So, dann stelle ich mich mal vor:
Ich bin weiblich, Mitte 30, alleinstehend und kinderlos, die letzten beiden Dinge wohl auch aufgrund des Messietums. Leider gehöre ich zu der Sorte Messie, die vermüllt ist. Es ist jetzt die zweite Wohnung, bei beiden war es von Anfang an ein Problem und begann schon damit, dass ich die Einzugkartons zu einem gewissen Teil nie ausgeräumt habe sondern einfach so stehen ließ. Manchmal hatte ich Zeiten, in denen alles halbwegs ordentlich war. Aber dann hatte ich ein Gefühl der Leere, in gewisser Weise auch angst. Am Liebsten hätte ich eine sichere Burg, in die niemand eindringen kann und in der ich sicher bin. Ich habe unzählige Bücher und Zeitschriften (teure Fachzeitschriften, nicht irgendwelche seichten Blättchen, die ich wegschmeißen könnte ohne ein schlechtes Gewissen zu haben), der Großteil davon ist ungelesen. Vieles liegt auch einfach begraben unter anderem Zeug.
Bei der Vermüllung ist es so, dass erst alles auf dem Tisch steht. Dann fällt etwas herunter, aber ich hebe es nicht auf. Dann wurde es mehr und mehr.
Einfach war mein Leben schon als Kind nicht. Ich habe mich niemals geliebt oder akzeptiert gefühlt, insbesondere im Elternhaus nicht. Meine Kindheit war geprägt von physischer und psychischer Gewalt, hierbei möchte ich die Betonung auf narzisstischen Missbrauch legen. Ich war nie gut genug, angeblich hässlich, meine Bedürfnisse waren unwichtig und durfte auch niemals ausgehen. Dadurch hatte ich niemanden zum Spielen, Freundschaften gab es nur in der Schulpause. Diese zerbrachen dann in der Pubertät, als die anderen begannen auszugehen. Da ich nie mitging wurde ich zum Sonderling und zur Außenseiterin, die teilweise ziemlich gequält wurde. Aufgrund meines niedrigen Selbstwertgefühls habe ich mir das damals leider gefallen lassen und mich zuwenig gewehrt. Meine Mutter steckte mich in die geschmacksverirrtesten Klamotten, die man sich vorstellen kann, Kombinationen, die sich farblich bissen, weswegen ich mich dann gleich noch eine Stufe hässlicher fand, weil mich selbst fremde Leute auf die seltsame Kleidung ansprachen.
Auch als Erwachsene ließ ich mir immer viel zu viel von anderen bieten. Ganz so extrem ist das nicht mehr, allerdings nicht weg.
Dazu gesellte sich etwa ab dem 12. Lebensjahr eine Essstörung. Hochsensibel bin ich auch, falls jemandem der Begriff etwas sagt.
Ich bin wahnsinnig gut darin mich um andere zu kümmern, kümmere ich mich um mich selbst, habe ich ein schlechtes Gewissen.
Meine Interessen sind sehr weit gestreut und in meinem Kopf sind wahnsinnig viele Gedanken, die ich oft nur schwer sortieren kann.
Auch fühle ich mich immer so alt. Das war auch mit 20 schon so.
Momentan bin ich leider in der Situation, dass die Nachbarn und der Vermieter darum wissen, weil die Tür polizeilich geöffnet wurde. Ich hoffe, dass alles gut ausgehen wird. Mir macht das schon große Sorgen. Andererseits denke ich auch, dass es jetzt vielleicht wieder bergauf geht. Auf Herzklopfen und Todesangst wenn jemand klingelt habe ich keine Lust mehr.