Hallo ihr Lieben,
ich habe mir lange eingeredet, dass es bei mir ja gar nicht sooo schlimm ist. Vielleicht ging es einigen unter euch auch so. Ich war noch nie in einem solchen Forum angemeldet - ich habe noch nicht mal nach Tipps gegoogelt, wie ich meine chaotische Umgebung in Ordnung bringen und halten kann. Ich glaube sogar jetzt im Moment will ich es mir noch nicht so ganz eingestehen. Aber erst mal zu mir. Ich entschuldige mich schon mal falls dieser Text sehr lang wird, aber ich hoffe, dass sich vielleicht irgendwo darin Anhaltspunkte finden warum ich einfach nichts mehr gebacken kriege.
Ich bin Mitte 20, studiere und wohne bei meiner Mutter und ihrem Mann (meine "Wohnung": zwei Zimmer + Bad). Zu Anfang meines Studiums hatte ich eine kleine Wohnung in der Stadt im Haus eines alten Ehepaars, die aber von Seite der Vermieter nach 1,5 Jahren gekündigt wurde wegen Eigenbedarf. Meine Mutter beharrt drauf, dass die Kündigung erfolgte weil ich die Wohnung vermüllt hatte. Wirklich schlimm unordentlich war es damals aber eigentlich nicht (weil ich eben kaum was hatte). Die Vermieter waren sowieso sehr seltsame Zeitgenossen, also wer weiß was der Grund war.
Unordentlich war ich schon immer. Als ich ein Kind war, gab es immer Stress weil ich mein Zimmer nicht aufräumen konnte/wollte und letztendlich haben es dann meine Mama oder Oma getan. Das wollte ich irgendwann aber auch nicht, weil besonders Oma immer viel weg schmiss (damals war noch kein Müll da, also nur Spielsachen und Bücher) und es auch ein Eingriff in meine Privatsphäre war - ich muss zugeben, ich hab einen dicken Bauch aber überhaupt kein dickes Fell! Späße auf meine Kosten gingen mir immer schon schnell unter die Haut. Daher wollte ich selbst bei meiner Familie nicht viel preisgeben, da ich die Witze (über zB romantische Bücher oder Make-up und was ich "hässliches Entlein" damit überhaupt will) absolut nicht tolerieren konnte. So nach und nach hab ich damit begonnen Dinge, die meine Familie nicht sehen sollte, zu verstecken: unter dem Bett, unter dem Schreibtisch, unter anderem Zeugs, im Schrank. Und das war dann keine Frage mehr von benutzen und liegen lassen, sondern schon fast von absichtlichem Chaos. Und das wurde immer mehr.
Jetzt habe ich sehr viele Probleme. Ich bin fast fertig mit dem Studium, aber der Druck hat mich über die Jahre sehr zugerichtet. Das geht so weit, dass ich beim morgendlichen Weckerklingeln manchmal anfange zu weinen. Vor lauter Nervosität und Angst vor anderen Leuten esse ich den ganzen Tag nichts, stopfe mich abends mit irgendwelchem Müll voll, und bin so kraftlos, dass mir sogar kleine Tätigkeiten wie eine Kleinigkeit kochen oder Blumen gießen unerfüllbar scheinen. Irgendwann konnte/wollte ich auch am Wochenende oder in den Ferien kaum noch was machen außer im Bett liegen und mir selber Leid tun. Das Ergebnis: Diabetes Typ 2 und ein besch... Klima zuhause. Zu meiner Mutter hatte ich schon immer ein "durchwachsenes" Verhältnis, aber ich kann auch verstehen, dass es sie stört wenn ich im Haushalt nur das nötigste mache und mich dann sofort wieder in meine Messiehöhle verziehe. Trotzdem kann ich mich nicht aufraffen, noch nicht mal ihr zuliebe. Zu den gesundheitlichen und familiären Problemen kommen dann die lieben Finanzen (werde noch nicht mal mehr zu Vorstellungsgesprächen eingeladen), Stress mit Freunden, der Tod meines Vaters (unter dem ich immer noch sehr leide), und und und...
Ich schwanke zwischen Selbsthass und Selbstmitleid. Fremde Hilfe kann ich mir einfach nicht suchen. Zum einen weil es peinlich ist, zum anderen weil ich ja noch nicht mal von den Menschen, die mir nahe stehen Unterstützung bekomme/verdient habe. Wenn ich mich irgendwie aufraffen könnte und wenigstens halbwegs funktionieren könnte wie ein normaler Erwachsener, wäre mir schon viel geholfen. Ich versuche auch mich an anderen Erfolgen "hochzuziehen" und daraus Motivation zu gewinnen. Und vielleicht tut sich ja schon was... immerhin habe ich ja schon geschafft, mein Essverhalten ein bisschen positiver zu gestalten und konnte mich hiermit dazu durch ringen, die Baustelle "Wohnung" in Angriff zu nehmen.
Beim Stöbern im Forum habe ich bemerkt, dass es hier einige ganz schlüssige Tipps gibt, zB find ich diese Mini Habits ganz toll und möchte mich daran mal versuchen. Generell erhoffe ich mir, dass ich aus diesem Loch raus komme. Ich möchte mich selbst davon überzeugen, dass ich nicht der Abschaum der Menschheit bin, dass sich an allem arbeiten lässt. Ich möchte irgendwann nach meinem Abschluss eine schöne kleine Wohnung beziehen und die toll einrichten, ohne dieses kleine Männchen im Ohr, das sagt: "Wozu? Hier sieht's doch eh bald wieder aus wie Sau!"
Tut mir Leid, der Text ist ein bisschen strukturlos und verwirrend. Passt ja zu meinem Leben im Moment. Wenn ihr euch nciht ganz erschlagen davon fühlt, wüsste ich gerne, ob jemand von euch schon mal in so einer ähnlichen Situation war und/oder mir einen Rat geben kann. Danke!