Diese Frage stelle ich, weil ich wissen möchte, in wie weit es bei mir zutrifft.
Meine Wohnung ist aufgeräumt! Ich sammle auch nichts! Das Wohnzimmer ist bei mir fast leer. Nur ein von mir selbstgebauter Webstuhl steht dort. Den freien Platz nutze ich für meine Yogaübungen. Mein Arbeitszimmer und Schlafzimmer hat ein Bett, ein Schreibtisch mit Computer, ein Bücherregal mit Büchern und einen Kleiderschrank. Sehr spartanisch also. Es sieht nicht so typisch wie eine Messie-Wohnung aus. Jedoch gibt es ein aber!
Ich halte gerne Ordnung aber nur in den Bereichen, die mir gefallen. So programmiere ich gern, und der Programmtext ist sehr ordentlich, so daß jeder diesen leicht verstehen und eventuelle Fehler darin entdecken kann. Auch in meinen Kopf scheint es Ordnung zu geben, da ich ein phänomenales Gedächtnis habe, etwa zwanzig Sprachen beherrsche und viele geistige Interessen habe. Ein anderes Phänomen bei mir ist auch, daß ich zur Perfektion neige. Alles muß perfekt aussehen und gemacht werden. Das nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, als was ich vorher eingeplant habe.
In meinen Hobbys baue ich perfekt aussehende Dinge. Sie sind ästhetisch sehr schön, so daß die Leute sie gerne von mir abkaufen wollen. In manchen Dingen aber verabscheue ich Ordnung und auch das tägliche Putzen in der Wohnung. Der Grund: Darin bin ich traumatisiert. Meine Großmutter war ein Messie infolge einer Rachitis. Meine Mutter war davon traumatisiert, weil sie über alles stolpern mußte. Sie haßte deswegen ihre Mutter. Ihre Vorbilder waren dann meine Urgroßeltern. Meine Mutter hatte einen Ordnungswahn und war ein ununterbrochen keifender Putzteufel. Ihre Mutter dagegen war ebenso keifend und unaustehlich, was sie sehr haßte. Jeder Schmutz und und jede Unordnung erinnerte sie an ihre gehaßte Mutter.
Als Kind wurde ich bei etwas Schmutz ziemlich brutal geschlagen, mein Zwillingsbruder sogar einmal verbrüht! Sie tobte dabei wie wild. Es gab nur Verbote. Die Prügelstrafe gab es jeden Tag, zusätzlich wurde ich für einen halben Tag in die kalte Toilette gesperrt. Mein Vater verbot mir ebenfalls alles, weil er nicht wollte, daß jemand schlauer ist, als er bzw. jemand mehr Dinge weiß als er. So durfte ich keine Bücher lesen, keine Hobbies haben, keine Freunde und Freundinnen haben, noch durfte ich mit den Nachbarn reden. Zu Hause bekam ich auch Redeverbot. Meine Mutter unterstützte dieses, weil sie Angst hatte, ich könnte etwas von diesen Zuständen in der Nachbarschaft etwas verraten. Sie selbst führte ein Doppelleben. Nach außen zeigte sie, daß alles in der Familie in "Ordnung" ist. Zu Hause jedoch war die Hölle los. Zwischen meinen Vater und meiner Mutter tobte jeden Tag ein unerbittlicher sinnloser Streit. Mit meinen Vater konnte niemand vernünftig reden, in der Beziehung war meine Mutter zu anderen Leuten vernünftiger. Natürlich habe ich als Kind einiges ungewollt den Nachbarn weitererzählt, zumal ich eh Redeverbot hatte und ich wie unter Dampf stand, mal etwas zu sagen oder sprechen zu dürfen. Das wurde dann hart bestraft, wenn es herauskam, daß ich mal wieder Gespräche und Reden geführt habe.
Doch in Bezug auf Ordnung war meine Mutter sehr grausam. Schulbücher durfte ich gerade noch haben, da die Schule Pflicht war und die Bücher deren Eigentum. So hatte ich auch ein Regal hierfür, denn Ordnung mußte sein! Ordnung ist das halbe Leben, so ihr ständig wiederholter Spruch!
Wenn jedoch ein Buch ganz geringfügig schief stand, dann warf sie das gesamte Regal um, nahm meinen gesamten Besitz, und trampelte lauttobend vor Wut auf den Büchern herum und meinen anderen Sachen herum, bis sie alle verwüstet waren. Sie zerstörte meinen ganzen Besitz! Ich mußte zur Strafe die klitzig kleinen Trümmer auflesen und mit einen Lappen alles putzen. Die Schulbücher mußte ich zur Strafe auch selbst ersetzen. Taschengeld gab es natürlich nicht. Ich mußte das Geld auf einen Golfplatz als Caddie verdienen. Das war dem Zufallsprinzip untergeordnet, so daß ich bei Gluck für einen Tag Arbeit manchmal nur 5 DM verdienen konnte. Die Arbeit war körperlich für mich sehr schwer, da ich aufgrund einer angeborenen Stoffwechselerkrankung nicht besonders kräftig bin, und der Karren mit den Golfschlägern zu schwer war. Kaum hatte ich das mühsam verdiente Geld zusammen, um die Schulbücher zu ersetzen, ging das wieder von vorne los. Es war wie beim Sisyphos. Jeden Tag lebte ich in Angst, weil meine Eltern unberechenbar und sehr launisch waren. Kritik durfte nie üben. Sie erzählten mir immer, wie sie sich den Podex aufreißen und alles für uns (Kinder) tun.
Ich mußte sogar heimlich studieren! Zwei meiner Geschwister haben Selbstmord gemacht. Natürlich sind wir als Kinder selbst daran schuld. Undank ist der Welten Lohn! Ich habe bedingt dadurch eine starke Aversion gegen solche Tätigkeiten, wie die Wohnung zu putzen, als auch Ordnung zu halten. Jetzt ist meine Mutter sehr alt und ich muß sie pflegen. Immer noch beschimpft sie mich, wenn ich mal dazu keine Lust oder Kraft mehr habe. Immer wieder sagt sie, was sie Alles für uns geleistet hat. Als ihre Mutter alt wurde, hat sie sich gar nicht um sie gekümmert! Im Gegenteil, sie rastete aus, als sie mal zu Besuch kam!
Ich muß mich zum Putzen der Wohnung als auch für Ordnung bezüglich der Wohnung immer aufraffen und überwinden. Ich schaffe es gerade noch, alles sauber und in Ordnung zu halten, doch gelegentlich lasse ich manchmal alles schludern. Dann kann es fast messie-artigen Zuständen kommen. Wenn es anfängt, daß ich über meine eigenen Sachen stolpere, dann wird wieder in einen Rutsch "Rein Bude" gemacht, wo dann wieder viel Arbeit zu verrichten ist. Ich könnte stattdessen jeden Tag etwas säubern, ordnen, usw. aber ich tue es eben nicht kontinuierlich! Durch bestimmte Hobbies, die Hygiene abverlangen, zwinge ich mich dann selbst zu einer Sauberkeit und Ordnung. Ich räume aber auch oft erst dann auf, sozusagen auf dem letzten Drücker, wenn ich Besuch erwarte.
Lieber ziehe ich ich eine Arbeit vor, die mir Freude macht, bzw. fröhne ausgiebig meinen Hobbys, die ich als Kind nicht haben durfte.
Die Gefahr, daß meine Wohnung verwahrlosen kann ist sehr groß, was gegenüber Vermietern und Nachbarn problematisch werden könnte. Ich denke, daß ich vielleicht einen Psychotherapeuten aufsuchen muß, um diese Införmationen (Traumata) so zu verarbeiten, daß Aversionen und unbewußte Ängste abgebaut werden.
Meine Mutter hatte den Fehler gemacht in Bezug auf Ordnung und Sauberkeit den Nachahmungstrieb des Kindes auszunutzen, welches die Mutter in ihren Tätigkeiten wertelos und oft mit Freude nachahmt. Stattdessen hat sie ihre auf ihre Mutter ausgerichtete Aggression an uns Kindern brutal abreagiert.
Die katholische Umgebung, in der ich aufwuchs, befürwortete Körperstrafen bei der Erziehung von Kindern. Im katholischen Kindergarten und in der katholischen Bekenntnisschule wurden wir alle jeden Tag zur Kirche von den Pfaffen hingeprügelt.
Die Kinder waren dann untereinander sehr brutal geworden.
Gruß Jadughar