte, war mir alles das, was mich vorher so bedrückte, plötzlich vollkommen egal. „Der Mensch blickt in die Zeit zurück und sieht, sein Unglück war sein Glück.“ Hätte ich all das früher nicht erlebt, wäre ich ein anderer Mensch geworden und woher soll ich wissen, ob ich mit dem klar gekommen wäre. ;-)

Meine Legasthenie (früher gab es das Wort zwar nicht, aber durch meinen Beruf weiß ich, dass ich Legastheniker war) habe ich durch viel Fleiß in den Griff bekommen, mit dem gleichen Ehrgeiz arbeite ich an meinen Ängsten (Platzangst, Höhenangst, Verlustangst…), indem ich mich der Angst aussetze, sie durch mich durchfließen lasse und hinterher sehr stolz auf jeden kleinen Schritt in die gewünschte Richtung bin. Irgendwie bin ich auch froh über meine Ängste, denn nur wer Angst kennt, hat die Möglichkeit mutig und stark zu sein. Manchmal gehe ich mir aber auch gewaltig auf den Geist. Es kann doch nicht angehen, dass ich so etwas Einfaches wie den Haushalt nicht bewältigen kann. Sobald ich vor den wiederkehrenden Aufgaben stehe, setzt die Blockade ein. Zack, aus die Maus!

Es ist fast so, als würde mein Gehirn, meinem Körper verbieten, wiederkehrende Handlungen, die im entferntesten mit Haushalt zu tun haben, auszuführen. Andererseits, wenn man bewusst laufen möchte, verheddert man sich nur, das wird nichts. Manche Sachen müssen unbewusst ablaufen, damit sie funktionieren. (Siehe Auto fahren oder 10-Finger-Blind-Schreiben)

Ich möchte euch kennen lernen, weil ihr die gleiche „Behinderung“ habt, wie ich. Sehen, welche Lösungen ihr für euch findet. Mich mit euch freuen, wenn eure Wohnung/Haus besuchbar ist oder ihr andere kleinere Schritte geschafft habt. Und ich möchte einfach nicht mehr alleine sein mit meinem Problem.

Ganz liebe Grüße,
Anneli

edit: Schritt 2 - Gerade erledigt!