Hallo in die Runde,
wie dem Titel zu entnehmen ist sehen wir uns aktuell damit konfrontiert, dass unsere Großmutter - mittlerweile immerhin 88 Jahre alt - zunehmend dement wird bzw. ist und schon immer einen Hang zu sammeln/aufheben hat.
Wir als Familie haben das Sammeln/Aufheben leider zu lange Zeit sehenden Auges ignoriert, da sie ja im Alltag immer noch zurecht gekommen ist und auch jetzt nicht "dreckig" oder ungepflegt auftritt.
Leider ist es mittlerweile soweit, dass sich auch "echter" Müll in der Wohnung findet und von ihr nicht mehr konsequent entsorgt wird. Auch rennt sie regelmäßig los um vermeintlich benötigte Dinge des Alltags zu kaufen, von denen sich aber noch Unmengen bei befinden, einfach weil sie vergessen hat, dass sie sie noch hat.
Auch die klassischen "Geschenke vom Oma" in Form von Süßigkeiten für die Enkel und Urenkel häufen sich.
Viel aufgehoben haben meine Großeltern schon immer, beide haben den Krieg und anschließend die DDR über- und durchlebt. Als mein Großvater noch lebte hielt sich das aber in einem für die beiden beherrschbaren Rahmen, aber seit er 2010 gestorben ist, ist es langsam aber sicher immer mehr geworden.
Wir haben in der Vergangenheit, als es um ihre geistigen Zustand noch nicht so schlimm bestellt war wie jetzt des Öfteren angeboten ihr beim Aufräumen der Wohnung/des Kellers/der Gartenlaube zu helfen, was sie phasenweise auch begrüßt hat. Wenn es dann aber um konkrete Termine ging oder man es doch einmal geschafft hat mit ihr gemeinsam anzupacken beginnt sie entweder das Entsorgen jedes einzelnen Gegenstandes in Frage zu stellen oder selbst das Entsorgen von alten Zeitungen und Zeitschriften zu blockieren ("Die muss ich noch sortieren").
Auch war es nie möglich größere Mengen auf einmal zu entsorgen, da sie große Sorge davor hatte, "was die Nachbarn davon halten" sollen, wenn auch frustrierend ist das irgendwie verständlich wenn ein ehemaliger IM im Aufgang wohnt, dessen Frau viel von ihm gelernt hat.
Etwaige Erfolge waren dann auch nur von kürzester Dauer und sind nie über Wohnzimmer oder Küche hinausgekommen. Soll heißen wir haben keine Ahnung, wie es in ihrem Schlafzimmer oder im ehemaligen Kinderzimmer aussieht - wir wissen nur, dass sie in keinem der beiden schlafen konnte, weil sie schlicht nicht zugänglich sind.
Zu ihrer Demenz: Zusätzlich zum nicht-mehr-Überblicken der vorhandenen Dinge ist vor allem ihr Kurzzeitgedächtnis belastet. Da geht es soweit, dass sie am Ende einer zweiminütigen Unterhaltung kurz innehält und dann wieder anfängt als hätten die letzten zwei Minuten nicht stattgefunden - und das mehrmals hintereinander.
Als Folge dieses Abbaus ist es teilweise auch schwer sich überhaupt mit ihr zu unterhalten, weil sie entweder spontan anfängt zu weinen oder regelrecht böse/garstig wird.
Aktuell macht sie gerade meiner Mutter jedes Mal Vorwürfe wenn der Zustand ihrer Wohnung zur Sprache kommt. Sie habe in der Vergangenheit ja schon so oft gebeten, dass ihr jemand hilft. Sie kann einfach nicht mehr erfassen, dass es genau anders herum und von wenig Erfolg gekrönt war.
Zur Zeit ist sie nachts nicht mehr in ihrer Wohnung, sondern bei meinen Eltern, was für alle Beteiligten eine enorme Belastung darstellt.
Den besten Draht zu ihr hat zur Zeit noch meine Schwester.
Wir sehen uns hier gerade mit mehreren Baustellen konfrontiert:
1. Zustand der Wohnung (+Keller & Gartenlaube) bei der es nicht den Anschein macht als würde man hier "etappenweise" etwas reißen können
2. ihr geistiger Zustand, der sowohl ihren Alltag erschwert (ständiges Nachkaufen) als auch - das ist zumindest mein Eindruck - verhindert, dass man ihr wirklich verständlich machen könnte, dass etwas passieren muss