[quote]Kannst Du mir bitte einen Messie zeigen, der sich zum Normalo entwickelt hat?
Die paar Ausnahmen (zwei oder drei unter Hunderttausend) sind Bestätigung der Theorie.
[/quote]
Dann bin ich so eine Ausnahme.
Ich war schon immer ein Messie, schon als Kind. Die Augen musste man mir nicht öffnen, ich wusste, dass das so nicht richtig sein kann. Ich habe dieses Problem auch nie in den Griff gekriegt. Ich wollte, aber konnte nicht, totale Handlungsblockade. Auch ich hatte mehrere Radikal(aufräum)kuren, Umzüge und Neuanfänge hinter mir, nichts hat genützt. Auch die ganzen Ratgeber zu diesem Thema haben mir nicht geholfen. Dann ist etwas geschehen, das mein Leben auf den Kopf gestellt hat: Ich wurde schwanger. DAS war bei mir der ausschlaggebende Punkt, der meine Blockade gelöst hat. Plötzlich konnte ich ausmisten, für mein Kind. Das Kind brauchte ein Kinderzimmer. Das Zimmer war da, aber zugemüllt. Ich habe zuvor schon tausende Male versucht das Zimmer zu räumen, vergeblich, jetzt ging es plötzlich, innerhalb von 4 Tagen war das Zimmer leer und konnte in ein Kinderzimmer umgewandelt werden. Wichtig war mir : ich muss es selbst tun. Hilfe hatte ich aber dennoch. Mein Mann hat die ganzen Müllsäcke weggeschafft, die bei der Aktion zustande kam. Der Rest der Wohnung kam dann auch noch dran, bis zur Geburt war ich fertig. Das komischste war, dass all diese Dinge plötzlich keine Bedeutung und keinen Wert mehr für mich hatten. Nach der Geburt unseres zweiten Kindes bin sind wir dann in eine größere Wohnung umgezogen, bei der Gelegenheit wurden Keller und Dachboden antrümpelt. Das ist nun 5 Jahre her und seitdem hat das Chaos bei mir keine Chance mehr.
[quote]Aber jetzt werde ich nicht mehr den Fehler begehen, etwas ausserhalb von mir selbst (alkohol) als ursache zu sehen. ICH bin es, der ein Problem hat. Nicht meine Schulden, nicht irgendwelche selbstverursachte Gewissensbisse machen mir zu schaffen; das sind nur die FOLGEN irgendeiner schwerwiegenden Störung meiner Psyche.
[/quote]
Jein. Seitdem ich das ganze überwunden habe, weiss ich ebenfalls, dass das Messie-Syndrom nur ein Symptom ist, eine Begleiterscheinung für ganz andere Probleme. Es ist nur das auffälligste Symptom und wird dann auch gerne als Ursache beziehungsweise Hauptproblem gesehen. Es ist meiner Meinung nach aber nicht unbedingt die Folge einer schwerwiegenden psychischen Störung. Natürlich kann es so sein, aber ich halte das nicht für zwingend. Ich habe in der Familie ebenfalls einen Messie, wo die Hauptursache eine schwere Depression mit Suizidgefährdung ist. Ausgelöst wurde das ganze durch den Tod des Ehepartners.
Bei mir wiederum sehe ich das anders. Ich war nie depressiv oder anderweitig ersthaft psychisch erkrankt. Ich weiss nicht wie ich es beschreiben soll, es war als wäre ich mit meinem Leben nicht im reinen, als hätte ich meinen Platz im Leben noch nicht gefunden. Das hat sich geändert und damit hat sich der Messie in mir in Luft aufgelöst. Ich habe in den Ratgebern (meistens von Ex-Messies geschrieben) gelesen, dass es jeden Tag wieder harte Arbeit ist nicht in alte Verhaltensmuster zurückzufallen, aber ich kann das nicht bestätigen. Es war harte Arbeit das ganze Chaos zu beseitigen, aber es fällt mir jetzt nicht schwer die Ordnung zu halten. Das war früher anders, also denke ich, dass ich jetzt wirklich "geheilt" bin.