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Selbstwertschätzung inkl Aufräumgeschichte von Bessie
#206
Liebe Sonja,
mit Lob und Anerkennung hast Du nicht alleine Schwierigkeiten. Ich habe festgestellt, das mindestens 80% der Menschen ein Lob oder eine Anerkennung nicht nur mit einem Lächeln und einem Danke annehmen können. Meistens müßen wir es dann kommentieren: "War doch nicht die Rede wert" oder "Ist doch nichts Besondres gewesen" oder man glaubt, der jenige der einen lobt (auch bei sehr vertrauten Menschen) will uns nur nach dem Maul reden oder sich bei uns einschmeicheln. Kritik nimmt fast jeder Mensch kommentarlos an. Aber ein Lob??? Warum ist das wohl so?? Wahrscheinlich weil wir meinen, wir wären es nicht wert gelobt zu werden. Da ist es wieder das berühmte Selbstwertgefühl. Außerdem fällt es uns Menschen sehr schwer etwas anzunehmen, was wir umsonst bekommen. Für alles wollen wir Leistungen bringen. Aber genau die Leistung hatten wir doch vorher gebracht, nur sehen wir das nicht oder wollen es nicht sehen. *lächel*
Ich habe für mein Teil mittlerweile gelernt mich über ein Lob mit einem "Danke schön" zu freuen. Je mehr ich das gelernt habe und es auch in der Praxis umsetze, um so mehr sehe ich auch die tatsächliche Leistung die ich gebracht habe. Mein Blick wird mit jedem Lob klarer und ich denke das genau das auch Gott so will. Wir sind alle Menschen, die gewisse Begabungen und Talente (die wir ja auch umsonst von Gott bekommen haben) haben. Wenn wir diese einsetzen und machen es gut, dann STEHT uns auch ein Lob und eine Anerkennung zu. Je mehr ich Lob und Anerkennung in meinem Leben Raum gebe, je schöner und auch leichter wird mein Leben. Den Lob und Anerkennung zeigen mir doch auch das ich wertvoll bin.
Nun möchte ich Dir aber noch von ganzem Herzen zu Deiner bestandenen Prüfung gratulieren. Klasse gemacht!!! Du hast sehr viel Zeit und auch Energie in den letzten Wochen investiert und nun hast Du die Belohnung dafür. Freu Dich darüber und belohne Dich auch selber dafür. Gönne Dir etwas Schönes und genieße das Gefühl, etwas sehr gut gemacht zu haben. Dies ist unter diesem Druck, unter dem Du ja standest, nicht selbstverständlich.
Ich bin sehr, sehr stolz auf Dich!!!
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Herzlichen Glückwunsch!
Du, manchmal stellt sich das Glücksgefühl einfach deshalb nicht ein, weil man es einfach erwarten würde. Nach so einem Gewaltmarsch ist unsere Psyche einfach nur müde und hat gar keine Kapazitäten, um noch irgendein intensives Freudengefühl zu produzieren.
Ich hab als junges Mädchen mal an einem Mathewettbewerb für unsere Schule teilgenommen. Hatte mir nix davon versprochen, da ich mich mit einigen Teilen der Mathematik echt schwer tue. Wochen, Monate vorher geübt und mit dem Lehrer gelernt und weiß der Henker was alles und nie schiens mir genug. Als es dann so weit war, war ich natürlich aufgeregt und völlig durch den Wind und alles andere als fit ...
Als am Nachmittag die Siegerehrung war und ich den zweiten Preis bekam und den Sonderpreis für die kreativsten Lösungen, musste mich mein Lehrer fast aufs Podium schleifen. Ich war viel zu mau und mir war alles viel zu gleichgültig, um vor Freude an die Decke zu springen.
Trotzdem sind mir von dem Tag zwei Dinge in Erinnerung geblieben. Als erstes ein unglaubliches Erfolgserlebnis, das erst abends bei der Abschlussfeier, aus ganz anderem Grund, so richtig zum Tragen kam (da hab ich meine erste große Liebe kennen gelernt) und zweitens die Liebe zum Entwurf von Mandalas (damals nannten wir die Dinger noch Zirkelblumen), denn eine Aufgabe war, ein rundes Farbglasfenster für eine Kirche, unter Beachtung der Regeln des Goldenen Schnitts, zu entwerfen.
Das mache ich noch heute gern zur Entsprannung. Womit ich wieder mal auf unser Stammthema zurückkomme. Auch Tuschzeug und Zirkel aller Varianten, Bleistifte in allen möglichen Härten und natürlich Aquarellfarben gehören zu den "Schätzen" von denen ich mich nicht trennen kann. Manchmal bin ich von mir selbst genervt.
Alles Liebe
Kay
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Danke kay,
ja, deine erlebnisbeschreibung erinnert mich an etwas:
mir sagte einmal jemand, dass viele die Freude verzögert spüren, weil sie zuerst den energieaufwand und Einsatz betrauern,wenn die last von einem abfällt.
sogenannte Freudentränen werden geweint.
und mit diesem Argument kann ich meine fehlende Freude zu einem gewissen teil einordnen.
und ich kann ebenfalls meine pinsel, farben, und lineale und Mandalas, leinwände und so weiter nicht weggeben.
auch wenn die zeit für solche Aktivitäten deutlich kleiner geworden ist, wenn ich grosse lust dazu habe, dann will ich sofort loslegen können und nicht erst alles einkaufen müssen. und je mehr material ich nutzen kann, desto kreativer bilde ich mir ein zu sein.
viele grüsse
sonja
Hallo Sonja!
Deine Antwort bringt mich zum Grinsen. Meine enkelkinder drücken es ja auch immer positiv aus:
Bei Oma braucht man nicht immer warten, wenn man basteln will, bis das Wochenende vorbei ist. Die hat immer alles da ...
Komischerweise haben Kinder zu diesem Teil von "Ordnung" absolut keine Beziehung, sie sehen das nur positiv. Ob es drum geht, dass die beste Freundin jetzt Glitzersteine auf den Jeans hat (na los, das machen wir jetzt auch) oder das unvermeidliche Geburtstagsgeschenk für Mama fällig ist (wir könnten ein Glas gravieren), bei Oma gibts alles.
Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich die Hopse damit nicht zu genau dem erziehe, was ich selbst nicht in den Griff kriege, nämlich alles, was irgendwie kreativ ist, mal ausprobiert zu haben.
Modellhäuschen für Weihnachten basteln, Quilling, Stricken oder Nähen, Malen mit allen möglichen Dingen und Arten von Farben und natürlich Fotografieren ... alles muss mal getestet werden und keine Zeit, dann erst zu warten, bis man den Kram kaufen kann. Zu ungeduldig einfach - bis dahin könnte die Lust dran ja schon wieder weg sein.
Dazu gehören natürlich auch die entsprechenden Fachbücher ...
Irgendwie weiß ich immer nicht, ob ich mich dafür mögen oder erschlagen soll. Der Grund dafür liegt komischerweise auf einem recht unkreativen Gebiet - ich bin lernsüchtig. Irgendwas neues probieren, lernen, dafür kannst mich immer gewinnen. Es macht mir auch arbeitstechnisch nix aus, mich immer wieder vor Herausforderungen zu sehen, von denen ich nicht die leiseste Ahnung habe.
Ich kann mich erinnern, dass ich für ein Projekt mal die grundlegende Theorie des Goldspielens lernen musste. Ich finde Golf grottenlangweilig, aber ich hab darüber vermutlich mehr gelesen, als einige die es spielen, weil ich die Infos einfach beruflich brauchte.
Eine Freundin von mir, viel disziplinierter als ich, die eine begnadete Musikerin ist, aber auch hervorragend zeichnet, meinte zu mir mal "Ich mache Musik. Wozu Gott mir die übrigen Talente gegeben hat, weiß nur er selbst."
Ich hab sie damals geneckt und gesagt, vielleicht hat man einige Talente ja auch nur zum "Durchreichen" an die eigenen Kinder. Aber ich könnte das nicht, ich kriegs nicht hin, mich auf eine Sache zu werfen und nur noch das zu machen.
Irgendwie bin ich sogar froh, dass scheinbar keins meiner Kinder diese Art Maßlosigkeit geerbt hat. Man lebt wesentlich ruhiger, wenn man nur Briefmarken sammelt oder Ameisen züchtet *grinst.
Ach menno. Vielleicht einer der Gründe, weshalb ich therapien zu dem Thema seit jeher scheue, wie der Teufel das Weihwasser. Ich habe einfach das ungute Gefühl, wenn es jemandem gelingen würde, mir das ab zu erziehen, würde ich anschließend mehr leiden, als mit der Unordnung jetzt. Vielleicht stimmt das so gar nicht, aber etwas in mir weigert sich standhaft, das herausfinden zu wollen.
Habt einen schönen Abend
Kay
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