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Mein Schatz ist ein Messie
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ich habe das mit dem Rausholen und mit den Betreuern auch nicht verstanden. Wo wohnt er denn, bei sich zu Hause oder in einer Art Betreuungsheim?
Ist er bei sich zu Hause ein freier Mensch oder macht da ein Betreuer Vorschriften?
viele Grüße
Wolfram
Hey Leutz,
nein, er hat eine eigene Wohnung, einen gesetzlichen Betreuer hat er nicht. Halt nur die Betreuer (besser gesagt: Ansprechpartner) in der Klinik. Und die meinten, dass er
erstmal dort wohnen bleiben muss, um das Chaos, das er angerichtet hat, auch wieder in den Griff zu bekommen...zu mir kann er eh nicht kommen, ich wohne derzeit (wegen
meines Burnouts) bei meinen Eltern, das ist für mich auch schwer, meine Mutter ist sehr herrisch. Und sie akzeptiert niemanden, den ich kennenlerne...schwere Situation...
Wenn ich wieder in Ordnung bin und wieder arbeiten kann, werde ich mich um eine entsprechende Bude kümmern, ich werde ihn natürlich mit einbeziehen. Selbst, wenn seine
Whg wieder ordentlich ist, möchte ich dort nicht wohnen. Ist wohl auch verständlich. Lieber nochmal von vorne anfangen. Auch für ihn.
Heute mittag war ich ja bei ihm, wir wollten weiter räumen. Daraus wurde aber nichts, er hatte einen totalen Tiefpunkt. Ich war wohl gestern etwas zu forsch, er kam meinem Tempo
nicht hinterher....ich hab mich entschuldigt, ihm gesagt, dass er mir bitte in Zukunft deutlich sagen muss, was er von mir erwartet. Da ich nicht hellsehen kann, muss er den Mund aufmachen.
Ich weiss, dass das sicher schwer ist, für beide Seiten, aber wenn er nix sagt, dann kann ich mich auch auf sein "Aufräumtempo" nicht einstellen.
So bin ich nach gut 3 Stunden gegangen, eigentlich wollte ich mit ihm zu meiner Freundin fahren, damit er rauskommt (Aktivität ist am hilfreichsten gegen Depris) aber er wollte absolut nicht.
Dann habe ich mich allein auf den Weg gemacht, denn ich fühlte mich in dieser (auch für ihn) schwierigen Situation nicht mehr wohl. Und ich will keinesfalls, dass er sich durch meine
Anwesenheit unter Druck gesetzt oder zu irgendwas verpflichtet fühlt.
Wir sehen uns ja am Donnerstag wieder und fahren über Pfingsten gemeinsam nach Berlin. Darauf freue ich mich auch total. Endlich mal richtig mit ihm alleine sein! :-)
Er sagte auch, dass diese Depriphasen wohl noch öfters kommen werden, immer dann, wenn er aufräumt.
Ist nur für mich doof - wenn ich mit ihm zusammen aufräume, hat er das auch, und er bringt dann evt meine Person mit etwas Unangenehmen in Verbindung. Das kann es nicht
sein! Ich möchte ihm helfen, weil ich ihn liebe - ich will ihm nicht emotional schaden! Und ich habe das dumme Gefühl, dass ich das tun würde, wenn ich mit ihm räume....ich möchte,
dass er glücklich mit mir ist und nicht depressiv! :-(
Ich weiss nun nicht, was ich weiterhin machen soll. Die Aufräumerei mit ihm lassen? Es anderen überlassen? Helfe ich ihm damit? Wer hat Tips für mich?
Verzweifelte Grüße,
Nancy
#8
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@Nancy1604
ich finde positiv, dass du ihm mitgeteilt hast, dass er sich gerne bei dir melden darf, wenn er was mag oder nicht, sodass du darüber informiert bist... vielleicht dachte er nicht, dass du zB an seinem Blick oder seiner Stimmung nicht weisst, wie er sich gerade fühlt und an sich wusstest du es nicht, wie er sich dabei gerade fühlt?
mein Tipp wäre, dass du ihn zB fragst, wo er was gerne hätte, zB übereinandergestapelt, zusammengelegt, in Kartons oder Kisten sortiert... und ob er oder du die Aufgabe machen sollten, ihr beide gemeinsam (oder einfach mal etwas anderes, als bei jedem Besuch nur umzuräumen, denn ggf. könnte er sich dadurch überfordert, gestresst oder unwohl fühlen, wenn du zu ihn gehst oder ihn besuchst, dass er erneut etwas von seinen Besitz wo anders hinlagern müsste, obwohl er es vlt gar nicht zur Seite legen mag, sondern zB lieber in Griffweite vorfinden würde?)
oder frag ihn zB, ob oder was er gerne in den vier Wänden anders gestalten wollen würde und wie er es gedacht hätte... zB deine Pläne und seine, je auf eine Liste notieren und sich dann gegenseitig vorlesen (den eigenen Zettel oder den des anderen, wobei dies auch spannend sein kann, die Schrift des / der anderen zu "entziffern", das könnte er ggf. als spassiger empfinden, als nur das blosse Umräumen selbst... könnte ich mir vorstellen?)
ich hoffe, dass ich vorerst etwas weiterhelfen konnte...?
Hallo Nancy!
Auch wenn es viele hier anders sehen, ich verstehe und befürworte den Hinweis des Betreuers, ihn keinesfalls da heraus zu holen, bevor er es nicht geschafft hat, sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Selbstverständlich kannst Du ihm helfen, das ist damit nicht gemeint. Aber was in Deinen Beiträgen fehlt ist die Ursache für den Zustand seiner Wohnung.
Es gibt nämlich Menschen, ich nenne sie "ewige Kinder", die drauf programmiert sind, sich von anderen helfen zu lassen.
Ich hatte, wie ich in meinem Thread vor Urzeiten schon mal erzählt habe, ein Pärchen aus dieser Kategorie.
In dem Falle darf man nur ganz moderat helfen, sollte aber konsequent fordern. Klingt hart, wenn man jemanden liebt, aber zu sagen: "Wir könnten ja mal das und das machen, wenn Du das und das bis dahin schaffst ..." ist auch in einer Liebesbeziehung zu stemmen.
Gerade wenn Du in Erwägung ziehst, mal mit ihm zusammen leben zu wollen, rate ich Dir, Dir nicht Deinen eigenen Tyrannen zu erziehen, sonst hast Du am Ende, was das Ordnunghalten angeht, ein Kind, statt eines Mannes.
Ich spreche übrigens tatsächlich von einem Ehepaar, dem ich geholfen habe und nicht von mir.Meine eigene Messiephase war anders verursacht, ich hätte Dich erschlagen, wenn Du meine Schätze angerührt hättest ;-).
Viel Kraft und alles Liebe
Kay
Hi Leutz,
habe heute ein Update für Euch...
Also ihm geht es nach 2 Tagen totalem Tiefpunkt besser. Vorgestern habe ich abends verzweifelt versucht, ihn telefonisch zu erreichen...nix zu machen. Irgendwann kam dann eine SMS, dass
es ihm einigermaßen gut geht und ich vorbeikommen soll. Das habe ich gestern abend dann auch getan.
Ich habe mich nochmals entschuldigt, dass ich "seine Schätze" (=> Abfall, aber halt seine Heiligtümer) angerührt habe. Er hat damit ja grundsätzlich kein Problem, nur war ich wie ein Tornado
dabei, hatte die Kontrolle übernommen. Das war ihm zuviel und zu schnell....habe ich mittlerweile auch verstanden, es ist für mich ja auch noch alles neu und net leicht....
Ich habe ihm dann auch deutlich gesagt, was ich von ihm erwarte: dass er mich auffordern soll, wenn wir was machen wollen, ER dann das Tempop bestimmt und die Hauptarbeit macht.
Und dass ich nicht hellsehen kann, was in ihm vorgeht und er mir das auch sagen muss. Dass es ihm schwerfällt, ist klar; seine Krankheit und ich bin die erste, die sich kümmert und
Sorgen macht. Das muss er auch erstmal realisieren....
Dann habe ich ihm auch noch deutlich gemacht, dass ich immer für ihn da bin, ihn unterstütze, Verständnis und Geduld für ihn und die Situation aufbringe. Aber eben nicht unendlich - irgendwann
muss er durch sein mit seinem Messie - Dasein. Dass es vllt immer mal wieder Phasen gibt, wo er in alte Verhaltensmuster rutscht und ich dann gegensteuern muss....habe ich auch keine
Schwierigkeiten mit. Aber ich denke, dass man auch einem so hochsensiblen, kranken Menschen die Grenzen (liebevoll und konsequent) aufzeigen muss. Das habe ich getan und ich hoffe,
dass er das für sich so annehmen kann.
Die Geschichte mit zusammen wohnen wird noch lange dauern. Er muss erstmal bei sich daheim dann Ordnung halten lernen, dann muss ich mir ja auch ne eigene Bude suchen (das
wird wohl erst was zum Ende des Jahres). Ich habe ihm mal vorgeschlagen (wenn es soweit ist), dass man in bestimmten Zeitabständen ein Probewohnen macht (vllt so für 4 - 6 Wochen)
damit man herausfinden kann ob man sich erstens in der Nähe verträgt und zweitens, wie er mit eventueller Kritik umgehen kann, wenn er in alte Verhaltensmuster fallen sollte.
Natürlich möchte ich mein Leben mit ihm teilen, aber das muss wohl überlegt werden. Aber das hat mit ihm als Person nichts zu tun, so würde ich auch mit jedem anderen verfahren.
Nur ist die Situation hier nochmal ein bissel komplizierter und komplexer.
@Kayla: danke für deinen Beitrag und die Tips, ja, ich werde das beherzigen. Ich bin ja, was das Messie - Syndrom angeht, völlig unerfahren und möchte mich mehr damit auseinandersetzen,
damit ich meinem Schatz helfen kann. Und das richtig; nicht so wie das Desaster, was ich Sonntag angerichtet habe :-)
Einen Tyrannen werde ich mir bestimmt nicht erziehen, sowas hatte ich vor ein paar Jahren (emotionaler Mißbrauch), da bin ich ganz doll empfindlich....daher auch meine Vorsicht mit dem
zusammen wohnen....
Er macht ja schon was, auch von sich aus, und ich bin stolz auf ihn für das, was er bisher geschafft hat! :-)
Liebe Grüsse an alle,
Nancy
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