Hallo Maria
ich kann dich gut verstehen, dass es sich annervt, das andere sich auf deine Kosten entrümpeln, weil sie wissen, dass du nicht nein sagen kannst.
Und deine ...Empörung (?) darüber, dass hier einige einfach davon schreiben, dass man es spenden oder wegschmeißen soll und dein Vergleich mit Alkohol oder Fettsucht fand ich auch sehr einleuchtend. Und es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass das Wegwerfen die gleichen Zentren im Gehirn aktiviert, die für die Schmerzwahrnehmung zuständig sind. Somit sind deine Schmerzen - wenn auch subjektiv - aber REAL! Und wahrscheinlich ist deine Schmerzwahrnehmung in diesem Bereich auch noch besonders sensible, bzw, gut trainiert.
(Diese Info habe ich übrigens aus einem Beitrag über den neuen Minimalismus. Dort wird als Erfahrung vorgeschlagen, erstmal alles wegzuräumen und sich dann nach und nach die Sachen rauszuholen, die man wirklich braucht. Das minimiert auch den Schmerz. Statt viele tausend Messerstiche (was ja theoretisch/überspitzt Folter wäre) einen großen Schmerz, der vorbei geht und Platz für neues lässt (wie bei einer Geburt! Da kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen: Die sind ziemlich Sch... selbst wenn alles glatt geht. Und man ist auch hinterher nicht ganz die gleich Person - aber das Ergebnis spricht für sich ;-)
Wen es interessiert, hier ist der Link https://www.youtube.com/watch?v=Hw6g4XAGYmQ
Aber! wir wollen ja alle hier raus aus unserem Messietum und haben alle schon unterschiedliche Erfahrungen und Fortschritte gemacht! Deswegen möchte ich mir wünschen, dass du die Wegschmeißvorschläge, die dich so fertig gemacht haben, mehr unter dem Aspekt siehst, dass hier einige einfach schon ein paar Schritte weiter sind - und diese Schritte aber machbar, lernbar und trainierbar - im Sinne von es wird immer leichter - sind.
Ich glaube, ich darf wirklich sagen, dass alle die sich hier angemeldet haben, schon so mir ihrer Wohnung/Haus/Lebensumständen so auf Kriegsfuß standen, dass sie das Gefühl hatten, sie werden erdrückt und sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Mir ging es und geht es immer wieder so! Es geht also um, wer bestimmt über mein Leben "Ich oder der Krempel"? Wenn man ab absaufen ist, muss man sich erstmal selbst retten, bevor man Anderen, bzw. anderen Dingen helfen kann. Dann ist es doch legitim, sein eigenes Dasein über das von objektiv unbelebten Dingen zu stellen. Auch wenn es einem wirklich wirklich WIRKLICH schwer fällt! Reine Notwehr!
Aber um bei deinem Vergleich zu bleiben, du wirst doch nicht in einem Selbsthilfeforum für Alkoholiker Tipps zum weitersaufen erwarten ;-) Nur weil kein Alkohol mehr INS Haus kommt - was ja leider auch nicht funktioniert - hilft es dir nichts, wenn du erstmal deine Heimvorräte aussäufst
Bei den Geschenken ist es wirklich schwierig. Aber um es mit der Big Bang Theory zu sagen "es ist eine gesellschaftliche nicht verhandelbare Konvention" und da es dem Schenkenden mehr Freude bereitet als dem Beschenkten und es auf der ganzen Welt so ist, ist es wohl ein instinktiver Teil von uns. Vielleicht muss die Freude am Schenken auch deswegen so groß sein, um unseren Trennungsschmerz zu überdecken. Bei den meisten Leuten funktioniert das - nur bei uns scheint es nicht ganz zu funktionieren.
Ich würde mir mal viel Input zum Thema "Nein - Sagen" reinziehen. Da wartet bestimmt noch das ein oder andere Aha-Erlebnis auf dich, warum das bei erfolgreichen Nein-Sagern so gut klappt und nicht bei dir. Mir hat da übrigens auch die Wut geholfen(die ja eigentlich nichts ist, als eine Kombination von Änderungswunsch und -energie, die sich staut und noch keine Bahn gefunden hat).
Mein erstes richtiges Neinsagen habe ich noch im Kopf. Es fiel mir schwer, weil ich es auch als unhöflich empfand - aber sowas von nötig! Als ich noch Kontakt mit meiner Schwiegermutter hatte, die ich als Flohmarktsüchtig bezeichnen möchte, (für meine Kinder war eigentlich JEDES Wochenende Weihnachten mit ihrem Plunder!) hat sie mich mal bedrängt, ich solle mir Kleidung von ihr aussuchen - sie HÄTTE DIE SCHÄNKE VOLL! Weder hatte ich ihren Geschmack, NOCH ihr Größe, noch wollte ich mich gezwungen sehen, irgendwas von ihrem Zeug nochmal anziehen und vorführen zu müssen! Außerdem waren IHRE vollen Schränke nicht mein Problem und ich wollte einen Teufel tun, das zu meinem zu machen! Boah!!! da bin ich echt einfach höflich und bestimmt geblieben (obwohl ich mich natürlich ein bischen schlecht befühlt habe), habe es aber durchgehalten und fühle mich jetzt noch großartig bei dem Gedanken daran!
Die unvermeidlichen Schenkenergie kann vielleicht auch auf diesem Weg noch besser umgeleitet werden (in welkende Schnittblumen oder Spenden: Plan deutschland macht eine tolle Spendeaktion - da kann man ganz konkret Dinge verschenken, wie Hühner, Ziegen oder Geburtsurkunden. Das ist echt nett).
Und den Rest (jaaaa, auch ich habe echt noch ein verunglücktes Geschenk von meiner anderen Schwiegermutter angenommen (es war selbst ein Geschenk an sie) mit dem Gedanken: Ich mache dir jetzt die Freude, dir das Ding abzunehmen und dann werde ich es entsorgen. (Das ist zwar noch nicht passiert, aber es wird kommen, da ich eingesehen habe, das dieses Ding mindestens zwei mal weitergereicht wurde und sein Aufgabe wohl nur ihn dem Akt des Schenkens bestand. Es hat seinen Zweck erfüllt - es kann in Frieden gehen!)
Hör nicht auf nach deinem Weg zu suchen. Es wird sich was tun! Auch wenn es mal schmerzhaft sein könnte, das geht vorbei ;-) Und deine Wut hilft dir!
LG Susi