Hallo an alle,
heute ist der Tag, an dem ich mein Schweigen breche und es ausspreche, was ich Jahre für mich behalten und in in mich reingefressen habe. Ich bin ein (Müll)Messie. Nicht jemand der sich schwer tut Dinge loszulassen, sondern ein schlimmes Problem mit aufräumen und Müllbeseitigung hat.
Ich bin weiblich, 40 Jahre alt und lebe in einer Fernbeziehung. Wir sehen uns ca. alle zwei Wochen - natürlich bei ihm.
Vor zwei Wochen ist die Bombe geplatzt bzw. ein Wasserschlauch im Bad. Wasserschaden der nicht so einfachen Art. Der Vermieter musste hinzugezogen werden und mein Teufelskreis flog auf.... nicht das ganze Ausmaß der Wohnung, aber der Teil in den er reinmusste. Flur, Schlafzimmer, Bad. Die versicherung wurde eingeschaltet, eine trocknungsfirma beauftragt und nun stehen seit zwei Wochen diese lauten Geräte im Bad und Schlafzimmer. Die Räume sind dadurch nicht nutzbar und ich schlafe im Wohnzimmer auf der Couch - die natürlich nicht zum schlafen geeignet ist, viel zu kurz.
Ich musste mich meinem Freund offenbaren, da die Sachen aus Bad und Schlafzimmer für die Arbeiten rausmussten. Das hat mich viel Überwindung gekostet. Er kam sofort angereist, um mir zu helfen. In einer hauruck Aktion haben wir an einem Wochenende das Bad und Schlafzimmer komplett freigeräumt. Alles weggeschmissen... den Kleiderschrank der seit Jahren von mir nicht mehr geöffnet wurde, da nur Müll drin. Die Regale komplett raus, die versiffte Matratze weg. Das einzige was blieb, war das Bettgestell und von den 15 großen Müllsäcke an Klamotten blieben 3 die noch benutzbar sind. Es wurde eine neue Matratze gekauft und ein kleinerer Kleiderschrank ( der zurzeit aber im Flur steht, da Schlafzimmer wegen Trocknung nicht benutzbar).
Ein Woche später haben wir uns das Wohnzimmer vorgenommen. Das war schon ne Ecke eckliger. Auch das haben wir an nem Wochenende geschafft. So dass es jetzt zwar nicht "sauber" ist, aber der größte Teil ist weg und der Fußboden wieder frei.
Wie gesagt, ich hänge nicht an dem Müll und bin irgendwie erleichtert dass es weg ist. Freuen kann ich mich aber nicht.
Ich bin "aufgeflogen", muss mich nun nach außen der Realität stellen. Ich bin panisch, die Angst zerfrisst mich, ich esse kaum und bin körperlich erschöpft und ständig müde.
Nun geht es am Dienstag weiter mit den Arbeiten in Bad und Schlafzimmer. Es wird geschaut, ob nun alles wieder trocken ist und es muss neues Laminat und Fliesen verlegt werden.... alle schön und gut, wäre da der Vermieter nicht. Der natürlich im selben Haus wohnt.
Der möchte jetzt (verständlich) die ganze Wohnung sehen. Unter dem Vorwand, er möchte die Heizungen checken, da ihm ein Wasserschaden reicht.
Und nun kommt die ganz große Panik... die Küche... der Raum in dem alles begann. Der Raum der nicht mehr betretbar ist. Die Tür geht grad so auf. Dort liegen Müllsäcke seit über 5 Jahren.... es ist so beschämend, dies niederzuschreiben.
Ich musste mich wieder gegenüber meinem Freund offenbaren. Er bot an sofort zu kommen... ich habe es jetzt zwei Tage abgelehnt ... meine Lähmung und Scham lies es nicht zu. Zuviele Ängste.... was denkt er... wird er mich fallen lassen... kann er mit dieser Belastung durch mich umgehen.
Aber diese Angst wird von der Angst vor dem Vermieter verdrängt. Wie soll ich dass bis Dienstag schaffen. Ich habe jetzt schon 8 große Müllsäcke voll und die Küche ist nicht mal halb leer. Wohin nun mit diesen Säcken (kein Keller). Ich fühlte mich so hilflos, dass ich nun zugestimmt habe, dass mein Freund mir wieder helfen muss. Das dritte Wochenende in Folge, dass er für mich aufgibt. Er wird heute Nachmittag wohl da sein.
Aber bis Dienstag morgen schaffen wir das - aus meiner Sicht - einfach nicht. Ich weiß einfach nicht weiter.
Ich würde am liebsten alles abbrechen hier... einfach verschwinden. Einen Neustart. Ich weiß das geht nicht und ich bin nun hier gefangen und muss mich dem stellen. Im Kopf hab ich mich auf die Kündigung durch den Vermieter schon eingestellt.
Ach ja, ich bin ziemlich gut darin das Kopfkino anzuwerfen und mir die schlimmsten Szenarien die passieren können auszumalen. Und hab ich ein schlimmes Szenario gefunden, fällt mit noch ein schlimmeres ein, was dies toppen kann und so weiter und sofort.
Ich weiß nicht, was ich erwarte, wenn ich Euch das hier schreibe. Habe ich überhaupt Erwartungen oder Hoffnung? Oder ist es nur wieder eine "Ausrede" für mich, gerade im Moment nicht in der Küche weiterzumachen?
Ich weiß nur, dass es mir absolut nicht gut geht. Ich dringend Hilfe benötige und ich Angst vor mir selbst habe... wie tief ich noch sinken werde.
Liebe Grüße
Silentium