Hi zusammen,
ich bin jetzt 29 Jahre alt und habe lange gebraucht, um mich hier anzumelden. Für und wider, die Scham, zuzugeben, dass ich ein Problem habe, die Angst verlacht oder verspottet zu werden, die Hoffnungslosigkeit (es wird sich ja doch nichts ändern) und vor allem das negative Feedback meines Umfeldes machten es mir schwer, mich hier anzumelden.
Diese Anmeldung hat nichts mit den sog. guten Vorsätzen zu tun, ich habe einfach nur gemerkt, dass ich jetzt Hilfe brauche.
Zu meiner Geschichte:
Ich hatte mit 8 Jahren Gehirntumor, den ich Gott seis gedankt, überlebt und fast ohne Nachwirkungen überstanden habe. Aber da begann es. Vorher habe ich schon aufgeräumt soweit ich mich erinnern kann, aber ab dem Zeitpunkt übernahm es meist die Oma. Oder dann, als ich 10 Jahre alt war und das erste Mal ins Heim kam, ging es nur noch mit Strafen. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich sehr oft am Wochenende nicht heim durfte, weil ich nicht aufgeräumt hatte. Oder ich habe mein TG nicht bekommen, weil nicht gesaugt war. Das ging sehr lange so. Aus mehreren Heimen wurde ich geworfen, weil sie mit mir nicht fertig wurden, bzw. meiner Unordnung, die immer größer wurde, je älter ich wurde.
Mit 20 Jahren dann meine erste eigene Wohnung, ich war stolz wie Oskar. Nach 2 Jahren umgezogen (Kaution hat mein Vermieter behalten und ich durfte noch nachzahlen, weil er die Wohnung grundrenovieren lassen musste).
Wohnung Nummer 2: Ein Jahr habe ich mit besten Vorsätzen darin "gehaust", bis eines Tages mein Vermieter mir die Kündigung präsentierte und mir das Gesundheitsamt schickte, weil meine Wohnung verwahrloste und ich trotzdem 3 Gerbils hielt. Mein Vermieter wollte mir dann die Chance auf eine neue Wohnung nicht verbauen, hielt den wahren Grund für die Kündigung "geheim". Hat aber alles nichts gebracht, keine neue Wohnung gefunden, 2 Jahre in einer Obdachlosenunterkunft gewohnt. Angefangen, Erinnerungen zu sammeln. Sei es eine Gedenkmünze an was weiß ich wen oder ein Bonbonpapier von einem tollen Ausflug oder die letzte Kinoeintrittskarte von der Vorstellung, in der ich mit meinem Freund das letzte mal war. In dieser Zeit hatte ich bereits niemanden mehr, dem ich vertraut habe, oder mit dem ich noch groß Kontakt hatte. Das wichtigste waren mir meine Mäuse, für die ich immer gut gesorgt habe.
Dann Umzug nach Bayern, zurück in die Nähe meiner Familie. Wohnung verwahrloste mit der Zeit, Oma kam wöchentlich, um mich zu unterstützen. Oft habe ich sie gar nicht reingelassen, aus Scham. Dann ging ich wegen meinem Übergewicht auf Reha, um abzunehmen. Familie verschaffte sich in der Zeit Zugang zu smeiner Wohnung und räumte auf. Was sie eben aufräumen nennen. Anstatt dankbar zu sein, zog ich mich zurück. Ich war wütend und verletzt und schämte mich sehr. Ich war absolut entsetzt, dass sie es gewagt hatten, in meiner Abwesenheit in die Wohnung zu gehen. Seidem vertraue ich eig. niemandem mehr. Dann Umzug, weil Vermieterin nach 1 Jahr mitbekam, was in der Wohnung geschah. War gerade im KH, als in der Wohnung über mir, ein Wasserrohrbruch war und sie dringend in meine Wohnung mussten... Nun ja, Kündigung war klar.
So, neue Wohnung, neues Glück dachte ich mir. Doch auch hier das selbe Problem: Die Wohnung schaut jetzt nach knapp 3 Jahren aus wie eine Katastrophe mit 4 Wänden. Im Schlafzimmer war ich seit Monaten nicht mehr, vermüllt und verdreckt wie es ist. Das Bad ist nur zum Teil benutzbar, die Küche ein Schlachtfeld und das Wohnzimmer ein einziges Hürdenrennen. Müll, alte Briefe/Karten, Erinnerungsstücke, Klamotten, hier und da auch Essensreste oder Dinge, die ich gekauft habe, irgendwo abstellte und dann vergaß. Schlafe schon lange auf dem Sofa, seit meine Katze eingeschläfert werden musste ca. (Mai)
Ich bin arbeitsunfähig, hätte also alle Zeit der Welt meine Wohnung auf Hochglanz zu bringen. Aber immer wieder verschließe ich die Augen und verschiebe es auf morgen. Zum Teil fällt es mir unendlich schwer, manches wegzuschmeißen, was zwar Müll ist, aber tausende Erinnerungen weckt (z.B. ein Karton in der Ecke, auf dem meine Katze lag, bevor ich sie zum Einschläfern brachte). Zum anderen schäme ich mich sehr, den Müll hinunterzubringen (mache ich, wenn überhaupt, nachts). Auch Hilfe lehne ich immer wieder ab, aus Scham, hier jemanden in mein Chaos zu lassen, aus Angst, verlacht, verletzt zu werden, faul genannt zu werden. Immer mehr habe ich mich zurückgezogen, immer mehr isoliert. Ich habe versucht, irgendwie rauszubekommen, was nicht stimmt. In einer Psychiatrie wurde mir ein Verwahrlosungssyndrom diagnostiziert, die Betreuerin vom ambulanten betreuten Wwohnen meinte, ich sei ein Messie, meine Umgebung meint, ich bin einfach faul und es würde mir gefallen, so zu leben... NEIN TUT ES NICHT, möchte ich schreien, aber sie würden es nicht verstehen.
Hatte am hl. Abend erst einen Streit, in dem es darum ging, dass ich von meinen Großeltern kein Geschenk bekommen würde, da ich für alles zu faul sei. Und als ich versuchte zu erklären, wurde mir ins Wort gefallen, ich solle den Mund halten, sie würden wissen, wie es läuft. Weil als Messie oder so müsste nur jemand kommen, Ordnung machen und man wäre geheilt. Das habe Oma schon oft versucht aber ich sei einfach stinkfaul und habe einfach keinen Bock auf Haushalt. Und deshalb würde es nix mehr geben und ich solle mich erst wieder melden, wenn die Wohnung ordentlich sei. Wumms, das saß. Und das kurz vor der Feier mit meiner Schwester und deren Familie...
Vor 14 Tagen war der Heizungsableser da. Wie habe ich mich geschämt, denn ich habe es nicht geschafft, bis dahin meine Wohnung "vorzeigbar" zu machen...
Nun ja, hier ein kurzer Überblick über mein Problem. Eigentlich wollte ich gar nicht so viel schreiben, aber es tat iwie ganz gut mal offener zu reden als sonst.Und ich hoffe, ich bin hier richtig.
Gruß von der inzwischen ziemlich verzweifelten Chaositia