Hallo liebe Leute,
wie alle anderen hier auch, habe ich ein großes Problem mit Ordnung. Das Wort Ordnung mag ich nichtmal mit mir in Verbindung bringen, sauber würde mir fürs erste sogar reichen. Ich war noch nie ordentlich gewesen und schon als Kind war es ein Drama wenn es ans Aufräumen ging. Damals viel es mir in der Tat schwer mich von Dingen zu trennen und ich habe jeden Schnipsel aufgehoben.
Heute sieht die Sache etwas anders aus, aber nicht minder problematisch. Es fällt mir eigentlich nicht schwer mich von Dingen zu trennen, aber durch meine Essstörung und das heimliche Essen im Zimmer sammelt sich SEHR viel Müll an, den ich einfach nicht aufräume. Dadurch, dass ich die letzten Jahre auch mit Depressionen, svv, etc. zu kämpfen hatte war das Aufräumen einfach nicht meine Hauptbaustelle. Aber jetzt da es mir besser geht und ich heute am Aufräumen bin, stehe ich einfach nur schockiert vor dem Chaos und der Selbstverwahrlosung. Nach außen würde das nie jemand von mir vermuten und wenn ich Freundinnen sage, dass ich sie nicht zu mir einladen kann, weil es zu "unordentlich" ist, dann glaubt mir einfach keiner. Jedes Mal sagen sie, dass es ja wohl nicht so schlimm sein kann und sie auch nicht die ordentlichsten wären. Aber DAS ist was anderes. Ich kann euch mal kurz auflisten, wie es gerade bei mir aussieht:
- ich sitze auf meinem Bett, umgeben von Essensresten, Verpackungsmüll, Fruchtfliegen, Büchern, Kucheltieren, Kleinkram
- in meinem Schrank stapeln sich halb-leere Sojamilch-Packungen > es stinkt!
- auch in meinen Schränken befinden sich: leere Alkoholflaschen (aus der depressiven Zeit)
- mein Bett ist meiner Meinung nach recht versifft (ständig ist mir Joghurt auf die Matratze gekippt)
- der Boden ist schmutzig (Krümel, umgekippte Joghurtbecher, umgefallener Saft, etc.)
- Bevor ich angefangen habe aufzuräumen konnte ich nicht mehr durch mein Zimmer laufen; ich musste über Müll und anderen Kram steigen
- auf meinem Sessel türmen sich Kleiderberge
- überall liegt Kleinkram
- NIERGENDS ist Ordnung, nicht in den Schränken, nicht in meinen Schulsachen, nicht in meinem Auto, nicht auf meinem Pc, der Boden nicht, unterm Bett nicht, auf dem Bett nicht, in meinen Taschen nicht
Ich bin schlichtweg verzweifelt. Es war immer wieder sehr chaotisch und auch schmutzig. Dann räume ich auf. Und nach kurzer Zeit sieht es wieder genauso aus. Ich weiß nicht ob das ein Messie-Syndrom ist, aber da ich mich ja von meinen Sachen trennen kann dachte ich bisher eher nicht...? Trotzdem hoffe ich, dass ich in diesem Forum einen Platz finde, weil ich sonst mit keinem darüber reden kann. Nichtmal meiner Therapeutin konnte ich das Ausmaß meines Chaos beichten.
Was mir am meisten auffällt ist, dass ich jedes Mal wenn ich mit dem Aufräumen anfange einen unwiderstehlichen Essdrang bekomme. Dann muss ich erstmal ganz viel Essen. Ich weiß nicht ob das einfach nur das Gefühl der Überforderung auslöst, oder vielleicht die Angst vor der Leere?
Die Vorstellung eines durch und durch ordentlichen Zimmers UND Lebens ist schon verlockend. Ich glaube ich könnte mich endlich wieder kreativ ausleben und hätte wieder mehr Raum für Taten. Aber auf der anderen Seite macht mir dieses "clean- sein" auch Angst. Mein Zimmer ist meine Welt. Dort soll niemand sein, außer mir. Es ist mein Rückzugsort, nur dort gehöre ich wirklich hin. Vermutlich gibt es mir einen Teil Identität. Ich glaube ich brauche Chaos und seelischen Schmerz um irgendwie "etwas zu sein". Die Vorstellung eines leeren Zimmers (ordentlich=leer) ist da einfach beängstigend. Schaffen würde ich es aufzuräumen, keine Frage. Aber könnte ich das dann auf Dauer aus-/halten?
Ich glaube meine Angst vor Veränderungen hindert mich auch gerade. Ich habe Angst mein altes Leben (=Chaos) aufzugeben und zu neuen Horizonten aufzubrechen. Gerne hätte ich alles wieder wie vor ein paar Jahren, egal wie schlecht es mir ging. Ich vermisse einfach vieles. Zeit, Menschen, bestimmte Gefühle, Gedanken, das Lebensgefühl von damals. Alles!
So ich glaube das war es erstmal. Tut mir leid, dass der Text so lang geworden ist, aber es tat gut einfach mal alles los zu werden.
Meine zentrale Frage momentan ist eigentlich: Bin ich Messie?
Und falls nicht, vielleicht gibt es ja trotzdem ein paar Leute, denen es ähnlich geht wie mir.
Liebe Grüße,
Fuchsmädchen