Hallo Forum,
ich merke gerade, dass ich bei mir emotional an einem Punkt nicht weiterkomme. Ich merke selbst, dass der Gedankengang etwas verdreht ist, und ich bin auch bereits in Therapie, wo ich lerne, mit verdrehten Gedanken klarzukommen, aber die nächste Sitzung ist erst wieder in eineinhalb Wochen. Und vielleicht haben andere Betroffene mitunter noch mal Selbsthilfe-Blickwinkel, die eine Therapie zwar nicht ersetzen, aber auch noch mal weiterhelfen. Anders.
Die Situation ist folgende: Ich habe in den vergangenen zwei Jahren (!) extrem viel entrümpelt und ausgemistet. Dabei hat mir die Methode von Marie Kondo sehr geholfen. Mein Kleiderschrank ist inzwischen angemessen gefüllt, mein Bücherschrank auch, in der Küche habe ich auch nur noch ungefähr die Vorräte, die ich brauche. Viele andere Dinge habe ich auch entsorgt und nicht sofort Neues gekauft, weil ich gemerkt habe: Diese Dinge zu besitzen macht mich gar nicht glücklich.
Inzwischen bin ich beinah an dem Punkt, wo meine Wohnung so schön ist, wie ... Wie ich sie gern hätte. Irgendwie.
Aber ich kriege es nicht hin, sie dann auch schön zu machen. Ich schütte Kaffee auf den sauberen Boden, laufe hindurch und wische es nicht weg, und zack, ist es genauso ungemütlich wie früher. Und irgendein Teil in mir atmet auf: Ich bin es halt nicht wert, anders zu leben als so.
Für dieses Wochenende hatte ich mir vorgenommen (und das auch mit meiner Therapeutin besprochen, die gleichzeitig immer sagt, ich soll aber auch geduldig mit mir selbst sein), die Möbel im Wohnzimmer so zu rücken, dass ich den Fußboden in der einen Hälfte rausreißen und neu verlegen und dann die Möbel auf die neu verlegte Stelle schaffen kann. Vom Zeitaufwand und vom Können her wäre das durchaus realistisch gewesen. Ein kleiner Teilschritt auf dem Weg zum großen Ziel.
Aber was mache ich? Reiße sieben Bretter raus, lasse sie auf dem Boden liegen (schon am Freitag), und seitdem verbringe ich die Zeit wieder damit, mich selbst zu hassen, weil ich nichts wert bin. Weil es anmaßend war, meine Wände so schön zu tapezieren (das habe ich im vergangenen halben Jahr etappenweise gemacht) und dann zu glauben, dass jemand wie ich in einem schönen, behaglichen, stilvollen Zuhause leben könnte.
Jetzt ist es nämlich wieder eine Saubude, ein Müllhaufen, in dem man nicht leben kann, das Wohnzimmer ist so unbehaglich, dass die Mustertapete an der einen Wand und die sorgfältig in zwei Farben gestrichenen anderen Wände mit dem schönen Dekoband darüber, die schönen, selbstgenähten Vorhänge überhaupt keine Rolle mehr spielen. Es ist unbehaglich und bäh.
Und irgendein Teil von mir scheint entschieden zu haben, dass es jetzt so bleiben soll. Weil ich mehr als das nicht wert bin.
Kennt ihr dieses Gefühl? Dieses psychische Blockadegefühl, wenn es an irgendeiner Stelle einfach nicht weitergeht und man anfängt, sich selbst zu hassen, weil man zu glauben gewagt hat, dass man es wert ist, in einem schönen Heim zu leben?
Was hilft euch da?